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Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Traum eines Drachen
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am: 20.September.2007, 23:52:46
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Seltsam. Wo war er hier? Der Drache schlug mit den Flügeln. Besser gesagt, er versuchte es. Aber es ging nicht. Warum nicht? Er wusste es nicht. Doch es machte ihn wütend. Plötzlich erinnerte er sich wieder: Er hatte gekämpft, gegen einen Magier. Der Magier hatte seine Seele eingesperrt! Noch wütender als zuvor brüllte der Drache, versuchte die Wände seines Gefängnisses einzureißen. Im gleichen Moment schrie das Kind. Sie gaben ihm den Namen Garduin, was in der einzigen Sprache, die sie beherrschten ‚der den Wind liebt’ bedeutete. Sie wussten nicht, wie Recht sie doch hatten, wenn sie sagten, dass er anders sei, als die anderen Kinder. Ja, er war anders, aber auf eine schwer zu beschreibende Art und Weise. Außerdem war er blind. Garduins blaue Augen waren trüb, wie von einem dünnen, milchigen Schleier bedeckt, den er aus eigener Kraft nicht fortwischen konnte. Seine Welt blieb dunkel und sie war auch schon dunkel gewesen, solange er denken konnte. Er lebte mit einem alten Mann zusammen in einer windschiefen Karte eines Dorfes, das so klein und so von Bergen umgeben war, dass es nicht einmal auf den Karten der Wanderpriester erschien. Niemand verirrte sich hierher und seit Garduins Geburt war kein Fremder mehr in das Dorf gekommen. Seit seiner Geburt... Der alte Mann erzählte ihm einmal, dass kurz, bevor er geboren wurde ein Mann in das Dorf kam, den Mantel in Fetzen, auf einen mannshohen Stock gestützt. Die Familie seiner Mutter hatte dem Mann Unterschlupf gewährt, obwohl alle Leute meinten, er müsse wohl ein Magier sein. Jedenfalls wurde in dieser Nacht Garduin geboren, und seine Mutter starb dabei. Sein Vater erhängte sich aus Schmerz über ihren Tod, kaum dass der Magier von dannen gezogen war. Seine Familie wollte nichts mehr mit dem Säugling zu tun haben und so nahm ihn der alte Mann zu sich, der sowieso schon als wunderlich galt.
Heute war schönes Wetter, das spürte Garduin. Er konnte die Wärme der Sonne fühlen. Lachend lief er zur Kate des alten Mannes. Unter seinen Füßen raschelte das Gras. Es war sein fünfzehnter Geburtstag, das hatte der alte Mann bestimmt nicht vergessen. Vorsichtig tastete er nach dem Türrahmen und trat dann in die Kate. Sein Fuß stieß gegen irgend etwas, etwas Weiches, lebloses... Garduin ließ sich auf die Knie nieder und tastete nach dem Ding, das da vor ihm lag. Als er die Falten im Gesicht des alten Mannes spürte, begriff er plötzlich, was hier geschehen war: Die Dorfbewohner hatten den Alten einfach umgebracht! Doch warum hatten sie fünfzehn Jahre lang damit gewartet? Er spürte ihre Anwesenheit. Die vertrauten Geräusche von Männern, die atmeten, aber auch eine Aura von Feindseligkeit, die er nicht begründen konnte. Dann traf es ihn wie ein Schlag: Der Magier war wieder hier! Mit dieser Erkenntnis zerbrach etwas in dem blinden Jungen. Plötzlich wurde ihm so einiges klar. Dieser Mann war dafür verantwortlich, das er blind war! Der fremde Magier murmelte einen halblauten Fluch, und dann merkte Garduin, dass er sehen konnte.
Der Drache hatte lange gewartet, hatte einen fast schon absurden Traum geträumt, der davon handelte, ein blinder Knabe zu sein. Der Traum hatte fünfzehn Jahre angehalten. Aber dann hatte er vom Tod seines Ziehvaters geträumt, den Schmerz gefühlt, doch auch die Anwesenheit des Magiers, seinem Feind! Und da hatte der Drache erkannt, dass es gar kein Traum gewesen war, sondern dass er all dies zusammen mit der Seele eines blinden Jungen namens Garduin erlebt hatte. Garduin - sein eigener Name! Er wusste nun, was der Magier mit ihm getan hatte: Dieser Teufel hatte seine Seele in die eines kleinen Kindes gepflanzt. Dennoch war er ein Drache. Auch, wenn er zur Hälfte ein Mensch war, denn die beiden Seelen hatten sich scheinbar für immer miteinander verbunden. In dem Moment, als Garduin sehen konnte, erkannte der Magier, dass er bei seinem Plan, den Drachen eines sterblichen Todes zuzuführen einen Fehler gemacht hatte. Selbst eine menschliche Seele hat genug Kraft, sich so einem Zauber zu widersetzen, gepaart mit der Energie eines Drachen...! Der Zauberkundige hatte gehofft, dass der Junge niemals den Weg aus seiner Blindheit finden würde, doch mit dem Tod des alten Mannes, der ihm ein Vater gewesen war, hatte Garduins Gefängnis einen Riss bekommen. Und nun würde der Drache diese Chance nutzen.
Garduin spürte, wie das fremde Bewusstsein langsam erwachte. 'Hallo! Wer bist du?' fragte er es. 'Ich bin der Drache Garduin. Und es wird Zeit, dass wir die Rollen tauschen. Zumindest für eine Weile', antwortete er. 'Gut. Du willst Väterchen rächen, nicht wahr? Das will ich auch!' Der Jungenkörper begann zu flackern. Seine Umrisse verschwammen und nahmen die Form eines riesigen Drachen an. "So", grollte Garduin, blickte den Magus drohend an und lächelte dann, wobei er Reihen makelloser weißer Zähne entblößte.
Wenig später flog Garduin über zerklüftete Felsklippen. Äußerlich wirkte der Drache ruhig, doch in seinem Inneren tobte ein heftiger Streit. 'Wohin fliegst du? Ich kann den Wind spüren. Nicht umsonst war ich fünfzehn Jahre blind. Und mein Elend war ganz allein deine Schuld!' schrie der Junge. 'Mich trifft keine Schuld! Bedank dich bei diesem verteufelten Magier. Der hat diese ganze Schose eingefädelt! Was kann ich denn dafür, dass du ausgerechnet in dieser Nacht das Licht der Welt sehen wolltest!' schimpfte der Drache übellaunig. 'Du hast meine Frage übergangen! Ich will wissen, wohin du fliegst.' 'Ich unternehme hier was, im Gegensatz zu dir! Wir sind auf dem Weg zu einer Freundin von mir. Sie wird uns helfen. Und außerdem ist sie ein so bezauberndes Geschöpf! Du wirst sie mögen.' 'Vielleicht war sie ja mal ganz hübsch, aber das ist fünfzehn Jahre her! Wenn sie kein Drache ist, wie du, dann wird sie alt und verschrumpelt sein!' giftete der Junge. Der Drache seufzte leise. 'Wirst schon sehen', meinte er mit einem Grinsen.
Mit einem Ächzen landete Garduin auf einem schmalen Felsvorsprung, watschelte in die dahinter liegende Höhle und versuchte die spöttische Stimme in seinem gewaltigen Schädel zu ignorieren. Eine - nach den Maßstäben des Drachen - kleine Gestalt stand von ihrem Sitzplatz in der riesigen Höhle, die eigentlich ein Tunnel war, auf und trat vor den Drachen. Es war ein sommersprossiges Mädchen mit orange - roten Haaren und tiefblauen Augen, in einem kunterbunten Poncho und einem noch viel bunterem Kleid. 'Sehen so auch meine Augen aus?' fragte der Junge Garduin. Der andere Garduin beachtete ihn nicht. "Hallo Maugin. So wie’s aussieht, brauche ich deine Hilfe", sagte er stattdessen. "Ach so! Und ich dachte, du lässt dich nach fünfzehn Jahren einfach mal blicken, um deine alte Freundin zu besuchen", sie kicherte. "Aber von mir aus. Was kann ich für dich tun?" "Nun, ich habe da ein kleines Problem...", begann er. "Jetzt gib es schon zu! Er hat gegen einen Magier verloren und der hat ihn in meinen Körper gesperrt! Deswegen hat er sich so lange nicht blicken lassen! Verstehst du? Das ist mein Problem. Dieser kleine Giftzwerg - wen nennst du hier Giftzwerg? Und überhaupt: Warum müssen wir ein Drache sein? Ich weiß schon gar nicht mehr, wie sich mein Körper überhaupt anfühlt! - ist in mir drin! Ich will ihn da nicht haben! Mach es weg! Mach es weg!" Maugin hörte ihm eine Weile interessiert zu, wie er mit sich selbst stritt. Dann holte sie ein Stück Kreide aus ihrem Poncho und begann einen Bannkreis um den Drachen zu ziehen, der immer noch damit beschäftigt war, sich mit Garduin zu streiten. Blöderweise war er das zum Teil selbst. Deshalb hörte es sich sehr seltsam an, als er sich selbst aufforderte, er solle die Klappe halten. "Sei mal kurz still. Gleich bist du wieder alleine in deinem Körper. Das gilt für euch beide", meinte Maugin und klatschte in die Hände. Plötzlich spürte Garduin, wie der Junge aus ihm heraus gezerrt wurde. Er wollte ihn zurückhalten, wollte verhindern, dass er in die ewige Dunkelheit geschleudert wurde, wollte ihm sagen, dass er ihn nicht verletzen wollte, er, der alte, kauzige Drache. Doch der Junge lachte ihn nur an: 'Das weiß ich doch! Du bist ich und ich bin du! Keine Sorge, Maugin hat eine Überraschung für dich.' Mit diesen Worten verschwand er. "Nein! Maugin, was hast du getan? Ich wollte ihn doch nicht auslöschen! Ich habe ihn mit meinem Egoismus umgebracht", schluchzte der Drache. Dicke Tränen tropften seine schuppigen Wangen herunter und verwischten den Bannkreis. "Hey! Kannst du denn nicht ein bisschen aufpassen?" schimpfte Garduin. Und im nächsten Moment fiel er dem rothaarigen Mädchen um den Hals. "Oh, ich danke dir, Maugin! Ich kann sehen! Stell dir vor, Garduin, ich kann sehen!" rief er überglücklich. "Du bist ja gar nicht tot! Und ich rege mich deinetwegen so auf! Wie kannst du mir nur solche Angst einjagen. Ich habe mir Sorgen gemacht!!!" beschwerte sich die riesige Echse. "Also, ich finde, wir sollten jetzt erstmal Tee trinken", schlug Maugin vor, die ehrlich gesagt etwas verlegen war, weil Garduin immer noch um ihren Hals hing. "Kann ihn mir mal jemand abnehmen?"
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Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Die Sage vom ewigen Wächter des Kristalls
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am: 20.September.2007, 23:52:03
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Früher einmal als die Zeit noch jung war und die Menschen noch nicht so misstrauisch und ängstlich, lebten noch Drachen auf dieser, mittlerweile zerstörten Erde. Sie lebten friedlich mit den Menschen zusammen und beschützten sie. Und Krieg kannten die Menschen zu dieser Zeit der Erdgeschichte noch nicht. Die Menschen kannten damals noch das Geheimnis Kristalle herzustellen und für ihre friedlichen Zwecke zu nutzen. Dieses Wissen ist den Menschen heute leider verlorengegangen. Zu dieser Zeit lebten auch noch die weisen und mächtigen Zauberer. Sie verstanden es die größten und mächtigsten Kristalle herzustellen. Die Zauberer und Drachen lernten von- und miteinander und waren miteinander sehr vertraut. Der größte und klügste der Drachen in unserer kleinen Stadt hieß Asimi und war engster vertrauter des Zauberers Merlin. Merlin hatte zu dieser Zeit eine Vorliebe dafür mit seiner Kristallkugel Lebewesen zu erschaffen. Er wusste aber, dass dies sehr gefährlich sein konnte, da das Leben zu dieser Zeit noch etwas Heiliges war. Zuerst hatte er sich an ein paar kleineren Tieren versucht, doch eines Morgens erschuf er zwei Katzen, eine schwarze, sie nannte er Mavros, und eine weiße, sie nannte er Aspos. Diese zwei Katzen waren sehr klug, sie lernten die menschliche Sprache und waren sehr bald so klug, dass sie Merlin bei seiner täglichen Arbeit als Berater zur Seite stehen konnten. Merlin hatte eine große Bibliothek mit sehr vielen Büchern. Darunter besaß er sehr viele Bücher über Magie und Zauberei. Doch Magie war auch schon zu dieser Zeit nicht immer gut. Merlin besaß auch einige Bücher über schwarze, böse Magie, in denen man lesen konnte wie man mit Einsatz schwarzer Magie an die Macht kommen konnte. Deshalb hielt Merlin diese Bücher immer unter Verschluss. Eines Tages entdeckte Mavros, die schwarze Katze, diese Bücher und weil auch sie ebenso wie ihre Schwester magische Kräfte besaß, war es ihr ein leichtes das Schloss zu öffnen und die Bücher zu lesen. So geriet sie in den Bann der schwarzen Magie. Und sie begann immer stärker den Wunsch zu haben die Welt zu beherrschen, doch zunächst sollte niemand davon erfahren bis ihre Kräfte groß genug waren um diesen Plan auch verwirklichen zu können. Doch Asimi spürte die dunkle Magie, die Mavros mit einem Male umgab. Er berichtete Merlin davon und dieser fertigte einen besonders starken Kristall an, der die Macht hatte die schwarze Magie zu vernichten. Asimi sollte diesen Kristall beschützen. In einer besonders dunklen Neumondnacht war Mavros bereit ihre Kräfte zu entfalten um die Menschheit und die Drachen zu versklaven. Die Zauberer kämpften mutig mit ihren Kristallen gegen sie, hatten aber keine Chance. Erst als es so aussah als hätte Mavros gewonnen, setzte Asimi die Kraft seines Kristalls frei und verbannte die schwarzes Magie von der Erde. Die Kraft des Kristalls bewirkte, dass Mavros in eine Statue mit grünen Smaragdaugen verwandelt wurde. Aspos hingegen, die Asimi geholfen hatte, blieb am Leben um den Kristall zu bewachen. Asimi wurde in eine silberne Statue verwandelt und hält als ewiger Wächter des Kristalls den Kristall heute noch in den Pranken.
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Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Die heilige Stadt
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am: 20.September.2007, 23:50:15
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Der Drache hatte schon seit Tagen nichts mehr gegessen. Sein Kopf schmerzte, und die Lungen versagten ihm jede Art des Feuerspeiens. Er lag nur da und wartete auf sein Ende, das, so wie er glaubte, in den nächsten Tagen erfolgen musste. Da sein Körper immer kälter wurde, ließ seine Beweglichkeit nach, aber das ließ ihn weitgehend kalt, denn er war einer der wenigen Drachen, die tatsächlich die letzte Stufe eines Drachenlebens erreicht hatten: Er war weise. Seine Körperschuppen, die zu Beginn seines Lebens schwarz, nach seiner Jugend grün gewesen waren, hatten vor zwei Jahren die weiße Farbe angenommen und ihm somit die Antwort auf alle Fragen geboten. Er hatte diese zwei Jahre genossen und genutzt, indem er half, die Drachenstadt am Ende des grünschimmernden Horizonts zu bauen, doch leider wusste er, dass auch diese Drachenstadt wie alle anderen, die vor ihr bestanden hatten, nicht das Glück haben sollte, den vielen Angriffen der Menschen stand zu halten. Allerdings klärte ihn seine Weisheit auch darüber auf, dass es eine einzige Drachenstadt gab, die stark genug war, um allen möglicherweise erfolgenden Angriffen stand zu halten. Bei der Frage, wo diese Stadt lag, versagte jedoch seine Weisheit. Er hatte gesucht und gesucht, die ganze Welt, die ganze Ewigkeit der Dunkelheit und des Schreckens auf der Suche nach dieser Heiligen Stadt bereist. Doch er hatte seine Kraft umsonst verschwendet und die Zeit seiner Weisheit umsonst verkürzt. Die Stadt blieb trotz seines Wissen unauffindbar. Er war am Ende seiner Reise an diese Höhle gelangt und hatte der Anziehungskraft des Gedankens an eine Ruhepause nicht stand halten können und legte diese Pause ein, obwohl es ihm schwerfiel, sich vom Leben zu verabschieden, ohne diese Stadt gesehen zu haben. So lag unser weißer, weiser Drache in der Höhle, tat seine letzten Atemzüge, schloss die Augen, um dann einen stechenden Schmerz zwischen Lunge und Herz zu spüren. 'Das ist mein Ende', dachte er und öffnete die Augen, als der Schmerz nachließ. Eine beißende Helligkeit stach auf seinen Kopf ein und gab ihm die Gewissheit. 'Das muss sie sein. Also war mein Weg völlig sinnlos, denn ich hätte sie auch erreicht, ohne einen Schritt auf sie zu zu tun.'
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Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Hausputz in der Drachenhöhle bei den Großeltern Daidrake
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am: 20.September.2007, 23:45:09
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Von ihrer Hauswirtschaftslehrerin erhielten vier Jungdrachinnen, eine besondere Aufgabe. Sie sollten eine Höhle zu säubern, und zwar die von dem alten Drachenpaar Daidrake. So landeten sie mit Putzzeug vor der Höhle der Großeltern. Die vier Drachinnen waren alle Urenkeltöchter dieses Drachenpaares, das war der Hauswirtschaftslehrerin nicht bekannt. Nora, die älteste von den vier, schob den Vorhang beiseite und betrat die Höhle. Jede der Drachinnen hatte eine anders farbige Schürze umgebunden, und folgten ihr. "Puh, ist das dunkel", stellte Nora Drake, eine Golddrachin, fest. "Genau", bestätigte Moonlove. "Wir brauchen Licht", forderte Noras jüngere Schwester Odlive Drake. "Stimmt", sagte Sonnentag. Schlupp, schlapp, tapp, tapp. Ein Aufschrei: "Aua." "Was ist los?" "Hab mich gestoßen", grummelte es. Platsch, platsch. "Was ist mit dem Wasser?" Wieder ein Aufschrei: "Autsch." "Das schwappt aus dem Eimern und meine Schürze ist nass." "Ah, endlich. Habe die Kerze gefunden." "Mach sie endlich an", forderte Odlive. Ein leichter Hauch und die Kerze brannte. "Meine Güte, ist das dreckig", fauchte Moonlove, eine aquamarinfarbene Drachin, als sie sich in der Höhle umsah. "Da wurde lange nicht saubergemacht." Ihre Freundin Sonnentag, die grün-blaugefärbte Schuppen hatte, grinste: "Da hast du recht. Ich werde das Fenster putzen. Die Großeltern wollten ja nicht, dass unsere Mütter daran was ändern." Aus der Nachbarhöhle war leises Schnarchen zu hören. Schwapp, klatsch und das Fenster wurde mit viel Wasser abgespült. Dadurch wurde es in der Höhle etwas heller. Auch der Vorhang zum Höhleneingang wurde bearbeitet, so dass auch von hier aus Licht in die Höhle kam, indem sie die verdorrten Lianen herunter rissen und das Laub von der Aussichtsplattform kehrten. Die alte Drachin wurde durch ungewohnte Geräusche munter. Sie öffnete die Augen und blinzelnd erblickte sie vier Drachenmädchen, die fleißig die Vorhöhle säuberten. Das Golddrachenmädchen Nora fegte schweigend die Spinnweben von der Decke und den Wänden. Aus ihren Nasenlöchern kam rosa-blaue Rauchwolken, die anzeigten, dass die alte Drachin ungehalten war. Sie wollte noch schlafen, aber sie konnte nicht mehr. Die Neugierde hielt sie wach. Die alte Drachin fragte sich, was das Jungvolk da so in ihrer Höhle treibt. Diskret streckte sie erst ein Bein aus dem Nest und wieder zurück, dann kam das nächste. Immer wieder ein Blick zu den jungen Drachinnen, in der Hoffnung von denen nicht bemerkt zu werden. Odlive hatte frisches Wasser geholt und kippte es aus. Ein leiser Schrei: "Ist das Kalt." "Jetzt schnallt euch die großen Bürsten an die Füße und wie Schlittschuhläufer durch den großen Saal", wies Odlive die anderen fauchend an. "Damit es sauber wird, habe ich hier Drachen-Seifen-Pulver. Meine Mutter warnte, Kind nimm nicht zu viel", fauchte Sonntag vergnügt und streute großzügig das Drachen-Seifen-Pulver auf den Boden. Wie von Sonntag gewünscht, war auf dem Boden ein Zentimeter hoher Schaum. Jede der vier Jungdrachinnen schnallte sich große Bürsten an die Füße und fuhr damit in der Höhle hin und her. Dabei wippten die Schwänze und Sonnentag fing an, leise zu singen. Mehrfach wurde frisches Wasser geholt, damit auch der letzte Rest Dreck und Seifenschaum ausgeputzt wurde. Durch das Treiben der vier Drachinnen, wurde auch der Großvater munter und beobachtete durch halbgeschlossene Lieder die vier Jungdrachinnen. Bei den flotten Drachenliedern, die gesungen wurden, wippten unbewusst die Schwänze der Altdrachen im Takt. Der Anblick der hübschen Jungdrachinnen gefiel dem alten Drachen sehr und sein Herz schlug schneller. Er dachte kurz an seine Jugendzeit. Unbemerkt von den Mädchen standen die beiden Altdrachen auf, reckten sich und verschwanden durch den Hinterausgang. Ihre Schlafhöhle war durch einen Vorhang von Wurzeln von den anderen Höhlen getrennt. Eine Stunde später, die Jungdrachinnen waren gerade dabei die Badehöhle der Altdrachen zu säubern, landeten die beiden Alten vor ihrer Höhle. Leise schlichen sie sich rein und legten auf den großen Tisch frisches Hirschfleisch, sowie einige Krüge mit Drachenbier. "Essen kommen!", rief Großmutter Drache und entzündete mehrere große Kerzen, die sie aus einem Versteck geholt hatte. Nach und nach tauchten die Vier auf und waren sehr überrascht, Großmutter Daidrake so vergnügt in der Wohn-Ess-Höhle stehen zu sehen. "Kommt und fasst zu", forderte Großvater Daidrake sie auf, der bereits am Tisch saß. "Warum?" fragte Nora verdutzt. "Weil ihr hungrig seid." Die vier Drachinnen sahen sich nur an und wollten wieder verschwinden, um weiter zu arbeiten. Da stellte sich die Großmutter ihnen in den Weg und scheuchte sie an den Tisch. "So geht es nicht", fauchte die Großmutter, "arbeiten und dann unsere Gastfreundschaft zurück zu weisen, das geht nicht." Die vier Drachinnen runzelten die Stirne und Odlive sagte: "Aber Großmutter, erst die Arbeit und dann das Vergnügen." "Wie bitte?" fauchte der Großvater und baute sich vor den vieren auf. "Eure Großmutter und ich haben unsere müden Knochen", er grinste im stillen als er die großen Augen der Mädchen sah, "ausgeschüttelt und sind auf Jagd gegangen, um euch satt zu bekommen. Dann wollt ihr nicht." Grimmig sah er eine nach der anderen an. Etwas eingeschüchtert meinte Odlive: "In Ordnung, ein kleiner Happen zur Stärkung und ein kleiner Schluck Drachenbier können nicht schaden." Sie drehte sich um, setzte sich an den gedeckten Tisch und riß sich die rechte Hirschkeule ab. Dazu ein großer Schluck Drachenbier. "Ehe ich mich schlagen lassen", fauchte Nora ergeben und griff sich die linke Keule des Hirschen. Der Großvater sah seine jungen Gäste an und fauchte: "Es war vor vielen, vielen Jahren, als ich noch ein junger Drache war." Er unterbrach kurz, sah jede von ihnen an und fuhr fort: "Während ihr euch stärkt, werde ich euch etwas erzählen. Wie gesagt, es war zu einer Zeit, wo ich noch ein Drachenkind war." Wieder unterbrach er, um nun einen großen Schluck von seinem Lieblingsbier zu trinken. Die vier Jungdrachinnen hoben den Kopf und sahen ihn neugierig an. Sonntag und Moonlove griffen ebenfalls zu. Während sie das Hirschfleisch fraßen und die Krüge mit dem leckeren Drachenbier ausleerten, blitzte der Großvater sie an. "Na also", fauchte die Großmutter, "Es geht doch, oder?" Sonntag fauchte: "Ja." Und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Großvater fauchte, legte seine Pranken vor sich auf den Bauch und lehnte sich zurück. Die vier Jungdrachinnen sahen ihn mit offenen Schnauzen an und warteten auf seinen Jugenderzählung. "Wie gesagt", grummelte der alte Drache grinsend, "war ich noch ein sehr junger Drache, der sehr neugierig auf das Leben war." Er blinzelte seine Frau an, die sich ungerührt um den Nachtisch kümmerte, und die wusste, dass ihr Mann seinen Gästen stets eine nette Geschichte auftischte. Welche er jetzt erzählte, war ihr im Moment nicht klar. Daidrake fuhr fort: "Ich lag hinter einem Busch auf der Lauer und was sah ich, ein wandelnde Blechdose auf einem sehr müden Pferd. Das stolperte und die Blechdose fiel hinunter." Er machte eine kurze Pause und studierte die Gesichter seiner Gäste. Die ihn anstaunten. "Die Blechdose erschrak bei meinem Anblick, ich tauchte nämlich hinterm Busch hervor und zeigte mich in meiner ganzen Pracht. Die Blechdose schrie laut um Hilfe, ich wollte doch nur mit spielen. Aber die Blechdose, na ja, ihr könnt euch ja vorstellen, dass ich sauer wurde und fauchte. Da lief die Blechdose einfach in den Wald und das Pferd schüttelte nur den Kopf. Es blieb stehen und wieherte mir zu, ich solle doch dieser Blechdose ein Lektion erteilen und lachte dabei." Sonntag schluckte und fragte fauchend: "Was für eine?" "Warts ab", grummelte der alte Drache. "Ich hinterher, denn ich war sauer, vor mir, einem kleinen jungen Drachen, der nur spielen wollte, wegzulaufen, fand ich gemein. Die Blechdose erwischte ich vor dem Teich. Ich konnte sie gerade noch vorm hineinfallen festhalten. Die Blechdose jammerte, ich solle sie doch nicht auffressen. Ich fauchte ihn an und hob ihn empor und hängte ihn an einen starken Zweig, so meinte ich, auf. Schwupps da lag er im Bach. Ich angelte ihn heraus und föhnte ihn durch meinen warmen Atem trocken. Das Pferd, das mir nachgekommen war, wieherte und lag dann lachend auf dem Boden, weil es so komisch aussah, wie sein Reiter, die dumme Blechdose, sich wand. Mein Atem war lauwarm, das hat mir das Pferd bestätigt. Wieder jammerte die wandelnde Blechdose, ich solle ihn in Ruhe lassen und ihm nichts tun. Gelassen föhnte ich ihn weiter trocken, dabei in immer wieder umdrehend, damit er von allen Seiten trocken ist." Die Großmutter lehnte sich zurück, da sie diese Geschichte bereits kannte, und lächelte still vor sich hin. "Was hast du dann gemacht?" fragte Nora grummelnd und hoffte, dass diese Blechdose nicht aufgefressen wurde. "Ihn aufs Pferd gesetzt, nachdem ich ihm das Blechgewand ausgezogen habe. Ein Jammerlappen von Mensch hing da dann auf dem Pferd, das durch sein Reittier und von seinem Herren wusste, dass Drachen in dem Tal, wo er sich befand, lebten. Das Pferd war erleichtert, als ich das Blechgewand mit meinem Feuerstoß einschmolz und dann daraus einen großen Eimer für meine Drachengroßmutter machte. Damit die dann besser ihr Lieblingsgemüse ernten konnte." "Aha", sprach Moonlive und griff zum Bierkrug. "Genau das Wort Aha sagte meine Großmutter als ich ihr von meinem Erlebnis mit dem Menschen in der Blechdose berichtete", fauchte Daidrake. "Das ist immer interessant, dass Menschen, so wie die Blechdose, in unser Tal reisen, obwohl sie wissen, dass wir hier leben." Moonlive tupfte sich mit ihrem großen Taschentuch das Maul ab, bedankte sich für das zarte Hirschfleisch und fauchte freundlich: "So jetzt müssen wir weiter sauber machen." "Ja, geht ruhig", fauchte die Großmutter und winkte ihnen nach.
Sonnentag kam wenig später zurück, sie hatte einen großen Korb und Wasser geholt, um die Reste vom Essen wegzuräumen, sowie den Tisch zu säubern. Die Großmutter zog die Augenbrauen hoch und ließ Sonntag gewähren. Die vier Drachinnen waren bei ihrer Arbeit sehr schweigsam, da sie überlegten, ob die Geschichte wahr wäre oder nicht. "Wir sind fertig", rief Odlive aus dem Drachenbad. Großmutter Daidrake legte ihr Buch beiseite, schlurfte ins Drachenbad und freute sich über das gesäuberte Bad. Sie schaute mal nach rechts, dann mal nach links und schnaufte zufrieden: "Das habt ihr sehr gut gemacht." Sonnentag ging zum Großvater, legte ihre Pranke auf seinen Arm und sagte: "Großvater, kommst du bitte mit, ich möchte gern deine saubere Schlafhöhle zeigen." Dabei blinkerte sie ihn mit ihren schönen grünen Augen an. Großvater Drache legte die Drachenzeitung, die er am Vormittag im Drachenkiosk geholt hatte, beiseite und stand auf. "Gut, mein Kind, dann zeige mir die saubere Höhle." Er genoss es, von so einem jungen Ding versorgt zu werden, anstatt von einer alten Drachin, wie seine langjährige Gefährtin. In seiner Schlafhöhle angekommen entdeckte er, dass sein Nest an eine andere Stelle geschoben worden war und das Nest frisches Stroh und Felle hatte. Er sah sich um, ob ja nicht seine Frau in der Nähe war und fauchte leise zu Sonnentag: "Ich werde mal testen, ob alles in Ordnung ist." Mit seinen Vorderpranken tastete er die Unterlage ab. Dann stieg er ins Nest und wackelte kurz mit seinem Hinterteil und bemerkte wie kuschelig es geworden war, kein Stein, der drückte. "Sehr schön", brummte er und wollte sich ins Nest kuscheln. Da tauchte seine Frau auf, schüttelte den Kopf und fauchte: "Kaum ist das Nest frisch gemacht, schon liegst du wieder drin." Ihr Mann lachte, verließ das Nest etwas unwillig und blickte seine Frau mit einem Dackelblick an. Er legte einen Arm um Sonnentag und verließ seine Schlafhöhle. Seine Frau stand ungerührt im Höhleneingang und klopfte ungeduldig mit den Hinterpfoten auf dem Boden. Da tauchte im Höhleneingang die Hauswirtschaftslehrerin auf, um zu sehen wie weit die vier Jungdrachinnen waren. "Nanu, die Großeltern Daidrakes sind munter", murmelte sie verwundert und fuhr freundlich fauchend fort: "Lasst mich begutachten, wie ihr die Höhlen sauber gemacht habt." Während sie mit Großmutter Daidrake durch die Drachenwohnräume tappte, saßen die vier Drachenmädchen auf der Terrasse und ließen sich die Abendsonne auf den Bauch scheinen. Dabei unterhielten sie sich über die Geschichte, die Großvater Drache ihnen erzählte hatte. Da meinte Nora: "Das kann nicht sein." "Was kann nicht sein?" fauchte hinter ihnen der Großvater. "Du hast die Geschichte erfunden." "Wie kommst du darauf, mein liebes Kind?" fauchte der Großvater und blitzte sie mit seinen weisen Augen an. "Ich habe darüber nachgedacht und mir ist eingefallen, was meine Mutter über dich erzählt hat." "Ja, genau", fauchten Moonlove und Sonntag. "Was hat deine Mutter dir erzählt?" "Dass Großvater Daidrake ein großer Märchenerzähler ist", fauchte Nora und kraulte Großvater Daidrake unter dem Kinn. "Hm, das ist wunderschön mein Kind", grummelte ein vergnügter alter Drache. "Wie bist du drauf gekommen, dass ich die Geschichte erfunden und nicht erlebt habe?" "Ach wegen des Pferdes." "Wegen des Pferdes?" "Ja, wegen des Pferdes, die können nämlich nicht lachen." "Ah so", brummte der alte Drache und grinste sie an. "Die Pferde können lachen." "Habe noch kein Pferd lachen sehen", fauchte Sonntag und rubbelte genüsslich ihren Rücken an einem Felsen. "Und ich kenne Pferde." "Stimmt", gab Odlive fauchend zu. "Ich gebe zu bedenken", fauchte Moonlove nachdenklich, "dass Großvater damals noch ein kleiner junger Drache war, als solche wandelnde Blechdosen unser Tal besuchten." "Beides ist richtig", fauchte der Großvater lobend und strich jedem der vier Jungdrachinnen über den Kopf. "Ihr habt es sehr schnell herausgefunden, dass ich euch ein Märchen erzählt habe. Andere haben es nicht so schnell herausgefunden. Wenn ihr noch mehr von mir hören wollt, kommt bald wieder." Bevor die Vier auf die Einladung des alten Drachen reagieren konnten, die sehr selten ausgesprochen wurde, tauchte die Hauswirtschaftslehrerin im Eingangstor auf und fauchte die vier an: "Was soll das ganze Theater, das mit dem neuen Nest für den alten Drachengroßvater." Verdutzt sahen die Vier sie an und brachten keinen Ton heraus. Sie waren sich keiner Schuld bewusst. Mit unbeweglicher Miene stand die Lehrerin vor ihnen und fauchte weiter: "Dann das Bad, ich muss sagen, da braucht man ja eine Sonnenbrille." Und wiegte dabei den Kopf von rechts nach links und von links nach rechts und sah ihre Schülerinnen sehr ernst an. Wieder schwiegen die Mädchen, da sie ihre Lehrerin sehr gut kannten. Und als die Großmutter ihnen helfen wollte, wurde die von der Lehrerin angefaucht: "Was soll das, die Mädchen haben drachengute Arbeit geleistet. Ich bin sehr zufrieden."
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Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Die vier Elemente
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am: 20.September.2007, 23:44:05
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Ly rennt in den Wald. Aber sie bereut es sofort wieder ihren Eltern nach einem Streit davongelaufen zu sein. Es ging nicht einmal darum, dass sie etwas damit zu tun hatte, aber Ly hatte die Nase gestrichen voll von dem Gezanke. Schon im Alter von fünf Jahren wurde ihr schon angst und bang wenn ihre Eltern zusammen in einem Raum sassen. Sie konnten nicht einmal aneinander vorbeigehen, ohne dass sie sich streiten mussten. Heute hatte es ihr gereicht, nur wohin sollte sie gehen, ohne dass ihre Mutter oder noch schlimmer ihr Vater sie finden? Die einzige Idee, die ihr plausibel vorkam, war der Wald, denn Lys Eltern fürchteten ihn; wieso sie solche Angst haben, wusste sie nicht. Sie hatte einigemal ihren Vater gefragt und noch viel mehr ihre Mutter, aber sie wurde immer abgewiesen. Ly hatte einmal versucht sich davon zu stehlen, um es selbst heraus zu finden, aber ihr Vater hatte sie abgefangen und sie auf ihr Zimmer gebracht, wo sie eine Woche lang Hausarrest bekommen hatte. An diesem Tag hatte sie Geburtstag und zwar ihren zwölften. Aber niemand hatte daran gedacht. Zwei Jahre später... Im Wald ist es ziemlich dunkel. Sie hat zu ihrem vierzehnten Geburtstag einen Anhänger geschenkt bekommen. Er hat die Form eines Kreises. Vorne drauf ist ein Tiger abgebildet, hinten drauf die Vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Sie weiss schon von Anfang an, dass dieser Anhänger etwas besonderes ist. Ly hat ihn mit der Post bekommen, ohne Absender, nichts. Auf dem Brief stand nur: "Gebrauche ihn gut." Jetzt leuchtet er wie eine Taschenlampe. Sie spürt, dass sie beobachtet wird und ist daher sehr wachsam. Hinter ihr raschelt es, und sie springt aus ihrer Deckung auf, aber viel zu langsam. Plötzlich steht hinter ihr ein Mann mit einem sehr schmalen Schwert in der Hand. Er holt aus und verfehlt sie nur um Haaresbreite. Zum Glück hat Ly ein bisschen Karate gelernt und hat daher wenigstens eine winzige Chance zu entkommen. Sie versetzt ihm einen Tritt ins Handgelenk, der ihn das Schwert fallen lassen lässt. Mit einem wütenden Schrei stürmt der Unbekannte vor, packt sein Schwert wieder und stürzt sich aus der gleichen Bewegung heraus auf Ly. Sie wird von den Füssen gerissen, was ihr wahrscheinlich das Leben gerettet hat, denn das Schwert bohrt sich dicht neben ihrem Kopf in den feuchten Waldboden. Sie springt auf und rennt davon. Als sie auf eine Lichtung hinaus stolpert, sieht sie, dass er ihr folgt. Als er aus dem Wald trat muss sie einen Schrei unterdrücken, um sich nicht gleich zu verraten, denn was sie sieht ist eine Mischung aus Wolf und Mensch. Vom Bauch an abwärts ist es ein Wolf, der Rest ist ein normaler Mensch, wäre es anders, bräuchte es kein Schwert. Nur, anscheinend hat es die Nase eines Wolfes, denn es kommt ziemlich genau in ihre Richtung und schnüffelt die ganze Zeit über in der Luft herum. Ly kriecht auf Händen und Knien weiter und als sie wieder im dichteren Wald ist, steht sie auf und rennt weiter. Etwa zwanzig Meter weiter vorne halten sich die Artgenossen des Dinges, das sie verfolgt, in Deckung. Als Ly einen Moment verschnauft, umkreisen sie sie und warten bis der Andere aufgeholt hat. Das geschah in weniger als einer Minute. Ly will schon weiter rennen als sie ihn hinter sich hört. Sie kommt nicht einmal zwei Schritte weit. Vor ihr tauchen überall zwischen den Bäumen solche Wolfsdinger auf. Sie merkt erst jetzt, dass alles genau so geplant ist. Ly dreht sich im Kreis herum und sieht fast augenblicklich ein, dass sie keinen Fluchtweg hat. Und als sie sich so herum dreht sieht sie auch, dass einige gleich aussehen wie der erste, andere aber auch umgekehrt, also oben Wolf, unten Mensch. Einer, anscheinend der Anführer, kommt auf sie zu. Ly rührt sich nicht von der Stelle. Es umrundet sie einmal und dann ein zweites mal. Beim zweitenmal schlägt er ihr so heftig ins Genick, dass sie bewusstlos zu Boden sinkt. Weit entfernt in der Zivilisation machen sich Lys Mutter und ihr Vater höllische Sorgen und geben natürlich wieder einander die Schuld. "Ich habe dir tausendmal gesagt, du sollst auf sie aufpassen!" schreit ihre Mutter. Darauf antwortet ihr Vater: "Und ich habe dir tausendmal gesagt, Maria, du sollst deine Tochter richtig erziehen!" "Wenn du nur immer etwas zu meckern hast. Wer ist denn nie zu Hause, wer hat sie die ganzen Jahre lang vernachlässigt? Ich ganz bestimmt nicht, Grey, ich ganz bestimmt nicht!!" So geht es jetzt schon seit Stunden. Die ganze Zeit nur dem anderen die Schuld geben statt die Schuld bei sich zu suchen. Am Nachmittag hat sich Maria beruhigt, doch Grey natürlich nicht. Schlussendlich hat es Grey soweit gebracht, dass Maria mit Tränen überströmtem Gesicht aus dem Haus rennt. Später, etliche Stunden später, beruhigt sich auch Grey. Nach zweieinhalb Stunden kann er Maria anrufen, die bei ihrer Freundin Sora untergetaucht ist. Zum Glück hinterlässt Maria immer eine Nachricht wenn sie ausser Haus ist. Als sie wieder zusammen im Wohnzimmer sitzen, ist es eine Weile ganz still. Plötzlich sagt Maria in einem sehr entschlossenem Ton: "Wir sollten uns weniger streiten und besser zusammen arbeiten, sonst finden wir unsere Tochter nie wieder. Und ich glaube, wir haben beide bei der Erziehung von Ly versagt. Nun ja, versagt nicht unbedingt, aber wir hätten erstens nicht immer vor ihren Augen streiten sollen, und zweitens hätten wir uns mehr um sie kümmern sollen." "Ja, und wir haben in den letzten drei Jahren ihren Geburtstag total vergessen", sagt Grey. "Nicht drei sondern vier Jahre, denn sie hat vor einem Monat Geburtstag gehabt", meint Maria. Grey entgegnet nur noch: " Komm, wir probieren zu schlafen. Morgen versuchen wir herauszufinden, wo sie stecken könnte - wenn wir übernächtigt sind bringt das auch nichts." Als Ly das Bewusstsein wieder erlangt hat, ist sie an einen Pfahl, der an einen ziemlich dicken Baum gebunden ist, gefesselt. Sie ist alleine. Diese Wolfsdinger können bleiben wo der Pfeffer wächst, denkt sie. Wo bin ich? Ach ja, der Anführer hat mir eins übergebraten, darum weiss ich nicht, wo ich bin. Ly stemmt sich mit aller Kraft gegen die Fesseln. Vergeblich. Die sitzen so fest, dass sie sie nicht lockern kann sondern nur aufstehen oder absitzen. Plötzlich lacht jemand neben ihr, es ist der gleiche, der sie am Anfang verfolgt hat. Er muss anscheinend die ganze Zeit ausserhalb ihres Blickfeldes gestanden haben. Jetzt steht er jedenfalls vor ihr und grinst sie an. "Was ist so lustig?" fragt sie. Darauf antwortet er: "Du siehst komisch aus." "Dasselbe gilt auch für dich", antwortet Ly giftig. "Ihr Menschen seid so hässlich, da wird einem ja gerade übel", jault er. "Ihr Wolfsdinger seid noch viel hässlicher, da ist der Arsch meiner Oma ja noch schöner", meint Ly abfällig. Jetzt gesellt sich der Chef des Rudels zu ihnen und spricht in ihrer eigenen Sprache zum anderen, woraufhin der sich verdünnisiert. Der Chef dieser komischen Dinger sieht gar nicht so schlecht aus. Er hat die Beine bis zum Bauchnabel von einem Wolf, und von Kopf bis zu den Schultern auch. Der grösste Teil der Arme und des Oberkörpers waren von einem Menschen. "Du solltest aufpassen, was du sagst", sagt er. "Ich heisse Fire und leite die Bande hier." Ly antwortet nicht sofort, denn ihr kommt es ein bisschen komisch vor, aber dann sagt sie: "Ich heisse Ly. - Was seid ihr?", fragt sie. Fire antwortet erst nach einer geschlagenen Minute: "Bei euch nennt man uns Werwölfe, aber hier heissen wir ganz einfach Hunters." Später erfährt Ly, dass sie in grosser Gefahr schwebt. Die Hunters töten die, die sie gefangen haben, nachdem sie sich einen Spass daraus gemacht haben, einen in Sicherheit zu wiegen. Ly hat diese Information von Zweien, die nicht weit von ihr entfernt ausgiebig geredet haben. Noch in der selben Nacht schleicht Ly, nachdem sie die Fesseln mit dem Messer, das einer der Hunters, nachdem er etwas geschnitzt hat und unerwartet aufbrechen muss, neben ihr vergessen hatte, durchtrennt hat, aus dem Lager und bemerkt erst eine Weile später, dass sie ihren Anhänger nicht mitgenommen hat. Fire hat ihn ihr weggenommen, als sie noch bewusstlos gewesen war. Jetzt muss ich wieder zurück und ihn holen, dachte sie. Na ja, wer keinen Kopf hat, hat eben Beine. Zurück im Lager versichert sie sich, dass alle schlafen, und schleicht auf Zehenspitzen zum Schlafplatz von Fire. Nebenan auf einem Baumstumpf lag ihr Eigentum. Sie nimmt ihn an sich und schleicht wieder genau so leise davon wie sie gekommen ist. Am nächsten Morgen stehen Maria und Grey sehr früh auf, denn sie müssen in die Stadt und eine Vermisstenanzeige abgeben. Nur haben sie eben kein Auto. Darum müssen sie zu Fuss gehen. Das wäre ein Marsch von etwa 30 Minuten. Zum Glück nimmt sie ein sehr netter Autofahrer mit. Nachdem sie die Anzeige abgegeben haben überlegen sie, wie es weiter gehen soll. Grey denkt an den naheliegenden Wald und spricht es dann auch laut aus: "Vielleicht ist sie in den Wald gerannt." "Wäre schon möglich. Wir haben ihr ja auch nie gesagt, wieso sie nie in den Wald darf", meint Maria. "Wenn wir eine Spur finden, irgend einen Beweis, dass sie im Wald ist, müssen wir sie suchen, ob es uns gefällt oder nicht", sagt Grey sehr ernst. Inzwischen irrt Ly ziellos durch den Wald. Wenn sie nur wüsste, in welcher Richtung Osten wäre, könnte sie den Ausweg aus diesem Wald auch finden. Doch nicht einmal die Sonne kann durch dieses dichte Blätterdach scheinen. Darum ist es auch so dunkel. Na ja, wenigstens hat sie jetzt ihren Anhänger wieder. Der leuchtet ihr den Weg. Ly wünscht sich fast, hinter dem Gebüsch in Deckung geblieben zu sein, denn sie wird schon wieder verfolgt. Aber diesmal nicht von den Hunters sondern von einem Luchs, der auch wieder halb Mensch, halb Tier ist. Sie wundert sich überhaupt nicht mehr darüber, denn seit sie unterwegs ist, ist ihr aufgefallen, dass alle Tiere eine Mischung aus beidem sind. Es hat die Arme und Beine eines Luchsen, und dazu natürlich auch die Schnelligkeit. Bei den anderen Tiermenschen ist der Kopf ganz klar entweder tierisch oder menschlich. Bei diesem Exemplar ist auch der Kopf eine Mischung aus beidem. Vor ihr ist der Wald plötzlich zu Ende. Als sie sich umdreht, steht es auch schon vor ihr. Ly schreit hysterisch: "Bleib weg!" Der andere ist eher entzückt als eingeschüchtert. Es setzt zum Sprung an und Ly streckt ihm die Arme entgegen, um ihn von sich zu halten. In diesem Augenblick, als es springt, spürt Ly ein Kribbeln in ihrer Handfläche und als sie die Augen, die sie zuvor geschlossen hat, wieder öffnet, sieht sie, dass es tot ist und zwar auf der Stelle verbrannt. Ly versteht das nicht, aber sie muss nicht mehr lange warten, bis sie es heraus finden wird. Drei Tage darauf hat sie drei Tiere getötet, die sie angegriffen haben. Und zwar am zweiten mit Wasser, am dritten mit Luft und am vierten mit einfachen Steinen, die sie durch die Luft sausen lässt, als ob sie Gewehrkugeln wären. Sie hat längst begriffen, was los ist. Der Anhänger hat ja hinten drauf Bilder der vier Elemente. Sie hat die Kräfte am ersten Tag, der mit dem Luchs, das erste mal übernommen. Jetzt übt sie immer wenn sie eine Pause vom ständigen Laufen macht. Sie läuft jetzt einfach gerade aus, solange bis sie an den Waldrand kommt. Schliesslich hört jeder Wald einmal auf. Fire jagt sein Rudel durch den Wald. Sie müssen Ly wieder finden. "Der, der sie findet, soll mir den Anhänger bringen", hat er gesagt. "Was ihr mit ihr tut, lasse ich euch selbst aussuchen." Wenn sie die Kräfte entdeckt hat, haben wir ein Problem, dachte Fire. Also suchen sie sie immer weiter. Als Grey und Maria wieder zu Hause sind, laufen sie zum Wald hinunter und sehen ihre Befürchtungen bestätigt. Ly hat langes schwarzes Haar und bindet es daher immer zusammen. Doch jetzt hängt ihr Haargummi, das einzige, das sie hat, an einem Ast. Wenn sie es verloren hat wäre sie tagelang am suchen. Wenn sie aber in den Wald gerannt ist, musste sie mehr auf den Boden achten damit sie nicht stürzt, und daher wahrscheinlich nicht einmal gemerkt, dass sie es verloren hat. Es sind auch Fussabdrücke zu sehen. Grey denkt an die Zeit, als sie noch nicht so viel gestritten haben. An das letzte mal, als sie zusammen waren, ohne zu streiten, da hatten ihre leuchtend grünen Augen gefunkelt wie der Sternenhimmel. Später wurde es dann weniger, da sie sich ja immer streiten mussten. Doch jetzt wünschten sie sich beide, dass dieser Augenblick nie zu Ende gegangen wäre, und sie ihre Tochter wieder hätten. Ly hat den Waldrand fast erreicht. Vor sich sieht sie ein riesengrosses Feld, das anscheinend dem Bauern dort hinten gehört. Als sie aus dem Wald treten will hört sie einen Chor von jaulenden Lauten. Kurze Zeit später steht sie mitten auf dem Feld und schaut sich nach einem geeigneten Versteck um. Nur, hier gibt es keine Verstecke. Verzweifelt rennt Ly quer über das Feld. Kaum ist sie beim Hof angekommen, muss sie feststellen, dass er schon eine ganze Weile verlassen ist. Mit immer grösser werdender Verzweiflung geht sie ins Haus, damit die Hunters sie nicht gleich sehen können. Sie weiss allerdings nicht, was sie tun soll, wenn sie sie finden. Als Ly sich so im Haus umschaut muss sie feststellen, dass der frühere Besitzer ein Ritter-Liebhaber war, denn überall sind Rüstungsteile verteilt. Am anderen Ende des Wohnzimmers hängt ein Kurzschwert. Ly schnappt sich das Schwert und stellt fest, dass es nicht einmal so schwer ist. Im Stall nebenan findet sie sogar noch ein sehr gutes Versteck. Nur, dass es dafür ein bisschen zu spät ist. Es ist nur einer der Hunters und zwar Claw, dem sie in so Situationen immer begegnet. Von Anfang an war er es, der sie einfängt. Halt! Das ist nicht Claw, das ist sein Bruder Cliv! Der ist noch viel rabiater. Tja das kann ich mir wohl oder übel nicht aussuchen, denkt Ly. Jetzt kommt er um die Stallecke und stürzt sich auf sie. Mit einer reflexartigen Bewegung kontert sie den ersten, zweiten und dritten Schlag. So geht es eine ganze Weile weiter. Ly erkennt schnell, was Cliv vor hat, denn er fügt ihr nicht wirklich Schaden zu, sondern macht solange weiter bis sie erschöpft ist. Das dauert nicht lange, denn sie ist das nicht gewöhnt, wo hingegen Cliv jeden Tag übt. Plötzlich fliegen beide Schwerter zu Boden, ausser Reichweite von beiden. Ly packt das Eisenrohr, das sie zuvor gesehen hat, und richtet das scharfkantige Ende auf Cliv. Der grinst sie nur an und meint: "Du glaubst doch nicht im Ernst, dass dieses Stückchen Rohr mich aufhält, oder?" Ly hält sich Cliv vom Leib und bewegt sich auf die Schwerter zu. Er reagiert viel zu schnell, als dass Ly eine Chance gehabt hätte, ihn wieder zurück zu scheuchen. Er packt das Rohr, und es bricht ein kleiner Kampf zwischen ihnen aus. Nur hat Ly das Pech schwächer zu sein. Er reisst ihr das Rohr mit einem kräftigen Ruck aus den Fingern. Mit einer fliessenden Bewegung dreht er es um 180° und richtet die Spitze auf Ly. Er treibt sie wie ein verstörtes Vieh vor sich her. Schlussendlich musste ja kommen was jetzt geschieht. Ly hat einen Augenblick nicht aufgepasst, was Cliv natürlich sofort ausgenutzt hat. Jetzt steht sie so, dass sie eine Wand im Rücken hat, und genau das wollte sie unbedingt vermeiden. Cliv kommt immer näher und sie kann nicht einmal zur Seite flüchten. Plötzlich stösst sie mit dem Rücken an die Wand. Mit einem erschrockenen Ausdruck im Gesicht schaut Ly links und rechts der Wand entlang. Als sie den Blick wieder nach vorne richtet steht Cliv nur noch zwei Meter weit entfernt, und er kommt unaufhaltsam näher. Zwei Armeslängen vor ihr bleibt er stehen und fuchtelt gekonnt vor ihr herum, bevor er ihr die Spitze an die Kehle drückt. "Wo ist der Anhänger?", fragt er in einem Ton, der nur so von Feindseligkeit troff. Ly bemerkt erst jetzt, dass er ihr unter das T-Shirt gerutscht ist. Sie nimmt ihn heraus und gibt ihn Cliv. Sie denkt jetzt sei es vorbei mit ihr, doch Cliv überrascht sie noch einmal, indem er sich umdreht und geht. Bevor er ganz um die Ecke gebogen ist, ruft Ly ihm hinterher: "Was ist an diesem Anhänger so speziell?" Er antwortet nicht gleich weil er nicht sicher ist, ob er es ihr sagen darf. Doch dann sagt er es ihr trotzdem: "Seine Macht. Wer sie entfesselt, wird sie für immer besitzen, ob mit oder ohne Anhänger." Mit diesen Worten verschwindet er. Nachdem sie sich halbwegs erholt hat begibt sie sich auf die Hauptstrasse und erkennt leicht verwirrt, dass sie nicht weit von zu Hause entfernt ist. Zwei Dörfer weiter steht sie vor ihrem Haus und läutet an der Tür. Als ihre Mutter aufmacht stösst sie einen unterdrückten Schrei aus und umarmt sie übermässig. Ihr Vater kommt auf sie zu gerannt und schliesst sie in die Arme. Drinnen muss sie alles erzählen, was sie erlebt hat. Ihre Mutter meint nur: "Wärst du nur zehn Minuten später gekommen, dann wären wir schon im Wald um dich zu suchen." Eine Woche später geht Ly wieder in die Schule und darf ihre Geschichte noch einmal erzählen, wobei sie den Teil mit der Kraft des Anhängers geflissentlich auslässt. Weiter entfernt müht sich ein gewisser Fire mit dem Anhänger ab. Er denkt, er gibt seine Macht dem, der weiss wie man sie benutzt. Erst nach ein paar Tagen vergeblichen Versuchens bemerkt er, dass er nicht mehr leuchtet, wenn er im Dunkeln ist. Das ist ein eindeutiges Zeichen. Mit einem wütendem Aufschrei trommelt er sein Rudel zusammen und begibt sich auf den Weg zu Ly. Er hat Cliv noch beauftragt ihr nach zu gehen, damit sie wiessen, wo sie wohnt. Beim Haus angekommen stürmen sie es, erpressen die Antwort wo Ly steckt, und begeben sich daraufhin zur Schule. Natürlich hat Fire ein paar zurückgelassen. Wer will denn schon diese schöne Überraschung mit einem Anruf in der Schule vermasseln. Ly sitzt an ihrem Pult und wartet darauf, dass es in die Pause läutet. Als sie nach draussen schaut setzt ihr Herz einen Moment aus. Vor dem Fenster steht Fire mit seinen Leuten. Ly schaut schnell weg, aber er hat sie schon gesehen. Jetzt läutet es auch noch. Alle stürmen in die Pause und Ly versucht sich in der Schülermenge zu verstecken. Plötzlich schreien einige und deuten auf das Dach. Dort oben steht Fire und hält einen ihrer Schulkameraden am Kragen fest und über das Dach. Das sind beinahe sieben Meter! Überall erscheinen jetzt Hunters mit Schülern in der Hand. "Ly, wenn du nicht willst, dass diese hier", er deutet auf Tai und die anderen, "hier gleich hinunter fallen, dann zeigst du dich besser", brüllt Fire. Dann fügt er noch hinzu: "Oder vielleicht tun sie deinen Eltern etwas." Auf einmal steht Tais Bruder Kai neben ihr und flüstert ihr zu: "Verschwinde, ich versuche sie abzulenken." Ly antwortet: "Ich kann das Leben dieser Schüler nicht riskieren, Kai. - Und ausserdem mag ich deinen Bruder mehr als alles andere, darum erst recht nicht", flüstert Ly. Ly hat Kai und seinem Bruder alles erzählt, auch das mit dem Anhänger. Sie quetscht sich zwischen den Schülern hindurch. "Fire, lass ihn und die anderen bitte gehen, sie haben nichts damit zu tun", ruft Ly. Er mustert sie einen Moment und gibt den anderen ein Zeichen, dass sie die Schüler laufen lassen sollen. Aber Tai lässt er noch nicht runter, sondern dreht sich um und zerrt ihn mit sich. Ly rennt um das Gebäude herum zur Leiter, die aufs Dach führt. Als sie ankommt wirft er ihr Tai vor die Füsse. Der wiederum steht aus der gleichen Rolle, die er gemacht hat, wieder auf und will weiter rennen. Aber das muss er gar nicht versuchen, denn sie sind umzingelt. Kurze Zeit später liegen sie gefesselt auf der Schulter je eines Hunters und sprinten Richtung Wald. Bevor sie aber hinein gehen, schickt Fire noch einen zu ihrem Haus und holt die anderen, die ihre Eltern bewacht haben. Sie bringen sie nicht zu dem Platz, wo Ly am Anfang war. An diesem Ort ist es ein wenig heller. Sie erinnert sich, dass Fire etwas von einem Ort wie diesem gesagt hat. Sie setzen sie und Tai an einem Baumstamm ab, und fesseln sie so daran, dass sie nicht weg können. Danach sind sie eine Weile allein. "Es tut mir leid, dass ich dich da mit rein gezogen habe und ... und..." Ly bricht ab sie ist den Tränen nahe. "Ist schon gut. Es könnte schlimmer sein. Du kannst nichts dafür", meinte er. "Aber wäre ich...", setzt sie an, doch Tai unterbricht sie: "Was, nicht in mich verliebt? Du kannst deine Gefühle nicht einfach so unterdrücken. Und... schau mich nicht so verdutzt an. Jeder sieht, dass du in mich verliebt bist. Und um ehrlich zu sein, ich in dich." Aber bevor sie weiter reden konnten kommen die Hunters zurück. In der Schule ist die Hölle los. Bevor die Hunters verschwunden sind, haben sie das Schulhaus angezündet. Zum Glück sind alle Schüler und Lehrer bei dem Radau nach draussen gelaufen. In dieser Zeit bekommen Tais Eltern von ihrem zweiten Sohn die Nachricht, dass Tai und Ly entführt worden sind. Woraufhin sie sich zu Lys Eltern begeben. Die erklären ihnen dann auch alles. Sehr erfreut sind sie natürlich nicht, dass jetzt Tai auch noch mit drin steckt. Fire versucht jetzt schon eine volle Stunde lang etwas aus Ly heraus zu bekommen. Nur diese schweigt wie ein Grab. Nicht einmal die Drohung, dass sie Tai töten, wenn sie nicht langsam spurt, nützt etwas. Er versucht es noch einmal: "Hast du die Kräfte der vier Elemente entdeckt oder nicht?" "Ich habe es dir schon tausendmal gesagt, dass ich sie nicht habe", sagt sie leicht erschöpft. "Lügt mich doch nicht an! Der Anhänger leuchtet nicht mehr. Das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er seine Kräfte abgegeben hat", schreit Fire sie an. Plötzlich steht er mit einem Ruck auf und lässt sich nicht mehr blicken. Nur zu essen bekommen sie auch nicht mehr. "Tai", flüstert sie. "Was ist?" "Erschreck nicht", meint sie nur. Mit diesen Worten sammelt sie die Kräfte und durchtrennt die Fesseln mit Feuer. Noch in der selben Nacht flüchten sie durch den Wald. Ly erkennt das Fleckchen wieder, wo sie sich befinden. Nur noch etwa zweihundert Meter und sie sind wieder im Freien. Genau dort, wo Ly zum erstenmal heraus gekommen ist. vor ihnen erstreckt sich das riesige Feld, und dahinter der Hof. Zusammen rennen sie dorthin und Ly zeigt ihm das Versteck, das sie dort, eben etwas zu späht bevor Cliv gekommen ist, entdeckt hat. Bis zum Morgengrauen verstecken sie sich dort. Dann brechen sie früh auf um nach Hause zu gehen. Nur dort warten die Hunters auf sie. Zum Glück haben sie sich angeschlichen, sonst wären sie glattwegs in diese Falle getappt. Vor der Tür steht ein Wachtposten, aber im Haus scheint keiner der Hunters zu sein. Ihr Vater steht am geschlossenen Fenster und schaut hinaus. Als er sie entdeckt hat geht er eine Zeitlang ins Wohnzimmer und schreibt ihnen etwas. Danach öffnet er das Fenster und wirft ihnen den Brief zu. Als sie auf ein Zeichen von ihm hin verschwinden, gehen sie Richtung Süden. Als sie an der Stadt Kaana vorbei sind öffnet, Ly den Brief. Vorn drauf steht genau das, was sie getan haben, also dass sie ihn erst nach Kaana öffnen sollen. Im Brief steht, dass sie nach Süden müssen. Alles weitere hängt von ihnen ab. Unterwegs sollen sie laut Brief Leute treffen, die ihnen sagen werden, was sie zu tun haben. Diese Kräfte sind nicht einfach so in ihre Hände gelegt worden, steht drin. Sie muss einen Kampf beenden, der Jahrtausende gedauert hat. Die Magie der vier Elemente bekommt nur der, der ihr auch würdig ist. Aber Fire hätte sie ganz einfach erzwungen, was wiederum nur ein Hunter kann. Sie muss dem Kampf zwischen Mensch und den Kreuzungen zwischen Mensch und Tier ein Ende setzen. Dafür muss sie den mächtigen schwarzen Zauberer Thirak besiegen. "Hört sich ja sehr vergnüglich an", meint Tai mürrisch. "Du kannst ja nach Hause. Ich kann auch alleine gehen, du musst nicht mitkommen", antwortet Ly. Tai entgegnet heftiger als beabsichtigt: "Von wegen! Ich lass dich nicht alleine. Und ausserdem hat dein Vater mir selbst noch einen Brief geschrieben, den du nicht gesehen hast, und dort drin stand, dass du nicht alleine gehst. Ich bin schon lange auserwählt, um mit dir mit zu kommen. Ist dir noch nicht aufgefallen, dass an mir etwas anders ist? Sieh mal, jetzt wo wir aus der Zivilisation heraus sind, kann ich es dir ja zeigen." Er macht eine Handbewegung und er trägt plötzlich ein Schwert. "Siehst du? Das Schwert gibt mir genau so Kräfte wie dir. Nur ich kann damit nicht wie mit einem Flammenwerfer umgehen. Du besitzt die Kraft der vier Elemente, und ich kann mich oder einzelne Teile - wie eben das Schwert, wie du gesehen hast - unsichtbar machen. Und mein Schwert tötet alles, was ihm in die Quere kommt. Nur einen Haken hat die Sache, ich kann nicht beides miteinander machen. Ich glaube, wir müssen beide noch sehr viel lernen." Ly ist so perplex über das gehörte, dass sie einen Moment lang nichts sagt, aber als sie es tut wählt sie ihre Worte vorsichtiger: "Du hast recht. Entschuldige. Ich glaube, ich bin etwas zu naiv. Und ausserdem bin ich sehr froh, dass du mitkommst. Alleine würde ich keine zwei Tage durchhalten." Zwei Stunden nach ihrem Gespräch sind die beiden auf dem Weg nach Süden. Als es Abend wird suchen sie in einem verlassenen Bauernhof einen Schlafplatz. Hier draussen gibt es viele Höfe, die verlassen sind. Am Morgen laufen sie weiter. Nach etwa zwei bis drei Stunden begegnen sie wieder Menschen. Dachten sie jedenfalls. Sie sehen nur von weitem wie Menschen aus. Von näherem betrachtet sieht man vereinzelte Teile von Tieren. "Weißt du, wo wir sind?" fragt Ly Tai. Der zuckt nur mit den Achseln. Als sie einen, der ziemlich freundlich aussieht, fragen, wo sie sich befinden, bekommen sie keine Antwort sondern nur ein Handzeichen was bedeutet, dass sie sich verziehen sollten. "Sehr freundliche Leute", meint Tai mit einem angewiderten Gesicht, "na ja hier kommen wir wohl nicht weiter mit fragen. Komm, wir gehen. Mir gefällt es hier nicht. Wetten, wir kommen hier nicht mehr so schnell raus wie rein." Ly schaut ihn nur fragend an. Da antwortet er: "Ja, hast du denn den Wegweiser nicht gesehen, an dem wir vorbeigegangen sind? Auf jeden Fall steht da drauf, dass sich Menschen fernhalten sollen, ansonsten werden sie gehängt. Und wir sind natürlich im Hänger Dorf gelandet. Sehr passender Name, wie?" Ly schaut sich einen Moment unschlüssig um und geht dann wieder auf die Strasse, die sie vorher sicherheitshalber verlassen hatten. Nach wenigen Schritten erscheinen überall solche komischen Leute. Ein paar Augenblicke später sind sie eingekreist. Da tritt einer vor und fragt: "Was wollt ihr hier?" Ly antwortet als erste: "Wir sind nur auf der Durchreise." "Ja, das haben diese auch gesagt", er deutet auf die verschiedenen Häuser, an denen, wie ihnen erst jetzt auffällt, überall Skelette von Menschen hängen. Plötzlich greifen sie an. Ly wehrt einige mit einem Feuerstoss ab. Tai kämpft mit dem Schwert und streckt die Hälfte nieder. Nach ein paar Minuten steht er an eine Wand gedrängt da und versucht am Leben zu bleiben. Ly hat sich in dieser Zeit frei gekämpft. Mit ein paar letzten Steinschüssen, die jetzt immer tödlich sind, beendet sie das ganze. Steine, also die Elemente Erde mit Luft kombiniert, können zu gefährlichen Geschossen werden. Augenblicklich rennt sie zu Tai hin, der zwei Häuser weiter Schwierigkeiten hat, sich zu wehren. Mit einiger Konzentration hebt sie die zuvor zur Bewegungslosigkeit erstarrten Tiermenschen hoch und lässt sie einfach in der Luft schweben. Nachdem sie aus dem Dorf geflohen sind lässt sie die schwebenden fallen. Sie stürmen in den Wald und machen erst eine Pause als Tai einen Unterschlupf entdeckt hat. Ly kümmert sich um die Verletzungen bei Tai und verarztet sie so gut es geht. Da fragt Tai plötzlich: "Kannst du nicht mit deinen Kräften heilen?" "Stimmt ja, auf das bin ich im Moment gar nicht gekommen", meint sie. "Ich bin ein wenig durcheinander." Tai nickt verständnisvoll: "Das verstehe ich gut. Mir geht es nicht anders." Nach einer Weile schlafen beide ein. Nicht weit entfernt fragen die Hunters die Dorfbewohner aus. Fire ist verdammt wütend, dass sie sie verloren haben. "Cliv!, Claw! Zu mir", brüllt er über den Lärm, der entstanden ist. Als sie da sind sagt er ihnen: "Sucht die Gegend ab. Sie können nicht weit sein. - Ach, und noch etwas", ruft er ihnen hinterher, "sucht auch im Wald. Wir wissen ja, dass sie eine Vorliebe dafür haben." Als sie zurückkommen haben sie eine gute und eine schlechte Nachricht für Fire. Claw sagt: "Zuerst die gute oder die schlechte Nachricht?" "Ach verdammt noch mal, einfach eine!", brüllt er. Cliv meint: "Also zuerst die Gute. Wir haben ihre Spuren gefunden, und sie führen tatsächlich in den Wald. Wir sind ihnen gefolgt, und sie führten zu einer kleinen Höhle." "Und jetzt die Schlechte. Sie sind nicht mehr da", antwortet Claw. "Was!!! Und ihr seid ihnen nicht nach?!", schreit Fire sie an. Cliv stottert etwas zusammen und Claw kommt ihm zu Hilfe: "Wie könnten wir? Es gibt keine Spuren. Nicht einmal riechen kann man sie, da es ja in Strömen zu regnen begonnen hat, bevor wir hier eintrafen." "  ! Wieso muss es ausgerechnet jetzt regnen?", jammert Ly. Tai meint nur dazu: "Na ja, etwas Gutes hat es ja. Unsere Spuren und unser Geruch werden verwischt." Halb gehend, halb rennend laufen sie nebeneinander bis Tai plötzlich stehen bleibt und aufmerksam lauscht. "Ich kann durch den strömenden Regen nichts hören. Kannst nicht du die Gegend abtasten?", fragt Tai. Ly benutzt den Wind, um die Umrisse in Kleinformat vor sich sichtbar zu machen. "Wie machst du das?", fragt Tai. "Ich lasse den Wind durch die Gegend sausen, und lasse hier, wie du siehst, ein Bild der Umgebung entstehen, wenn der Wind zurück kommt. Es ist ganz einfach. Ich könnte auch mit dem Element Erde arbeiten. Aber wie du nichts durch den Regen hören kannst, kann ich nichts auf dem Boden fühlen ausser den Tropfen." "Ich hab eine Idee!", ruft Ly unerwartet aus. "Ich halte den Regen an. Mit dem Element Wasser müsste es grundsätzlich gehen. Aber die Gefahr besteht, dass wir dann auf der Stelle entdeckt werden. Denn wir sind nicht mehr alleine. Als du kurz Wasserlassen warst, hab ich die Gegend noch einmal abgetastet. Die Hunters sind uns auf den Fersen. Und sie haben Verstärkung mitgebracht. Sie haben einen Wolfstiger dabei. Ich habe schon von dem in Geschichten gehört. Anscheinend tötet er alles was ihm zu nahe kommt ausser denen, die etwas vom Wolf oder Tiger haben. Er soll nicht durch Magie aufhaltbar sein. Aber ich benutze keine wirkliche Magie. Daher haben wir immerhin eine winzige Chance zu entkommen." Da fragt Tai: "Weiss denn Fire das nicht?" "Nein, der hat das Gefühl, man kann damit zaubern. Dabei benutzt man nur die reinen Naturgewalten, die man daher auch gut unter Kontrolle halten muss. Wenn man nur einen Fehler macht, kann es sein, dass man alles in näherer Umgebung auslöscht. Samt dem, der den Fehler gemacht hat." Plötzlich erschallt neben ihnen im Wald ein markerschütterndes Gebrüll. Tai packt Lys Arm und zerrt sie so schnell hinter sich her, dass sie alle Mühe hat nicht zu stolpern. Als sie natürlich wieder einmal aus dem Wald und auf eine grosse Lichtung kommen, was sie so 'gerne' haben, da es ja keine Deckung gibt, rennen sie bis zur Mitte und merken erst dort, dass sie voll in eine Falle laufen. Aber es ist bereits zu späht um umzukehren oder weiter zu rennen. Vor ihnen füllen sich die Lücken zwischen den Bäumen rasend schnell. Und sie brauchen sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es hinter ihnen nicht besser aussieht. Der Kreis zieht sich schnell zusammen. Alle Hunters haben Pfeil und Bogen bis zum Anschlag gespannt. Sie kommen so nahe, dass die Pfeile des kleinsten Kreises nur noch wenige Zentimeter von ihnen weg sind. Dahinter erstrecken sich weitere zwei Dutzend Reihen Hunters mit Pfeilen. Fire will wohl sicher gehen, dass sie nicht abhauen. Was wohl ziemlich dumm wäre. Auch wenn sie die erste Reihe durchbrechen konnten, so hätten sie schon Dutzende von Pfeilen in sich bevor sie mit ihr ganz fertig wären. Tai und sie haben sich aus lauter Schreck umarmt. Jetzt flüstert er ihr ins Ohr: "Ich lasse deine Kräfte einen Moment unsichtbar werden. Dann kannst du, ohne dass man einen orangen Schimmer an deinen Händen sieht, unerwartet Angreifen. Aber jetzt musst du wirklich alles geben, denn wir haben ja auch noch den Wolfstiger zu erledigen." Ly nickt nur leicht und macht sich an die Arbeit. Kurze Zeit später reisst sie die Arme in die Höhe und aus ihren Händen ergiessen sich mehrere Wellen Feuer. Alle Hunters sind nach dieser Feuerwalze am Boden verkohlt. Nur der Wolfstiger ist verschont geblieben. Fire schaut aus als ob er gleich anfängt zu heulen. Er blickt sie an und schreit: "Was habt ihr getan!? Ihr habt alle meine Verwandten und Freunde getötet. Das war mein ganzes Rudel!" Sie schauen die bemitleidenswerte Gestalt von Fire an, drehen sich um und gehen. Doch weit kommen sie nicht. Vor ihnen steht plötzlich nicht mehr der Wald sondern ein zwei Meter hohes Tier, das halb Tiger, halb Wolf ist. Fire hat ihn losgebunden. Jetzt muss Ly schnell überlegen, was sie machen soll, denn lange hat sie nicht Zeit. Zuerst benutzt sie die Luft und hebt Tai und sich hoch, damit sie ausser Reichweite der tödlichen Krallen und Fänge sind. Danach lässt sie einen Steinregen nieder. Der Wolfstiger brüllt auf und wirft sich von einer auf die andere Seite. Nach kurzer Zeit fällt er um und ist tot. Ly bleibt noch eine Weile in der Luft bevor sie landet. Tai und sie laufen weiter. Fire heult was das Zeug hält. Noch etliche Kilometer weiter hören sie ihn noch. Als es Morgen wird sind sie ganz gut erholt. Nach einem Frühstück, das sie schon so oft eingenommen hatten, begeben sie sich wieder auf den Weg. Zirka zwei Kilometer weiter begegnen sie einem Menschen. Sie müssen nicht lange warten, schon haben sie einen Hinweis darauf, was sie tun müssen, um zu Thirak zu kommen. Hier kommt man ihnen nicht mit Feindseligkeit entgegen. Ly fragt den Mann: "Entschuldigen sie, könnten sie uns vielleicht sagen, wie wir zu einem Druiden namens Fiz kommen?" "Klar, aber was wollt ihr Teenys denn schon von einem alten Druiden?", fragt er. "Wir müssen ihn etwas wichtiges fragen", antwortet Ly. Er schaut sie nur mit gerunzelter Stirn an und bedeutet ihnen ihm zu folgen. Kurze Zeit später sitzen sie in einem kleinen Zimmer. Ihr Gastgeber ist niemand anderes als der, den sie angesprochen haben. Wie sich herausstellt ist er auch der einzige Bewohner dieses Dorfes. Er erklärt auf ihre Frage hin, ob er ganz alleine hier sei: "Ja, alles was ihr draussen seht, ist eine Halluzination. Aber jetzt zu euch. Was verschlägt zwei so junge Dinger wie euch an so einen abgelegenen Ort wie diesen?" Darauf antwortet Ly: "Wir sind auf der Suche nach einem gewissen Thirak. Wir müssen ihn bekämpfen. Nur, wir wissen nicht mehr als das, was ich ihnen jetzt gesagt habe." "Aha, da liegt das Problem. Gut, ich werde euch so viel wie möglich über Thirak berichten. Also Thirak wird auch der Schwarze Druide genannt. Er ist der mächtigste aller Druiden überhaupt. Thirak lebt auf dem Schloss des Herzoges von Hilas. Der Herzog wird im Kerker gefangen gehalten, während Thirak seine Armee leitet." Da fragt Tai: "Einfach so? Sie gehorchen ihm? Ohne Widerstand?" "Nein, ganz bestimmt nicht. Sie stehen unter einem Zauber, der sie den Herzog sehen lässt. Und er verstellt die Stimme so, dass er sich so anhört wie der Herzog selbst. Eine ganz simple Täuschung." "So wie das?", fragt Ly. Sie macht ein paar kleine Handbewegungen und schon hat sie ein Abbild von sich gemacht. "Nein, nicht ganz. Wenn man ihn angreift, kann man ihn töten. Bei deiner Abbildung ist es anders. Sie können dich nicht töten, weil du irgendwo auf dieser Welt sein könntest, und diese Simulation genau das tut was du ihr an Informationen gegeben hast. Und du kannst durch sie auch reden. Auch wenn du irgendwo in Australien wärst", antwortet er leicht verwirrt. Da fragt er plötzlich: " Wer seid ihr eigentlich?" "Wieso, ist das so wichtig?", fragt Tai zurück. Da steht Fiz auf und plötzlich können Ly und er nur noch den Kopf bewegen. "Ihr bleibt so lange in dieser Position bis ihr mir gesagt habt, was ihr wollt und wer ihr seid", fordert Fiz. "Na schön, wenn sie es so wollen", sagt Ly. Sie konzentriert sich und läuft danach auf Fiz zu, da sie sich aus der Starre gelöst hat. "Also, ich habe keine Lust es ihnen zu erzählen", meint sie. "Du glaubst aber nicht wirklich, du könntest mir etwas antun, oder? Denn deine kleinen Spiele können mich nicht aufhalten", erwidert er. Ly antwortet mit mühsam unterdrücktem Zorn: "Jetzt halten sie mal die Klappe und lassen sie mich machen. Ich will ihnen ja gar nichts tun. Also, vertrauen sie mir wenigstens so weit, dass ich sie anfassen kann?" Fiz nickt leicht aber vorsichtig. Ly tritt auf ihn zu und streckt ihm die Hand entgegen. Er ergreift sie und nach kurzem Blickwechsel und einem nachdrücklichen Nicken von ihm überträgt Ly das Erlebte auf Fiz, der dann alles in Bildern und Ton in seinem Kopf sieht und hört. Nach kaum fünf Minuten weiss er alles. "Tut mir leid, Ly und Tai, dass ich mich so aufgeführt habe. Ich werde eben des öfteren von Spionen von Thirak belästigt. Die stellen mir immer die gleichen Fragen wie ihr vorher. Darum bin ich misstrauisch geworden." "Schon gut. Aber wären sie so freundlich?", fragt Tai mit einer Kopfbewegung auf seinen Körper. "Ach ja, hätte ich fast vergessen, dass du noch in der Starre bist, entschuldige", sagt er fröhlich. Da meint er noch: "Und nennt mich nicht immer Fiz. Ich heisse Tharik. Ich hasse meinen Nachnamen." Ly fragt ihn verdutzt: "Seid ihr zwei irgendwie verwandt oder so?" "Ja, wir sind Zwillingsbrüder. Thirak, könnte man meinen, sei das böse Abbild von mir", sagt er ein wenig bedrückt. Da meint er: "Ich glaube, ich muss euch alles von Anfang an erzählen. Sonst versteht ihr sein Handeln nicht. Also, Thirak und ich hatten eine friedliche Kindheit. Im Alter von acht Jahren haben wir angefangen mit Tieren zu experimentieren, natürlich wussten wir noch nichts von unseren Kräften. Als wir also gerade an einem Versuch an Libellen waren, da hatten wir plötzlich eine Riesen-Libelle vor uns, die uns gleich darauf fressen wollte. Thirak sagte in seiner Angst nur ein Wort, nämlich 'Stop'. Gleich darauf hielt die Libelle an und verschwand als ob es sie nie gegeben hätte. Später, etwa mit fünfzehn Jahren, hatte Thirak die besten Noten in Natur in der Schule, weil er die Pflanzen ganz einfach, dank seinen Kräften, wunderschön gedeihen liess. Zwei Tage, nachdem wir die Schule verlassen hatten, starben unsere Eltern bei einem Autounfall. Der, der in sie hinein gefahren war, verschwand spurlos. Thirak hatte ihn irgendwie aufgespürt. Als er sich auf den Weg machte, habe ich meinen Kräften freien Lauf gelassen." "Entschuldige, aber wieso hast du nicht in seiner Gegenwart deine Kräfte angewendet?", fragt Ly. Tharik antwortet: "Weil ich nicht wollte, dass er eifersüchtig wird, da ich viel stärker war. Auf jeden Fall konnte ich nun üben. Zwei Jahre, nachdem er gegangen war, kamen zwei Typen mit Schwertern und nahmen mich im Namen meines eigenen Bruders gefangen. Als ich vor ihm stand erkannte ich ihn kaum wieder. Da sagte er: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Die gute ist, dass ich diesen verdammten Mörder unserer Eltern gefunden und getötet habe. Die schlechte ist, dass ich noch lange nicht fertig bin. Er hat ein riesen Gefolge. Die muss ich auch noch ausfindig machen." Da sagte ich nur, dass er verrückt sei und er nicht alle töten müsse, nur weil einer der zufälligerweise ihr Anführer ist, unsere Eltern getötet hat. Da meinte er: "Du musst gar nichts sagen. Du hast ja deine Kräfte, die, wie ich mit Bedauern herausgefunden habe, stärker sind als meine. Und ausserdem will ich sie nicht töten sondern unterwerfen." Kurz nachdem er das gesagt hatte wusste ich, dass er unter irgend einem Zauber stand, denn so etwas würde der Thirak, den ich kannte, nie und nimmer machen. Ich habe mich dann hierher versetzt. Als ich angefangen hatte nach zu forschen wie man einen so starken Zauber brechen könnte, bin ich auf das Amulett der Vier Elemente gestossen und habe es dir geschickt, weil ich von ihm erfahren habe, wer die Auserwählte ist. Es gibt bei solchen Amuletten selten Jungen, die die Kräfte bekommen, genau so wenig wie Mädchen ein solches Schwert, wie du es trägst, Tai, bekommen. Nur mit beiden Gegenständen kann man ihm helfen, sodass er wieder der Alte wird. Das Amulett bekommt nur der, der aufrichtige Gefühle hat, genau so wie das Schwert, und da ihr euch ja beide gegenseitig liebt, ist es genau das richtige. Was? Schaut mich nicht so verdattert an. Diese Gegenstände kommen nur zu denen, die sich wirklich lieben und genau in eurem Alter sind, und das gibt es nun wirklich nicht viel. Versteht ihr es jetzt?" Sie nicken beide. "Gut, dann könnt ihr bis morgen früh hier bleiben", meint Tharik freundlich. Sie reden noch bis spät in die Nacht hinein. Am nächsten Morgen verabschieden sich Tai und Ly nach einem friedlichen Frühstück, das wieder einmal normal aussieht, von Tharik und machen sich auf den Weg zu Thirak. "Warte einen Moment", flüstert Ly. Kurz darauf hört Tai, dass sie verfolgt werden. Sie rennen hinter einen Baum der dreifach so breit ist wie eine ausgewachsene Eiche. Als die Reiter in Sicht kommen und prompt vor ihnen anhalten, sind sie beide gerade noch rechtzeitig in Deckung gegangen. Aber sie konnten genau so gut vom ersten gesehen worden sein. Als diese mysteriösen Reiter verschwunden waren, laufen Tai und sie weiter. Nach einem Tag anstrengendem Laufen legen sie sich um das Feuer, das Ly gemacht hat, hin und schlafen sofort ein. Unterdessen machen sich die Eltern von Tai mehr Sorgen um ihren zweiten Sohn Kai, denn der ist plötzlich auch nicht mehr auffindbar. Als Tai aufwacht lässt er die Augen zuerst noch geschlossen weil irgend etwas in ihrem Nachtlager ist. Anscheinend muss derjenige, der hier herumschnüffelt, gemerkt haben, dass er aufgewacht ist, denn plötzlich fällt ein Schatten auf ihn. Er macht die Augen auf und setzt zum Sprung an, sein Schwert fest umklammert. Doch bevor er überhaupt dazu kommt auf zu springen steht ihm jemand oder etwas - denn er kann immer noch nichts erkennen, weil es so finster ist - mit einem Fuss auf die Brust, und plötzlich berührt ihn etwas kaltes und spitzes an der Kehle. "Noch eine Bewegung und du bist so gut wie tot", flüstert der Unbekannte. Tai erstarrt mitten in der Bewegung. Da fragt er/es ihn: "Wo ist das Mädchen?" Tai antwortet: "Ich weiss nichts von einem Mädchen." "Red doch keinen Scheiss!", schreit er jetzt fast. "Wir haben euch ja beobachtet. Ich weiss, dass du nicht alleine warst." Der Druck auf seine Kehle erhöht sich von einem Bruchteil einer Sekunde auf die andere dermassen, dass er Angst hatte, er würde ihm die Kehle durchschneiden. Minuten (ihm kommt es vor wie Stunden) später lässt der Druck nach. Er wird unsanft auf die Füsse gezogen. Tai versucht sich loszureissen, womit er erreicht, dass der Griff um seine Arme stärker wird und sie zusätzlich auf den Rücken gebunden werden. In dieser unbequemen Position wird er auf ein Pferd gesetzt, und hinter ihm steigt jetzt auch noch derselbe auf, der ihn geweckt hatte. Tai denkt nur noch, dass Ly hoffentlich nicht erwischt wurde. Und zur Bestätigung kommt in diesem Augenblick einer neben sein Pferd geritten, und verkündet: "Chef, wir konnten die Kleine nicht finden. Sie könnte überall und nirgends sein." Der Koloss hinter ihm, anscheinend der Chef, antwortet nicht und reitet los. Da flüstert er ihm ins Ohr: "Thirak wird sich auch sehr über dich freuen. Die Kleine können wir auch später suchen. Du kannst nur beten, dass er gerade einen guten Tag hat, denn er ist nicht so zimperlich wie ich und meine Kameraden. Wenn du ihm nicht das sagst, was er hören will, stehst du bald nicht mehr auf den Beinen, sondern windest dich in Schmerzen auf dem Boden. Er wird dich solange foltern bis er alles weiss." Tai läuft ein eiskalter schauer nach dem anderen über den Rücken. Ly schaut ihnen nach bis sie hinter der Biegung verschwunden sind, und wartet dann noch einen Moment, bevor sie ihre Unsichtbarkeit auflöst. Sie hat sich zuerst mit ihrer Kraft unsichtbar gemacht, und ist dann zu Tais Schwert gelaufen, das er liegengelassen hatte. Mit diesem in der Hand und seine Macht aktiviert, hatte sie sich angeschlichen und alles mitgehört. Zum Glück hatten diese Kerle vorher - was sie durch Zwei erfahren hatte, die sich höllisch freuten, dass sie die Guten wieder einmal besiegt hatten - einen Kampf gehabt und die herrenlosen Pferde einfach an die Bäume gebunden gelassen. Jetzt schnappt Ly sich eines dieser Pferde und bindet die anderen los, damit sie fliehen können. Bevor sie aufsteigt, holt sie einen Mantel (der ihr bis an die Knöchel reicht) und zieht sich den noch über, weil es ziemlich kalt ist, und zieht die Kapuze tief ins Gesicht. So vermummt reitet sie die ganze Nacht durch hinter den anderen her. Als die vor ihr Reitenden ein Lager aufschlagen, ist sie etwa einen halben Kilometer weiter hinten. Als es endlich Morgen wird, haben sie die Burg des Grafen erreicht. Ly versteckt sich im nahe liegenden Wald, in einer Hütte, die seit Jahren nicht mehr benutzt wird (woher sie das weiss ist einfach gesagt, vor der Tür steht "ausser Betrieb"). Aber es kommt ihr schon komisch vor, dass das ausgerechnet auf einer Hüttentür steht. Wenige Augenblicke später weiss sie warum. Innen drin hat es überall Maschinenteile, die entweder total kaputt oder einfach nicht mehr vorhanden sind - also 'nicht mehr vorhanden' ist vielleicht falsch gesagt, denn man erkennt immer noch, dass es Metall ist. Es sind einfach nur noch Klumpen aus geschmolzenem Eisen. Innen ist es viel grösser als es von aussen den Anschein hatte. Die Hütte muss wohl weiter in den Hügel führen, vor dem sie steht. Ly räumt ein paar Sachen weg, damit sie sich hinlegen und nachdenken kann. Jetzt, da sie endlich ein bisschen Ruhe hat, kann sie darüber nachdenken, wie sie Tai da raus holt. Nur so einfach ist das nicht. Als sie sich hingelegt hat, ist sie auf der Stelle eingeschlafen. Ly träumt von den Hunters, die auf einmal ihre Freunde sind. Sie helfen ihr in die Burg hinein zu kommen. Aber als sie drin ist, rennen die Hunters einfach raus. Ly kann ihnen solange hinterher schreien, dass sie zurück kommen, wie sie will, denn sie bekommt keinen Ton heraus. Sie läuft alleine durch die Burg und bemerkt, dass sie verfolgt wird. Ly will sich herumdrehen, aber sie kann es nicht. Sie kann nur nach vorne sehen. Hinter ihr lacht Thirak vor Freude auf, da sein Opfer so wehrlos ist. Er will nach ihr greifen, und Ly kann einfach nicht schneller laufen, also muss es ja passieren, dass er sie erwischt. Mit einem Aufschrei und schweissgebadet setzt sie sich auf, und bemerkt erst jetzt, dass sie gefesselt ist. Als sie sich umschaut sieht sie, dass überall um sie herum Jungen liegen. Sie steht auf und schleicht zur Tür, die vorher einen Schlüssel hatte. Natürlich ist jetzt kein Schlüssel mehr da, und die Tür ist auch verschlossen. Ly setzt sich in eine Ecke und wartet darauf, dass es hell wird, denn schlafen kann sie so oder so nicht mehr. Sie muss nicht mehr lange warten. Tai wird unsanft vom Pferd gezogen. Vor ihm ragen die Turmspitzen der Burg auf. Sie sind die ganze Nacht hindurch geritten. "Mach bloss keinen Blödsinn. Thirak wäre nicht gerade erfreut, wenn wir eine Leiche mitbrächten", warnt der Boss des Trupps. Vor dem Tor werden sie schon erwartet. Thirak steht da und mustert Tai ohne ein Wort. Er ist in einen schwarzen Umhang gekleidet und hat die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Daher auch, dass Tai ihn zuerst nicht erkannte. Aber das sollte sich noch ändern. Wenig später sitzt er in einem Kerker. In der Zelle nebenan sitzt noch jemand, der gerade schläft. Die Zellen sind alle nur mit Eisengitter voneinander getrennt. Als er alleine ist wacht der andere auf und schaut ihn verstohlen an. Da fragt Tai: "Was? Hast du noch nie jemanden wie mich gesehen?" Der andere antwortet: "Tut mir leid. Ich bekomme hier unten nur selten Besuch. Meistens auch nur von Thirak, der mich quält, um heraus zu finden, wo der Rest meiner Leute steckt. Wer bist du? Warum bist du hier?" "Ich? Ich heisse Tai. Warum ich hier bin weiss ich nicht. Aber mir blüht bald das selbe wie dir. Ich bin mit einer Freundin hier her gekommen. Mich haben sie erwischt. Ich hoffe, sie haben sie noch nicht gefunden. Sie ist die einzige, die hier rein kommt ohne gesehen zu werden", antwortet er. Der andere lacht nur und meint: "Hier kommt niemand rein ohne gesehen zu werden, und wenn, dann ganz sicher nicht mehr raus. Darauf kannst du Gift nehmen." "So, das glaube ich weniger", beendet Tai das Gespräch. In der Hütte erwacht langsam alles. Ly sitzt zusammengekauert in der Ecke und hofft darauf, nicht sofort gesehen zu werden, damit sie sich einen Überblick verschaffen kann. Sie hat sich aus den Fesseln befreit und wartet jetzt darauf, dass sie sie entdecken. Kurze Zeit später ist sie umzingelt von kleinen Jungen, die alle jünger sind als sie selbst. Einer müsste eigentlich erst sechs sein. Doch als die Tür aufgeht kommt einer rein, der gleich alt ist wie Ly. "Kai!?", fragt Ly überrascht. "Ah, Ly, schön, dass du dich auch einmal blicken lässt. Wo ist Tai?" "Zuerst möchte ich wissen, warum du hier bist", meint Ly und schmeisst sich Kai an den Hals. Da antwortet er: "Ich habe gespürt, dass Tai etwas zugestossen ist. Ich habe nicht so ausgeprägte Fähigkeiten wie du und mein Bruder, aber ich kann spüren, wenn jemandem, den ich kenne, etwas geschieht. Darum bin ich hier. Ich habe auch noch andere Kräfte und zwar kann ich Sachen einfach so entstehen lassen. Hast du Hunger?" Ly nickt verwirrt über diese Frage. Kai drückt die Handflächen zusammen, und als er sie voneinander nimmt hat er ein Sandwich in der Hand. Ly nimmt es dankbar an. "Das kann ich auch. Vielleicht ist das noch ganz nützlich, wenn wir einmal etwas grösseres machen müssen und jemand alleine das nicht kann", antwortet Ly mampfend. "Ja, da hast du wohl recht. Also, bin ich dabei?", fragt Kai. Ly schaut ihn an und nickt nur, da sie den Mund zu voll zum sprechen hat. Nachdem Ly fertig gegessen hat machen sie den kleinen Jungs auch ein Frühstück. Kai hat ihr erzählt, dass das Flüchtlingskinder sind. Thirak habe ihre Eltern gefangen, da sie ihm nicht gehorchten. Die Kinder konnten fliehen. Als endlich Ruhe ist, können Ly und Kai ungestört darüber reden, wie sie Tai da raus holen. Kurz nachdem sie aufgehört haben zu reden, kommen zwei Handlanger von Thirak. Jetzt steht Tai vor dem improvisierten Thron und betrachtet den, der vor ihm sitzt. Da fragt Thirak plötzlich in die unheimliche Stille hinein: "Wo ist deine Freundin, Tai?" "Woher kennst du meinen Namen?", fragt Tai ein bisschen perplex. Er antwortet: "Ich weiss alles über dich und deine kleine Freundin." Tai ist nicht gefesselt. In den paar Minuten, in denen er schon hier drin ist, hat er etwa zehnmal zur Tür geschaut und abgewogen, ob es sich lohnt zu fliehen. "Das kannst du dir gleich aus dem Kopf schlagen. Vor der Tür stehen Wachtposten. Auch wenn du sie vielleicht überwältigst, vor der ganzen Burg tummeln sich meine willenlosen Diener", meint Thirak als er ihn erwischt als er schon wieder zur Tür schaut. "Also? Was ist mit deiner Freundin?", fragt er noch einmal. Tai wird die Antwort jetzt nicht geben müssen, da gerade einer zur Tür herein prescht und aufgeregt mit Thirak flüstert. Da meint er: "Na, da hast du aber noch einmal Glück gehabt." Er winkt einen der Wachen zu sich und bedeutet ihm, er solle Tai in den Kerker zurück bringen. Kurze Zeit später sitzt Tai fast ein bisschen zufrieden mit sich im Kerker und grübelt über Fluchtmöglichkeiten nach. Ly und Kai sind jetzt schon etliche Überlegungen durchgegangen, und haben alle wieder verworfen. Da schreit Ly plötzlich leise auf: "Oh mann, ich bin so blöd!!! Ich habe ja Tais Schwert mitgenommen. Ich muss nur seine Kraft benutzen, um mich unsichtbar zu machen. Nur, jetzt kommt die nächste Frage. Nämlich wie ich das Schwert verstecke. Ich kann ja nicht mich und das Schwert verstecken. Tja das können wir also gleich wieder vergessen.  !!!" Nach einer Weile meint Ly aus ihrem gedankenverlorenen Zustand heraus: "Jetzt hab ich’s! Ich mache ein Doubel von mir, dann kann ich mich selbst hinein schleichen, und die Wachen rennen unterdessen einem Phantom hinterher. Das ist mal ein Plan, der funktionieren könnte." "Ja, da hast du recht. Das könnte tatsächlich funktionieren. Willst du es versuchen? Oder möchtest du zuerst noch ein bisschen schlafen? Wir müssen das ganz sicher erst in der Nacht machen, da am Tag alles zu ist von seinen Dienern", meinte Kai. Nach kurzer Diskussion wie das genau ablaufen solle, schlafen beide bis zum Abend. Tai sitzt immer noch im Kerker und grübelt nach. Jemand hat ihm Bescheid gesagt, dass er heute nicht mehr gebraucht wird. Das, hat er gedacht, ist einmal eine gute Nachricht. Tai hat in den letzten Stunden seinen Nachbarn ausgefragt, und heraus gefunden, dass er es mit dem Herzog zu tun hat. Der sitzt jetzt schon ein halbes Jahr hier unten. Als Thirak die Burg erobert hat ist er geflohen. Nur, er ist genau in die Richtung, aus der Thirak gekommen ist, gelaufen. Also somit geradewegs in seine Arme. Thirak hat die Burg natürlich nicht selbst erobert sondern nur in seinem Namen erobern lassen. Warum auch die Finger schmutzig machen wenn man so zahlreiche Diener hat. Auf jeden Fall haben sie ihn an der Grenze erwischt. Tai hat heraus gefunden, dass Drake, so heisst der Herzog Drake von Hilas, der Bruder von dem Mann ist, der Thiraks und Thariks Eltern getötet hat. Drake hat mit seinem Bruder zusammen geherrscht. Darum weiss er auch, wo der Rest seiner Leute steckt. Tja, das ist ja mal eine verzwickte Geschichte, denkt Tai. Ly schickt ihre Abbildung schon los, als Kai von seinem Rundgang zurückkommt. Nachdem sie den Lärm der Verfolger von Lys Doubel hören, sprinten sie den Hang neben der Burg hoch. An der Seite gibt es eine kleine Tür. Als sie drinnen sind, sind die Gänge leer. Zu den Kerkern müssen sie durch die halbe Burg hindurch. Das ist etwas schwieriger. Als sie gerade um eine Ecke biegen wollen, kommt ihnen ein Wachtposten auf Patrouille entgegen. Jetzt rennen Kai und sie den ganzen Gang zurück und kommen ganz knapp hinter die nächste Ecke, bevor der Wächter um die andere Ecke kommt. Jetzt müssen sie einen anderen Weg suchen. "Wo sollen wir durch? Kennst du dich hier aus?", fragt Ly leise. "Nein. Ich kenne mich hier nicht aus. Kannst du vielleicht die Kerker mit dem Wind ausfindig machen? Das wäre unsere einzige Chance", meint Kai. Zwei Minuten später stehen sie vor der Kerkertür. Ly tastet noch einmal durch den Raum, um sich zu vergewissern, dass auch wirklich niemand hinter der Tür ist. Auf der anderen Seite angekommen stehen sie auch schon vor Tais Zelle. Der wiederum freut sich riesig. "Ihr habt euch ja reichlich Zeit gelassen. Holt mich bitte hier raus", meint Tai. Kurz nachdem sie auf Tais Bitten hin Drake auch rausgeholt haben, machen sie sich auf den Weg nach draussen. Ly gibt Tai unterdessen sein Schwert wieder und erzählt ihm schnell alles, was ihr nach ihrer Trennung passiert ist. Draussen stehen sei einer halben Armee gegenüber. Sie sitzen wieder einmal in der Falle. Ly hat aber schon ein Schutzschild um sie herum aufgebaut. Aber sie kommen nicht einmal dazu etwas zu tun, denn in diesem Augenblick erscheint Tharik. Der macht schnell ein paar Bewegungen und vor ihnen entsteht eine Art Tor. Er schickt sie hindurch und schliesst es hinter ihnen wieder. Kurz bevor Ly hindurch gegangen ist, hat Tharik ihr noch etwas übermittelt. Auf der anderen Seite erwartet sie eine grosse Überraschung. Überall hat es verschiedene Teile von Regionen und Ländern. Also da kann Spanien geradewegs an die Schweiz grenzen. Es hat nicht wirklich einen Himmel, denn wenn man zwischen diesen Flicken wechselt, steht man beispielsweise auf dem Kopf, weil rund herum verschiedene Welten sind. Als ob man in einer Kugel wäre, aber man hat nicht das Gefühl kopfüber zu sein. Als ob jedes Bruchstück eine eigene Welt wäre. "Wo sind wir denn jetzt wieder gelandet?", fragt Tai. "Wir sind in einer Trainingswelt. Ich erkläre es euch später", antwortet Ly. "Zuerst müssen wir herausfinden, wohin die einzelnen Bruchstücke führen. Sonst sind wir in Gefahr, denn wir sind hier die Feinde. Also müssen wir möglichst gut hier klar kommen und wissen, in welchem Bruchstück wir uns verstecken können. Es gibt nur ein einziges, das dafür geeignet ist. Dort gibt es keine Menschen, darum ist das unsere einzige Chance." Da meint Drake: "Das könnte noch schwierig werden, wenn wir nicht wissen in welche Richtung wir gehen. Hier gibt es weit und breit keine Sonne wo wir uns orientieren könnten." "Das brauchen wir nicht. Wenn wir von hier aus weiter gehen kommen wir in eine andere Welt, und von dort kann man nur geradeaus und nicht mehr zurück", meint Ly. Nach einer weiteren Diskussion machen sie sich auf den Weg. Sie weichen allem Leben aus, das ihnen begegnet, um eine verfrühte Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Nach ungefähr zwei kleineren Kämpfen und zirka 50 verschiedenen Welten haben sie die ohne Menschen endlich gefunden. "OK, Ly, jetzt wird es langsam Zeit, dass du uns das ganze hier erklärst. Ich habe keine Lust mehr Leute einfach so umzubringen", sagt Kai mürrisch. "OK, also. Jeder wird morgen in eine andere Welt gelangen wenn er weiter geradeaus geht. Wir können alle zusammen gehen, und auch alle zusammen hindurchgehen, aber wir sind nachher auf uns selbst gestellt. Hier werden wir ausgebildet. Das heisst, dass wir hier für den Kampf mit Thirak vorbereitet werden. Jeder in seiner Sache, ob Magie oder Schwertkampf. Das Gute daran ist, wenn wir getötet werden, landen wir augenblicklich wieder hier und haben keine Verletzungen, ausser ein paar Kratzer und Übelkeit", erklärt Ly. Alle schauen ein bisschen betrübt, aber niemand widerspricht auch nur im geringsten. Kurz nachdem sie vor der Grenze angekommen sind, verabschieden sie sich voneinander. Ly hat ihnen gesagt, wenn sie die Prüfung schaffen, kommen sie automatisch in die nächste Welt. Am Ende eines Tages wird man von selbst hier her zurück gebracht, ob gerade mitten im Kampf oder nicht. Dann muss man sie halt wieder holen. Als letztes tritt Drake über die Grenze. Er hat Ly gefragt was er tun solle. Sie hat geantwortet, er ist auch ein Auserwählter. Er müsse auch trainieren. Darum hätte sie ihn und Tai gerettet. Obwohl sie erst auf Tais Bitten hin gehandelt hat. Aber er ist selbst schuld gewesen, denn Tai hat den Namen erst beim letzten Bitten erwähnt. Der Herzog hätte auch selbst seinen Namen sagen können. Ly befindet sich in einer Welt, in der es nur Wälder gibt (die sind ja ihre "absoluten Lieblingsorte"). Am Anfang aller Prüfungen kommt so ein Fenster, wo alles beschrieben ist, was einen erwartet, und was man tun muss. Sie muss sich mit ihrer Magie ein Haus bauen aus allen Materialien, die es im Wald gibt, aber sie hat die Prüfung erst bestanden, wenn sie auch wirklich alle Teile benutzt hat. Tai ist in einer Welt gelandet, in der es nur riesige Tiere gibt. Er muss von allen ein Exemplar töten können, bevor er weiter kann. Das ist eine der schwersten Prüfungen, die jeder einmal machen muss. Kai findet sich in einer Welt wieder, in der es nur Berge, Eis und Schnee gibt. Er muss sich irgendwie vor der Kälte schützen. Aber er muss auch noch anderen Leuten, die vorbei kommen, helfen. Er baut ihnen Häuser, in denen sie nicht frieren, aber er muss seine Fähigkeiten so benutzen, dass er die Leute darauf durchsuchen kann, ob sie in Ordnung sind, also freundlich oder feindlich. Wenn er falsch liegt, merkt er es daran, dass sie ihn töten. Er muss sie ja vorübergehend in sein Haus lassen, damit er draussen ihr Haus bauen kann. Wenn sie feindlich wären, würden sie ihn eben töten und sein Haus übernehmen, und er würde zurück auf Silent kommen. Sie hatten die Welt dort so genannt, weil es immer so still ist. Drake landet in einer Welt, in der er sich gegen schwarze Magie zu verteidigen lernt, auch wenn er keine solche Kräfte hat. Er kommt nicht in alle Welten, in die die anderen drei gelangen. Machmal schon, aber höchst selten. Das ist eine Prüfung, die einen ziemlich fertig machen kann. Als es Abend wird, gibt es viel in der Welt Silent zu erzählen. Ly hat die erste Prüfung auf das erstemal bestanden. Das Haus steht gerade, und ist gegen Einbrecher geschützt, was eine der nächsten Aufgaben war. Tai hat seine Prüfung mit Müh und Not gemacht. Er hat ein paar tiefere Kratzer, aber ansonsten hat er es geschafft. Kai hat erzählt, dass er beinahe getötet wurde, weil er mit seiner Einschätzung daneben lag. Er hat diese Leute zum Teufel gejagt. Das Haus von ihm steht auch und lässt weder Kälte rein, noch Wärme raus. Zehn weitere Häuser stehen und sind bewohnt. Drake ist ein bisschen verstört. Er hat es auch geschafft, aber irgend etwas hat ihn ziemlich eingeschüchtert. Er meint, er habe jetzt gesehen, was Thirak mit seinen Leuten gemacht hat. Und beinahe mit ihm. Darum sitzen sie jetzt am Feuer und hören ihm gespannt zu, was er noch zu erzählen hat. "Ich finde, die Welten von Tai und mir sind am schwierigsten", beendet Drake gerade seine Erzählung vom Tag. Heute ist niemand weitergekommen, weil man nicht recht wusste was auf einen zukommt. Am nächsten Morgen stehen alle früh auf, um sich der neuen Herausforderung zu stellen. Und wiederum kommen alle am Abend gesund und müde an. Ly ist dort hin gekommen, wo Drake war, Tai wo Ly gestern war, Kai bei Tais gestrigen Level und Drake dort wo Kai gestern war. Da verkündet Ly: "Bei mir, als ich fast fertig war, ist Tharik noch gekommen. Er sagte, dass wir noch zweimal in die Levels kommen, in der am Vortag jemand anderes war. Nachher muss jeder alleine gehen, also die anderen bleiben hier. Das ist die letzte Prüfung. Jeder muss dort mit seinen Kräften und Stärken zurechtkommen, und es ist keine der Welten, in denen wir waren, sondern jede, in die einer von uns kommt, ist auf uns abgestimmt. Das heisst speziell auf unsere Fähigkeiten. Daraus ist zu schliessen, dass jede Welt anders aussieht." Zwei Tage später... Tharik kommt früh am Morgen, oder besser gesagt ein Klon von ihm, der ni
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Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Der erste Bund
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am: 20.September.2007, 23:41:16
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Noch bevor es Welten gab, und noch lange bevor Menschen lebten, entstanden aus dem Staub der Sonnen die Götter. Goldener Glanz umgab sie und ihnen war die Gabe des Erschaffens eigen. Zur gleichen Zeit entstanden aus dem Äther die ersten Drachen. Sie waren wundervolle Geschöpfe, zeitlos und mächtig. Jedoch war Ihnen nicht die Macht der Schöpfung gegeben. Die Götter schlossen sich zusammen und schufen aus sich und dem Sternenstaub die Welten, die die vier Sonnen umkreisten. Doch wo auch Licht ist da entsteht auch Dunkelheit und auch die Finstren Mächte entstanden. Denn das größte Gesetz des Universums ist das des Gleichgewichts. Um ihre noch jungen Schöpfungen vor der Dunkelheit zu beschützen schlossen die Götter einen Bund mit den Urdrachen. So kam es, dass die Drachen mit den Göttern Seite an Seite über die Welten herrschten. Im großen Rat stimmten sie gemeinsam über jede neue Schöpfung ab. Von allen Welten, die die Götter geschaffen hatten, gefiel den Drachen Neraan am besten. So ließen sie sich auf diesen Planeten nieder und so fand der Rat auch hier statt. Doch so mancher Gott begehrte jedoch gegen die Mitherrschaft der Drachen auf. Wer waren diese Drachen, dass sie ein Recht hatten mit zu entscheiden wie die Götter die Welt formten? Und so geschah es, dass ein junger Gott, Haner war sein Name, ohne Zustimmung der Versammlung ein Volk schuf wie es zuvor noch keines auf Neraan gegeben hatte. Voller Wut darüber riefen die Drachen zum Großen Rat, um über diesen Frevel zu beraten. "Wie konntest du es nur wagen!" brüllte der Älteste der Urdrachen wütend Haner an. "Wie konntest dich nur erdreisten diese - diese nackten Affen zu erschaffen! Ich wette, du bist auch noch stolz auf deine Tat!" Trotzig reckte Haner sein Kinn vor und entgegnete wütend: "Es ist mein gutes Recht neues Leben zu schaffen! Ihr könnt nicht über uns Götter richten!" Der Drache schüttelte unwillig den Kopf: "Pha! Wenn ihr Götter", er spuckte das Wort beinahe aus, "etwas Vernünftiges erschaffen würdet, wäre es kein Problem! Aber diese nackten Affen..." Weiter kam er nicht, weil Halef ihm ins Wort fiel: "Menschen! Was du nackte Affen nennst sind Menschen! Und sie sind mir gut gelungen! Nur weil ihr Neraan nicht mit anderen Lebensformen teilen wollt!" Haner schnaubte. "Jetzt hör du mir mal zu, wir hätten nichts gegen eine andere Rasse auf Neraan, wenn sie nur vernünftig ist! Was du Mensch nennst, kann man wohl kaum vernünftig nennen!" Die restlichen Drachen trompeteten zustimmend. Unter den Göttern erhob sich immer lauter werdender Protest. Schon lange stritten Drachen und die Götter. Und es schien, als wären die Menschen der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Doch die Götter waren den Drachen in der Macht ebenbürtig und darum versuchte Dragom, der Älteste, einzulenken: "Wenn ihr die Menschen vernichtet, können wir doch gemeinsam darüber reden wie eine andere Rasse auszusehen hat." Die Götter holten entsetzt Luft, es war noch nie der Tod eines ganzen Volkes gefordert worden. Halen schrie auf: "Nie! Ihr könnt nicht einfach sagen, das paßt uns nicht also rotten wir eine Lebensform aus!" "Wenn ihr sie nicht vernichtet...", Dragom grinste, "dann werden wir das erledigen!" Das war zu viel. Nach der Reihe standen die Götter auf: "Wenn ihr auch nur einen Menschen anrührt, dann bedeutet das Krieg! Die Menschen stehen unter unserem Schutz!" Mit einem Wutschrei flog Dragom auf. "Den Krieg, den könnt ihr haben!" Ein Drache nach dem anderen stieg auf. Manchen Göttern und Drachen war anzusehen, dass es ihnen nicht gefiel Krieg zu führen. Immerhin war es ein starker Feind und so mancher hatte gute Freunde auf der Gegenseite. Aber es gibt nur zwei Dinge, die man nicht zurücknehmen kann: einen abgegossenen Pfeil und ein gesprochenes Wort. So tobte bald ein schrecklicher Krieg zwischen Drachen und Göttern. Und auch Neraan litt darunter. Große Wüsten entstanden dort, wo die mächtigen Urdrachen ihre Flammen spuckten, Schluchten dort, wo Götter ihre Blitze abschossen. Oft wurden Urdrachen und Götter verletzt und so mancher der geringeren Drachen und jüngeren Götter starben in diesen finsteren Zeiten. Auch die noch junge Menschheit hatten große Verluste zu beklagen. Der Krieg dauerte schon viele Jahrhunderte und noch immer war kein Ende in Sicht. Die Fronten waren schon so verhärtet, dass es keinen Ausweg mehr zu geben schien.
Dragom versuchte sich aufzurichten. Es ging nicht. Zu groß war der Schmerz, der seine Vorderpfote erfüllte. Dragom schrie auf. Er empfand Haß gegenüber sich, den Menschen und den verdammten Göttern, die einfach so stur waren! Aber er hatte auch Angst davor zu sterben und auch Angst davor, dass nie wieder Frieden herrschen würde. "Ach, wenn ich doch damals die Götter nicht beleidigt hätte..." durchfuhr ihn der Gedanke, den er unwillig wieder abschüttelte. Jetzt war es schon zu spät. Diese Schlacht würde wohl seine Letzte gewesen sein. Langsam brach die Nacht herein und die Kämpfer zogen sich zurück. Nur Dragom blieb zurück. Er wusste, dass es um ihn geschehen war, niemand würde kommen und ihn retten. Traurig blickte er zu den Sternen auf. Er seufzte, eigentlich waren die Götter nicht so schlimm, bis auf den Menschen hatten sie immer gute Arbeit geleistet. Er sog die Luft ein, sie war erfüllt von dem Duft der Blumen und des nah gelegenen Waldes. Tiefe Traurigkeit erfüllte ihn, da er wusste, dass er dies alles wohl nie mehr erblicken würde. Er, Dragom, der erste Drache, weinte, und seine Tränen waren klar und von einer Farbe, die der Himmel hatte, wenn die Sonne unterging. Sobald die Tränen die Erde berührten, wurden sie zu Stein. Aber das funkelnde Licht blieb ihnen erhalten. Langsam schlief Dragom ein und es war ihm bewusst, dass er wohl nie mehr erwachen würde.
Vorsichtig blinzelnd öffnete Dragom seine Augen. Als er den Kopf hob und sich umsah stellte er fest, dass er noch immer in der Höhle lag. Er hatte überlebt! Während er sich verwundert umsah, stach ihm ein seltsam scharfer Geruch von Kräutern in die Nase. Auf der Suche nach der Quelle dieses merkwürdigen Geruches blickte er an sich herunter. Seine verletzte Pfote war mit einer Kräutersalbe eingerieben worden und die Wunde sorgfältig verbunden. Mehrmals blinzelnd starrte er auf den Verband und überlegte sich, wer wohl ihn verbunden hätte. Die Leinenbinden waren schmal, so als wären sie für viel kleinere Wesen gemacht. Er zog seine Stirn zusammen. Er musste lange geschlafen haben, denn er fühlte sich merkwürdig dumpf. Diese Binden hätten die richtige Größe für Menschen. Unwillig schüttelte er den Kopf, das konnte doch nicht sein, oder? Während er noch in Gedanken versunken war, stieg ihm ein weiterer - verführerische - Geruch in die Nase und sein Magen grummelte vernehmlich. Als er den Blick hob, stellte er fest, dass vor seiner Nase drei tote Rinder, noch ganz frisch, lagen. Schnell verschlang er sie und war dankbar, endlich wieder etwas im Magen zu haben. Dennoch machte er sich Gedanken, wer wohl sein Wohltäter war. In diesem Moment hörte er eine leise Stimme ihn fragen: "Geht es dir besser? Ich hab keine Ahnung, wie man Drachen heilt!" Dragom hörte jemanden leise kichern: "Immerhin sind wir ja verfeindet!" Dragom dachte nach, ein Gott konnte es nicht sein, der würde sich nicht verstecken. "Komm raus, damit ich sehen kann, wer mir mein Leben gerettet hat." Nach einer kurzen Pause ertönte wieder die Stimme seines Retters: "Ich weiß nicht, ob das klug wäre, ich lebe gern noch länger." Wieder erfolgte eine Pause. "Aber wenn du mir versprichst, mich am Leben zu lassen?!" Dragom hörte beinahe das Schulterzucken. Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner tiefen Drachenbrust. "Na komm schon raus! Glaubst du, ich würde meinen Retter töten?" In dem folgenden Schweigen vermeinte Dragom Zweifel zu spüren. Er konnte es seinem Retter aber auch nicht übel nehmen. "Ich schwöre bei dem Äther, aus dem ich entstieg! Komm hervor, ein Drache bricht nie seinen Schwur!" versuchte Dragom seinen Wohltäter zu ermutigen. Langsam blickte eine Gestalt hinter dem Felsen hervor. Es war wie er schon vermutet hatte ein Mensch. Trotzdem war Dragom erstaunt, dass es wirklich ein Mensch war. Ängstlich blickte er zu dem Drachen auf: "Schön bist du schon, das muss dir der Neid lassen!" sagte Jarlen und bewegte sich langsam näher. "Ich glaub, selbst wenn du mich jetzt frisst, war es wert, einen Drachen gesehen zu haben." Dragom legte seinen Kopf auf seine Pfoten um den Menschen nicht von Oben anzustarren. "Ich werde dich nicht fressen, erstens weil Menschen wirklich schrecklich schmecken!" Er schüttelte angeekelt den Kopf. Jarlen konnte nicht anders, er musste grinsen. Die Mimik des Drachen wirkte irgendwie menschlich und schien an einem so großen Wesen merkwürdig. "Zweitens weil ich dir durch deine großzügige Tat zu ewigem Dank verpflichtet bin. Und wir Drachen nehmen so etwas sehr ernst!" Jarlen blickte vorsichtig den Drachen in die Augen. "Das heißt, du erfüllst mir einen Wunsch?" Der Urdrache nickte. "Einen Wunsch hätte ich schon..." Mutig blickte Jarlen nun Dragom in die Augen. "Na immer raus mit der Sprache!" munterte der Urdrache Jarlen auf. "Beende den Krieg!" Mit zusammen gekniffenen Augen blickte Jarlen dem Drachen in die Augen als wollte er ihn abschätzen. Dragom schüttelte leicht den Kopf. Wut stieg in Jarlen auf. Erst hielt dieser Drache große Reden und dann erwies es sich nur als heiße Luft. "Du hast gesagt, dass du mir einen Wunsch erfüllen würdest! Du musst dein Wort halten!" schrie Jarlen voller Wut auf. Dragom starrte das winzige Wesen vor ihm an, er hatte nicht vermutet, dass so viel Mut in einem so kleinen Körper stecken konnte. Er müsste ihn nur einmal anpusten und der Winzling würde einfach umfallen. Er hatte sich also wirklich in den Menschen getäuscht! Welch einen Preis hatten alle wegen diesem Irrtum zahlen müssen! Ärger über sich selbst stieg in ihm hoch und sein Entschluss wurde immer fester. "Mensch, du verstehst nicht, ich werde den Krieg beenden, aber ich kann ihn nicht als Gefallen annehmen, da ich mir schon vorgenommen habe, den Krieg zu beenden! Wie könnte ich Krieg führen, wenn mir der Grund des Krieges das Leben gerettet hat?" Erleichterung breitete sich auf Jarlens Gesicht aus. "Hmmm..." Ein tiefes Brummen breitete sich in Dragoms Brust aus. "Eine Frage hätte ich an dich, Mensch." "Ja?" "Wie, hmmm, wie haltet ihr euch auseinander? Ihr seht doch alle gleich aus!" Im ersten Moment war Jarlen sprachlos. Dann brach er in schallendes Gelächter aus: "Wir haben Namen! Ich heiße Jarlen! Aber sag mir Drache," ein Schmunzeln lag auf dem Gesicht des Menschen, "wie macht ihr das, habt ihr auch so etwas Lächerliches wie wir Menschen?" Der Urdrache lachte laut auf. "Das hab ich mir wohl verdient! Mein Name ist Dragom, ältester aller Drachen!" Er blickte den Menschen vor sich scharf an. "Aber nun zurück zu dir, Jarlen!" Dragom sprach den Namen ehrfurchtsvoll aus. "Nun sollst du nicht nur Jarlen sein! Nein, ab heute bist du Jarlen Himersen! Das bedeutet in unserer Sprache Jarlen der Drachenreiter!" Verblüfft riss der Mensch die Augen auf und murmelte: "Heißt das, ich darf auf dir reiten?" Dragom nickte und reichte ihm eine versteinerte Drachenträne. Bewundernd blickte der Drachenreiter sie an. "Diese Träne soll Zeichen unseres ewigen Bundes sein! Wenn einer von uns beiden in Not ist, ist der andere verpflichtet zu helfen! Du Jarlen Himersen und ich Dragom der Älteste sind die ersten, aber nicht die letzten, die diesen Bund schließen werden! Ab heute ist jeder Drache der Hilfe für den Menschen verpflichtet. Jedoch haben Drachen wie Menschen das Recht, einen Preis für die Hilfeleistung zu fordern."
Durch die Pflege seines Reiters gesundete Dragom bald soweit, dass er mit dem Menschen hinauf flog zu dem Ratplatz, der schon seit so langer Zeit verlassen lag, und wieder den großen Rat einberief. Lange dauerte es, bis die ersten Götter wie Drachen sich einfanden, denn Misstrauen herrschte zwischen ihnen und es war lange her als sie sich alle getroffen hatten. Stolz stand Dragom mit Jarlen auf dem Rücken in der Mitte des Rates. Wütendes Gebrüll ging durch die Drachen, als sie erkannten, dass der Älteste sich mit den Menschen verbündet hatte. Die Götter jedoch blickten nur verwirrt auf ihren Feind hinab. War das eine Tücke? Dragom spannte seine Schultern und rief mit lauter Stimme dem Rat zu: "Ich habe den Rat gerufen um den Bund zwischen mir und dem Menschensohn Jarlen Himersen bekannt zu geben!" Atemlose Stille legte sich über alle. Jedem im Rat war klar dass Dragom einem Menschen zu seinem Reiter ernannt hatte. "Nun höret, wie es dazu kam!" Lang erzählte Dragom den Versammelten wie das Wunder geschehen war. Dann erzählte auch Jarlen seine Geschichte. Die atemlose Stille dauerte lange an. Der älteste Drache räusperte sich. "So nehme ich, der den Krieg ausrief, ihn wieder zurück und bitte um Verzeihung bei allen, die meines Fehlers wegen so viel verloren haben." Noch immer gab keiner ein Geräusch von sich. Jarlen dachte bei sich, dass es wohl nicht so einfach sein könne, einen Krieg zu beenden, der so lange getobt hatte. Und in der Tat dauerte es noch viele Jahre und viele Ratsitzungen, bis der größte Zwist bereinigt war und wieder Frieden einkehrte. Doch langsam näherten sich die Drachen den Menschen und lernten sie kennen und lieben. Und Dragom hatte Recht: Noch viele der Drachen schlossen mit den Menschen den Bund der Drachenreiter.
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Bezirke der Bewohner / Esoterik / antwort zur seele
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am: 20.September.2007, 10:02:38
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es ist sehr interressant wie du das siehst hmm wenn man nach der bibel geht, müßte es eine seele geben sonst gäbe es ja keine seelenwanderung einmal im jahr geht man nach dem menschlichen denke ihc das wir alle eine seele haben den unser menschliches sein vergeht aber die seele bleibt nun jeder hat eine andere auffassungs gabe aber im grunde sind wir alle verschieden und denken anderster was gut ist doch einige haben gleiche ziele die darf man nicht vergessen und eine seele gibt es auf jedenfall denke ich
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Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Lady's Gedichte
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am: 18.September.2007, 08:19:05
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Vor unvorstellbar langen Zeiten weilten Drachen in der Welt, zogen durch endlose Weiten, kreisten hoch am Himmelszelt. Die Hüter der Magie und Weisheit, mächtig, stolz, frei wie der Wind - doch Wandel löste ab ihr Walten, die Zeiten längst vergangen sind. Die Nacht brach an für jene Drachen, finster, düster, schwarz und kalt. Wo einst zu hören war ihr Lachen dort wurd’ es still und stiller bald. Ihr Flügelschlag verklang ganz leise, fast unbemerkt zogen sie fort, begaben sich auf weite Reise an einen stillen, fernen Ort. Die Menschen wollten sie nicht mehr, grau und öde wurd’ das Land, wo Fantasie und auch Gefühle zusammen gingen Hand in Hand. Vergessen, glaubt ihr, sind die Drachen? Verliert nur nicht so schnell den Mut, der Rhythmus ihres Schwingenschlages pulst immer noch in uns’rem Blut. Er flüstert von uralten Zeiten, ein längst verlor’ner, fremder Klang, und bringt zurück aus fernen Weiten den lang vermissten Drachensang. Der Fantasie sind nun entsprungen, Geschöpfe der Gedankenwelt, feurigen Atem in den Lungen ziehen sie über’s Himmelszelt. Silberglanz auf mächt´gen Schwingen, Schuppenhaut im Sternenlicht, erzähl´n von wunderbaren Dingen - hört ihnen zu und stört sie nicht. Die Augen funkelnd wie Diamanten, weise das Herz und voll Magie, sie bringen uns zu Unbekanntem, ins herrlich’ Reich der Fantasie. Wie glühend’ Feuers rote Flammen, oder schwarz wie dunkle Nacht, gleißendes Licht auf Schimmerschuppen - in unser’n Träumen halten sie Wacht. Mit weiten, wild geblähten Nüstern, Feuerflügeln, Drachenherz - Schwingen sich, leise wie ein Flüstern, über Trauer, über Schmerz. Könnt ihr nicht seh’n die herrlich Wesen, unvergleichlich stolz und frei? Als wär’n sie niemals fort gewesen, sie waren mit uns - stets dabei. Ihr müßt nur lauschen, müßt verstehen - Drachen sind stets bei uns hier, in unser’n Herzen möcht’ ich sehen dies wunderbare Schuppentier.
Dunkelheit, schwärzer als jede Nacht Vorbei, verloren, die letzte Schlacht In Ketten liegt nun was immer war frei Ich kann nichts mehr tun Nun ist es vorbei Sie kamen aus Gier, auf der Suche nach Ruhm, sie glaubten, sie würden das Richtige tun. Verkauften ihre Ehre, verkauften ihr Leben, Verloren sich selbst in ihrem düsteren Streben Das Schwert in der Hand stürzten sie in die Schlacht Das Herz ward zu Stein, das Feuer entfacht
Vergessen ist die Eintracht aus den alten Tagen Sie glauben nicht mehr das, was die Alten sagen Die Freundschaft zu Drachen ist nur noch Legende Begegnest du einem, so ist es dein Ende Ein Drache, ein Monster, das tötet und raubt War das, was der vernebelte Verstand geglaubt.
Und so zogen sie aus, zu hunderten Mann, Waren gänzlich verblendet von des Wahnes Bann Die großen Hüter von Weisheit und von Magie Einen nach dem anderen erlegten sie Unermüdlich trieb es sie von Ort zu Ort, Sie fanden einen jeden Drachenhort.
Die Zeit war gekommen, der Kampf war nicht lang Das Feuer erlosch, der Flügelschlag verklang Majestätische Wesen einst stolz und erhaben Flüchteten nun bis sie sich in ihr Schicksal ergaben Der Glanz war nun matt, verschwunden das Lachen Alle getötet, bis auf den einen, den letzten Drachen
Dunkelheit, schwärzer als jede Nacht Vorbei, verloren, die letzte Schlacht In Ketten liegt nun was immer war frei Ich kann nichts mehr tun Nun ist es vorbei
Sie kehrten zurück, den Drachen gefangen Unter Lob und Jubel, die Barden sangen Seine Schwingen gestutzt, durch Ketten gebunden So nah am Tod, es schmerzen die Wunden Und niemand höret sein Klage-Lied Wer ist nun das Monster, der Mörder, der Dieb?
Im dunklen Verliese liegt er nun, der letzte der großen Weisen Haucht sein Leben aus, verlässt den Schmerz, begibt sich auf endlose Reisen Die Siegreichen feiern und werden geehrt, doch verstehen sie nicht des Verlustes Wert Das Licht weicht dem Dunkel, Fühllosigkeit herrscht statt Fantasie Der Drachen Flammen erloschen und mit ihnen ihre Magie
Dunkelheit, schwärzer als jede Nacht Vorbei, verloren, die letzte Schlacht Gefangen, ohn' Ausweg, was immer war frei Ich konnte nichts tun Es ist vorbei.
in Dunkelheit ein Licht entfacht die Flammen tanzen - prasseln ein Schatten gleitet durch die Nacht man hört ein Schuppenrasseln mit weiten Schwingen - ganz aus Haut sein Odem flammt bei einem Hauch vorm Schatten sich so manchem graut Böses dem der Böses tut - ist ein alter Brauch
in wunderschöner Farbenpracht die Schuppen voller Glanz doch in der Nacht ne Schattentracht an ihm ein langer Schwanz
ein edles Wesen - seine Art mit einem Herz - das voll von Güte der Schattenflug wirkt avangarde das Schwache er behüte
er gilt als Wächter einer Zeit wo Edelmut noch ehr'voll war sein Schatten fliegt in Ewigkeit in manchem Herz - er immer da
verzaubert - nicht nur mit Magie Gedanken vieler Wesen Seelenschatten trugen sie an ihm sind sie genesen
auch wenn wir Drachen niemals seh'n am Tag im Sonnenschein ihre Schatten werden nicht vergeh'n - schau tief in dich hinein -
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Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Lady's Geschichten
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am: 18.September.2007, 08:15:13
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Drei für die Drachen Seit Tagen schon folgten ihm die Wakan. Stets blieben sie weit genug entfernt, um nicht gesehen zu werden, aber Rank hörte das nächtliche Heulen. In seinen Fieberträumen kamen sie, ungeachtet des Lagerfeuers, und beugten sich hechelnd über ihn, die Mäuler weit aufgerissen, bereit, ihm die Kehle zu zerfetzen und das warme Blut aufzulecken. Dann erwachte er zu seinen eigenen Schreien, und in die Erleichterung darüber mischte sich die Gewissheit, dass es bald kein Traum mehr sein würde. Das ziellose Herumirren verlangte seinem kranken Körper die letzten Kräfte ab – doch wofür? Die Aussicht, den Weg ins Tal zu finden, war verschwindend gering. Die Wakan waren ihm geduldig gefolgt, immer im gleichen Abstand, doch seit gestern kamen sie näher. Sie wussten, dass das Ende seiner Reise nahte. Und nichts schätzten sie mehr als eine Beute, deren Blut noch warm und fast lebendig aus den zerfetzten Adern spritzte. Selbst ohne die Tiere hätte Rank gewusst, dass er verloren hatte. Seitdem Räuber seine Begleiter dahingemetzelt hatten und nur er mit knapper Not entkommen war, irrte er ziellos herum. Er, ein einfacher Bauernsohn, war mit den Bergen nicht vertraut. Gilden der Jäger war es gewesen, der die Gruppe angeführt hatte und nun tot war wie all die anderen. Hätte das verfluchte Räuberpack auch doch ihn gemeuchelt! Ein Pfeil aus dem Hinterhalt schien Rank ein gnädiger Tod im Vergleich dazu, allein in dieser Einöde zu verrecken. Gestern, als sein verletztes Bein nachgegeben und ihn auf ein Geröllfeld geworfen hatte, hatte er daran gedacht, seinen Dolch zu nehmen und der Sache selbst ein Ende zu bereiten. Er war es müde, auf die Wakan zu warten. Ihr Heulen trieb ihn langsam in den Wahnsinn. Heute morgen hatte er einen Drachen gesehen, ein riesiges, silbergraues Vieh mit Fledermausschwingen, am Himmel schwebend und ihn höhnisch angrinsend. Erst nach einem heftigen Schlag ins eigene Gesicht war das Hirngespinst verschwunden. Rank sah es als ein weiteres Zeichen dafür, dass er am Ende war. Selbst im Drachenjahr gab es keine Riesenechsen, die am Himmel schwebten. Sie waren schon vor langer Zeit verschwunden, und bald würde Rank ihr Schicksal teilen. Als ein Stein unter seinen Stiefeln nachgab und er fiel, machte es ihm nichts mehr aus. Alles vorbei, waren seine letzten Gedanken, bevor er hart auf dem Felsboden landete und ihn die tröstliche, schmerzlose Leere umfing. --- Ein fremder, süßlicher Duft. Warmes Licht, das ihn umfing. Das war die Überwelt, sie hatte ihn aufgenommen. Er träumte, er läge auf einem harten Bett, in Felle gewickelt. Gleich würden wunderschöne, junge Frauen kommen, ihm köstliche Getränke einschenken und ihn zum Tanz bitten. Erwartungsvoll öffnete Rank die Augen. Sein Bein schmerzte. Er blickte ernüchtert hinunter auf das Bärenfell, das seine Füße verbarg. Vorsichtig bewegte er sich. Ja, er spürte den Hieb, den ihm der Räuber versetzt hatte, noch immer. War das die Überwelt? Auch sein Kopf fühlte sich an, als hätte er zu viel Gerstenbier getrunken. Oder einen weiteren Schlag erhalten, jetzt, wo er darüber nachdachte. Er blinzelte und richtete sich halb auf, um seine Umgebung besser zu erkennen. "Bleibt liegen!" Hastige Schritte näherten sich. Das verschwommene Bild einer Frau mit langem, blonden Haar beugte sich über ihn. Sie war jung und lächelte. In den Händen trug sie eine flache Schale, die ein dunkles Gebräu enthielt. "Trinkt das", sagte sie. "Ihr seid sehr schwach. Es wird Euch stärken." "Wer seid Ihr?" Ihr Lächeln blieb. "Später. Trinkt zuerst." Gehorsam nahm er die Schale aus ihren Händen und leerte sie mit einiger Mühe. Das Gebräu schmeckte bitter. Als er fertig war, beugte sich die junge Frau erneut über ihn. "Und nun schlaft." "Wer seid Ihr?" Doch noch während Rank die Frage wiederholte, fühlte er, wie ihn die Müdigkeit erneut übermannte. Ihre Augen, grün wie Frühlingsgras, waren das letzte, was er sah. Dann nahm ihn der Schlaf gefangen. Er erwachte wieder. Derselbe süße Duft, dieselbe Wärme, dasselbe Licht. Die junge Frau erhob sich von einem niedrigen Schemel, sobald er sie erblickt hatte. Sie trug eine Bluse aus grobem Leinen und einen langen Rock aus gegerbtem Leder. Diesmal sah Rank sie deutlicher. Sein Kopf tat nicht mehr weh. "Bleibt liegen", mahnte sie. "Ihr braucht Ruhe." Rank gehorchte. "Wer seid Ihr?" Ihr Lächeln verbreitete mehr Wärme als die dicken Felle. "Ssanefi." Friedensstifter. Das war es, was das Wort bedeutete. Ranks Vaterbruder, der in der Hauptstadt gelebt und die kaiserliche Akademie besucht hatte, war vor langer Zeit ins Dorf zurückgekehrt. Er hatte Rank, der damals noch ein Junge gewesen war, in der Alten Sprache des Kaiserreichs unterrichtet. Rank wollte etwas sagen. Sein Magen knurrte. "Seid Ihr hungrig?" Als er zögernd nickte, stand Ssanefi auf. "Ich werde Euch etwas zu essen bringen." Sie verließ das Zimmer und kam wenig später wieder. Die Suppe, die sie ihm brachte, schmeckte köstlich, doch er war zu schwach, um viel davon zu essen. Wortlos nahm ihm Ssanefi die halbleere Schale ab und reichte ihm eine andere, die das dunkle, bittere Gebräu enthielt. Kaum hatte Rank davon getrunken, übermannte ihn der Schlaf erneut. Während der nächsten Tage hütete er das Bett. Mehrmals täglich brachte Ssanefi ihm zu essen und zu trinken. Längst hatte er erkannt, dass sie Kräuter beimengte, die ihn sofort nach den Mahlzeiten schläfrig machten. Vielleicht war sie eine Hexe, doch der Gedanke beunruhigte ihn kaum. Wer würde schon einen halbtoten Fremden mitnehmen, um ihn dann zu vergiften? Und ein Lächeln wie Ssanefis konnte nicht falsch sein. Irgendwann wachte er auf und wusste, dass das Fieber seinen Körper verlassen hatte. Noch fühlte er sich nicht allzu kräftig, aber nach einer Weile bekam er trotzdem Lust, aufzustehen. Er war lange genug im Bett gelegen. Ssanefi war nirgends zu sehen. Vorsichtig, das verletzte Bein kaum belastend, stand er auf. Seine Kleidung lag neben dem Bett. Ssanefi hatte sie gesäubert, und Rank zog sich schnell an. Dann lauschte er, doch alles blieb still. Leise ging er zum Schrank und öffnete ihn. Kleider, die wie Ssanefis aussahen, und ein paar lederne Beutelchen. Rank öffnete zwei, die getrocknete Kräuter enthielten. Er legte sie zurück und wandte sich dem schwarzen Bärenfell zu, das den Durchgang ins Nebenzimmer verdeckte. Auch dort befand sich niemand. Ein größerer, karger Raum erwartete ihn. An der Wand gegenüber prangte ein weiteres Fell. In der Ecke hing ein eiserner Kessel über einer Feuerstelle. Rank trat näher. Wenn man genau hinsah, waren dünne, in das Eisen geritzte Linien zu erkennen, die den Umriss eines Drachen bildeten ... Erschrocken wandte Rank sich um, als sich das Fell an der Wand gegenüber bewegte. Kam jemand? Schnell, ohne nachzudenken, eilte er zum Durchgang zurück. Erst als er wieder im Bett lag, schalt er sich einen Feigling. Wahrscheinlich war es bloß ein Lufthauch gewesen. Wenig später kam Ssanefi mit dem Essen. Sie hatte kaum die Schale abgestellt, als jemand hinter ihr ins Zimmer stürmte. Die Fremde war ebenfalls jung, doch älter als Ssanefi. Sie hatte langes, dunkles Haar, und ihre Kleidung war schwarz wie das Gefieder eines Raben. Ohne Rank mehr als einen flüchtigen Blick zuzuwerfen, wandte sie sich an seine Pflegerin. "Dein Gast schleicht hier herum, Schwester", begann sie in der Alten Sprache des Kaiserreichs. "Ich habe gesehen, wie er deinen Kessel bewundert hat. Wenn du schon einen Fremden hierher bringst, könntest du wenigstens auf ihn aufpassen." Die letzte Bemerkung klang spöttisch, aber es war ein verächtlicher, kalter Spott. "Hätte ich ihn sterben lassen sollen?" fragte Ssanefi ruhig in derselben Sprache. "Und was könnte er schon finden? Wir haben nichts zu verbergen." Die andere starrte sie an. "Bist du dumm geworden, Schwester? Du weißt, was man in den Dörfern über uns erzählt. Der Fremde muss verschwinden." "Er ist zu schwach, Firah." Firah, das Schwert. Es musste der Name der Frau sein. Rank bemühte sich, nicht den Eindruck zu erwecken, dass er die Unterhaltung verstünde. Zum Glück achtete keine der beiden auf ihn. "Der Weg ins Tal ist weit, und seine Kräfte reichen nicht aus. Er braucht Ruhe." "Zum Herumschleichen ist er nicht zu schwach. Bewach’ ihn gut, oder du wirst es bereuen!" Ssanefis Antwort kam leise, aber bestimmt. "Ich werde tun, was ich für richtig halte." Firah schnaubte und wandte sich ab. Auf halbem Weg zum Durchgang blieb sie stehen. "Ich auch. Sei also vorsichtig, Sssssssanefi." Sie zischte das Wort wie eine Schlange und benutzte es als einen Schimpfnamen. Ssanefi schwieg, bis Firah das Fell zurückgeschlagen hatte und verschwunden war. "Ich muss mich für meine Schwester entschuldigen", sagte sie dann in der Neuen Sprache. "Sie ist unhöflich. Sie hält nicht viel von Gästen", fügte sie mit einem leisen Lächeln hinzu. Rank überlegte, ob er zugeben sollte, das Gespräch verstanden zu haben. "Ist sie wirklich Eure Schwester?" fragte er statt dessen. "Sie sieht Euch nicht ähnlich." "Wir sind wie Schwestern. Wir leben wie Schwestern, und wir streiten wie Schwestern." Rank dachte daran, wie Firah das Wort Ssanefi ausgesprochen hatte. "Sie scheint Euren Namen nicht zu mögen." "Sie denkt, es ist ein Name für Schwächlinge. Aber natürlich wisst Ihr nicht, was -" "Friedensstifter." An Ssanefis Gesicht erkannte er, dass er das Wort laut ausgesprochen hatte. Im Stillen verfluchte er sich selbst und das Fieber, das wohl seinen Kopf verwirrt hatte. Zuerst beim Herumschleichen ertappt zu werden, und dann beim Lauschen - Wenn er so weitermachte, würde er sich bald draußen in der Einöde wiederfinden. "Ihr versteht die Alte Sprache?" Zum ersten Mal war ihre Stimme kühler geworden. "Mein Vaterbruder hat mich darin unterrichtet. Firah spricht die Wahrheit", fügte er zögernd hinzu. "Sie hat mich im Nebenzimmer gesehen. Aber ich wollte nichts Böses tun. Ich war nur neugierig." Einen endlos langen Augenblick schwieg Ssanefi und musterte ihn, als wollte sie tief in sein Innerstes blicken. Dann, zu Ranks Erleichterung, lächelte sie wieder. "Ich glaube Euch. Und es gibt keinen Grund, warum Ihr Euch nicht umsehen solltet. Wir haben nichts zu verbergen." Rank dachte, dass er besser schweigen sollte, doch die Worte kamen wie von selbst aus seinem Mund: "Was erzählt man sich in den Dörfern?" Ssanefi sah ihn erstaunt an, bevor sie sich an Firahs Bemerkung erinnerte. Sie schwieg. "Ihr wisst nicht, wer wir sind?" fragte sie schließlich. Rank wollte zuerst verneinen, doch dann dachte er nach. Die Zeichnung auf dem Kessel, ein ungewöhnlicher Schmuck selbst im Drachenjahr. Ssanefis Name aus der Alten Sprache und Firah, die ihn zischte wie eine Schlange. Schlange, Drache – und endlich begriff Rank, wer ihn gefunden hatte. "Ihr seid die Drachenschwestern." Im Dorf sprach man tatsächlich von ihnen, dann, wenn die Sprache auf Drachen kam oder auf absonderliche Außenseiter. Junge Frauen, die sich Schwestern nannten und es vorzogen, in den Bergen zu leben, fernab von menschlicher Gesellschaft. Angeblich konnten sie mit den Drachen sprechen. Nur selten verließ eine von ihnen die Berge und ging ins nächste Dorf, nach Hofen, um Dinge zu kaufen, die man in der Einöde nicht herstellen konnte. Vom Schilderbauern, dessen Tochter nach Hofen geheiratet hatte, wusste Rank das wenige, was es über die Schwestern zu wissen gab. Die, die immer kam, war eine Blonde mit langen Zöpfen – es musste Ssanefi sein. Sie bezahlte mit Goldstücken; niemand wusste, woher sie die hatte, aber man stellte keine Fragen. Natürlich gab es Gerüchte darüber, was oben auf dem Berg vor sich ging. Die Schwestern trieben Hexerei, munkelte man, und in Wahrheit wären sie Elfen und dreihundert Jahre alt. Aber erzählte man sich auch über die alte Kathrein und ihren einäugigen Sohn. Beweise gab es keine. Solange die Schwestern ihre Hexenkunst nur oben auf dem Berg zeigten, kümmerte es die meisten nicht weiter. Dagegen, dass sie sich als Drachenschwestern bezeichneten, war wohl auch nichts einzuwenden. Immerhin hatte der Landesfürst selbst jedes zehnte Jahr zum Drachenjahr ernannt, zu Ehren alter Zeiten. Niemand hatte vor, sich darüber zu beschweren, solange er für das sommerliche Drachenfest jedes Mal drei fette Ochsen braten ließ. Und wer mit den Drachen zu sprechen glaubte, die es schon seit Urzeiten nicht mehr gab, der war wohl nicht ganz richtig im Kopf. Aber gefährlich? Kaum. "Die Dörfler halten uns für Hexen", sagte Ssanefi, die sein Schweigen deuten konnte. "Aber es ist nicht wahr. Ich weiß nur, wozu Kräuter dienen. Ich kann nicht zaubern." "Und Firah?" Ssanefi lachte. "Firah hat keinen Sinn für Heilkunst. Ihr wisst, was ihr Name bedeutet. Sie ist wie Kem - meine jüngste Schwester", erklärte sie. "Sie und Firah ähneln einander sehr. Sie streiten oft. Aber wir sind Schwestern", fügte sie schnell hinzu. "Auch wenn wir streiten, gehören wir zusammen." . Ssanefi verließ das Zimmer, die leere Schale in der Hand. Nach wenigen Schritten stand Firah wie aus dem Nichts neben ihr, ein schwarzer Schatten, den die Wände ausgespuckt hatten. Man bemerkte Firah nur, wenn sie es selbst wollte. "Wo ist Kem?" fragte sie scharf. "Ich habe ihr aufgetragen, Brot zu backen, aber sie ist verschwunden." Ein sanfter Spott schlich sich in Ssanefis Stimme ein. "Ich weiß es nicht. Ich war damit beschäftigt, meinen Fremden zu bewachen. Es ist deine Aufgabe, dich um Kem zu kümmern." Firah warf ihr einen verächtlichen Blick zu, wandte sich um und verschwand durch einen kaum sichtbaren Durchgang. Kem und Firah, Feuer und schwarzes Eis. Das Geschenk der Drachen, das Schwert der Drachen. Und dazwischen sie selbst, die Friedensstifterin. Ssssssssanefi. Sie hatte diese Betonung ihres Namens schon oft genug gehört. Talen, ihre Drachenmutter und Lehrmeisterin, hatte sie ob ihres freundlichen Wesens gelobt, doch Firah und Kem sahen nur Schwäche darin. Ssanefi holte einen Leinenbeutel aus der Küche und verließ das Haus. Vor dem Tor blieb sie stehen und bewunderte die dicken Knospen des Schwarzbeerbusches, die bereits das leuchtende Gelb der Blütenblätter erahnen ließen. Damals, als sie an Talens Hand zum ersten Mal durch das Tor getreten war, hatte der süßliche Duft der Blüten sie verzaubert. Auch das war ein Drachenjahr gewesen. Der Busch hatte nie wieder geblüht, doch nun, zehn Jahre später, trug er erneut Knospen. Ssanefi war nicht überrascht. Drachenjahre, dachte sie, während sie zu ihrer Wiese ging, um Kräuter zu sammeln. Die Dörfler glaubten, der Name hätte mit den längst vergangenen Zeiten zu tun, doch Ssanefi wusste mehr. Talen hatte sie und die anderen gelehrt, den Stimmen aus einer fernen Welt zu lauschen. Ssanefis Begabung reichte nicht an jene von Firah oder gar Kem heran, doch selbst sie hörte nachts in ihren Gedanken, wovon die Drachen sprachen. In diesem Jahr waren ihre Stimmen lauter, heftiger, drängender geworden. Die Drachen kamen zurück. Mit Hilfe der Schwestern würden sie diese Welt erreicht haben, noch bevor das Drachenjahr zu Ende ging. Als sie ins Haus zurückkehrte und ihre Funde in den Kessel schüttete, kam Kem herein. Die jüngste Drachenschwester trug lederne Kleidung, und ihre Locken leuchteten röter als das Feuer unter Ssanefis Kessel. "Solltest du nicht Brot backen?" fragte Ssanefi freundlich. Kem schnaubte und ahnte kaum, wie sehr sie dabei Firah ähnelte. "Ich denke nicht daran. Das kann sie selbst tun. Lieber gehe ich und spreche mit den Drachen." Sie lächelte bei diesem Gedanken. Es gefiel Kem, dass sie die Drachensprache besser verstand als ihre Schwestern. Zumindest darin konnte sie die stolze Firah ausstechen, und sie tat es, wann immer sie konnte. "Letzte Nacht habe ich sie gehört." Ihre Augen, grün wie Ssanefis, funkelten. "Sie sind schon auf dem Weg. Und wenn sie kommen, wird alles anders werden." Ssanefi hörte nur halb zu. Kem liebte es, von den Drachen zu sprechen, und all ihre Erzählungen liefen auf dasselbe hinaus. Trotz ihrer siebzehn Jahre war sie in vielerlei Hinsicht ein Kind. "Ich werde mit ihnen fliegen, und sie werden mir all die fremden Länder zeigen. Das haben sie mir versprochen. Dann kann ich den Berg verlassen. Ich werde Firah nie wieder sehen müssen." Kem lachte, doch sie ließ dabei einen schnellen Blick über die Schatten an der Wand schweifen. Man wusste nie, wo die älteste Schwester auftauchen würde. Ssanefi beugte sich über den Kessel und tat, als hätte sie nichts bemerkt. "Wann werden wir den Ruf aussenden?" Ssanefi seufzte fast unhörbar. Immer wieder dieselbe Frage. "Die Zeit ist noch nicht reif. Sei nicht ungeduldig. Wer ungeduldig ist -" "- muss einen hohen Preis dafür bezahlen", fuhr Kem spöttisch fort. "Aber welchen, das konnte uns Talen auch nicht sagen. Glaubst du ihr?" Als keine Antwort kam, wandte sie sich um und ging hinaus. Ssanefi sah ihr nach. . "Ihr glaubt, die Drachen wären ausgestorben", erzählte sie Rank eines Abends, als sie ihm das Essen brachte. "Aber das ist nicht wahr. Sie sind nur in eine andere Welt gezogen. Sie werden wiederkommen." Rank lächelte. "Das haben sie dir gesagt?" Sie bemerkte, dass er ihr nicht glaubte. Trotzdem redete sie weiter, und er hörte zu. Sein Bein war fast verheilt, doch Ssanefi nahm die Verletzung zum Vorwand, die Abende in seinem Zimmer zu verbringen. Längst waren sie zum vertraulichen Du übergegangen. Seit Talens Tod hatte sie mit keinem Menschen außer ihren Schwestern gesprochen. Rank war angenehme Gesellschaft. "Ich verstehe ihre Sprache nicht allzu gut", erwiderte sie. "Nicht so gut wie Firah und Kem. Aber es ist so, wie ich gesagt habe." Etwas in ihrer Stimme ließ Rank verstummen. "Du glaubst wirklich daran", stellte er nach einer Weile fest, überrascht, dass jemand wie sie solche Gedanken hegte. "Ist es das, was du willst? Dass die Drachen zurückkehren und die Erde beherrschen?" Ssanefi war eine Drachenschwester. Es gab nur eine Antwort. "Ja", sagte sie. "Das ist es, was wir uns wünschen." "Warum? Sind sie besser als wir?" Ssanefi lachte leise. Wie konnte er die uralten Herrscher vergangener Zeiten mit Menschen wie sich und ihr vergleichen? "Sie sind anders", sagte sei. "Alt und weise. Wir können sehr viel von ihnen lernen." Das war es, wovon sie träumte und woran Talen sie zu glauben gelehrt hatte: Menschen und Drachen, die zusammen in einer Welt lebten. Firah, Kem und sie nannten sich die Schwestern der Drachen, aber sie sollten nicht die einzigen bleiben. Kem hatte recht, alles würde anders werden. Auch Ssanefi sehnte den Tag herbei, an dem sie den Berg verlassen und zusammen mit ihren Brüdern die Welt erkunden würde. In dieser Nacht war Halbmond. Wenn es etwas gab, das Ssanefi an den Bergen liebte, dann war es die Stille, die hier herrschte, sobald es dunkel wurde. Niemand lärmte und sang betrunken Lieder, wie man es in den Dörfern tat. Hier fühlte sie sich, als wäre sie das einzige lebende Wesen auf der Welt. Das einzige, was gelegentlich die Stile unterbrach, war das ferne Heulen der Wakan. Söhne der Nacht hatte Talen die Räuber liebevoll genannt. Ssanefi sehnte sich sehr nach ihrer Drachenmutter, nach Talens Weisheit, ihren tröstlichen Geschichten, ihrem Lachen voll sanftem Spott. Talen war immer gut zu ihr gewesen. Sie hatte Ssanefi, das einsame, unverstandene Kind, hierher gebracht und gelehrt. Sie hatte ihr beigebracht, mit den Drachen zu sprechen, und Kem getadelt, wenn sich diese über Ssanefis mangelnde Begabung lustig gemacht hatte. Talen war ihre Mutter geworden, die einzige, die sie jemals gekannt hatte. Neun Jahre lang hatte sie ein Zuhause gehabt. Dann war Talen krank geworden, und ihr hohes Alter hatte sie eingeholt. Alle Heilkunst, die Ssanefi aufzuwenden vermochte, hatte ihr nicht mehr helfen können. Während der letzten Tage war Ssanefi an ihrem Bett gesessen, hatte geschwiegen und gewartet und gelauscht. Sie hatte sich anstrengen müssen, um Talens geflüsterte Worte zu hören. Die Kraft ihrer Drachenmutter hatte sich bereits dem Ende zugeneigt, doch ihre mütterliche Güte hatte sie sich bis zuletzt bewahrt. "Ich weiß, dass du manchmal daran denkst, den Berg zu verlassen." Talens sanftes Lächeln, frei von jedem Vorwurf. "Du glaubst an die Drachen, aber nicht so sehr, wie Kem und Firah es tun. Das macht nichts, Tochter." Ssanefi hatte nicht gewusst, was zu sagen war. "Du bist nicht wie sie. Vielleicht gehörst du wirklich nicht hierher. Aber", und hier hatte die alte Frau mit erstaunlicher Kraft den Kopf gehoben, um Ssanefi eindringlich anzublicken, "es müssen drei Schwestern sein. Vergiss das nicht. Und selbst wenn du nicht daran glauben kannst, bitte ich dich zu bleiben." Erschöpft war sie in die Kissen zurückgesunken. Eine Weile hatte sie geschwiegen. "Du kennst deine Schwestern, Ssanefi. Firah ist stark, aber ihr fehlt das Verständnis für die Sorgen anderer. Und Kem ist ein Kind. Sie werden dich brauchen, auch wenn sie es selbst nicht begreifen. Bleib bei ihnen, Tochter." Ssanefi hatte sie angesehen, das eingefallene Gesicht voller Runzeln, die wirren, schneeweißen Haare. Im Lauf ihrer Krankheit war Talen mager geworden. Ssanefi war geblieben, als ihre Drachenmutter eingeschlummert war, um dann plötzlich wieder die Augen zu öffnen - als wäre ihr im Traum etwas eingefallen, das noch erledigt werden musste. "Ich habe ein Geschenk für dich, Tochter." Mühsame Worte, es hatte die alte Frau viel Kraft gekostet, sie hervorzubringen. "Für dich, Ssanefi, weil du die Heilkunst verstehen willst." Und sie hatte ihr Anweisungen gegeben, in welchem Schrank sie suchen sollte und in welcher Truhe, um die alten Schriften zu finden, aus denen Talen selbst ihre Kenntnisse erlangt hatte. Uralte Bücher waren es, mit verblichenen, mehrmals nachgezogenen Buchstaben. Talen hatte sie das Lesen gelehrt, und Ssanefi konnte die Rezepte entziffern. Es war ein kostbares Geschenk, eines, das nur sie zu würdigen wusste. Firah und Kem bedeutete solches Wissen nichts. Ssanefi war die einzige Drachenschwester, die sich jemals mit der Heilkunst beschäftigt hatte. Sie wusste nicht, was Talen den anderen hinterlassen hatte. Firah, undurchschaubar wie ein Schatten, gab nichts preis. Kem plauderte zwar vieles aus, doch auch sie hatte nie über solche Dinge gesprochen. Vielleicht gab es nichts zu sagen. Talen hatte einmal angedeutet, dass Kems außergewöhnliche Begabung Geschenk genug sei. Talen, Drachenmutter - mit ihr war etwas Wesentliches aus Ssanefis Leben verschwunden. Ihr Zuhause in den Bergen war kälter geworden. Seit Talens Tod war es Firah, die über ihre Schwestern herrschte. Firah war erfahren, doch sie besaß weder Talens Güte noch deren sanfte Autorität. Sie kannte keine Bitten, nur Befehle. Die wilde Kem weigerte sich, ihr zu gehorchen. Sie widersprach Firah bei jeder Gelegenheit, lief weg und ließ die Arbeit, die man ihr aufgetragen habe, im Stich. Firah bestrafte sie hart dafür, doch das änderte nichts. Ssanefi sah ihren Schwestern zu und stellte sich auf niemandes Seite. Kem war hochmütig, und ihr Temperament musste gezügelt werden, doch Geduld hätte wohl bessere Früchte getragen als Firahs kalter Stolz... Ssanefi spürte, wie ihre Gedanken in ihrem eigenen Kopf verblassten. Sie kannte das Gefühl, und eine tiefe Freude begann sie zu erfüllen. Heute nacht würden die Drachen sprechen. Sie hatten keine Namen, keine zumindest, die den bekannten Worten entsprochen hätten. Wie konnte etwas Menschliches diese fremden, andersartigen Wesen beschreiben? Doch die Schwestern vermochten ihre Stimmen zu unterscheiden, und die Drachen hatten ihnen gestattet, sie bei Namen zu nennen: Goldener, Schwarzer, Rubinschwinge, Sternenjäger. Kems Worte waren die phantasievollsten. Sie hatte Stunden damit verbracht, sie zu erfinden. Sssssseid gegrüßsssst, Ssssanefi, meine Schwessster. Sie erkannte die Stimme des Schwarzen, ein tiefes, schmeichelndes Zischen. Wenn sie von ihm träumte, schwebte er majestätisch durch die Lüfte, und seine Schuppen hatten die Farbe einer vom Mond erhellten Nacht. Heute issssst eine gute Nacht, um zu reden, nicht wahr, Schwesssster? Die Wände zwischen unssserer Welt und eurer werden immer dünner. Spürsssssst du essss auch, Ssssanefi? "Ich fühle es auch", bestätigte Ssanefi in Gedanken. "Je weiter das Drachenjahr fortschreitet, desto näher rückt die Zeit eurer Ankunft." Wir können esssss kaum erwarten, Schwesssster. Zögert nicht länger, unsssss zu rufen. "Bald wird die Zeit reif sein", versprach Ssanefi ihm. "Das Drachenjahr neigt sich seinem Höhepunkt zu. Der Schwarzbeerbusch trägt bereits Knospen, das ist ein sicheres Zeichen." Meine Brüder ssssehnen ssssich nach der Welt. Sssssie werden ungeduldig. Auch ich will nicht länger warten. Mit jedem Augenblick, der verstreicht, wächssssst meine Sssssehnssssucht. "Es dauert nicht mehr lange. Bald werden wir bereit sein, den Ruf auszusenden. Und dann -" Wir warten, Schwesssssstern.Wir haben Vertrauen in euch. Lasssst uns nicht im Stich. Der Drache verstummte, und Ssanefi spürte, wie er sich aus ihren Gedanken zurückzog. Bald, sehr bald, würde es keine nächtlichen Gespräche mehr geben. Die Drachen würden hier sein, um mit ihr und den anderen zu leben. Ssanefi schlief ein, und in dieser Nacht träumte sie davon, wie sie mit ihren Brüdern flog und ferne Länder sah. Der Schwarze trug sie auf seinem Rücken und wandte im Flug den Kopf, um sich nach ihr umzublicken. Sein glänzender, geschuppter Kopf schimmerte im Mondlicht wie ein glänzender Spiegel. --- "Kem ist ungehorsam." Firah, in ihrem schwarzen Mantel kaum mehr als ein Schatten im Korridor, schnaubte. "Das dumme Kind schleicht herum und glaubt, ich würde sie nicht sehen. Gestern war sie im Drachensaal und hat eine Truhe mit alten Schriften durchwühlt. Rede du mit ihr", verlangte Firah. "Auf mich hört sie nicht." Ssanefi verbiss sich ein "Warum wohl". Sie sah ihre Schwester an und musste fast lächeln. Als Friedensstifterin ergriff Ssanefi niemals Partei und zog keine Schwester der anderen vor, doch insgeheim wusste sie, dass sie Firah lieber mochte als Kem. Firah war stolz, kriegerisch, befehlsgewohnt, aber nicht hochmütig. Sie befolgte ihre eigenen Regeln und nutzte ihre Macht nie, um sich Vorteile zu verschaffen. Kem war ein selbstsüchtiges Kind, Firah eine erwachsene Frau. Sie war älter als Ssanefi, aber ihr wahres Alter kannte niemand. Es schien, als wäre sie schon immer hier gewesen. Sie gehörte zum Volk der Thikh, dem die Jahre wenig anhaben konnten. Vielleicht war sie sogar älter, als Talen es gewesen war, doch darüber sprach sie nie. Ssanefi machte sich ihre eigenen Gedanken, als sie den Weg zu Kems Zimmer einschlug. Firah hatte nicht gesagt, wonach Kem gesucht hatte. Vielleicht wusste sie es nicht, doch Ssanefi ahnte, was geschehen war. Kem wollte nicht warten, bis die Schwestern den Ruf aussenden würden. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, das Ritual allein durchführen zu können, und in Talens alten Büchern nach Hinweisen gesucht. "Ein dummes Kind" hatte Firah sie genannt, und Ssanefi war geneigt, ihr zuzustimmen. Wenn Kem glaubte, dass Firah die Schriften über das Ritual an frei zugänglichen Orten aufbewahren würde, dann war sie tatsächlich dumm. "Was hast du gestern im Drachensaal gesucht?" Kem sah von einer Zeichnung auf, an der sie arbeitete. Ssanefi blieb im Durchgang stehen, nicht gewillt, das Zimmer ihrer Schwester ohne deren Zustimmung zu betreten. Kem legte die Feder zur Seite. Es war nicht schwierig zu erraten, was sie abgebildet hatte. An der Wand hingen Dutzende von Zeichnungen, die alle Drachen zeigten. "Nichts", verneinte sie etwas zu hastig, fasste sich dann. Ihre Stimme schlug in Ärger um. "Hat Firah mich beobachtet, oder spionierst auch du mir nach?" "Niemand spioniert dir nach", erwiderte Ssanefi sanft. "Firah ist unsere Anführerin. Sie hat das Recht", sie zögerte. Das Recht, alles zu wissen, hatte sie sagen wollen, aber sie war nicht sicher, ob es der Wahrheit entsprach. "Sie hat gesehen, dass du die alten Schriften gelesen hast. Wonach hast du gesucht?" "Das geht dich nichts an!" Ihr smaragdener Blick traf Ssanefis, doch diese wich nicht zurück. Was immer zwischen ihnen stand, Kem und sie hatten die gleichen Augen. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen. Nach kurzer Zeit beruhigte sich die jüngste Schwester. "Die dummen Bücher interessieren mich nicht", behauptete sie. "Ich habe nur ein altes Gedicht gesucht. Über Drachen. Ich habe es vor langer Zeit gelesen und wollte es wiederfinden." Ihre Laune besserte sich wieder, wie immer, wenn die Sprache auf Drachen kam. "Der Drache, er wacht in der endlosen Stille -" begann sie zu zitieren, um dann abzubrechen: "Ich kann mich nur an den Anfang erinnern." "Dann hast du es nicht gefunden?" Kem schüttelte den Kopf. "Es ist verboten, den Drachensaal zu betreten", mahnte Ssanefi. "Aber Firah kann dir vielleicht helfen. Sie kennt viele der Schriften." Kems Schulterzucken machte deutlich, dass sie Firah niemals fragen würde. Ssanefi hatte nichts anderes erwartet. Kem beugte sich wieder über ihre Zeichnung, und ihrer Schwester blieb nichts übrig, als sich zurückzuziehen. Es schien, als wäre Firah diesmal zu wachsam gewesen. Ein Verbot zu missachten, nur um ein Gedicht über Drachen suchen zu können, das klang wirklich nach Kem. Doch vielleicht spielte sie Ssanefi auch etwas vor. Sie hatte genügend Zeit gehabt, um sich eine Geschichte zurechzulegen, und sie konnte sehr überzeugend lügen, wenn sie wollte. . Kem blieb reglos sitzen, bis Ssanefis Schritte sich entfernt hatten. Erst dann stand sie auf, schlich zur Tür, warf einen schnellen Blick in die Schatten ringsum und öffnete, als alles still war, ihren Schrank. Tief hinter allem anderen befand sich ein altes, verblichenes Buch. Brave, arglose Ssanefi! Ein Glück, dass Firah sie geschickt hatte, anstatt selbst zu kommen. Die schwarzen Augen waren schwieriger zu täuschen, als selbst Talens es gewesen waren, aber auch sie sahen nicht alles. Natürlich war dieses Buch nicht im Drachensaal gewesen. Als Kem beim Durchwühlen der Truhe eine Bewegung am Eingang erhascht hatte, hatte sie begriffen: Die wichtigsten Schriften befanden sich in Firahs Obhut. Dort galt es zu suchen. Heute morgen hatte sie sich, eine günstige Gelegenheit ausnutzend, ins Zimmer der Schwester gewagt. Sie hatte sich nicht lange aufgehalten, hatte ständig aufgeblickt und auf die leisesten Schritte gelauscht, doch sie hatte das Buch gefunden. Und es war kein Wunder, dass die anderen es ihr nie gezeigt hatten. Da drin befand sich die Anweisung, wie man Drachen rufen konnte. Allein. Zwar nur einen, aber Drachen hatten ihre eigene Magie, und ihr Auserwählter würde ihr helfen, seine Brüder zu holen. Ja, sie allein würde die Drachen in diese Welt bringen! Was brauchte sie ihre Schwestern, die sie wie ein kleines Kind behandelten? Sie war die Begabte, ihr standen alle Wege offen. Welchen sie wohl rufen sollte? --- Es war ein milder Abend, wenige Tage danach. Ssanefi und Rank saßen unter dem Schwarzbeerbusch am Tor, dessen gelbe Blüten bereits aufgesprungen waren und ihren süßen Duft entfalteten. Ranks Bein war fast geheilt, und bald würde er sich auf den Weg ins Tal machen. Ssanefi hatte eine Schüssel vor sich stehen und rieb getrocknete Nesselblätter zu einem feinen Pulver, während sie Rank zuhörte. Die letzten Sonnenstrahlen versanken hinter den fernen Bergen, doch ihre Wärme blieb. "- und fand das Zicklein, und als ich heimkam, wandte meine Mutter nicht einmal den Blick und sagte nur -" Rank brach ab, als in der Ferne ein Donnergrollen zu hören war. "Sollten wir nach drinnen gehen?" Ssanefi blickte prüfend in den Abendhimmel. Kein Wölkchen verdeckte die Sterne und den Vollmond, der bereits deutlich zu erkennen war. Sie schüttelte den Kopf. "- und sagte nur: Dass du auch immer den langen und beschwerlichen Weg zur Hütte nehmen musst, wir waren doch schon vor Stunden -" Ein weiteres Grollen, lauter und drohender, und es klang viel näher. Rank brach erneut ab. Ssanefi nahm ihre Schüssel auf und lauschte. Als das Geräusch wiederkehrte, schien das Gewitter direkt über ihnen zu sein, doch noch immer zeigte sich nicht die kleinste Wolke. Im nächsten Moment zuckten grelle Blitze über den Abendhimmel. Rank sah besorgt auf eine blasse Ssanefi. "Etwas ist nicht in Ordnung", murmelte sie. "Das ist kein gewöhnliches Unwetter. Lass uns ins Haus gehen." Sie stand auf, wollte noch etwas sagen, doch ein weiterer Donnerschlag verschluckte ihre Worte. Fasziniert folgte Ranks Blick einen besonders grellen Blitz, der durch das schwarze Samttuch des Himmels schnitt - und es aufriss. Rank fand kein besseres Wort dafür. Etwas brach hervor, ein Gemisch aus Schatten und Nacht schien sich aus dem Himmel zu ergießen, verfestigte und formte sich dann langsam zu einer Gestalt. Auch Ssanefi blickte fassungslos nach oben. Als die Verwandlung beendet war, schwebte inmitten des Abendhimmels ein riesiger, schwarzer Drache. Sein gewaltiger, geschuppter Leib war kohlschwarz, doch er glänzte wie das Gefieder eines Raben. Einige Augenblicke lang verharrte der Drache wie gemalt, dann begann er sich zu bewegen. Die mächtigen Klauen aus poliertem Silber zuckten auf der Suche nach Beute hin und her. Der Echsenkopf am Ende des langen, mit Stacheln besetzten Halses peitschte durch den Himmel, und das riesige Maul öffnete sich und gab den Blick auf unzählige Reihen nadelscharfer, silberner Zähne frei. Der Drache schrie, ein grausamer, unmenschlicher Laut. So hätte Feuer geklungen, wenn es zu sprechen vermocht hätte. Rank hatte nie etwas Vergleichbares gehört. Ssanefi neben ihm ergriff seinen Arm. "Wir müssen ins Haus", flüsterte sie. "Lauf!" Kem hatte gelogen. Sie hatte Talens Buch über den Ruf der Drachen gestohlen, und dann hatte sie dieses Wissen benutzt, um den Schwarzen zu holen. Ssanefi erkannte ihn wieder, oft genug hatte sie ihn in ihrem Kopf gespürt, doch ihre Vorstellung von ihm war falsch gewesen. Diese düstere, drohende Gestalt weckte Unbehagen und Angst in ihr. Sie rannten über den Hof, erreichten die Eingangstür, hasteten hinein und schlugen sie von innen zu. Hinter ihnen schrie der Drache erneut. Ssanefi blieb kurz stehen, um eine Lampe zu entzünden, dann lief sie weiter. Rank folgte ihr mit Mühe. Das schwache Licht leuchtete nur wenige Schritte voraus. "Wohin gehen wir?" keuchte er. "Zum Drachensaal." Ssanefi warf ihm über die Schulter hinweg einen Blick zu. "Bleib’ zurück", bat sie ihn. "Du musst dein Bein schonen." Rank schüttelte den Kopf und folgte ihr weiterhin. Sie erreichten das Ende eines Korridors und eine hohe Tür, deren Flügel metallisch glänzten. Sie war verschlossen. Ssanefi lief darauf zu, doch auf halbem Wege kam ihr jemand zuvor. Rank erhaschte einen Blick auf Firahs Gesicht, das unzweifelhaft wütend aussah. Sie riss die Tür auf und stürmte in den Saal. Ssanefi und Rank folgten. Drei flackernde Kerzen gaben genügend Licht, um die Umgebung schemenhaft erkennen zu können. Ein großer Saal, die Wände reich mit Schnitzereien verziert. Drachenbilder. Truhen aus uraltem Holz. Kem lag zwischen den Kerzen, reglos, zusammengekauert wie ein Neugeborenes. Ein dünnes Buch mit ledernem Einband war ihren schlaffen Händen entfallen. Firah blieb stehen, und Ssanefi lief an ihr vorbei, kniete sich neben die jüngste Schwester. "Sie atmet", sagte sie leise, nachdem ihre Hände über Hals, Gesicht und Handgelenke geglitten waren. Kem stieß einen wimmernden Laut aus, ohne die Augen zu öffnen. "Sie lebt." Firah hob das Buch vom Boden auf und ließ es in den Tiefen ihres schwarzen Mantels verschwinden. "Dieses dumme Kind", murmelte sie verächtlich. "Hat sie denn alles vergessen, was man sie gelernt hat?" Sie sah verärgert aus, doch irgendwie verstand Rank, dass hinter diesen Worten vor allem Sorge steckte. Ssanefi sah auf: "Hilf’ mir, sie in ihr Zimmer zu bringen." Ssanefi deckte ihre jüngste Schwester zu, strich sanft über Kems rote Locken. "Schlaf’ gut", murmelte sie. Dann fiel ihr Blick auf Rank. "Bleib’ bei ihr", bat sie. "Sag’ uns Bescheid, wenn sie aufwacht." Rank nickte zögernd. Ssanefi lächelte ihm zu, sah dann Firah an. Die älteste Schwester griff nach einer Lampe und verließ das Zimmer. Ssanefi eilte ihr nach. Sie gingen zurück zur Eingangstür. Als Firah die Türflügel aufstieß, schien es Ssanefi, als sei die Nacht deutlich kälter geworden. Der Schwarze hing am Himmel wie eine riesige, drohende Wolke. Der Vollmond verbreitete einen milden Schein über dem Hof und ließ die Drachenschuppen glänzen, als wären sie mit Fett eingerieben. Der Schwarze senkte seinen Echsenkopf zu den beiden Frauen hinab, sobald sie in den Hof hinaus traten. Ssssseid gegrüßsssst, Firah und Ssssssanefi. Die höhnischen Worte, die sich in ihren Gedanken bildeten, hatten nichts mehr mit der schmeichelnden Drachenstimme von früher gemein. Ssanefis Blick schweifte über den Schuppenleib und die gewaltigen Klauen, blieb schließlich an den silbernen Augen hängen, in denen nur Hochmut und Verachtung zu lesen waren. Ein Drache, der so aussah wie dieser, konnte nicht gut sein. Instinktiv wusste sie, dass das, was er den Schwestern in langen Nächten erzählt und versprochen hatte, Lügen gewesen waren. Alles an diesem Drachen sagte: Ich hasse die Menschen. Ich werde sie vernichten. Obwohl sie es bereits ahnte, ließen seine nächsten Worte sie schaudern. Ihr Menschen ssssseid ja ssssso dumm! Es war ein Kinderspiel, eure Schwessssster zu überreden, damit ssssie mir den Weg öffnen würde. Nun bin ich hier, und meine Brüder werden folgen. Bald werden wir alssss die rechtmäßsssssigen Herren über diessssse Welt herrschen! Der Schwarze ließ seine gespaltene Zunge in Richtung der Frauen schnellen. Und ihr sssssseid nutzlosssss, Drachenschwesssssstern. Wir brauchen euch nicht mehr. "Was hast du mit Kem gemacht?" fragte Ssanefi laut. Mit der Kleinen? Sssssssie schläft, höhnte der Drache. Aber bald wird sssssie sterben, sssso wie ihr sterben werdet. Er schlug ein einziges Mal mit den Schwingen, und ein mächtiger Windstoß ließ Ssanefi taumeln. Firah stand wie ein Fels. Nach wenigen Augenblicken wandte sie sich um und ging ins Haus zurück. Ssanefi folgte ihr, froh, dem Drachen für den Moment entkommen zu können. Doch wohin sollten sie gehen, um ihm zu entfliehen? Er würde ihnen überallhin folgen, und nicht nur sie waren in Gefahr. Wenn es ihm gelänge, seine Brüder zu rufen, stünden die ahnungslosen Menschen unversehens einer gewaltigen, zornerfüllten Armee gegenüber. "Was sollen wir tun?" Ssanefi hatte Mühe, mit Firah Schritt zu halten. Ihre Schwester stürmte die Gänge entlang, ohne auf sie zu achten. "Können wir Kems Tat ungeschehen machen?" Firah schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf, ohne langsamer zu werden. Ssanefi folgte ihr bis zu Firahs eigenen Zimmer, einer kleinen Kammer voller Schatten, die selbst das Licht der Öllampe kaum zu erhellen schien. In der Tür blieb sie stehen. Sie hatte es noch nie gewagt, Firahs Reich zu betreten. Firah achtete nicht auf sie. Sie ging zum Schrank, lehnte sich mit der Schulter dagegen und rückte ihn ein wenig zur Seite. Dahinter konnte Ssanefi ein Loch in der Mauer erkennen, in dem ein in Decken gewickeltes Bündel lag. Firah breitete es auf dem Bett aus. Ein paar Bücher warf sie achtlos zur Seite, griff nach etwas Länglichem und entrollte den Fetzen Stoff, der es schützte. Es war ein Schwert. Die Jahrzehnte hatten seine Klinge abgewetzt und schartig, den smaragdverzierten Griff abgegriffen und schäbig hinterlassen. Das Schwert war halb so groß wie Firah, und in der Mitte der Klinge befand sich ein sorgfältig eingeritzter Drachenkopf. Ssanefi kannte es aus Erzählungen: das Drachenschwert, die uralte Waffe aus den Legenden, die als längst verschollen galt. Jetzt wusste sie, welches Geschenk Talen der ältesten Schwester hinterlassen hatte. Firah nahm das Schwert in die Hand, wandte sich um und verließ das Zimmer, ohne Ssanefi eines Blickes zu würdigen. Ihr schwarzer Mantel wehte den Korridor entlang wie eine Fahne. Ssanefi lief hinterher, erreichte das Tor zum Hof gerade, als Firah hinaustrat. Der Schwarze wartete. Firah trat nach draußen und ging in die Mitte des Platzes. Dort hob sie den Kopf und zückte in einer schnellen, geübten Bewegung das Schwert. "Du weißt, was das ist", sagte sie laut. "Es wird dich zwingen, unsere Welt zu verlassen." Der Drache schnaubte, doch zum ersten Mal konnte Ssanefi einen Hauch von Unsicherheit in seiner Gedankenstimme erkennen. Woher hasssst du diessssesss Schwert? wollte er wissen. Du bissssst nicht sssseine Hüterin. Du hassssst essssss gestohlen, Drachenschwesssster. "Die Hüterin ist tot", erwiderte Firah kalt. Ihr Blick verharrte inmitten der silberglänzenden Drachenaugen. Ssanefi, die am Tor stand, hörte Schritte und sah Rank durch die kleine Seitentür kommen, gefolgt von einer taumelnden Kem. Die jüngste Schwester stürzte an ihm vorbei auf den Hof und wäre gefallen, wenn Rank sie nicht gehalten hätte. Er führte sie zur Wand, an die sie sich lehnte. Er sah besorgt aus. Firah hatte sich keinen Augenblick lang umgewandt. Sie stand da wie eine Statue, das Schwert erhoben. Das einzige, was sich bewegte, war der flatternde Saum ihres Mantels. Der Drache schnaubte erneut. Du wirsssst als erssssste sterben! Firah senkte das Schwert und wartete. Der Drache schlug einmal mit den Schwingen und flog auf sie zu. Sein massiger, geschuppter Körper ließ sie lächerlich klein aussehen. Scheinbar gelangweilt näherte sich der Schwarze. Plötzlich jedoch peitschte sein langer Hals nach vorn, schnellte der Echsenkopf mit dem weit geöffneten Maul auf Firah zu, bereit zum tödlichen Biss. Firah erwachte aus ihrer Starre und rannte los. Der Schwarze schnaubte erbost, als sie unter seinem Körper, der noch immer eine Mannshöhe über dem Boden schwebte, Deckung suchte. Noch bevor sie ihn erreicht hatte, hob sie das Schwert, und als sie unter ihm war, schnitt sie damit bei jedem Schritt tief in seine geschuppte Haut. Der Schwarze schrie. Gelbliches Blut spritzte über Firahs Haare und Mantel. Der Schwarze wandte sich und bog den stachelbewehrten Hals, um die Gegnerin sehen zu können. Seine riesigen, silbernen Klauen versuchten nach ihr zu schnappen. Firah entkam ihnen mit einer Mühelosigkeit, die Ssanefi überraschte. Eine Kralle verfing sich in ihrem Mantel und riss den Ärmel ab, doch Firah wich zur Seite. Sie lief einige Schritte, hob das Schwert erneut, hielt es diesmal in beiden Händen – "Firah, nein!" - ohne auf Kems Warnung zu achten, stieß Firah das Drachenschwert nach oben, zwischen den Schuppen hindurch und dem Schwarzen mitten ins Herz. Ein letztes Mal brüllte er. Sein zornerfüllter Laut durchdrang den Nachthimmel, erschuf ein Donnergrollen und einen Riss, und als sich dieser schloss, war auch der Drache verschwunden. Im selben Moment stieß Kem einen entsetzten Schrei aus, stürzte und fiel hart zu Boden. Firah richtete sich auf, wandte sich dann abrupt um und blickte in Kems Richtung. Ssanefi lief bereits auf die jüngste Schwester zu. "Nein", sagte Firah laut. Sie taumelte von der Anstrengung des Stoßes, stützte sich schwer auf das Drachenschwert und richtete sich langsam wieder auf. Als sie die anderen erreicht hatte, kniete Ssanefi am Boden und strich sanft über Kems Augen. Rank stand daneben, einen Ausdruck des Entsetzens im Gesicht. In Kems Brust klaffte eine blutige Wunde, als hätte ihr jemand ein Schwert durchs Herz gerammt. "Nein", sagte Firah erneut. Ssanefi sah auf. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. "Sie ist tot", flüsterte sie, als sie sich aufrichtete und nach Firahs Hand griff, die noch immer das Schwert umklammerte. "Es tut mir leid." Sie hatte Firah noch nie so hilflos gesehen. Kem lag reglos da, und Firahs Blick schweifte unentwegt von ihrem Gesicht zu der blutigen Wunde in ihrer Brust, immer wieder hin und zurück. Nach einer Weile ergriff Ssanefi sanft ihren Arm und führte sie weg. Der vom Mond erhellte Hof lag ruhig da, als wäre nie etwas geschehen. Firah wehrte sich nicht. Erst als sie wieder in der Mitte des Platzes stand, schüttelte sie Ssanefis Arm ab. Sie betrachtete das Drachenschwert in ihrer Hand, reichte es dann ihrer Schwester. "Nimm du es. Du wirst seine Hüterin sein." Ssanefi schwieg und bewegte sich nicht. Schließlich schüttelte sie den Kopf. "Es gehört dir, Firah." Sie betonte die Bedeutung des Namens. Schwert der Drachen. Drachenschwert. Talen hatte alles von Anfang an geahnt. "Talen wollte, dass du es hast. Ich - ich hätte nicht tun können, was du getan hast. Der Schwarze hätte uns alle getötet, und viele andere Menschen dazu." Sie blickte in die undurchdringlichen, dunklen Augen ihrer Schwester. "Kem wäre auf jeden Fall gestorben", fügte sie leise hinzu. Das Geschenk der Drachen, selbstsüchtig, wild und unglaublich begabt. Ein dummes Kind hatte Firah sie genannt, genau das war sie auch gewesen, und es hatte sie getötet. Aber wer hatte mit siebzehn nicht das Recht, ein dummes Kind zu sein? "Du hättest nichts tun können, um sie zu retten." Es waren ihre eigene Unvernunft und der Schwarze gewesen, die Kem getötet hatten, nicht das Schwert, das Firah in der Hand hielt. Doch Ssanefi sah Firah an und dachte, dass ihre Schwester sehr lange brauchen würde, um diese Wahrheit zu begreifen. Firah schwieg. Schließlich senkte sie die Hand, blickte auf die Klinge. Sehr langsam ließ sie das Schwert wieder unter ihrem Mantel verschwinden. Gelbes Drachenblut klebte daran, sonst nichts. Sie blickte über den mondhellen Hof zum Eingangstor, hinter dem sich die nächtlichen Berge befanden. "Ich werde fortgehen", sagte sie. Ssanefi nickte stumm. Sie wollte sagen: Warte bis zum Morgen. Sie wollte sagen: Du wirst mir fehlen, Schwester. Doch sie brachte keinen Laut hervor. Es gab nichts, was sie ändern konnte. Sie sah zu, wie Firah sich umwandte, das Haus betrat und wenig später mit einem Bündel zurückkam. Sah ihr zu, wie sie zu Kem ging, einen letzten Blick auf die tote Schwester warf, sich dann abwandte und zum Tor marschierte. Sah ihr zu, wie sie den Hof und den Drachenberg verließ, ein Abschied für immer. Als sie draußen war, streckte Ssanefi die Hand aus. Firah wandte sich nicht um. Irgendwann trat Rank an ihre Seite und legte den Arm um ihre Schulter. Ssanefi wandte sich ihm zu. Ihr war nach Weinen zumute, doch keine Tränen kamen. Gemeinsam gingen sie zu Kem zurück und ließen sich neben ihr auf dem Boden nieder. Rank hatte seine Jacke über ihren Oberkörper gebreitet, und sie schien zu schlafen. Ssanefi streichelte die roten Haare und horchte in sich hinein. Tief in ihrem Inneren war eine Leere, die sie selbst bei Talens Tod nicht gefühlt hatte. Das Band in die andere Welt war gebrochen. Die Drachen würden nie wieder zu ihr sprechen. Sie konnte nicht sagen, ob der Gedanke sie mit Trauer oder mit Erleichterung füllte. "Ich werde mit dir ins Tal gehen", sagte sie. "Ich weiß." Rank griff nach ihrer Hand. Erst jetzt sah sie ihn an. Er lächelte ihr zu. Ssanefi hielt ihn fest. Seine Finger fühlten sich warm an, stark und lebendig. Am nächsten Morgen gingen sie gemeinsam zum Tor. Ssanefis Augen suchten die Berge nach einer einsamen, schwarzgekleideten Gestalt ab, doch Firah war verschwunden. Als sie sich abwandte, fiel ihr Blick auf den Schwarzbeerbusch, der all seine leuchtend gelbe Pracht verloren hatte. Vertrocknet und bräunlich lagen die Blüten auf der Erde. Noch ließ der erste Frost auf sich warten, doch das Drachenjahr war vorbei. --- In einer anderen Welt schlüpfte ein winziger, feuerroter Drache aus seinem Ei, hob den Kopf und blickte sich neugierig um. Die Umgebung wirkte fremd, doch gleichzeitig sehr vertraut. Ein Schwarm riesiger, geflügelter Wesen schwebte über den Himmel: goldene, grüne, ein schwarzer mit silberner Stachelmähne. Der kleine Drache schnaubte begeistert. Kem war zu Hause.
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Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / gedichte
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am: 16.September.2007, 20:55:08
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Schlafender Drache
... manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass ich mit jedem Gedicht ein Tor zum Weg der Göttin öffnen kann (also für mich) und wenn ich euch damit erfreuen kann, dann ist es natürlich dreimal so schön! Schlafender Drache
In den Äonen unseres Liebens, müssen wir innehalten für eine Zeit des Friedens Stehen für uns und wollen uns doch behalten. Das Feuer ist nicht aus, denn es glüht noch, leicht und rot. Wir schlafen Beide, noch sind wir nicht tot. Mein schlafender Drache. Er wacht über mein Herz, über meine Seele. Schuppe um Schuppe, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Alles schläft, es ist Herbst. Ich hülle mich in einen Kokon. Die Göttin führte uns zueinander und sie lehrte uns das Lieben. Und auch du puppst dich ein. Vielleicht reifen wir, vielleicht stirbt auch unsere Liebe. Vielleicht bleibt auch der innere Friede. Vielleicht geleitet uns Venus, die schöne und wundersame, in die unendlichen Gefilde der Liebe. Die Liebe ist der Weg. Lass ihn uns finden, lass ihn uns gehen. Wir müssen noch wachsen. Wir müssen noch streben. Und auch noch leben. Auch wenn Du mir fern bist. Auch wenn wir beide die schönste Einsamkeit gewählt. Scheint der Tag auch noch so fernn, an dem wir vermählt. So bist du mir trotz allem nicht entfallen. Der schlafende Drache in meinem Herzen, bist du. Und ich der, in dem Deinem. Vielleicht, nach langer Winterszeit erwacht Lucina wieder und mit ihr unsere Liebe. So mag es sein! Du bist mein gehörnter Gott, der Jahreskreis blickt unserer drein. So mag auch Deine Göttin in mir sein. Ich lösche nun das Licht in der Höhle des Drachen, Geliebter. Wir finden uns wieder. Ich liebe Dich.
Weißt du wo die Drachen sind...
Leider sind viele Leute der Meinung, daß Drachen, wie Einhörner, nur Fabelwesen sind die nicht existieren. Aber ich denke, daß jeder Mensch einen Drachen in seinem Herzen trägt...Nur das viele Leute es gar nicht wissen. Der Drache ist die Ruhe und die Stärke, die Weißheit und das Wissen. Es glaubt nur keiner...
Drachen haben haben mich von je her fasziniert und angesprochen ... Sie erschienen/erscheinen mir immer wunderschön und weise - nie hatte ich Angst und spürte ein Sehnen ihn mir, dass ich nicht erklären kann... Hier ist mein
Drachenlied
Drache, du mein Augenstern Drache, du bist mir immer noch so fern.
Du schienst verschwunden aus dieser meiner früheren Welt ... Dein Bildnis verzehrt und vom Menschen entstellt – obgleich ein Fünckchen Wahrheit die Lügen erhellt. du bist mir immer noch so fern. Drache, du mein Augenstern du bist mir immer noch so fern.
Du bist der Hüter meiner Seele, sie schreit nach Dir, dürstet nach dir und will wieder zurück zu Dir. Es scheint mir so, als ob wir Eins waren, vor langer langer Zeit. Die Gefühle die ich habe, ich kann sie nicht erklären, wie so vieles dass ich nicht mehr weiß.
Doch weiß ich eins und kann es dir sagen, nie werde ich verzagen, nie wird schwinden mein Glaube, meine Liebe und mein Verzehren, bis eines fernen Tages wir uns wieder finden – dann endlich werde ich zurück zu dir kehren.
Drache, du mein Augenstern du bist mir immer noch so fern.
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Halle der Weisheit / Fragen über andere Wesen / antwort
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am: 16.September.2007, 20:44:18
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Die Elfen gehören zu den ersten Völkern, welche auf Illarion erschienen sind. Sie sind größer als die Menschen und haben schlanke, fast grazile Glieder. Ihre Ohren laufen spitz zu und ihre Gesichtszüge erscheinen den meisten als edel und schön. Eine weitere Besonderheit der Elfen ist es, dass sie scheinbar sehr alt werden können. Tatsächlich hat man bisher keinen wirklich alt aussehenden Elfen zu Gesicht bekommen und sie scheinen bezüglich ihres Alters noch verschlossener zu sein, als sie ohnehin schon sind. Es gibt aber Gerüchte von Elfen, die angeblich sechs oder sieben tausend Jahre alt sind. Wie dem auch immer sein mag, so erlangen Elfen erst im Alter von 180 Jahren ihre Volljährigkeit, was durchaus darauf schließen lässt, dass sie bei weitem älter werden, als alle anderen Völker
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Halle der Weisheit / Leben als menschlich-tierisches Mischwesen / Auf Wunsch
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am: 16.September.2007, 01:31:57
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habe ich zwei rituale hier rein die ihr gerne ausprobieren könnt und nicht gefährlich sind
das liebesritual oder liebeszauber auch gennant: Ein mögliches Beispiel für ein Liebesritual, ohne eine bestimmte Person, wenn du zum Beispiel auf der Suche nach deiner großen Liebe bist. Feuer komm von unten und bring mir die Liebe, die ich meine, die ich mir wünsche, entflamme unsere Herzen und lasse sie glänzen. Bring´ mir die Liebe, die dann mir gehören wird, bald soll meine Liebe kommen, unsere Liebe soll sein dreimal so stark um hier zu bleiben. So sei es! So sei es! So sei es! Dann verbrenne den Zettel mit dem Liebesritual, er sollte vollkommen verbrennen während du deinen persönlichen Zauber sprichst und dich fest auf deinen Wunsch, dein Liebesritual konzentrierst, oder schreibe den Namen der Person, in die du dich verliebt hast, auf das Blatt und kreiere deinen Wunsch, dein eigenes Liebesritual für diese Liebe. In alten überlieferten lateinischen Schriften ließt man das die Endung "So sei es" eine Verstärkung der Zaubersprüche und magischen Hexenritualen bewirkt, ob du dich danach richtest überlasse ich dir selbst.
Zum zweiten das geldritual oder auch geldzauber! Zunächst sei gesagt, dass Rituale zur Geldbeschaffung immer sehr schwierig sind und wir möchten uns hier ausdrücklich von Scharlatanerie abheben. Aber häufig hilft die Fixierung auf ein bestehendes finanzielles Problem bereits, sich über die Mängel am derzeitigen Zustand bewusster zu werden, um seine finanzielle Situation dann besser zu überblicken und Lösungswege finden zu können. Manchmal gehört zu dem fehlenden Quäntchen Glück eben einfach nur die nötige Ruhe und Gelassenheit. Und deshalb geht unser heutiges Ritual wieder einher mit Meditation und Entspannung.
Für das heutige Ritual benötigen wir einen mittelgroßen Spiegel, einen Klebestift (wasserlöslich) und eine weiße Kerze sowie Zimt und Zimtaroma/-duftöl, ein rotes Band und ein par Münzen - je älter sie sind um so besser, sie dürfen auch gerne in anderer Währung sein.
Selbstverständlich steht es dir frei, deinen Altar nach deinem Belieben zu schmücken. Deine üblichen Altargegenstände sollten auf jeden Fall dabei sein.
Zu Beginn des Rituals reinigst du das Zimmer in dem du das Ritual durchführen möchtest, in dem du es gut lüftest und danach den Altar herrichtest.
Erfrische dich, in dem du Gesicht und Hände wäschst, damit deine Gedanken frisch und klar sind. Lege nun Entspannungsmusik deiner Wahl auf.
Als ersten Schritt überlegst du dir, wie deine finanzielle Situation derzeit ist, wo fehlt dir das Geld am nötigsten. Sind die finanziellen Mittel, die du dir erbitten möchtest nur um Luxus anzuhäufen oder ist das Geld wirklich von Nöten und sinnvoll angelegt, wenn es in deine Hände gelangen würde.
Als zweiten Schritt richtest du die Dinge für das Geldritual her. Mit dem Klebestift zeichnest du auf den Spiegel ein Kreuz. Anschließen bestreust du den Spiegel mit Zimtpulver. Nun verteilst du die Silbermünzen auf dem Spiegel. Im AnSchluss umschließt du die Sachen mit dem roten Band und zündest die Kerze an.
Erbitte nun (gedanklich oder ausgesprochen) die nötigen finanziellen Mittel und begründe, warum sie wichtig für dich sind. z. B. Ich benötige Geld um..... Erbitte anschließend, eine geeignete Situation durch die du an das Geld gelangen kannst. z. B. Ich möchte eine Arbeit als ..... in der Firma ......, damit mir das Geld zur Verfügung steht. Mach dir im Anschluss Mut für dein Vorhaben und belohne dich. Ich werde für dieses Ziel kämpfen, meine finanzielle Probleme lösen und mir dann das ..... leisten.
Im dritten Schritt verwendest du folgenden Spruch, damit dein Wunsch in Erfüllung geht und du deine Finanzen ordnen kannst. Möge der Spiegel mit der Spieglung der Münzen mein Geld vermehren. Möge der Leim auf dem Spiegel das Geld zu mir ziehen. Möge der rote Faden meine Finanzen künftig durchlaufen wie ein Wegweiser, damit sie ausgeglichen und strukturiert sind.
Den Spiegel mit den Münzen kannst du unter dein Bett legen, so dass das Ritual noch etwas nachwirken kann.
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Taverne / Stammtisch / antwort
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am: 15.September.2007, 20:27:53
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Ich tauche ein in kühles Nass. Tiefes Blau um meine Augen. Gebrochenes Licht auf meiner Haut. Hier möchte ich zerfließen. Atmen in klarem kühlen Fluss, möchte fließen zum hellsten Ziele, welches sich am Spiegel sammelt. Er spiegelt hoch wie unten, und dessen Ziele sind nicht endlich. Umfließen werd ich alle. Jeden Funken aus purem Licht, und wenn ich alle hab umflossen, werde ich die Erde düngen, alle Orte dieser Welt.
Mein Wasser wird sein das Leben, werd allen davon geben, jeder soll im Lichte schweben.
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Atelier der Bewohner / Geschichten und mehr / Drachen-Erinnerung
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am: 15.September.2007, 20:21:04
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Feuriger Odem brachte Vernichtung und Tod, ich wurde gerufen gegen Menschengebot. Sehr weit kam ich her, aus blutigem Land, begleitete Krieger aus Feuer gebrannt. Sie wurden geschaffen der Seele bar Leid und Verwüstung ihr Auftrag war. Ein Blick von ihnen, und nichts mehr zählt wenn, dir Mensch, sich das Leben vom Körper schält. Mein Feuer ist von der gleichen Art durchdringt Stein wie Seele, höllengepaart. Die Schuppen so schwarz wie Obsidian gepanzertes Wesen, so flieg ich voran. Klauenbewehrt, die Krallen dolchlang, Mensch, hab nur acht, dein Niedergang!
Wir kamen in euer blühendes Land und haben die Erde zu Asche verbrannt. Wir schlugen die Schlachten mit Höllenkraft vergossen Blut wie wertlosen Saft. Mein Herz war aus Stein, trieb Kämpfe voran, doch eines Tages geschah es dann.
Im Schlachtengetümmel flog voraus ich ein Stück zu erhalten von oben den Überblick. Ein See war es, der mir ins Blickfeld kam, so friedlich und still, zog mich magisch an Am Ufer saß ruhig eine zierliche Maid, ihr Umriß weckte Vergangenheit. Äonen von Jahren zogen vorbei Gedanken schwirrten in Kreiseln herbei.
Einst gab es einmal ein treues Wesen, das hatte mein Herz mit Liebe genesen. Vergang`ne Gefühle brachen sich Bahn Ich setzte flügelrauschend zur Landung an. Die Maid sah mir entgegen mit klarem Blick, sie wich nicht zurück, nicht einen Schritt. Wie lieblich schön das Mädchen war! von zarter Gestalt und flammenden Haar. Dies glühte wie Feuer im Sonnenlicht, Ich verneigte mich leicht, Anstandspflicht!
Sie trug ein einfaches Bauerngewand bar jeden Zierrats und unnötigen Tand. Die Haltung jedoch war königlich dann wandte sie ihr Wort an mich. Die Stimme war rein, so hell und so klar, ich gestehe, dass ich gefangen war. Sie sagte: "Hör, Drache, ich kenne dich du brachtest uns Leid, nun töte mich. All die, die ich liebte, sind lange tot, erlöse mich von meiner Not. Nur um eins möchte ich bitten dich, mach schnell, ich werde nicht weigern mich."
Ihre Worte schnitten mir gar ins Herz brachten hervor den uralten Schmerz. Sie sank auf die Knie, den Kopf gesenkt, ich habe ihr das Leben geschenkt. Doch leider war dieses Geschenk verflucht, denn sie hatte ja den Tod schon gesucht. Nun stand ich vor ihr mit grausiger Macht und hab doch nur wieder Leiden gebracht.
Ich spreizte die Klauen, sie erwartet den Hieb Doch alles, für was ich noch fähig blieb war zärtlich über ihr Antlitz zu streichen die einzelne Träne dort zu erreichen, die unaufhaltsam nach unten rann, der Drache war in des Weibes Bann. Die Träne blieb an der Kralle hängen dieser Tropfen konnte Welten sprengen. Ein Sonnenstrahl brach sich darin gänzlich war meine Fassung dahin. Mit all meiner uralten Drachenkraft hab ich daraus einen Diamant gemacht. Den gab ich ihr, und damit mein Herz, jedoch es linderte keinen Schmerz.
Sie sah mich an mit verschleierten Augen, würde nie wieder an etwas Gutes glauben. Ich sah sie lange noch an, dann flog ich heim, ich musste nun ganz alleine sein. Gepanzerte Brust, doch ich spürte mein Herz, und wieder diesen uralten Schmerz. Mensch, sei versichert, ich schwöre es heut ich habe all meine Taten bereut. Ihr werdet mich niemals wiedersehen ich werde zum Sternbild des Drachen gehen.
Drachenerinnerungen II Ich erzähle euch heut´, bis jetzt vergraben im Herz von Geburt und von Tod, von Liebe und Schmerz. Lange bevor du, Mensch, warst auf der Welt haben Drachen sich zum Kampf schon gestellt. Die Feindschaft war groß, die Kämpfe war`n Krieg, sie führten nur die Besten zum Sieg. Einst Legion war unsere Zahl, der Tod traf viele, Mal um Mal. Dann zogen manche sich zurück, Vernunft obsiegte, Stück um Stück. In jener Zeit ward ich geboren und war von Anbeginn verloren. Der Hort tief in der Erdenmitte, Lavaumspült, nach Blutdrachensitte. In dem Moment, als das Ei ich verließ, Eine Feuerlohe durch die Lava stieß. Geschmolzener Stein durchbohrte mein Herz, bereitete mir unsäglichen Schmerz. Anstelle des Herzens erstarrte er dann, so war`s, wie ich zum Steinherzen kam.
Die Feuersglut, die durch den Körper rann, verwandelte Schuppen in Obsidian. Schwarzglänzend stand ich neben der Schale des Ei, und tat meinen ersten gefürchteten Schrei. Ein Schrei, der später die Welt erzittern ließ, meine Mutter, ich glaube, sie ahnte wohl dies. Sie war eine Lady, gebildet, blutrot, in jener Nacht war ihr Mutterglück tot. Mit steinernem Herz ein pechschwarzer Sohn, der Blutdrachensippe ärgster Hohn. Meine Brüder und Schwestern verlachten mich sehr, es war meines Bleibens nicht länger mehr. Bei dunkler Nacht stahl ich mich aus dem Hort, die Mutter bemerkt es, ließ mich tränenreich fort.
Eine Stimme vernahm ich tief in mir drin, aus schwarzmagischem Land, da mußte ich hin. Ich ging in die Lehre sehr viele Jahr`, bei Nargyl, der ein Dämon war. Er lehrte mich manch Ritual, Gifttrank im Feuerglutpokal. Ich öffnete die Höllenpforte, war in der Menschheit finsterster Orte. Mein Schrei war Tod, ging um die Welt, der Menschlein Furcht war groß bestellt.
Jahrhunderte übte ich schwarze Kunst und stieg weit auf in Höllengunst. Nargyl war mir kein Meister mehr, ich bedauerte seinen Tod nicht sehr. Urplötzlich war der Tag dann da, ich befehligte die Dämonenschar. Wir rissen die Menschheit gern ins Verderben, gar viele Tapfere mußten sterben. Die Feuer brannten, die Dörfer war`n tot, es färbte sich die Sonne rot.
In einer verkohlten Stallung aus Holz, ehemals eines Königs Stolz, zog ich mich eines Tages zurück und fand in einem Wäschestück, gewickelt ein Mädchen, etwa ein Jahr, das völlig frei von Ängsten war. Sie streckte mir die Ärmchen entgegen, ich wollte sie der Hölle segnen. Doch etwas in mir hielt mich zurück, der Panzer des Herzens sprang ein Stück.
Ich weiß nicht wieso, ich nahm sie mit heim, und ließ die kämpfende Schar allein. Ihr Blick war wie Lava, mein Steinherz, das schmolz, ich war auf sie wie eine Tochter stolz. Sie wuchs heran, wurde die schönste Maid, in der Hölle und auf Erden weit. Sie war sehr klug, lernte flugs dazu, Gefühle kamen, ließen mich nicht mehr in Ruh. Sie war es , für die ich Lieder dichtete, doch das ist eine andere Geschichte.
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Taverne / Stammtisch / Meine Erfahrungen
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am: 15.September.2007, 20:11:11
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so zuerst grüße ich euch mal alle und möchte euch gerne was mitteilen was mir am herzen liegt und euch teil haben soll!ich habe mich getern hier regiestrirt was mir heute gefällt ich habe mich mit vielen unterhalten und gemerkt das viele traurig sind weil sie doch irgendwo eine liebe oder einen freund verloren haben ausserdem habe ich gemerkt das viele denken sie seihen ihn menschlicher welt hässlich ich möchte euch meine meinung wissen lassen ich möchte das ihr wisst wie ich denke ich denke: keiner ist hässlich ihn irgendeinster weisse keiner ist dumm, wir haben alle was wunderschönes an uns schaut auf euer inneres dies ist wichtiger es ist nicht wichtig wie man aussieht oder wie man denkt den jeder hat seine meinung seine erfahrungen ich habe meine ihr habt eure wichtig ist es jeden teilhaben zu lassen wenn ihr verstanden werden wollt! jedes wessen hat seine kraft seine enorme anziehungs kraft und seine welt ihn der wir ihn einklang der natur leben wir leben unter vielen und vielen ist es nicht möglich dies zu sehen einige werden sich fragen wie ich es sehe, und ich sehe es so ich habe meine meinung höre mir andere meinung gerne an werde gerne helfen und würde euch gerne zeigen wie wichtig es ist seine meinung weiter zu geben seine erfahrung aber auch sein wissen meine menung zeigt sich dahin gehend aus das ich denke das es irgendwo eine welt gibt ihn der wir ihn einglang leben ihn der wir kriege und hass nicht haben ihn der die armut nicht egsistiert ihn der wir alle jedes wessen jeder von uns glücklich ist ihr habt alles ihn der hat jedes wessen kann sein teil dazu beitragen diese welt zu schaffen wie das kann ich euch nicht sagen ich kann nur sagen hier und jetzt ich bin für jede frage offen beantworte sie und versuche zu helfen vielleicht kann ich manchen helfen doch nicht jedem ich habe euch hier einen kleinen spruch und ein kleines gedicht auf geschrieben lest es euch doch einfach mal durch eure meinung ist mir wichtig:
Wen ich in den Spiegel Schaue denke ich an mein Leben. Wen ich an mein Leben denke, werde ich traurig. Wen ich traurig bin, überkommt mich ein Grauen. Wen mich das Grauen überkommt, vergesse ich die Welt. Wen ich die Welt vergesse, werde ich von der Dunkelheit gefressen. Wen mich die Dunkelheit frist, überlebe ich sie mit einer List. Wen ich mit einer List überlebe, dann fühlle ich mich beschützt. Wen ich mich beschützt fühle, denke ich an das Licht in mir. Wen ich an das Licht in mir denke, bin ich Glücklich. Wen ich Glücklich bin, schaue ich in den Spiegel.
Schwarzer Schatten an der Wand, schwillst an dem Maße gleich in dem mein Fühlen schwindet. Wände weichen langsam farblos auf wie zäher Brei, der Decke Schutz wird löchrig. Der Boden tut sich auf und offenbart den grauenhaften Blick auf unheilvolles Niemandsland. Längst gewichen ist das Hier vor dunkelster Präsenz der Hölle, schwarzer Dämon, hier erwacht. Zwei messerscharfe Schwingen umhüllen schweigend meine Rast. Im tiefsten Dunkel der Umarmung erahnt mein Geist was folgen wird.
Mein Körper weint, das Blut erstarrt, die Seele friert, ich weiß, warum du kamst. In langer Nächte Einsamkeit schon immer mein Begleiter, nun stehst du hier und forderst Recht, ich werde mich nicht weigern.
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Taverne / Stammtisch / hallo
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am: 15.September.2007, 19:54:31
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ich habe deinen hilfe ruf gelessen falls du kein msn oder sonstige kominikations möglichkeiten hast bin ich gerne bereit mich mit dir zu unterhalten jeder zeit schreibe mich doch einfach mal an würde mich freuen mich mit dir zu unterhalten bin auch hier im chat jeden abend ab 20:00uhr vielleicht begegnen wir uns mal würde mich sehr freuen bis dahin wünsche ich dir viel erfolg und alles glück meiner welt und viel licht und kraft ihn deiner jungend bis bald
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Vor den Toren / Begrüßung und Abschied / "Vorstellung"
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am: 14.September.2007, 20:24:04
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hallo ich heiße jasmin bin 32 jahre alt und wo ich her komme kann ich euch nicht sagen da ich drei wohnsitze habe da ich selbständig bin ich habe meine eigene firma wo ich websiten herstelle flyer für großfirmen und sonstiges klein kram ist eben beruf ich habe zwei kinder wobei mein sohn 11 jahre alt ist und meine tochter 6 jahre alt ist wie meine kids heißen könnt ihr mich fragen!hmm was schreibe ich noch ich sitze viel vor dem rechner ausserdem geht mir meine firma und meine kids vor ein wenig ich bin aufgeschloßen ehrgeizig direkt lieb behaupten manche bzw sagen es von mir ich bin eigentlich ich mit all meinen konzequenzen bin ich perfekt?nein ich habe meine fehler! mein leben ist bisher nicht so perfekt verlaufen habe ihn meiner vergangeheit fehler gemacht und habe draus gelernt jedoch bin ich nicht perfekt wer ist das schon nun ich nicht und das weiß ich ich lebe so wie ich leben will erziehe meine kinder nach freihen willen und bester und möglichster eignung! was noch nun ich bin noch single hoffe aber das es ihn meinem alter nicht lange so bleibt! ich liebe es diskusionene zu führen mich auszutauschen und ich liebe es inliner zu fahren auf partys zu gehen aber auch mal auf meiner couch zu liegen und zu realäxen grins so mal sehen ich denke das reicht erst mal von mir nun wist ihr wer ich bin und freue mich auf jedes anschreiben! ein gedicht bzw zwei von mir am schluß die mir sehr gefallen und ich hoffe euch auch! :-D Schwarz, schön, edel, anmutig und stark, das sind sie, die Geschöpfe der Nacht. Gelb funkelnd, ihre Augen strahlen blau leuchtend, ihre Flügel glänzen.
Rotes Feuer sich wie Blut verbreitet, schwarzer Rauch aus ihren Nüstern steigt. Vor den Menschen gefloh’n, von ihn’n verdrängt. leben sie noch heut’ seit Anfang der Zeit.
Tiere der Engel, stehen unter Gottes Macht. werden niemals dem Teufel dienen. Leben zwar im Schutz der ew’gen Finsternis, in ihnen leuchtet jedoch das hellste Licht.
An einem Ort von niemandem entdeckt, können sie leben mit ihrer ganzen Macht. Nie wird es irgendjemanden geben, der ihre Schönheit und ihren Anmut hat.
Mit Leichtigkeit heben sie sich empor, zum Himmel zur Nacht, mit Vollmond bedacht. Doch dann kommt sie, der glühende Ball, die Pracht versinkt, zu Stein gemeißelt.
Der Drache ist ein ruhiges Wesen das Du niemals hintergehen solltest... ...sonnst peitscht er mit seinem kräftigen Schwanz und fügt dir mit seinen Krallen große Wunden zu... ...und seine weißheit und seine Güte werden dir niemals zuteil werden...
Unter wenigen, einst vielen, bleibst Du treu und verlässlich - so die Stimme hallt mit dem Wind Wir sind gleich doch so verschieden und Du würdest dein Leben für mich geben - ein sanfter Hauch von Wärme die Berge streicht Besseres könnte Dir widerfahren, Du spürst es und verzichtest - endlose Weiten spiegeln sich in Augen Deine Welt legst Du mir zu Füßen, so viel und Dir reicht das Wenige von mir - unwirkliche Nähe fließt wie Wasser dahin Dein Wort hat Dich gebunden, doch aus freiem Willen - wohin nur die Seele kann sehen was auch immer du bist oder sein willst, in Dir schlägt das Herz eines Drachen - und jene die einst lebten vergehen...
so diese haben mir sehr gefallen und vielleicht sprechen wir uns bald mal bis bald ihr lieben netten wessen dieser welt und der zukünftigen in liebe jasmin[/i]
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