ein Geschichtchen

<< < (2/5) > >>

Zarah:
Hier kommt der zweite Teil.
hab mir mehr Mühe gegeben - is deutlich länger geworden, aber besser ...?
Find's ja selbst nich so doll, aber was soll's.
I setz sie einfach mal rein.

Die metallene Stadt II

Sein Vater hatte ihn gewarnt, aber er wollte damals nicht auf ihn hören. Er hatte ihm noch nicht einmal richtig zugehört. Viel lieber hätte er doch mit seinen Freunden herumgetollt und sich die spannendsten Abenteuer ausgemalt, als am Unterricht teilzunehmen. Nun hatte er sein Abenteuer, er saß hier fest!
Er war über eine Menschenstadt geflogen und deren Schönheit erlegen. Er ließ sich bezaubern von dem Glanz und ohne dass es ihm bewusst wurde, flog er in langen Spiralen immer tiefer. Allerlei Gerüche drangen zu ihm herauf, darunter auch einer, der ihm wage bekannt vorkam. Die meisten aber waren keinesfalls angenehm für seine Nase. Dadurch aufgeschreckt wollte er umdrehen und zurück zum Drachenfelsen fliegen.
Ein heißer Blitz traf ihn an der Schulter. Er konnte den Flügel nicht mehr bewegen und stürzte haltlos mitten in die Stadt. Sofort war er umzingelt von Menschen und Fahrzeugen. Sie banden den Drachen mit schweren Seilen. So er sich auch anstrengte, er konnte sich kaum wehren. Das Gift, das seinen Flügel gelähmt hatte, breitete sich in seinem Körper rasch aus und er konnte sich nicht mehr rühren und das Denken fiel ihm schwer.
Als er wieder zu sich kam, lag er in einem großem dunklem Raum, der mit einem dicken Tor sorgsam geschlossen war. Sofort sprang er auf die Füße und lief auf das Tor zu. Ein heftiger Ruck am Hals zog ihn zurück und schnürte ihn für einen Augenblick die Luft ab. Erzürnt schaute er sich das Ding an, das ihn hielt. Durch eine Kette, die an dem Halsband entlang lief, das ihm angelegt wurden war, war er mit der Wand verbunden. So sehr er sich auch hin und her warf und an der Kette riss, sie wollte sich nicht lösen. So eine lächerlich dünne Kette konnte doch einen Drachen nicht aufhalten!
Bei dem Gedanken drehte er sich so, dass er mit der Schnauze das Ende der Kette an der Wand berühren konnte. Er trat so weit zurück, wie es ihm möglich war und riss das Maul auf.
„Nein, nicht!“ Der Drache hatte nicht bemerkt, dass sich außer ihm noch jemand in dem Raum aufhielt. Es war ein Drachenweibchen und sie strömte einen lieblichen Duft aus. Das war es, was er oben am Himmel wahrgenommen hatte. „Wenn du hier drinnen Feuer speist, werden wir ersticken. Die Kette bekommst du so nicht ab und die Wände des Raumes werden sich aufheizen. Sie werden heiß, sehr heiß!“
Obwohl er es immer noch tun wollte, wusste er, dass dieses Weibchen Recht hatte. Sie würden ersticken. Liebend gern hätte er den Tod in Kauf genommen, wenn er weiterhin hier gefangen wurde. Aber er wollte nicht Schuld am Tod dieses Weibchens sein. Es gab nur noch so wenige Drachen.
„Wer bist du?“, fragte er und musterte das Drachenweibchen, das sich von ihrem Platz erhob und auf ihn zuging. „Mein Name ist Finka und ich stamme aus den Grauen Bergen.“
Die Drachen standen sich gegenüber und schienen aufeinander sehr neugierig. Erschrocken entfuhr dem Drachen plötzlich ein knurrender Laut: „Was haben sie mit dir gemacht?“
„Mit mir, was meinst du?“ Finka musterte ihn immer noch von allen Seiten und sog seinen Duft ein. „Dein Flügel, was haben sie mit deinen Flügeln angestellt?“
Finka schaute in seine entsetzten Augen und lachte hell: „Nichts, du Dummchen! Die Decke versteckt sie, aber das macht nichts. Sie ist hübsch.“ Sie drehte sich im Kreis und hob dabei stolz ihren Kopf, so dass er die Decke auf ihrem Rücken bewundern konnte. Der Stoff war fein gewebt und mit Gold- und Silberfäden bestickt. Sie war ihrem Körper angepasst und fiel ihr fast bis zum Bauch herab. Dort war sie mit Metallschnallen festgezurrt. Es schien sie nicht zu stören, dass dabei ihre Flügel an den Körper gepresst wurden.
„Wie kannst du denn damit fliegen?“, verstört blickte er sie an.
„Wenn ich fliegen darf, nehmen mir die Menschen die Decke natürlich ab. Aber ich will gar nicht so oft fliegen. Mir gefällt es hier.“ Das helle Lachen von Finka ertönte wieder.
In dem Moment wurde das Tor geöffnet und strahlendes Sonnenlicht flutete den Raum. Finka trottete darauf zu und folgte dem Menschen, der das Tor geöffnet hatte, hinaus. Ein anderer warf währenddessen etwas in den Raum und schloss das Tor wieder.
Der Drache schaute sich die ganze Sache sprachlos an. Er war noch nicht einmal in der Lage sich zu rühren. Dieses Mal lähmte ihn der Schock. Dieses Weibchen war wie er in diesem Raum eingesperrt, doch es störte sie nicht. Mehr noch, es schien ihr zu gefallen, das Haustier der Menschen zu sein. Sie ging freiwillig mit ihnen, obwohl sie hätte flüchten können. Keine Kette hinderte sie daran.
Stand ihm das gleiche Schicksal bevor? Sollte auch er gefügig hinter den Menschen hertrotten? Niemals! Verunsichert und schockiert legte er sich nieder und schloss die Augen. Das hingeworfene Futter vor seiner Schnauze rührte er nicht an.

Einige Zeit ist vergangen, seit der Drache gefangen und in diesen Raum gesperrt wurde.
Während der ersten Wochen versuchte er ununterbrochen die Kette, die in hielt, zu zerreißen. Jeder Versuch scheiterte. Das Essen, was ihm gereicht wurde, verschmähte er. So lange hatte er noch nie gefastet, aber er schwor sich, nichts aus der Hand der Menschen zu nehmen.
Finka versuchte ihn zu überreden doch etwas zu essen. Sie selbst schlang das ihr vorgesetzte Fleisch und Obst gierig herunter. Das Drachenweibchen erzählte ihm jedes Mal erneut, wie wunderbar und lecker das schmeckte.
Seine Kraft ließ rapide nach. An der Kette zog er schon lange nicht mehr. Sein letzter Versuch sollte es sein; er riss das Maul weit auf, sammelte seine letzten Kraftreserven und zwischen seinen Zähnen schoss ein mächtiger Flammenstrahl hervor. Finkas Warnung hatte er nicht vergessen, aber er wollte nicht länger an der Kette leben.
Die Flammen stoben weit gefächert durch den Raum. Der Raum brannte nicht, er glühte im Feuerschein! Die Flammen fanden keine Nahrung, doch die Feuersglut kroch die Wände entlang. Die Wände waren nicht mehr dunkel, sondern hatten eine glühend rote Färbung angenommen. Sie waren siedend heiß, schmolzen aber nicht. Die Kette, die am Hals des Drachen endete, verfärbte sich rot. Die Hitze kroch daran entlang bis zu dem Band, das den Drachenhals umschlang. Der Drache brüllte vor Schmerz auf. Das Band verbrannte seinen Hals. Der Boden schien ebenfalls zu glühen und bereitete ihm unerträgliche Schmerzen. Seine Fußsohlen waren fast ebenso empfindlich wie der Bauch. Die Luft wurde stickig und schwer. Der Sauerstoff wurde von dem Qualm verdrängt und der Drache bekam keine Luft. Er atmete ein letztes Mal beißenden schwarzen Rauch ein, fiel zur Seite und blieb liegen.
Er dachte nur noch, dass er nun doch sterben würde und Finka zum Glück nicht bei ihm war. Sie wurde jeden Tag von Menschen hinaus geführt und sie ging glücklich mit ihnen. Täglich schwärmte sie ihm vor, wie wunderschön die Stadt war und wie es ihr gefiel, wenn ihr die Menschen zujubelten, wenn sie sie auf den Straßen sahen. Sie war zufrieden und vermisste ihre Freiheit nicht.
Sollte es wirklich solche Drachen geben? Die alles aufgaben für etwas Jubel und eine goldbestickte Decke?

Ehe seine Verbrennungen so weit abgeheilt waren, bis er sich schmerzfrei bewegen konnte, vergingen viele, viele Tage und Wochen. Das Drachenweibchen Finka war stets bei ihm und rückte kaum von seiner Seite.
Die Wunden, die ihm seine eigene Feuersglut beigebracht hatte, wurden mit einer kühlenden und schmerzlindernden Salbe eingerieben. Täglich kam einer der Menschen und kümmerte sich um ihn. Am Anfang war er zu schwach um sich gegen die Behandlung zu wehren. Später knurrte er nur noch. Er wollte nicht von Menschen umsorgt werden! Und doch musste er einsehen, dass er ohne sie viel schlimmere Schmerzen hätte aushalten müssen. Ein winziger Teil seines Herzens fand Gefallen an den Menschen.
Er nahm auch ihr Futter an. Musste er doch gestehen, dass es zu verführerisch vor seiner Nase lag. Es schmeckte gar nicht übel, das Fleisch, das ihm vorgesetzt wurde. Zwar hatte es für einen Drachengaumen zu lange im Feuer gelegen, aber er hatte Hunger.
Mit dem ersten Versuch auf die Füße zu gelangen, bemerkte der Drache, dass er sich nicht mehr in dem dunklen Raum befand, wo die Menschen ihn zu erst gefangen hielten. Dieses hier ähnelte mehr einer Höhle. Aber auch sie wurde von einen schweren Tor verschlossen gehalten.
Die widerliche Kette, die ihn festgehalten hatte, war er los. Kein Band umschnürte seinen Hals. Nur das Tor hinderte ihn in die ersehnte Freiheit zu gelangen. Er hätte versuchen können zu flüchten, wenn die Menschen kamen. Aber sie benutzten einen anderen Eingang, der viel kleiner war und für einen Drachen ungeeignet.
Seine Sehnsucht nach Freiheit war gewaltig, aber er sah keine Chance hier heraus zu kommen. Seine Gefühle stumpften mit der Zeit ab, genau wie sein Körper. Die wundervollen Schuppen hatten ihren Glanz verloren und auch das Funkeln seiner Augen starb. Er hatte keine Hoffnung. Finka tat ihr Bestes, diesen Drachen aufzumuntern. Sie schlief mit ihm Seite an Seite und überließ ihm die besten Fleischstücke und die saftigsten Früchte.
Der Drache gab sich auf und doch füllte sich sein Herz mit Liebe. Der Liebe zu Finka.
Finka hegte schon zärtliche Gefühle für ihn, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Doch sie verstand es nicht, warum er mit seinen Los nicht zufrieden war. Die Menschen gaben beiden doch die beste Versorgung. Natürlich wollte auch sie manchmal tun, wozu sie Lust hatte. Aber man musste auch wegstecken können. War es das nicht wert, wenn die Menschen so zu ihnen aufsahen?

Finka machte sich Sorgen. Das Drachenweibchen hatte nun einen Partner gefunden, aber dieser hatte seinen Lebenswillen verloren. Er kam nicht klar mit den Gedanken, für immer mit ihr zusammen sein. Für immer mit ihr in dieser Stadt zu leben. Für immer wie sie von Menschen abhängig zu sein. Er wollte frei sein. Er war ein wilder Drache und war für das Fliegen geboren. Sie, Finka, stammte zwar auch von wilden Drachen ab, kam aber als junger Drache hier her. Sie war kaum geschlüpft und hatte ihre richtigen Eltern nie kennen gelernt.
Sie konnte sich noch wage daran erinnern, dass sie schreckliche Angst gehabt hatte, als sie von Menschenarmen gepackt und in die Stadt geschleppt wurde. Nun aber sah sie die Stadt als ihre Heimat und die Menschen als ihre Familie an. Einerseits sollte dieser neue Drache dazugehören, aber anderseits wollte sie, dass er glücklich war. Finka fasste einen Entschluss.
Sie erzählte dem Drachen ihren Plan. Ein Funke Hoffnung stahl sich in seine Augen und er wurde munter.
Die nächsten Tage saßen beide Drachen erwartungsvoll vor dem Tor bis die Menschen kamen und ihnen Futter brachten. Sie fraßen beide aus ihren Händen und ließen sich beide anfassen. Es schien so, als ob sich auch der neue Drache mit der Situation abgefunden hatte, in der er sich befand. Er knurrte nicht mehr und wehrte sich nicht gegen die Menschenhand. Seine Augen strahlten wieder voll innerer Wärme.
Sein Lebenswille kehrte zurück - bis auch ihm eine Decke übergeworfen werden sollte. Er wollte sie nicht! Hatte Finka ihn belogen? Wie sollte er denn in die Freiheit gelangen mit dem Ding auf dem Rücken, das seine Flügel band? Voller Wut wollte er sich auf die Menschen stürzen, doch Finka trat dazwischen. Ihre flehenden Augen taten das ihre und der Drache besänftigte sich und ließ sich die Decke überwerfen und festschnallen. Er versuchte zwar, sie mit seinen Flügeln zu sprengen, aber so leicht wie die Decke war, so fest war sie auch. Resignierend schüttelte er den Kopf und legte sich nieder.
Sein Kopf ruckte hoch, als er das Geräusch eines sich öffnendes Tores vernahm. Tatsächlich, die Menschen öffneten nicht nur den kleinen Eingang, sondern das große Tor sperrangelweit. Finka trottete sofort ins eintretende Sonnenlicht und auf die Straße hinaus. Er selbst war misstrauisch und ging ihr langsam hinterher. Wurde ihm womöglich der Ausgang verwehrt? Nein, er kam ungehindert nach draußen. Die Sonne blendete ihn und doch war er glücklich den Himmel über sich zu sehen.
Er war ganz aufgedreht und wollte alles erkunden. Ordentlich folgte er Finka durch die Straßen, die sorgsam darauf achtete nichts zu beschädigen. Die Menschen vor ihnen führten sie auf einen großen runden Platz. Alles war feierlich geschmückt und mit Wimpeln besetzt. Der Drache beäugte interessiert die Statue, die einen Drachen mit finsterer Miene darstellte, der vor einem ausgebeulten Haus hockte.
Stürmisch wurden er und Finka von den Menschen begrüßt und umjubelt. Finka ließ es sogar zu, dass sich einige der kleineren Menschen auf sie setzten. Der Drache fand den ganzen Tumult lustig und doch anstrengend. Er wollte doch nur eins: In die Freiheit zu fliegen!
Plötzlich spürte er wie die Decke von seinen Rücken rutschte und schaute an seiner Seite entlang. Einer der Menschen faltete die Decke zusammen und ein Blick auf Finka zeigte ihm, dass auch ihr die Decke abgenommen wurde. Sie spannte die Flügel und erhob sich sogleich in die Lüfte. Er machte es ihr nach. Zumindest hatte er es vor. Doch hatte er so lange seine Flügel nicht benutzen können, dass es ihm einiges an Kraft kostete, sie überhaupt zu bewegen.
Die Rufe der Menschen und Finka, die über den Dächern der Stadt segelte, spornten in an. Nach einigen unbeholfenen Flatterversuchen schaffte er es tatsächlich seinen Körper vom Boden zu lösen. Kaum war er in der Luft, erfasste ihn eine Windböe und er ließ sich tragen.
Er hatte es geschafft! Um nichts in der Welt würde er noch einmal in diese Stadt zurückkommen. Doch was musste er mit ansehen? Finka drehte ab, wich von seiner Seite und näherte sich dem großem Platz. In Spiralen ging es immer tiefer und sie landete schließlich mitten in der Menschenmenge, die ihr schnell Platz machte. Das konnte doch nicht sein, sie kehrte zurück. Sie war doch frei!
Er wollte, dass sie mit ihm flog. Er wollte, dass sie seine Partnerin wurde. Er wollte, dass sie beide glücklich wurden. Doch war sie nicht glücklich? Hatte sie nicht ihr Glück in dieser metallenen Stadt zwischen all den Menschen gefunden? Er liebte sie, doch noch mehr wollte er die Freiheit und den Wind unter seinen Flügeln spüren. Und das nicht nur für einen kurzen Moment.
Er blickte nicht zurück, als er davon flog. Automatisch korrigierte er seine Richtung und steuerte auf die Grauen Berge zu. Dort würde er auf sie warten.

Mnementh:
:) Ich fand Deine Fortsetzung auf jeden Fall besser als Teil eins, aber warum so unpersöhnlich?
Gib dem Drachen einen Namen, eine Vergangenheit, eine (vielleicht verlorene) Familie!?
Nur ein Vorschlag  :D

Zarah:
Da kommt noch e dritter Teil, wo ich drauf eingeh ... irgendwann, wenn ich ma zu komme.

Drougén:
ist echt gut geworden! find die 2te besser als die erste!

Zarah:
Danke!  :D

Schreib eigentlich recht gern Geschichten, aber aus der Sicht von nem Drachen is für mich "Neuland".

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete