--- GEBURTSTAGE HEUTE: Fafnier (44) | --- GEBURTSTAGE DEMNÄCHST: Death Dragon (36) | Meister Dracon (34) | Sirius-Juno (2020) | Tamesis (36) | BlueDragon (60) | Barroth (37) | Zefi (37) | Schwebender Drache (38) | Valyavelocryr (38) | Nozdormu (33) | Vermithrax (39) | Macharius (39) | Shayesda (39) | (120) | Thorin (41) |
TheDragonworld Drachenburg Board
02.Mai.2024, 04:27:42 *
Willkommen Gast. Bitte einloggen oder registrieren.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
 
  Übersicht Hilfe Suche JAVA CHATZUGANG Mitglieder Einloggen Registrieren  
  Beiträge anzeigen
Seiten: 1 ... 4 5 [6]
101  Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Blazestorm am: 08.August.2007, 19:08:38
***

Nahezu gleichzeitig erreichten Drache und Mensch Antonellos Hof. Trotz seiner schweren Verwundung und Erschöpfung machte sich Antonello sofort daran, einen sicheren Unterschlupf für den Drachen zu finden, eine geräumige Höhle, in der er sich zurückziehen konnte. Zu Antonellos grenzenlosen Überraschung bestand der Drache jedoch darauf, sich zunächst um die Verletzung des Menschen zu kümmern.

„Deine Wunde ist tief“, knurrte Blazestorm, als er sich Antonellos Wunde näher besah, „und sie ist von völlig anderer Beschaffenheit als die Verletzungen, die ich bisher bei verwundeten Kreaturen gesehen habe.“
Schließlich entdeckte er die Kugel, die immer noch tief im Fleisch steckte, und ohne jede Vorwarnung zog er sie mit seinen rasiermesserscharfen Klauen heraus. Antonello brüllte erneut vor Schmerz auf, der Ohnmacht nahe, aber nun war es ausgestanden. Mit einem gezielten, feinen Feuerstrahl aus seinen Nüstern desinfizierte und versiegelte Blazestorm die blutende Wunde.

„Ich danke Euch, Lord Drache.“
Antonellos Stimme war heiser, der rasende Schmerz ließ nur allmählich nach.
„Und jetzt müssen wir einen geeigneten Platz für Euch finden. Ich versichere Euch, sie werden Euch niemals aufspüren. Ihr werdet hier in Sicherheit sein.“
Da es bereits dunkelte, zeigte Antonello auf das große Gebäude, das an das Wohnhaus angrenzte.
„Dieser Stall ist unbenutzt. Und er müsste groß genug für Euch zu sein.“
„Warum nimmst Du das alles auf Dich, Antonello?“
Die Stimme des Drachen war überraschend sanft und leise.
„Naja, ich kann doch nicht so ein prächtiges Geschöpf wie Euch dem Militär ausliefern, Lord Drache. Man würde Euch in ein Labor stecken und dort grausame Experimente mit Euch durchführen, Euch zu Tode quälen“, erwiderte Antonello ein wenig verlegen.
Der Drache dachte einen Augenblick nach über Antonellos Worte, die von Herzen zu kommen schienen, und sprach dann: „Es tut gut zu wissen, dass es doch ein paar wenigen Menschen nicht nach unserem Tode gelüstet. Dir scheint meine Spezies wirklich am Herzen zu liegen, nicht wahr?“
„Oh ja, Lord Drache. In der Tat, mehr als alles andere. Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, einmal einem leibhaftigen Drachen zu begegnen. Ich habe immer gehofft, dass Drachen existieren, aber mein Verstand bezweifelte Eure Existenz. Ich bin so glücklich, dass Ihr jetzt vor mir steht und mit mir sprecht, Lord Drache. Dafür bin ich gerne bereit zu sterben, jedoch bitte ich Euch um die Gnade eines raschen Todes, ehrenwerter Lord Drache.“

Augenscheinlich wurde Antonello wieder von seinen Gefühlen überwältigt und Blazestorm war peinlich berührt, als sich der Mann erneut vor ihm auf die Knie warf. Er zitterte am ganzen Leib.
„Bitte, Antonello. Dieser Anblick ist erbärmlich und er widert mich an. Steh augenblicklich wieder auf und schau mir in die Augen... Ich trachte nicht länger nach Deinem Leben. Und hör vor allem auf, mich Lord Drache zu nennen.“

Blazestorm senkte seinen Kopf, und schnaubte den Menschen an, ihm dabei tief in die Augen blickend.
Antonello schaute zu dem Drachen auf, schniefte und wischte eine Träne fort. In einer plötzlichen Gefühlsaufwallung sprang er auf und schlang seine Arme um den Hals des Drachen.
Vorsichtig wand sich Blazestorm aus seiner Umarmung und trat einen Schritt zurück, leise grollend: „Lass das sein, das ist kein gebührliches Verhalten gegenüber einen Drachen. Im Übrigen brauche ich auch keinen Diener und ich lege auch nicht im Geringsten Wert darauf, einen Zweibeiner um mich herum zu haben.“
„Wie auch immer“, fuhr Blazestorm fort, den verzagten Blick Antonellos genau registrierend, „mit Deinem Handeln hast Du Dich selbst von Deinen eigenen Leuten entfremdet, ein hoher Preis für Deine Drachenliebe. Man wird sehen... Jetzt allerdings sollten wir uns besser zur Ruhe begeben.“
Damit schlüpfte der Drache ohne ein weiteres Wort in die Scheune, Antonello keines Blickes mehr würdigend.

Antonello seufzte leise und begab sich in seinem Haus ebenfalls zur Ruhe.
Es war für ihn ein anstrengender Tag gewesen und so viel war passiert. Schon bald fiel er in einen Schlaf und träumte: Als tapferer Ritter in glänzender Rüstung focht Antonello eine furchtbare Schlacht. Er musste seine große Liebe, einen edlen Drachen, aus den Klauen einer widerlichen und bösartigen Jungfrau retten...

***
102  Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Blazestorm am: 08.August.2007, 19:05:40
Vielen Dank Euch für die positive Reaktion auf das, was Ihr bisher gelesen habt.

@Ariguseli

An einer solchen Auflage bin ich gerade dran. Da erfolgt der Feinschliff und dann gebe ich das Manuskript an ein Literaturstudio, die es kritisch unter die Lupe nehmen und mir sagen, ob ich damit "professionell" werden kann.
Schau'n wir mal, ob ich dann einen interessierten Verlag finde. Ich würde jedenfalls schon gerne.
Was ich allerdings nicht machen will ist, das Buch über einen dieser Book On Demand Verlage herauszubringen...

Jedenfalls, von der DDC.Sonderauflage ist noch eine ganz kleiner Restbestand übrig:

Spiralbindung, ca 220 Seiten, mit DDC-Bonus: "Rahmengeschichte" und Artgallery.
Die Illustrationen sind u.a. von Skant und Tylon.

zu den 8 EUR würden dann noch 3 EUR für Porto & Verpackung kommen.


So, nun aber genug der Eigenwerbung ;-)
Weiter geht's mit der Story.

***
103  Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Blazestorm am: 07.August.2007, 17:15:38
***

Blazestorm beobachtete, wie ein Mensch aus dieser pferdelosen Kutsche kletterte und er erhob sich schließlich, als er diesen Mann auf sich zukommen sah. Er stand einem weiteren Angehörigen des Menschengeschlechts gegenüber, das ihm mit dem Mord an seiner Gefährtin so viel Leid zugefügt hatte. Und Blazestorm hatte jetzt die Möglichkeit und auch die Absicht, ihn zu vernichten.
Der Drache ließ sein donnerndes Brüllen ertönen, entblößte dabei sein grausames, todbringendes Gebiss. Er wollte sich an der Furcht des Menschen ausgiebig ergötzen, bevor er ihn vom Erdboden vertilgen würde. Er überlegte sich gerade eine möglichst qualvolle Hinrichtungsmethode, als ihn der Mensch vor ihm mit einem völlig unerwarteten Verhalten überraschte.
Der Mann fiel auf seine Knie, schaute auf zu dem riesigen Geschöpf, das im Begriff war, sein Leben zu beenden, und rief aus: „Dem Herrn sei Dank! Ein Drache! Endlich! Endlich ein Drache...“

Dies brachte Blazestorm so sehr aus dem Konzept, dass er seinem drängenden Verlangen, ihn mit einem gut gezielten Prankenhieb niederzustrecken, vorerst widerstand. Er wollte zunächst herausfinden, was dieser Mann im Schilde führte. Der Mensch hatte offenbar vor Angst seinen Verstand verloren oder er war einfach ein armseliger Narr, jedenfalls schien er sehr, sehr aufgeregt. Der Drache verstand nur wenig vom dem, was der Mensch faselte.
„Ich hab’s gewusst! Mein ganzes Leben lang! Ich habe immer gewusst, dass Drachen wirklich existieren! Ich.... Was soll ich sagen... Mein ganzes Leben habe ich mir gewünscht, einen Drachen zu treffen, und jetzt...! Oh, Gott, ich danke Dir!  Lord Drache...!“
Die Worte sprudelten aus seinem Mund und noch bevor Blazestorm überhaupt wusste, wie ihm geschah, brachte der Mensch seine totale Unterwerfung gegenüber dem Drachen zum Ausdruck: „Lord Drache, bitte, lasst mich Euer untertänigster Diener sein. Ich möchte Euch mein Leben weihe...“
Um den Redefluss zu stoppen, schlang der Drache seinen Schwanz um die Knöchel des Mannes und riss ihn damit zu Boden. Blazestorm nagelte den Menschen mit seiner rechten Vorderpranke fest, stellte sich über ihn, seine Schnauze zwei Zentimeter vom Gesicht des Mannes entfernt.
„Sei still!“ brüllte er und tatsächlich, der Mensch verstummte.
„Ich habe keinen Bedarf für einen Diener. Doch ich weiß Deinen Mut, zu mir zu sprechen, zu schätzen. Darf ich Deinen Namen erfahren, bevor ich Dein Leben beende?“
Eine scharfe Kralle drückte gegen seinen Kehlkopf.
„A-Antonello. Antonello Varini.“
„In Ordnung, Du sollst nun auch meinen Namen erfahren: Euch Menschen bin ich als Blazestorm bekannt“, erwiderte der Drache und entblößte in einem angedeuteten Lächeln seine schaurigen Zähne, bevor er fortfuhr.
„Und nun, Antonello Varini, sprich Dein letztes Gebet.“
„Warum willst Du mich töten? Ich glaube, ich habe Dir nichts getan. Wirklich, ich habe Drachen immer geliebt und...“
„Genug!“ unterbrach  ihn der Drache mit zornigem Knurren.
„Du bist ein Mensch. Das allein ist Grund genug Dich zu vernichten. Und nun...“.

Antonello wurde klar, dass dieses Geschöpf tatsächlich im Begriff war, ihn zu töten.
Er schloss die Augen, sich seinem Schicksal fügend. Blazestorm holte tief Luft, bald würde der Körper des Menschen nur noch ein Haufen Asche sein.
Aber der brennende Schmerz blieb aus. Der hilflose Mensch musste weiterhin unter der Drachenklaue verharren.
„Ich will Dein Leben doch noch eine Weile verschonen. Du sollst mir erzählen, wo ich hier bin. Was ist mit meinen Bergen und meinen Wäldern geschehen? Warum sind hier keine anderen Drachen?“
„ Ich...ich weiß nicht, wovon Ihr redet, Lord Drach...“
„ Falsche Antwort, Zweibeiner“, sagte der Drache und seine Klaue schnitt tief in Antonellos Schulter.
„Ihr seid der einzige Drache, den ich je in meinem Leben gesehen habe und niemand hat seit vielen Jahrhunderten einen Drachen gesehen. Ihr befindet Euch in den Ausläufern des Mont Blanc - Gebirges nahe des Genfer Sees, Schweiz, Europa, Planet Erde. Wir haben Mai 2007“, presste er zwischen seinen Zähnen hervor.
Blazestorm zog seine Klaue zurück und erlaubte ihm aufzustehen, sichtlich verwirrt von dem, was er gerade gehört hatte.
Er knurrte ärgerlich, sein stachelbewehrter Schwanz schlug nach links und nach rechts.
„Ich verstehe nicht, was Du mir erzählst. Wahrscheinlich spielt es auch keine Rolle. Ich sollte Dich hier und jetzt töten!“

Gewehrschüsse und Stimmengewirr retteten das Leben des Menschen und ließen den Drachen herumfahren.
„Was ist das?“
„Das sind... - oh, verdammt!“, rief Antonello aus.
„Das Bundesheer! Sie werden Dich töten! Lauf Blazestorm, lauf!“
Der Drache bewegte sich nicht, er konnte seinen Ohren nicht trauen. Da stand nun ein Mann vor ihm, der sich offensichtlich mehr um ein Entkommen des Drachen sorgte als um seine eigene Rettung vor eben diesem Drachen.
„Ich könnte Euch helfen, wenn Ihr mein Leben verschont, Lord Drache.“
Blazestorm kniff die Augen zusammen und fixierte den Menschen.
„Warum solltest Du mich retten wollen?“
„Weil...Weil Ihr ein Drache seid.“
„Was schwätzt Du da für Unfug? Wahrlich, ich sollte Dich jetzt besser töten!“
„Nein! Bitte, vertraut mir, Lord Drache, lasst mich Euch helfen...“
„Du bist ein Mensch. Einem Menschen kann man nicht vertrauen!“
„Wir haben nicht die Zeit, darüber jetzt zu streiten!“ schrie Antonello und als die ersten Soldaten eintrafen, drängte er: „Folge meinem Auto. Fliege los und folge mir zu diesem Berg, ich lebe dort!“
Er deutete zuerst auf seinen Lieferwagen, dann auf einen der Berggipfel.

Just in diesem Augenblick durchschlugen mehrere Kugeln die Windschutzscheibe von Antonellos Fahrzeug.
„He, Sie! Ja, Sie dort drüben! Sofort stehen bleiben! Das ist ein Befehl! Was ist das für ein Ding dort drüben?“ rief einer der Soldaten Antonello zu.
Mehrere Maschinengewehre und Automatikpistolen waren auf Mensch und Drachen gerichtet.
Der Soldat, der gerufen hatte - offensichtlich der Kommandant -,  ging einen Schritt vorwärts. „Nicht bewegen, bleiben Sie, wo Sie sind, und nehmen Sie die Hände hoch! Langsam, ganz langsam!“ befahl er.
„Flieg, Drache, flieg!“ schrie Antonello in Richtung des Drachen und sprang wieselflink auf sein Auto zu. Doch beim Öffnen der Wagentür traf eine Kugel seine Schulter und ließ Antonello vor Schmerz aufschreien. Zitternd presste er seine Hand auf die hässliche Schusswunde.

Blazestorm war verwirrt. Was waren das für seltsame Gegenstände, die diese Zweibeiner in ihren Händen hielten? Eigentlich spielte das aber keine große Rolle für ihn: Es handelte sich um Menschen, eine offensichtlich besondere Art von Rittern, gleichwohl mit der Absicht ihn zu töten, und obwohl sie ihm zahlenmäßig überlegen waren, er war um einiges stärker als sie. Ohne Vorwarnung äscherte sie der Drache mit einem verheerenden Flammenstoß ein. Im selben Augenblick setzte Antonello seinen Lieferwagen in Bewegung.

Blazestorm sah dem Fahrzeug nach, immer noch erstaunt über das Handeln dieses Menschen, und weil ihm keine bessere Alternative einfiel, schwang er sich in die Lüfte und folgte Antonello zu seinem abgelegenen Hof.   

***
[Fortsetzung folgt]
104  Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Blazestorm am: 07.August.2007, 17:13:59
***

Der altmodische Wecker schellte pünktlich um halb fünf morgens. Antonello Varini quälte sich gähnend aus seinem warmen, weichen Bett heraus.
„Und wieder ein Tag“, seufzend ging er ins Bad, um sich zu rasieren und zu duschen. Erst nachdem er seine Tiere, ein paar Milchkühe, mehrere Pferde und eine Ziege, versorgt hatte, würde er frühstücken.

Antonello war Landwirt und seit dem Tod seiner Frau Monika vor sechs Jahren bewirtschaftete er seinen Hof alleine.
Sein einziges Kind, eine Tochter, lebte mit einem amerikanischen Geschäftsmann verheiratet in Chicago.
Antonello hatte nie daran gedacht, wieder zu heiraten. Er lebte zurückgezogen mit seinen Tieren in den Schweizer Alpen und mied andere Menschen so gut es ging. Nur einmal im Monat nahm er seinen alten Pritschenwagen und fuhr in ein Dorf unweit von Genf, um seine Erzeugnisse auf dem Markt zu verkaufen und Dinge des täglichen Bedarfs einzukaufen.
Obwohl er wie ein Einsiedler lebte, hieß das nicht, dass er altmodisch war. Seine Ställe waren mit modernster Technologie ausgestattet und er besaß ein neues Notebook mit Internetzugang. Auch wenn er im wirklichen Leben mit der menschlichen Gesellschaft nichts am Hut hatte, so chattete er doch für sein Leben gerne. Für ihn interessante Foren und Chaträume gab es viele...
Seine Hauptleidenschaft waren jedoch Drachen, jene wunderschönen, feuerspeienden Echsen aus der Mythologie. Tatsächlich legte er sich den Internetzugang hauptsächlich deswegen zu. Er konnte mit Drachenfreunden rund um den Globus in Kontakt treten und sich jede Menge an Informationen über Drachen aus dem Netz laden, obwohl er bereits jedes über dieses Thema erhältliche Buch besaß.

Antonello fütterte seine Tiere und erledigte die anfallenden Stallarbeiten, Extrastreicheleinheiten für seine Ziege mit inbegriffen. Es wurde schließlich acht Uhr morgens, als er sich für seine Fahrt ins Dorf fertig machte. Er zog sein bestes Gewand an, sein Lieferwagen war beladen, die Einkaufsliste war geschrieben und alles war wie immer, wenn er ins Tal fuhr.
Nach dem harten und  langen Winter war der Schnee Ende Mai endgültig weggeschmolzen und die Straßen würden trocken und frei sein.

Unterwegs fielen Antonello dutzende Polizeiautos und eine starke Präsenz von Militärfahrzeugen auf.
Vielleicht ein Manöver, dachte er und schüttelte den Kopf. Das war so typisch für die Schweiz: So ein kleiner Staat und so viel Armee. Aber eigentlich konnte es ihm egal sein und er dachte nicht mehr darüber nach.
Schließlich erreichte er den Marktplatz.

Es war kein sehr erfolgreicher Tag für ihn: Er verkaufte mit Mühe und Not die Hälfte seiner Waren, die Leute schienen heute jeden Rappen besonders oft umzudrehen. Abgesehen davon waren viel weniger Leute als sonst unterwegs. Dafür hatte Antonello noch nie so viele Polizisten und Soldaten in diesem Ort gesehen. Auch benahmen sich die Leute alle ein wenig seltsam. Natürlich lebten in einem solchen Dorf viele alte Leute, die manchmal ein wenig wunderlich waren, abergläubisch vor allem. Aber diesmal hatte er die phantastischsten Geschichten gehört, zum Beispiel über einen gigantischen Adler, der hoch über den Bergen gekreist haben sollte. Andere Leute hatten eine fliegende Untertasse aus einer fernen Galaxie gesichtet. Es gab jedoch auch gemäßigtere Stimmen, die über einen Terroranschlag von Al Quaida spekulierten. Schließlich hatte die Schweiz trotz ihrer Neutralität Hilfstruppen in die Kriegsregionen von Afghanistan geschickt, um dort den Menschen humanitäre Hilfe zu leisten. Wahrlich, keine einzige Nation der westlichen Welt konnte vor dem internationalen Terrorismus sicher sein.

Antonello war froh, wieder mit seinem Transporter auf dem Heimweg zu sein.
Heute Abend würde er sich bei einer guten Flasche Wein und seiner Lieblingsmusik einen gemütlichen Leseabend machen, denn er hatte in dem lokalen Buchladen völlig überraschend das Buch Die Rückkehr der Drachen entdeckt. Laut Aussage des Verkäufers war diese Drachenkurzgeschichtensammlung in der Fantasyszene ein absoluter Geheimtipp.
Seine Stimmung, die sich nur aufgrund der Aussicht auf den schönen Abend gebessert hatte, sank wieder auf den Nullpunkt, als er die Nachrichten in seinem Autoradio hörte: Die üblichen Meldungen über Kriege und Korruptionen, über Naturkatastrophen und dass ein Bauer namens Wesseli einen Preis für seine Kuh Elsa gewonnen hatte, da sie das größte Euter hatte...
Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch geweckt, als der Nachrichtensprecher die neuesten Einzelheiten über eine große Tragödie ankündigte, die sich erst ein paar Stunden zuvor ereignet hätte.
„Schweiz - Vereinigte Staaten von Amerika. Bei dem Flugzeugabsturz in den Schweizer Alpen hat sich die Zahl der Toten auf  212 Menschen erhöht. Nach bisherigen Erkenntnissen kollidierte um die Mittagszeit eine Boeing 767 der SwissAir auf ihrem Weg von Genf nach Washington D.C. mit einem bisher nicht identifizierten Flugobjekt. Ein terroristischer Akt kann hierbei nicht ausgeschlossen werden, da sich an Bord der Maschine der US-Verteidigungsminister und andere hochrangige Politiker befanden…“
 
Kopfschüttelnd schaltete Antonello das Radio aus. Was für ein Tag! Aber das würde die Präsenz von so viel Polizei und Militär erklären... und das dumme Gerede überall. Das war wohl auch der Grund, warum so viele Leute ihr Haus nicht verlassen hatten, um zum Markt zu gehen - sie hatten Angst vor weiteren Anschlägen.
Er gab Gas, soweit das bei dem alten Lastwagen noch möglich war und dann sah er es...

Ein riesenhafter Schemen kauerte neben der Straße vor ihm und der zerfetzte Kadaver einer Kuh blockierte die rechte Fahrbahn.
Antonello brachte geistesgegenwärtig sein Fahrzeug zum Stehen und Ekel überfiel ihn bei diesem Anblick. Und dann starrte er direkt in das riesengroße Auge eines Adlers... Nein, es war ein Reptilienauge, das Auge eines Dinosauriers... oder...

Oh, mein Gott! Das gibt’s doch gar nicht!
Antonello bekreuzigte sich.
„Herr, das ist unmöglich. Ein Drache!“
So sehr überwältigt von dem Gedanken, einen leibhaftigen Drachen vor sich zu haben, war er sich nicht einmal der Gefahr bewusst, in der er sich befand. Dieses Wesen war in der Lage, ihn mitsamt seinem Wagen augenblicklich zwischen seinen Zähnen zu zermalmen. Aber Antonellos Gehirn hatte aufgehört zu arbeiten: Wie in Trance öffnete er langsam die Tür seines Autos, stieg aus und ging mit unsicheren Schritten geradewegs auf das riesige Geschöpf zu...

***
105  Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Blazestorm am: 06.August.2007, 20:43:22
Besessen von dem Wunsch, diesen fremden Jungdrachen für das Eindringen in sein Revier mit dem Tod zu bestrafen, war Blazestorm kaum noch in der Lage, seine Umgebung bewusst wahrzunehmen. Er konzentrierte sich darauf, den Eindringling noch in der Luft abzufangen und ihn ohne Umstände in Stücke zu reißen.
Sein Blick trübte sich und er hatte das Gefühl, die Kontrolle über seinen eigenen Flug zu verlieren und abzustürzen. Aber noch immer schlugen seine Flügel im gewohnt gleichmäßigen Rhythmus.
Er konnte nichts mehr erkennen, lediglich die Gegenwart des Drachens spüren, als er über dem Rivalen in Stellung ging. Mit einem markerschütternden Brüllen stürzte er sich auf ihn und packte ihn mit seinen Vordertatzen. Blazestorm zog ihn zu sich heran und ergriff den Hinterleib des Eindringlings mit seinen hinteren Tatzen, um ihn einfach auseinanderzureißen. Doch anstatt eines berstenden Schuppenpanzers und warmen Fleisches fühlte er kühles Metall zwischen seinen Pranken....
Allmählich klärte sich sein Blick.
„Was ist das?!“
Sein überraschter Ausruf ging in ein zorniges Grollen über und er riss diese bizarre Karikatur eines Drachens mit seinen Klauen in Stücke.
„Was für eine Art Drache bist Du? Gehüllt in eine Rüstung, genau wie sie diese elenden drachentötenden Ritter tragen? Bist Du einer von ihnen? Bist Du ein Reittier eines solch verdammten Menschen?“
Aber er erhielt von diesem „Drachen“ keine Antwort und Blazestorm beobachtete, wie der geschlagene Gegner gegen eine Bergwand prallte und mit gewaltigem Donner in Flammen aufging.

Was mag das alles nur zu bedeuten haben? Wo bin ich? Was geschieht mit mir?
Blazestorm verlagerte sein Gewicht und ließ sich tiefer sinken, er hatte einen geeigneten Landeplatz in einem von zwei hohen Gebirgszügen begrenzten Tal entdeckt.
Er schaute sich um und musste feststellen, dass dies nicht die vertrauten Berge waren, die er als letzte Ruhestädte seiner geliebten Gefährtin gewählte hatte.
Wo bei den Göttern bin ich?
Langsam wurde ihm bewusst, dass er jegliche Orientierung verloren hatte. Auch flackerte nun ein wahrer Heißhunger in ihm auf und er gelangte zu der Erkenntnis, dass er, wollte er wirklich zu  Starbolts Grabeshöhle zurückkehren, um dort an ihrer Seite auf seinen eigenen Tod zu warten, dazu seine gesamten Kraftreserven mobilisieren müsste. Er brauchte Nahrung, jetzt.

Er erkundete die Gegend und fand schließlich ein großes aus Stein und Holz errichtetes Gebäude. Gleich daneben auf einer Wiese befand sich eine große Rinderherde. Hoch erfreut wählte er sich eine große Kuh aus und flog mit ihr in seinen Fängen davon. Nachdem er seinen Magen gefüllt hatte, würde er seine Lage gründlich überdenken. Er konnte keine Bäume finden, in deren Schutz er seine Beute verzehren konnte, es gab nur große Weideflächen, durchschnitten von eigenartigen grauen Steifen. Schließlich landete er in der Nähe eines solchen Streifens grauer, harter Erde und begann gierig, große Fleischstücke aus seiner Beute zu reißen und diese zu verschlingen.

Sein Hunger war noch nicht ganz gestillt, als eine Bewegung in der Ferne seine Aufmerksamkeit erregte. Ein eigenartiges Brummen war zu hören, etwas glitzerte metallisch auf diesem Streifen dunklen Untergrundes. Blazestorm fühlte sich vage an jene Gefährte erinnert, in denen Menschen saßen und die von Rindern oder Pferden gezogen wurden. Aber da waren keine Pferde, die dieses... Ding bewegten, dennoch bewegte es sich schnell. Und es kam direkt auf ihn zu.

***
[Fortsetzung folgt]
106  Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Blazestorm am: 06.August.2007, 20:41:54
„MAYDAY, MAYDAY, MAYDAY Calling all Stations. Hotel Echo Charlie Delta Hotel Swissair 6-3-6, calling all stations, Swissair 6-3-6 in great difficulty, declaring an emergency...“
Damit brach der Kontakt zu dem Flugzeug ab.
Die entsetzten Fluglotsen im Tower des Genfer Flughafens sahen hilflos ein zweites Radarecho als roten Punkt neben dem des Flugzeugs aufblitzen. Einen Moment später verschmolzen die beiden Punkte auf dem Radarschirm und erloschen.


Die Passagiere im Heck hörten gerade noch das grausige Geräusch berstenden Metalls und Kunststoffs, als das hintere Drittel der Boeing regelrecht abgerissen wurde und nur noch wenige von ihnen hatten genug Zeit, die sichelartige Krallen durch die Flugzeugwand dringen zu sehen, bevor sie durch den gewaltigen Luftsog der Dekomprimierung der Kabine ins Freie gezogen wurden.

***
107  Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Blazestorm am: 06.August.2007, 20:41:26
***

Die Maschine beschrieb unmittelbar nach dem Abheben eine lang gezogene Rechtskurve. Die Anschnallzeichen waren noch nicht erloschen, dennoch herrschte bereits eine rege Aktivität in dem engen Raum zwischen dem Cockpit und dem Passagierraum. Die Servicewägen wurden gefüllt, Zeitungen und Zeitschriften aus den entsprechenden Stauräumen genommen, der Duft von Kaffee breitete sich in dem Flugzeug aus.
Eine Stewardess hatte mit einem Tablett das Cockpit betreten, während ihre Kollegin sich mit der Bordsprechanlage an die Fluggäste wandte.
„Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie im Namen unseres Kapitäns Jean-Luc Pascal und unserer Fluggesellschaft ganz herzlich an Bord des Fluges SW 6-3-6 von Genf nach Washington DC. Die geschätzte Flugzeit beträgt derzeit acht Stunden, die Flugbedingungen sind gut. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt bei uns an Bord. Sobald wir unsere Reisehöhe erreicht haben, werden wir einen Imbiss servieren, das Bord-Entertainment-System ist jetzt bereits aktiv. Sollten Sie irgendwelche Wünsche oder Fragen haben, zögern Sie bitte nicht, sich an meine Kolleginnen und mich zu wenden.“
„Und, gefällt Dir der Flug bisher, Kuschelmaus?“ fragte der junge Mann in der dritten Reihe der Businessclass die junge Frau neben sich. Sie waren frisch verheiratet und auf dem Weg in ihre Flitterwochen.
„Ich weiß nicht so recht“, erwiderte sie nervös.
„Ich kann mich einfach nicht entspannen. Ich fühle mich einfach der Technik und dem Mann da vorne so hilflos ausgeliefert.“
Ihr Mann nahm ihre Hände und streichelte sie sanft, gab ihr Trost und Geborgenheit.

Über zweihundert Passagiere waren an Bord der nagelneuen Boeing 767. Geschäftsleute, Touristen... Amerikaner, Europäer, alles bunt gemischt.
Die erste Klasse war für die übrigen Passagiere gesperrt, da einige hochrangige Politiker mit an Bord waren. Ein Baby schrie, ein Manager arbeitete mit seinem Notebook und die Stewardessen begannen mit dem Bordservice.

„Papi, Papi, schau! Da ist ein Drache vor dem Fenster!“

Der überraschte Ausruf des kleinen Kindes irgendwo im Flugzeugheck drang vor bis in die Businessclass.
Der junge Mann lächelte seine Frau an: „Und ich habe schon geglaubt, die heutigen Kids stehen nur noch auf Gameboy oder surfen im Internet. Schön, dass sich einige doch noch ihre eigne Phantasie bewahrt haben. Hoffentlich wird unserer auch so.“
Liebevoll strich er seiner Frau über ihren leicht gewölbten Bauch.
Da bemerkte er ihre vor Schreck weit aufgerissenen Augen und wie ein Schatten vor dem Fenster plötzlich die Sonne regelrecht verschluckte....
108  Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / BLAZESTORM am: 06.August.2007, 20:40:03
Es war ein sonniger Tag im Mai zu einer Zeit, als das alte Europa noch von Rom beherrscht wurde. Nicht aber von den römischen Cäsaren, wie es noch vor Jahrhunderten der Fall war, sondern es war der Vatikan, der alle Fäden in der Hand hielt. Zumindest sah so die Wirklichkeit aus. Während dieser dunklen Zeit der Inquisition war die katholische Kirche die herrschende Macht und viele Leute mussten grausame Tode sterben, der Hexerei bezichtigt oder der Ketzerei schuldig gesprochen.

Zwei Schatten glitten über dichte Wälder und tiefe, blaue Seen, irgendwo in den nordwestlichen Ausläufern des Schweizer Mont Blanc - Massivs. Trotz der kalten Morgenluft waren schon überall die ersten Anzeichen des nahenden Sommers zu erkennen.
Der eine Schatten war ein wenig größer als der andere. Der kleinere wurde von einer wunderschönen Drachin geworfen. Sie hatte Schuppen dunkler als die dunkelste Nacht und ihre Augen glänzten wie flüssiges Gold.  Ihr Name war Starbolt.
Ihr Gefährte stand in der Blüte seines Lebens: Sein prächtiger Körper war von tiefgrünen Schuppen ummantelt, dunkelgelbe Schuppen liefen Blazestorms Kehle hinab, bedeckten seine Brust, seinen Bauch und auch die Innenseite seiner Gliedmaßen.

„Ich bin müde, mein Lieber“, erklärte sie, als sie ein wenig zurückfiel.
„Ich brauche ein wenig Ruhe und vor allem etwas, um meinen Bauch zu füllen. Wie Du weißt, ich brauche nun auch Nahrung für die da drin.“
Ihr Gefährte flog unter ihren Bauch und leckte zärtlich über die leichte Wölbung.
„Ich weiß, mein Liebes. Da vorne ist eine Lichtung. Lass uns dort rasten.“

Nachdem sie sich auf der einsamen Lichtung für die kommende Nacht eingerichtet hatten, zog Blazestorm aus. In diesen Tagen verbrachte er viel Zeit damit für sie beide zu jagen, denn sie war viel zu schwer mit Eiern beladen, um für sich selbst auf Jagd gehen zu können.  
Ein Reh, ein Hirsch oder vielleicht eine Wildsau - irgendetwas musste es in diesem Wald geben, um ihren Hunger zu stillen.
Schon bald war ihm das Glück hold und er konnte zwei stattliche Hirsche schlagen. Den einen verschlang er an Ort und Stelle, der andere sollte seine Gefährtin und seine ungeborenen Kinder stärken.

Es mochte seit seinem Aufbruch zur Jagd eine Stunde vergangen sein, als seine empfindlichen Ohren ein grauenvolles Geräusch auffingen, den Schrei eines verwundeten Drachens.
Voller Furcht und voller dunkler Vorahnungen flog er so schnell ihn seine Schwingen trugen zurück zur Lichtung.

Er fand einen Menschen in glänzender Rüstung vor, der mit gezücktem Schwert über Starbolt stand, die Klinge feucht rot glänzend von ihrem Blut. Der Ritter hatte sie im Schlaf gemeuchelt: Mit seiner Lanze hatte er ihr ein Auge durchbohrt und als sie sich in ihrer Qual aufbäumte, boten ihre weichen Bauchschuppen keinerlei Schutz gegen sein Schwert.
Blazestorms Blick fiel auf die drei zerstörten Eier, die aus dem Unterleib der Drachenmutter herausgeschnitten waren. Niemals zuvor in seinem langen Leben war der Drache so zornig gewesen. Das „Warum“ interessierte ihn nicht, er wollte Blut. Der Ritter sollte für den feigen Mord büßen und für den schmerzlichen Verlust mit seinem Leben bezahlen - alle Menschen sollten dafür bezahlen.
Blazestorm brüllte laut seine Herausforderung hinaus, doch zu seiner größten Verwunderung zeigte dieser Ritter nicht die geringsten Anzeichen von Angst.
Sein peitschender Schwanz zerschmetterte ein Bein des Menschen und streckte ihn auf diese Weise nieder. Er pinnte ihn mit einer Klaue auf den Boden fest.
„Du!!!“ donnerte der Drache und kleine Funken stoben aus seinen Nüstern.
„Du wirst mir dafür bezahlen. Das schwöre ich!“
„Dann sehen wir uns in der Hölle wieder, Satan! Komm schon, töte mich. Ich habe mein ganzes Leben danach getrachtet, Euch geschupptes Ungeziefer vom Antlitz dieser Welt zu tilgen. Töte mich, wenn Du kannst, es wird das Letzte sein, was Du tust!“
Die Stimme des Ritters war voller Hass.
„Dich töten? Oh, glaube mir, der Tod wird für Dich mehr Erlösung denn Strafe sein. Du wirst noch meine Krallen mit Deiner Zunge von Deinem eigenen Blut und Gedärm säubern und mich auf Knien um Deinen Tod anflehen, das versichere ich Dir!“

Mit einer lässigen Bewegung seiner Pranke schlug er den Ritter bewusstlos und pellte den Menschen aus seiner schimmernden Rüstung, so wie man den Panzer eines Hummers knackt und löst, um an dessen Fleisch zu kommen. Gewand und Unterwäsche des Mannes wurden kurzerhand mit scharfen Drachenkrallen zerrissen.
In der Ausrüstung des Ritters fand der Drache einige Seile, band damit die Hände und Beine des Menschen zusammen und hängte ihn schließlich an seinen Handgelenken an einem starken Ast eines Baumes auf.

In tiefer Trauer hob Blazestorm Starbolts leblosen Körper auf und flog mit ihr davon. Er wollte sie im Gebirge bestatten, in ihrer Höhle, die sie so lange miteinander geteilt hatten.  Blazestorm versiegelte den Eingang zu ihrer letzten Ruhestätte mit einem großen Felsen und einem Zauberspruch, damit nichts und niemand mehr den ewigen Schlaf seiner Gefährtin stören würde.
Danach kehrte er zu seinem Gefangenen zurück. Ja, dieser Mensch sollte dafür bezahlen, was er Starbolt und auch ihm, Blazestorm, angetan hatte.

Geduldig wartete der Drache, bis der aufgehängte Ritter sein Bewusstsein wiedererlangte.
Mit einer klauenbewehrten Hand streichelte er nahezu zärtlich das bleiche Gesicht des Mannes.

„W… was hast Du vor?“
In der Stimme des Ritters lag nun blankes Entsetzen, ohne seine schimmernde Rüstung war aller Stolz und alle Stärke von ihm gewichen.
„Du hast meine geliebte Gefährtin erschlagen! Du hast mich meiner ungeborenen Kinder beraubt! Du hast einen Teil meiner selbst zerstört! Und dafür wirst Du mir mit Deinem Blut büßen, Tropfen um Tropfen!“
Mit von Trauer gebrochener Stimme fügte der Drache leiser hinzu: „Ich werde niemals mehr ihre Anmut schauen können. Niemals wieder werde ich zu ihr sprechen können. Ich werde niemals mehr ihre Gesellschaft verspüren. Für diesen Verlust wirst Du mit Deinem wertlosen Körper bezahlen.“
Geradezu behutsam zog Blazestorm mit seiner scharfen Kralle die Gesichtskonturen des Ritters nach, eine feine rote Linie hinterlassend...

Erneut hallten die Schmerzensschreie des Ritters durch den Wald, als sein linkes Auge vollends herausgerissen wurde. Der Drache labte sich an den Qualen seines Opfers.
„Keine Angst, mein Freund, ich werde Dir Dein anderes Auge lassen. Schließlich möchte ich, dass Du zusiehst, wie Dein eigenes Herz aufhört zu schlagen. Aber ich versichere Dir, bis Du endlich Erleichterung im Tode findest, wird einiges an Zeit vergehen“, zischte der Drache.  

Abgesehen von einigen Fällen der Selbstverteidigung hatte Blazestorm niemals zuvor in seinem langen Leben einen Menschen getötet; im Gegenteil, etliche Menschen zählten zu seinen Freunden, sogar Kinder waren darunter.
Aber der Schmerz über den Verlust seiner geliebten Gefährtin trieb ihn beinahe in den Wahnsinn, in einen wahren Blutrausch.
Mit Klauen, Zähnen und seinem Feuer zerstörte er nicht lebenswichtige Organe und Gliedmaßen des Menschen. Tagelang wurde der zähe Körper des Ritters unvorstellbaren Qualen unterzogen, bis ihn Blazestorm schließlich mit einem verzehrenden Feuerstrahl restlos vernichtete.

Bald wich der Zorn des Drachen Kummer und Trauer. Er verfiel in tiefste Depressionen. Er hatte das Kostbarste in seinem Leben verloren, seine Gefährtin und seinen Nachwuchs. Dafür tötete er den Drachentöter. Aber obwohl die Schmerzensschreie seines Opfers wie Musik in seinen Ohren klangen und er voller Genuss dem Flehen um Gnade mit weiterem Foltern begegnete, es hatte ihm seine Liebsten nicht zurückgebracht.
Nach der Hinrichtung des Ritters wollte er alle Dörfer, die er nur erreichen konnte, dem Erdboden gleichmachen - alle Menschen sollten für die Untat dieses einen Mannes bezahlen.
Aber jetzt war er nicht mehr fähig, dieses Vorhaben umzusetzen.
Er wollte alleine sein und seinem nun leeren Leben ein Ende setzen.
Er schwang sich in die Lüfte.
Der Drache entschied sich, zu der Höhle zurückzukehren, in die er Starbolts Leichnam gebracht hatte. Er wollte sich zu seiner Gefährtin legen und auf seinen eigenen Tod warten, auf dass er wieder mit ihr vereint würde.

Auf einmal war er von tiefster Dunkelheit umgeben, eine samtige Schwärze umfing ihn. Doch noch bevor es ihm so richtig bewusst wurde, klärte sich seine Sicht auch schon wieder. Er war hoch in den Wolken, irgendwo über den Bergen, als er einen unangenehmen Geruch wahrnahm, anders als alle ihm bisher bekannten Gerüche. Auch die Sonne war seltsam blass und fahl. Dann sah er es: Knapp zweihundert Meter unter ihm stieg ein anderer Drache auf, offenkundig mit der Absicht, Blazestorm anzugreifen. Wie konnte er es wagen? Blazestorm sah zu, wie sich der Fremde näherte. Er würde ihm eine Lektion erteilen, schließlich war er der Herr der Berge und er würde, solange er lebte, keinen anderen Drachen in seinem Revier dulden. Dieser Fremdling war mit Sicherheit ein übermütiger Jüngling, der seine eigenen Grenzen noch nicht kannte.
Blazestorm brüllte seine Herausforderung hinaus und stürzte sich auf den Eindringling...

***
109  Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Blazestorm am: 06.August.2007, 20:37:46
Pünktlich zur DDC ist mein zweites Buch "Blazestorm" in einer exklusiven Sonderauflage (in ganz streng limitierter Auflage, nahezu schon weider vergriffen) erschienen.


Sozusagen als "Teaser" möchte ich die "Kurzversion" von Blazestorm hier posten.
Das englischsprachige (noch kürzere) Original von mir hat vor ein paar Jahren im Drachental eine Goldmedaille gewonnen.
Ich wünsche Euch viel Vergnügen beim Lesen.

Liebe Grüße
Greldon

PS:
Ich mußte leider feststellen, dass viele Formartierungen des Woddokumentes, die den Text leichter lesbar machen würden (z.B. Kursivdruck von indirekten Reden und Gedanken), beim Posten weggefallen sind. Sorry.
110  Vor den Toren / Begrüßung und Abschied / ein weiterer Neuzugang am: 29.Juli.2007, 22:56:47
Servus miteinander,

ein paar dürften mich schon von Furbase und oder Nexus Draconis kennen.

Allen anderen möchte ich mich kurz vorstellen:
Ich bin Greldon, ein Silberdrachen aus dem Großraum München.
Ich schreibe gerne Geschichten und... naja, ich bin sicher, dass mich etliche mit der Zeit besser kennenlernen werden...

Liebe Grüße
Greldon
Seiten: 1 ... 4 5 [6]
Powered by MySQL Powered by PHP Powered by SMF 1.1.20 | SMF © 2006, Simple Machines Prüfe XHTML 1.0 Prüfe CSS