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TheDragonworld Drachenburg Board
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Autor Thema: Einer neuen Zukunft entgegen (2) – Schwenninger Moos  (Gelesen 12446 mal)
Auruliyuth
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« am: 07.April.2013, 00:46:56 »

Prolog

Mit letzter Kraft schleppte es sich in das schützende Unterholz.
Dass es an dieser Stelle besonders feucht und kalt war, bemerkte es nicht einmal mehr.
Die letzten Flügelschläge bis hierher waren mehr als es verkraften konnte.
Bei diesem Orkan und dieser Eiseskälte wurde dem kleinen Wesen alles abverlangt.
Doch es musste um jeden Preis hierher.
Es wusste, dass das andere Wesen zur Zeit auch gerade hier irgendwo in der Nähe war.
Und es wollte … es musste dieses sehen, koste es was es wolle.
Totale Erschöpfung, unsagbare Müdigkeit, nagender, quälender Hunger und die eisige klirrende Kälte
ließen es schließlich in einen tiefen, erlösenden Schlaf fallen...

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« Antworten #1 am: 07.April.2013, 00:51:05 »

Anka

Ein paar Tage zuvor.
„Und wann musst Du in diese Klinik fahren? - Jetzt hab ich erst jemanden wie Dich gefunden, mit dem ich mich auch gut unterhalten kann und der mich auch ernst nimmt. Und schon muss ich Dich wieder ziehen lassen... Wie kann ich Dich erreichen, wenn ich Dich brauche? … Hast Du dort denn  Internet, oder ist das verboten? … Und wann kommst Du wieder zurück? …“ Viele Fragen, die Anka's junger Chatpartner Ourin da im TeamSpeak und im Chat an sie hatte. Er selber hatte geschrieben, dass er gerade vierzehn geworden ist, und dass ihm seine Eltern alles, aber auch wirklich alles, erlauben würden.
„Jetzt mal halblang. Ich bin doch nur für ein paar Tage, längstens für fünf Wochen, weg. Wenn etwas wichtiges ist, werde ich einen Weg finden Dir zu antworten,“ vertröstete Anka den jungen Ourin. Sie konnte seine Dringlichkeit nicht verstehen und war mit ihren Gedanken schon fast in der Klinik.

Anka hatte sich ihre Reha wirklich verdient. Von morgens bis abends stand sie in ihrem Beruf parat um anderen über eine Service-Hotline zu helfen. Und abends bot sie sich als Ansprechpartnerin für die neuen User in einem Drachenforum an, wo sich Gleichgesinnte trafen und sich über ihr Anders sein austauschten. Es war nicht immer ganz leicht, die Rollenspieler – die sich oft auch nur RPGler nannten – von den anderen zu unterscheiden. Anka war jedoch erst einmal nur wichtig, dass jeder jeden akzeptierte. Sie wusste nicht so recht, was sie selber davon halten sollte, dass sich jemand tatsächlich für einen Drachen (oder ein anderes Wesen) hielt. Sie wusste nicht einmal, was sie selber war und zweifelte innerlich sogar an, was andere User im Forum in ihr sahen. Dennoch hörte sie geduldig und gewissenhaft zu, wenn sich jemand bei ihr Rat oder Unterstützung holen wollte – und wenn sie ehrlich zu sich selber war, dann war sie schon auch ein klein wenig neugierig.
Ob einer Spieler durch und durch war und in seiner Rolle ganz aufging, so als ob das Spielen der Rolle für ihn Ernst ist, oder ob er kam um unter Gleichgesinnten Hilfe und etwas Geborgenheit zu finden, Anka behandelte alle erst einmal gleich freundlich und akzeptierte was sie angeblich waren oder sein wollten. Zum Miesepeter outen konnte sich dann jeder selber, wenn er Stunk machen wollte.

Ein mulmiges Gefühl blieb Anka dennoch als sie ihren neuen jungen Schützling vertröstete. Irgendetwas war an ihm, das ihn als RPGler ausscheiden ließ, obwohl er sich manchmal genauso wie ein Spieler ausdrückte. Ourin, wie er sich nannte, behauptete, dass er als Drache sogar schneller als eine Taube fliegen könnte und sein Ziel ebenfalls niemals verfehlte. Außerdem wäre er nicht nur genauso flink, sondern auch genauso groß.
Anka ließ ihn bei der Aussage und dachte sich im stillen: 'Kinder haben noch recht viel Fantasie. So kleine Drachen gibt’s doch gar nicht.' Zumindest hatte sie noch nie davon gehört, seit sie selber im Internet über Drachen nachgeforscht hatte. Feuerechsen, ja. Die mochten so klein sein, aber das waren Artverwandte und keine Drachen – da waren sich sowohl die Spezialisten der Drachen wie die der Echsen einig.
„Och menno, kannst Du da nicht absagen, bei Deiner Reha?“ bohrte Ourin inzwischen nörgelnd weiter. „Absagen?! Nein! Dafür habe ich schon zu lange darauf gewartet,“ Anka kam gar nicht in den Sinn Ourin den Kopf zurecht zu rücken, dafür dass er so egoistisch dachte. Sie war so in ihrer Helferrolle gefangen, dass sie immer zuerst an andere dachte; auch auf die Gefahr hin sich selber dabei zu verletzen oder zu verausgaben. Dies war mit ein Grund, warum sie so dringend in die Klinik musste; sie war an ihre Grenzen gestoßen und konnte dennoch nicht aufhören zu helfen.
Anka griff die ursprüngliche Frage wieder auf: „Am Donnerstag geht’s los, also in vier Tagen. Und deshalb muss ich mich jetzt heute schon aus allen Chats verabschieden, sonst werde ich nicht fertig mit Packen. Immerhin kommt übermorgen der Kurier und will meine Koffer mitnehmen.“
„Schade,“ kam nur noch als Antwort von Ourin. Sonst nichts mehr, kein „viel Glück, mach's gut, Gute Reise“ oder „komm gesund wieder“. Anka beließ es dabei und stellte sich nach einigen Minuten offline. Dann verfasste sie noch rasch eine Abwesenheitsnachricht in ihren Profilen und gab als letztes noch den Moderatoren im Forum Bescheid, dass jemand Ourin im Auge behalten sollte. Nicht dass er irgendwelche Dummheiten im Forum anstellte. Für seine vierzehn Jahre war er manchmal doch noch ziemlich kindisch.

Die letzten Tage zu Hause waren wie im Flug vergangen. Der Kurier hatte die beiden Koffer pünktlich abgeholt. Ob sie rechtzeitig dort in der Klinik sein würden, das wollte Anka gar nicht erst bezweifeln. Zur Sicherheit nahm sie im Handgepäck alles mit, was sie die ersten Tage dringend brauchen würde.
Mit zwei großen Reisetaschen auf Rollen, in einer davon ihr Kopfkissen für die lange Zugfahrt nach Süddeutschland, in der anderen ihren Rekorder und andere Dinge, die ihr im letzten Moment noch eingefallen waren und die sie die ersten Tage brauchte, machte sie sich auf den Weg. Im Rucksack war an genug Proviant für die Reise gedacht. Die Klinik im Schwarzwald-Baar-Kreis hatte rechtzeitig mitgeteilt bekommen, wann sie in Villingen am Bahnhof ankommen würde. Und die Klinik sicherte ihr einen Shuttlebus oder ein Taxi zu, um vom Bahnhof zur Klinik gefahren zu werden.

Die Bahn brachte sie auch verlässlich an Ort und Stelle und der Fahrer für die Klinik war ebenfalls pünktlich da um sie und einen zweiten Reisegast abzuholen.
Es war früher Nachmittag und es begann bereits zu dämmern als sie die Fahrt zur Klinik antraten. Die Umgebung sah für die winterliche Jahreszeit sehr viel versprechend aus, und die vielen Lichter der Weihnachtsdekoration ließen einen warm ums Herz werden.
Der Fahrer erklärte den beiden Fahrgästen die Wintersportmöglichkeiten der Region, u.a. erwähnte er ganz stolz das nahe gelegene Eisstadion in Schwenningen. „Wenn sie Glück haben, sehen sie dort übrigens die Wild Wings, unsere Eishockeymannschaft, trainieren. Und wenn sie schon einmal beim Eisstadion sind, laufen sie einfach den Weg weiter, nach hinten durch in Richtung Wald. Nach einem Sportgelände mit Gaststätte gelangen sie linker Hand direkt ins Schwenninger Moos wo sich an der Europäischen Wasserscheide Neckar und Donau teilen. Weiter gerade aus und dann links führt ein Fußweg zurück zur Klinik.“

Anka hatte sich fest vorgenommen schon sehr bald ins Moos zu gehen. Sie hatte schon einiges darüber gehört und fand es faszinierend ein Stück „unberührte“ Natur zu finden.
Allerdings kam sie die ersten paar Tage nicht dazu. Sie wurde von einer Untersuchung zur nächsten geschickt, und eine Therapie reihte sich an die andere. Sie bekam gerade genug Zeit zur Eingewöhnung, jedoch hatte sie keinen Spielraum um etwas weiter weg von der Klinik die Gegend zu erkunden.

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« Letzte Änderung: 07.April.2013, 01:50:14 von Auruliyuth » Gespeichert

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« Antworten #2 am: 07.April.2013, 00:57:14 »

„Ihre Massage, Anka“


Die junge Frau gehörte zu den wenigen Glücklichen, die gleich in der ersten Woche eine Massage und ein Entspannungsbad im Therapieplan stehen hatten. Die anderen würden bis nach den Weihnachts- und Silvesterfeierlichkeiten warten müssen.
Pünktlich zu ihrer ersten Massage stand Anka in der Physio-Abteilung und wartete geduldig bis sie aufgerufen wurde: „Frau Ann-Kathrine Müller?“ Anka reagierte erst auf ein erneutes Aufrufen ihres Namens: „Hier! Entschuldigung, ich war in Gedanken. Eigentlich reagiere ich am besten auf meinen Kurznamen 'Anka'. Ich wollte Sie bestimmt nicht warten lassen.“ Der Therapeut nickte mit einem unergründlichen, aber freundlichen Lächeln. „Dann werde ich Sie wohl ebenfalls mit 'Anka' ansprechen müssen?“ Anka war soviel Aufmerksamkeit fast schon wieder peinlich, wobei sie puterrot anlief. Der Therapeut sah aber auch verboten gut aus mit seiner sportlichen Figur, und er schien zudem noch ungefähr in ihrem Alter zu sein.
Seinen Namen hatte sie in der Aufregung völlig überhört. Zudem traute sie sich nicht mehr aufzublicken und sein Namensschild zu lesen, da man sonst ihr rotes Gesicht sehen würde. Stattdessen war sie in die zugewiesene Kabine gelaufen, machte ihren Oberkörper für die Massage mit Wärmelicht frei und wartete, auf der Massagebank liegend, auf den  Therapeuten.
Etwas seltsam vertrautes meinte sie in seiner Stimme und seiner Art zu spüren. Doch das Gefühl tat sie gleich wieder als Einbildung ab. Routiniert legte er Anka unter das wärmende Rotlicht und ließ sie dann mit ihren Gedanken allein. In der Nachbarkabine hörte sie ihn und eine Mitpatientin leise reden. Sie hörte nicht weiter zu. Die Wärme tat ihr gut und sie begann sich sofort zu entspannen. Sie schloss die Augen und träumte vor sich hin...

Sie befand sich auf einer grünen Wiese. Vor sich sah sie einen kleinen einladenden und tiefen See – sie wusste einfach, dass er sehr tief war. Am hinteren Ende des Sees fiel ein kleiner Wasserfall über die Felsen in den See. Umrahmt war der ganze Platz von Wald und Felsen. Sie genoss diese idyllische Ruhe und sah den jungen Hatchlingen beim Herumtollen und Spielen im Wasser zu … 'Hatchlinge … junge  Drachen ?! Wie kam sie nur darauf so etwas zu sehen?!' Noch bevor sie weiter träumen oder darüber nachdenken konnte, wurde sie vom Masseur aus ihren Träumen gerissen.

„Ihre Massage, Anka“ hörte sie von einer sehr dunklen sonoren Stimme, die vom Klang ganz gut in ihren Traum gepasst hätte. Herr Mattens kam zurück und schaltete zunächst das Rotlicht ab. „Gut geträumt?“ fragte er wie beiläufig und wieder mit normaler Stimme. Sie rätselte „Woher haben Sie das gewusst?“ und war neugierig auf seine Antwort.
Er wich ihr jedoch fröhlich aus und meinte: „Ich hab nur geraten. Die meisten Patienten hier genießen die Wärme und träumen dabei vor sich hin.“ Mit dieser einleuchtenden Erklärung musste sie sich wohl zufrieden geben.
Der Physiotherapeut massierte gut. Anka entspannte sich dabei herrlich und genoss die harmonischen Bewegungen auf ihrem gesamten Rücken und zwischen ihren Schulterblättern. Sie dämmerte gerade vor sich hin, wie er gekonnt ihre imaginären Flügelansätze massierte. Im gleichen Moment zuckte sie jedoch zusammen. Das konnte nicht sein! Das alles träumte sie doch sicher gerade nur wieder! Wieso sollte sie plötzlich Flügel haben?! Bestimmt wachte sie gleich auf und der Masseur kam zur Massage herein!
Im selben Moment als sie zusammen gezuckt war und sich verkrampft hatte, fragte Herr Mattens überrascht: „Habe ich etwas falsch gemacht? Tut es Ihnen irgendwo weh? Soll ich aufhören, oder kann ich Ihnen anderweitig helfen?“ Man merkte ihm an, dass es ihm etwas unangenehm wurde als sie so plötzlich zusammen zuckte. Anka überlegte fieberhaft, was sie sagen sollte. Einerseits empfand sie seine Massage als sehr angenehm und entspannend. Andererseits war das Gefühl mit den Flügelansätzen immer noch in ihr. Sie wusste noch immer nicht so recht, wo sie beginnen sollte.
Die junge Frau wagte die Flucht nach vorn. „Auf meinem Rücken ... ich meine … haben Sie da etwas besonderes gesehen oder wahrgenommen?“ Jetzt war es raus. Sie spürte eine gewisse Erleichterung, aber auch die Sorge, missverstanden zu werden. Er jedoch verneinte: „Also ich habe nichts besonderes wahrgenommen … Außer Sie meinen vielleicht ihre kräftigen Flügelansätzen und ihre zart schimmernden roten Flügel … “
Der ersten seiner Sätze beruhigte sie, und sie wollte schon erleichtert aufatmen. Aber als sie den zweiten Satz mit seiner Antwort über die Flügel hörte, die sie besser nicht hören wollte, zuckte sie wie unter einem Peitschenhieb zusammen und brach in Tränen aus.
Herr Mattens verstand nun gar nichts mehr. Es kam ihm gerade vor wie ein déjà vu, das er bereits schon einmal als Therapeut erlebt hatte. Anka hatte so selbstverständlich ihre Flügel gezeigt, dass er gedacht hatte, sie wisse über sich Bescheid. Er konnte ja nicht ahnen, dass dies alles noch neu für sie war. Seine Antwort musste für sie demnach wie ein Schock gewesen sein. Er konnte sie so unmöglich gehen lassen. Andererseits war sein Arbeitsplan voll. Er kam hier unmöglich weg. Er brauchte Hilfe, und das möglichst rasch.

Er setzte sie nur ungern in der Nähe von Menschen ein, aber telepathische Fähigkeiten konnten in Situationen ähnlich wie dieser Gold wert sein. Nach einem kurzen Gedankenaustausch, der nur Sekunden ging, wandte er sich mitfühlend Anka zu: „Es tut mir sehr leid, wenn ich Ihnen unbeabsichtigt einen Inneren Schmerz zugefügt habe. Kann ich vielleicht noch etwas für Sie tun, Frau Müller?“ Sie zuckte beim Klang seiner Stimme wieder zusammen und schüttelte vehement den Kopf. Sie hatte einen Kloß im Hals und brachte keinen Ton heraus. Die Tränen hatte sie wieder unter Kontrolle, aber man sah ihr an, dass sie geweint hatte. Kurz bevor er den Raum verließ, packte sie jedoch impulsiv sein Handgelenk um ihn zurückzuhalten. Überrascht hielt Herr Mattens inne und sah Frau Müller fragend an. Anka war noch zu keinem Wort fähig. Stattdessen lächelte sie zaghaft und nickte kaum merklich mit dem Kopf. Dem Therapeuten fiel ein Stein vom Herzen als er sah, dass es Anka bereits wieder etwas besser ging. Trotzdem wollte er sie für die nächsten Stunden in guten Händen wissen. Ihr aller Geheimnis war zwar in Gefahr, doch die Gesundheit der jungen Frau ging ihm vor.

Steffi, die sich an derselben Klinik als Patientin angemeldet hatte, hatte sich sofort aus ihrer Therapie befreien lassen und war los geeilt als Jens sie telepathisch erreicht hatte. In wenigen Worten und Bildern hatte er ihr mitgeteilt, wobei er Hilfe brauchte. Steffi sah auf den ersten Blick, dass Anka noch völlig verstört war.
Wie durch Zufall wartete Steffi am Eingang der Physio-Abteilung und sah Anka gerade aus der Massage kommen. Steffi sah der jungen Frau sofort an, dass sie noch immer unter Schock stand und geweint hatte. Wenn das ihr erstes Erlebnis dieser Art war, konnte sie das noch aus eigener Erfahrung sehr gut nachvollziehen.
Steffi fragte ganz beiläufig und direkt, und überspielte so eine peinliche Pause: „Du bist Anka, stimmt's? Ich heiße Steffi. - Kommst Du auch gerade aus dem Entspannungsbad?“ Anka zuckte erschrocken zusammen. In Gedanken versunken hatte sie nicht sofort bemerkt, dass sie angesprochen wurde. Rasch schüttelte sie den Kopf und schwieg. Steffi schwärmte weiter, „Das warme Wasser und das entspannte Liegen hat richtig gut getan.“ Anka nickte höflich lächelnd, noch leicht abwesend. „Hattest Du auch schon ein Entspannungsbad?“ Wieder nickte Anka. Langsam taute sie auf. Diese Steffi gefiel ihr, sie lenkte sie von ihren unangenehmen Gedanken ab. Sie fühlte sich mit einem Mal nicht mehr so allein. Eine Freundin oder eine Vertraute wie Steffi war das, was sie jetzt brauchen konnte. Sie würde jedoch noch sehr vorsichtig sein mit dem was sie ihr anvertrauen würde. Schließlich kannten sie sich bisher nur vom Sehen.

Steffi ließ sich so viele Anwendungen und Therapien wie nötig geben, bei denen sie in Anka's Nähe war. Anka war das gerade recht. Sie blühte förmlich auf. Ihr wurde erst jetzt so richtig bewusst, dass sie fast immer allein war, und auch in letzter Zeit mit fast allem allein zurecht kommen musste. Sicher, sie hatte normalerweise Freunde zu Hause mit denen sie über vieles reden konnte. Neuerdings jedoch schien jeder irgendwie eigene Sorgen zu haben und somit eigene Wege zu gehen.

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« Antworten #3 am: 07.April.2013, 01:04:13 »

Mark und Kevin

Noch am gleichen Abend setzten sich Jens und Steffi zusammen vor die Webcam bei Jens im Zimmer und verständigten sogleich Mark und Kevin im Videochat.
„Mit der Reaktion von Anka hatte ich wirklich nicht gerechnet,“ griff Jens das Thema sofort auf. „Im Internet hatte ich sie meistens als erfahrenes und wohl überlegtes Wesen gelesen. Immer hatte sie einen vernünftigen Ratschlag parat, wenn jemand im Forum mit einem Problem daher kam. Sie machte mir den Eindruck als wüsste sie ganz genau wer oder was sie sei. Als sich dann bei der Massage heute ihre Flügel zeigten, dachte ich, dass sie das so gewollt hätte und sie mich erkennen würde...“

Steffi spürte, wie sehr auch ihr Partner von dem Vorfall aufgewühlt worden war. Tröstend legte sie ihre Flügel um ihn. Wenn sie alleine waren, zeigte sie öfter mal ihre Flügel ohne gleich ihre Gestalt zu verändern. „Du kannst nichts dafür. Wir alle sind davon ausgegangen, dass Anka bereits hätte gewusst haben müssen, wer und was sie ist.“

Kevin und Mark hatten geduldig zugehört. Beide boten auch sofort ihre Hilfe an und erklärten sich gerne bereit umgehend zu kommen. „Wir werden morgen im Laufe des Tages ankommen. Zuerst müssen wir unseren derzeitigen Auftraggeber „überzeugen“, dass wir ein paar Tage „Urlaub“ brauchen.“ - „Ich werde morgen früh gleich die Klinikleitung auf meine besondere Art davon überzeugen, dass wir noch zwei junge Sportstudenten, einen mit medizinischer Ausbildung, in der Physio brauchen können. Noch nie konnte mir jemand so eine Bitte ausschlagen,“ erklärte Jens grinsend.

Bei dem Gedanken, alle wieder vereint zu sehen, war nicht nur Jens sehr froh. Sie alle waren schon viel zu lange nicht mehr zusammen gesessen. Deshalb verabschiedeten sich alle mit einem fröhlichen „bis morgen dann“.

Ein paar Minuten später huschte auch Steffi ungesehen aus dem Zimmer ihres Partners. Noch durfte niemand wissen, dass sie sich überhaupt näher kannten.
Herr Riesander, der Leiter der Klinik, war bisher immer sehr zufrieden mit den Vorschlägen von Jens und seiner Arbeit und sagte deshalb gleich bereitwillig zu. Steffi kümmerte sich weiter um Anka, die den seltsamen Vorfall bei der Massage in der Physio-Abteilung schon bald verdrängt hatte.

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« Letzte Änderung: 07.April.2013, 01:49:40 von Auruliyuth » Gespeichert

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« Antworten #4 am: 07.April.2013, 01:08:25 »

Im Wald

Am darauf folgenden Samstag standen Anka und Steffi rechtzeitig zum freiwilligen Nordic Walking mit ihren Stöcken im Eingangsbereich der Klinik bereit. Pünktlich zum Abmarsch begrüßte Jens Mattens die Gruppe und erklärte noch ein paar Regeln. „Wir haben heute als Verstärkung unsere neuen Therapeutenanwärter dabei, die Sportstudenten Herrn Mark Kuster und Herrn Kevin Summer. Aus diesem Grund können wir uns bei Bedarf unterwegs in zwei Gruppen aufteilen. Im Regelfall bleiben wir jedoch immer in Rufweite zum vordersten und hintersten Mann, bzw. Frau,“ ergänzte er mit einem Zwinkern zu den Damen hin. „Herr Kuster und Herr Summer werden die Nachhut bilden. Die mit dem forscheren Schritt werden mit mir Vorlieb nehmen müssen.“ Ergänzte der gut aussehende Therapeut lachend. „Dann mal los!“

Die Nordic Walking Begeisterten liefen los. Die Gruppe war mit fünfundzwanzig Personen relativ groß, und schon nach den ersten 100 Metern kristallisierte sich heraus, wer einen schnellen Schritt hatte, und wer eher zu den „Landschaft Genießenden“ gehörte.
Anka und Steffi liefen in der mittleren und größten Gruppe mit, wobei Steffi rasch bemerkte, dass sich Anka absichtlich zurückfallen ließ. Als Steffi sie während des Laufens darauf ansprach meinte sie nur: „Mir ist heute nicht so gut. Und ich mag die großen Menschenmassen nicht so besonders.“ Steffi sah sie von der Seite an: „Wenn Dir nicht gut ist, können wir sicher auch wieder umdrehen.“ Aber Anka verneinte mit einem Lächeln. „Es geht schon. Und schließlich brauch ich auch meine Bewegung.“

Die beiden Therapeutenanwärter unterhielten sich mal mit diesem und mal mit jenem. Auch mit Steffi und Anka wechselten sie ein paar belanglose Worte.

Indes war die Gruppe schon geraume Zeit durch den nahen Wald gelaufen. Ein ständiges auf und ab über Waldwege, Trampelpfade, Wurzeln und Steine beanspruchte die Gelenke und die Kondition. Die Gruppe war immer weiter auseinander gezogen worden. Besonders Feinfühlige konnten die Atmosphäre des Waldes spüren. Andere wiederum unterhielten sich so laut, dass jede Art von Lebewesen sofort flüchtete.

An großen Weggabelungen zog sich die gesamte Gruppe etwas in die Länge, damit die Nachzügler die Richtung erkennen konnten.

Nach einem erneuten steilen Aufstieg über einen Waldpfad mit Wurzeln und Gesteinsbrocken, keuchte Steffi plötzlich auf und hielt sich den Knöchel vor Schmerz. Zur gleichen Zeit schrie eine andere Patientin ein paar Meter weiter vorne ebenfalls vor Schmerzen auf, knickte zur Seite und blieb liegen. Alle um sie herum blieben erschrocken stehen oder liefen zu ihr hin um zu sehen, was passiert war.
Die Nachricht vom Sturz verbreitete sich an die Spitze der Gruppe wie ein Lauffeuer.

Nach und nach kamen auch die Schnellsten wieder zurück, unter ihnen auch Herr Mattens. Aus den letzten Reihen eilte Herr Kuster sofort herbei, Herr Summer blieb besorgt neben Steffi stehen und fragte sie, ob er ihr helfen könne. Auch Anka sah Steffi fragend an: „Steffi? Alles in Ordnung bei Dir?“ Steffi stand schon wieder aufrecht und lächelte zaghaft. Wie hätte sie Anka erklären können, dass sie den Schmerz der Frau dort vorne gespürt hatte.
Sie hatte sich in dem Moment so geöffnet für die Natur und den Wald um sich herum, dass sie den Schmerz der Frau so gespürt hatte als wäre er ihr selbst zugefügt worden. Kevin Summer sah Steffi einen Moment wissend und besorgt an. 'Du hast Deinen energetischen Schutz vergessen, Steffi.' Steffi blickte zurück und nickte. Dann schüttelte sie den Kopf. 'Ich weiß, Kevin. Wird nicht wieder vorkommen.' „Ich bin ok. Aber die Frau dort vorne hat große Schmerzen,“ ergänzte Steffi ausweichend.
Kevin musste sich erst durch die neugierigen, teils besser wissenden, aber dennoch hilflosen Patienten wühlen, bevor er bei Jens Mattens, Mark Kuster und der Verletzten ankam. In seiner Tasche hatte er immer etwas für den Notfall dabei. Mit einem kleinen Päckchen in der Hand, dass er vorsichtig ausrollte, ging er auf die Frau zu. „Hier habe ich eine Sitzunterlage, um die Kälte von unten fernzuhalten. Wenn ein paar kräftige Männer ihr kurz aufhelfen könnten, wäre das erste Sahne.“ Vorsichtig halfen ein paar Männer der Patientin auf, damit Kevin die Unterlage unter ihr ausbreiten konnte.

Jens hatte in der Zwischenzeit schon einen Rettungswagen organisiert. Bei all den Menschen hier konnten die drei nicht viel ausrichten. „Das Bein muss erst einmal geröntgt werden, bevor man näheres sagen kann.“ Mark nahm die restliche Gruppe auf die Seite, damit Kevin in Ruhe nach der Patientin sehen konnte. Jens erklärte ihm: „Den Schuh haben wir bei der klirrenden Kälte sicherheitshalber angelassen. - Ich lasse Frau Mirkusz in Deiner Obhut. Wir müssen mit der Gruppe weiter, sonst ist hinterher die Hälfte davon erkältet. In der Klinik sage ich gleich Bescheid. Wir beide bleiben in Verbindung.“

Die Patientin, Anita Mirkusz, war ganz blass geworden und stand unter Schock. Steffi versuchte die Frau aufzumuntern. „Anita, Du bist bei Herrn Summer in den allerbesten Händen.“ Jedoch kam ihre Aufmunterung bei Anita nicht so positiv an, wie sie gedacht war.
Steffi musste ihren Schutz um sich selbst noch verstärken. Sie war zwar empathisch veranlagt und konnte auch ganz gut damit umgehen, normal machte ihr so etwas keine Probleme. 'Das liegt am Wald,' hörte Steffi die Gedanken von Kevin. Steffi knickte plötzlich erneut selber vor Schmerzen ein als Frau Mirkusz ihren Fuß bewegen wollte. Sofort war Anka an Steffis Seite und hielt sie gerade noch fest.
Steffi machte sich bei der sich bereits entfernenden Gruppe bemerkbar: „ Hallo, Je... Herr Mattens... Wenn es recht ist, werde ich bei Anita Mirkusz bleiben. Ich weiß auch nicht, wie weit ich mit meinem schmerzenden Fuß noch komme,“ ergänzte Steffi. Und Kevin rief hinterher: „Und Frau … Müller …? ... könnte ich ebenfalls als Verstärkung hier gebrauchen.“ Dabei sah er Anka fragend an, die dankbar mit dem Kopf nickte. Ihr war das alles hier jetzt irgendwie zu schnell gegangen. Steffi hatte Schmerzen, aber keine Verletzung?  Oder war sie doch verletzt und wollte keine Hilfe? Anka schwirrten die Fragen, auf die sie noch keine Antworten erhalten hatte, im Kopf herum.

„So, Frau Mirkusz. Jetzt ziehen wir den Schuh doch gleich aus. Nicht, dass nachher alles so angeschwollen ist, dass die Sanitäter den Schuh sogar aufschneiden müssten.“ Anita biss vor Schmerzen die Zähne zusammen und nickte gequält. Was Herr Summer sagte, machte genauso Sinn, wie das von vorhin, auf keinen Fall den Schuh auszuziehen wegen der Kälte.
„Wird der Fuß dabei nicht zu kalt bei den Minusgraden?“ Anka war skeptisch. Kevin wusste auch darauf eine Antwort. „Auch dafür habe ich noch etwas in meiner Tasche für Notfälle,“ grinste er und holte ein großes Wärmepad sowie ein kleines Fläschchen aus seiner Tasche.

Steffi versuchte den Schmerz, den sie spürte und der von Anita ausging, zu isolieren und zu erden. Die beiden Frauen bekamen davon jedoch kaum etwas mit. Steffi verstand nicht, warum es ihr hier so schwer viel. Allein hatte sie noch nie Probleme damit gehabt etwas zu erden.

'Mylady, ihr arbeitet gegen den Wald und nicht mit ihm,' lachte eine raue, tiefe Stimme spöttisch in ihrem Kopf. Steffi schaute verdutzt auf Kevin, aber der war genauso überrascht wie sie und hatte diese seltsame Stimme ebenfalls gehört. Steffi fragte neugierig in den Wald: 'Wer bist Du?' Aber eine Antwort erhielt sie keine.

Kevin hatte unterdessen den Fuß ausgepackt und rieb ihn mit der Flüssigkeit aus seiner kleinen Flasche ein. Dann zog er Frau Mirkusz wieder ihren dicken Strumpf an und legte den aktivierten Wärmepad um ihren Knöchel. Anschließend nahm er seine beiden Stöcke und verkleinerte sie soweit es ging und legte sie als Schiene an. Aus seiner Jackentasche zauberte er noch ein Tuch, das er um den Wärmepad und die Stöcke wickelte.

Steffi hatte den Ratschlag des Unbekannten befolgt und in den Wald gefühlt und diesen um Hilfe gebeten, bevor sie sich erdete. Nun hatte sie keine Probleme mehr. Es fiel ihr sogar leichter als bisher. Dankbar schickte sie ihre Gedanken zu dem Unbekannten: 'Ich danke dem Wald und seinem Höheren Wesen für die Hilfe.' Als Antwort kam prompt ein schnippisches: 'Fein, Mylady. Warum nicht gleich so.'
Kevin grinste heimlich und meinte stumm: 'Mylady Steffi.' Steffi hätte am liebsten mit gelacht. Doch sie fand es dem Waldgeist, wie sie ihn heimlich taufte, nicht schicklich gegenüber, obwohl er sie verspottet hatte. Stattdessen verpasste sie Kevin einen energetischen Schubs, den er ergeben einsteckte. Auch davon bekamen weder Anka noch Anita etwas mit.

Wenig später hörten sie von der nahen Straße her das Martinshorn des Rettungswagens. Kevin schickte kurzerhand dem verdutzten Fahrer eine Eingebung, wie er sie am Schnellsten finden würde.
Die Sanitäter und der Notarzt staunten nicht schlecht, als sie auf die Gruppe stießen und die Patientin fachgerecht geschient und eingepackt vor fanden. Ein wenig Überzeugungsarbeit von Kevin, und es wurden alle in den Rettungswagen eingeladen und zur Unfallklinik gefahren. Da die Schmerzen von Steffi dem Notarzt schleierhaft waren, wurde auch ihr Fuß geröntgt, jedoch konnte nichts gefunden werden.
Bei der Verletzung von Frau Mirkusz ergab die Diagnose, Bänderriss. Seltsamerweise jedoch schon wieder fast verheilt.
Mit je einem Arztschreiben entließ die Unfallklinik die beiden Verletzten und Kevin, der bereits Jens verständigt hatte, führte die drei Frauen zum Ausgang, wo Jens gerade mit dem Wagen der Klinik vor fuhr.


Auf dem Weg zurück erzählte Kevin in aller Kürze, wie es ihnen ergangen war. Später trafen sich die vier Freunde noch bei Jens auf dem Zimmer, und Steffi war wieder heimlich dabei. Noch immer durfte keiner der Patienten ahnen, dass sie hier war, bzw. dass sie Jens näher kannte. Beide berichteten abwechselnd ausführlich was sie im Wald noch entdeckt hatten.

„Einen Waldgeist?“ Jens war überrascht. „Und er hat sogar mit Dir geredet?“ „Mylady hat er Steffi genannt,“ lachte Kevin und dieses Mal lachte auch Steffi und machte vor allen einen Hofknicks, wobei sie fast gestolpert wäre. Mark lachte mit, er fand die Szene einfach zu komisch. Nur Jens blieb teilweise ernst. „Hatte er sonst noch etwas gesagt? Wie er heißt? Wer er ist? - Er muss schon sehr alt sein,“ waren seine Überlegungen.
Steffi antwortete: „Ich hab ihn gefragt, 'Wer bist Du?' aber eine Antwort bekam ich keine.“
„Das ist auch nicht weiter verwunderlich, meine Liebste. Ihr hättet ihn mit gebührendem Respekt antworten sollen, Mylady. In etwa so: 'Mylord, wäret Ihr so gütig mir Euren Namen zu nennen?'...“ Weiter kam Jens nicht, denn Mark konnte sich vor lachen nicht mehr auf seinem Stuhl halten und fiel nach Luft japsend zu Boden. Kevin hielt sich den Bauch vor Lachen und fiel fast um bei dem Versuch auf Steffis Hofknicks eine Pirouette zu drehen.
Selbst Jens musste mitlachen als er seine Freunde so vereint ansah.
Doch gleich darauf wurde Jens wieder ernst. „Wenn es noch mehr gibt wie ihn, gibt es vielleicht auch noch Hoffnung für uns.“

Die Freunde beratschlagten noch eine ganze Weile. Am Ende beschlossen sie eins nach dem anderen zu erledigen. „Wenn wir uns jetzt auf den Waldgeist einlassen, wer weiß ob dann nicht unsere ganze Mission gefährdet wird. Wie wir gesehen haben, können diese Geister sehr schnell ein geschnappt sein...“

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Im Schwenninger Moos

Durch die offene und fröhliche Art von Steffi, fühlten sich auch ein paar andere Patienten zu ihr und Anka hingezogen. Auf Anka's Vorschlag hin, das nur ein paar Kilometer entfernte Schwenninger Moos kennen zu lernen, verabredeten sie sich zu fünft. Glücklicherweise hatte einer von diesen sein Auto dabei und erklärte sich bereit die Gruppe bei Bedarf und Gegenleistung zu fahren. Jeder von ihnen wollte sich auch gerne an den Unkosten beteiligen.

An einem Mittag kurz vor Weihnachten, an dem alle fünf frei hatten, fuhren sie bei winterlichen Temperaturen, jedoch trockenen Straßen los. Den Parkplatz zum Neckarursprung fanden sie fast auf Anhieb. Eine verschneite Winterlandschaft lud bei strahlendem Sonnenschein zu einem Spaziergang rund um das Moos ein.
Anka meinte begeistert, jedoch auch mit einer Spur von Enttäuschung: „Das würde jetzt herrliche Winterbilder geben. Nur schade, dass ich meine Spiegelreflexkamera nicht mit dabei hab.“ Jeder pflichtete ihr bei. Die winterliche Landschaft sah aus wie die in einem Bilderbuch. „Dafür genießen wir die Ansicht jetzt umso intensiver.“
Noch während sie die unberührte Natur in ihrer winterlichen Pracht bewunderten, hatte Anka kurz entschlossen Papier und Stift aus der Tasche gezaubert und malte mit gekonnten Strichen ein winterliches Abbild auf ihr Papier, welches alle sogleich begeistert bewunderten. „Du brauchst ja gar keine Kamera. - So gut wie Du möchte ich auch zeichnen können. - Was machst Du mit dem Bild, wenn es fertig ist?“
Alle redeten wild durcheinander. Doch Anka malte in aller Seelenruhe ihr Bild fertig. Zum Schluss packte sie noch der Übermut und mit wenigen Strichen flog eine Entenschar durchs Bild.
Nachdem alle noch einmal das gelungene Bild gebührend bewundert hatten, steckte es Anka zurück in ihre Tasche, zusammen mit Block und Stift. Dann setzten sie die Landschaft bewundernd den Rundgang durch das Moos fort.

Fast zur gleichen Zeit in der Klinik.
Jens saß mit Kevin und Mark, die sich in den letzten Tagen gut eingelebt hatten, zusammen und sie gingen wieder einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nach, dem Surfen und Chaten im Internet. Zum Chaten hatten sich alle drei über ein Drachenforum im dortigen Chatroom eingeloggt. Jens als Argus, Kevin als Phönix und Mark als Eagle. Privates konnten sie direkt reden, den Rest tippten sie sich über den Chatroom zu.
Jens brach als erster die Stille: „Schade, dass Steffi nicht hier ist. Wir wollten ursprünglich zusammen Schwimmen gehen.“ „Du und Steffi, ihr zwei seid wie für einander geschaffen,“ meinte Kevin alias Phönix fast ein wenig neidisch. Jedoch, er gönnte den beiden ihr Glück und sie unternahmen auch vieles gemeinsam. „Wann wirst Du sie endlich fragen?“ wollte er von Jens wissen. „Bald schon. Ich weiß, das wäre längst überfällig gewesen. Aber ich hatte bisher immer auf einen passenden Zeitpunkt gewartet. Und ich wollte nicht, dass sie sich mir gegenüber verpflichtet fühlt. Ich selbst kann mir ein Leben ohne sie allerdings gar nicht mehr vorstellen.“
„Wisst ihr noch, wie wir im Watt an der Nordsee gemeinsam die in Seenot geratene Gruppe mit Steffi gerettet haben?“ schwärmte Mark alias Eagle. Jens nickte gedankenverloren und schaute sehnsüchtig zum Fenster hinaus. Er dachte an Steffi und wie sie sich kennen gelernt hatten. Wäre er nicht zufällig ihr Masseur gewesen, oder hätte er nicht auch noch zufällig in seiner Mittagspause ins Internet gesehen, 'Dann wäre ich ihr vielleicht niemals begegnet.' Und laut meinte er: „Ich wäre jetzt auch liebend gern im Moos. Draußen wird es schon bald dämmern. Dann sieht uns keiner fliegen.“ Seine Freunde fanden die Idee ebenfalls großartig. „Wir können ja bis zum Rand fliegen und dort dann auch ein Stück zu Fuß gehen?“ Gesagt, getan.
Die drei klappten ihre Notebooks zu und machten sich für einen winterlichen Spaziergang fertig. Jens zeigte den Weg aufs Dach in eine kleine Kammer mit Dachfenster, von wo aus sie ins Moos starten wollten.

Mark verwandelte sich als erster in Eagle. „Ich starte als Erster und schau, ob uns keiner sehen kann.“ Mark hatte nicht nur den Vorteil, dass er aussah wie ein Adler, er konnte auch seine Größe verändern. Allerdings kostete ihn das sehr viel Kraft, weshalb er die Größe, die er an der Nordsee hatte, nur in Notfällen einnahm. Heute war er nur so groß wie die heimischen Greifvögel und sah ihnen zum Verwechseln ähnlich.
Kaum draußen, nutzte er die Thermik und ließ sich vom Aufwind in die Höhe tragen. Kevin nahm derweil das Aussehen eines eher unauffälligen Phönix an, um seine sonst so schillernde Farbenpracht zu verbergen. Er war nur wenig größer als der Adler. Er nickte Jens noch einmal zu und flog aus dem Dachfenster zu Eagle in die Höhe.
Beide signalisierten Jens, dass die Umgebung frei von neugierigen Augen sei. Jens konzentrierte sich auf die Verwandlung. Außerdem hielt er es für angebracht, eine Tarnung zu wählen, die er in der Luft um sich aufrecht erhalten konnte. Denn, seine Drachengröße zu verändern würde ihm alles abverlangen, deshalb setzte er auf einen Schleier, der seine Gestalt der Umgebung anpassen sollte.
Anders als seine Freunde, musste er zuerst durch die Dachluke klettern und hinter sich schließen, bevor er sich verwandeln konnte. Er hoffte inständig, dass das Gebälk sein Gewicht tragen würde. Hier gab es noch so vieles zu bedenken und planen, wenn sie hier wieder weg fliegen wollten.
Jens verständigte sich mit seinen Freunden telepathisch: 'Wir fliegen am Besten direkt über dem Wald, da ist die Gefahr vermutlich am geringsten. … und looooooos!'
Mit diesem Kommando sprang Jens mit einem gewagten Sprung von der Dachluke weg ins Freie. Noch im freien Fall verwandelte er sich in den prächtigen Drachen Argus und breitete sofort seine mächtigen Flügel aus um den Sturz zu bremsen. Mit ein paar routinierten Flügelschlägen gewann er wieder an Höhe und tarnte sich gleichzeitig vor neugierigen Blicken.
Von hier oben sah ein Teil der Gebäude wie ein Herrschaftliches Anwesen aus. Wenn man sich jetzt noch einen großen Park dazu vorstellte, könnte man sich fast in eine frühere Zeit zurück versetzt fühlen.

Die drei flogen knapp über den Wipfeln des Waldes, der fast direkt hinter der Klinik anfing. Der Wald strahlte eine friedliche Ruhe und Kraft aus, und von oben wurden die Flieger von den warmen Strahlen der Sonne verwöhnt. Ein Bilderbuchwetter. Aber auch ein Wetter, das fast jeden nach den langen kalten Wintertagen ins Freie drängen ließ.
Eagle flog immer ein Stück voraus, um die Lage zu erkunden. Ein Adler hier in der Umgebung fiel den wenigsten auf. Ein Raubvogel wie jeder andere auch. Wer achtete da schon genau, ob es sich da um einen Adler, Milan oder einen anderen Greifvogel handelte. Solange sie nicht direkt damit konfrontiert wurden, war es den Leuten eh egal. Phönix blieb lieber im Tarnschleier von Argus. Gemeinsam sahen sie dem übermütigen Eagle zu, wie er sich immer wieder in die Höhe schraubte, und dann wieder hinunter gleiten ließ.
In der Zwischenzeit waren sie am Rand des Schwenninger Moos' angelangt.
Auch dieser Ort strahlte eine wohltuende Ruhe aus, gepaart mit ungeahnten Mengen an Energie. Man sah auf den ersten Blick, dass sich hier die Natur seit Jahren selbst  überlassen war. Nur hin und wieder wurde eingegriffen, um die Sicherheit der menschlichen Besucher zu gewährleisten.

Argus legte sich, immer noch getarnt und als Drache, in den Schnee und ließ die warmen Strahlen der Sonne und den Ort auf sich wirken. Seine Sinne tasteten sich behutsam durch das Moos. Alles war so friedlich und so erholsam. Ruhig konnte man es auf keinen Fall nennen. Bei diesem Wetter schien eine wahre Völkerwanderung über die Pfade stattzufinden.
Der Drache tastete sich weiter. Und erst als er sie gefunden hatte, gestand er sich selber ein, dass er Albino, bzw. Steffi die wenigen Stunden bereits vermisst hatte. Steffi spürte sofort seine Anwesenheit in ihren Gedanken. Mit einen paar zärtlichen Worten berührte er ihr Innerstes, was ihr einen sinnlichen Schauer über den Rücken huschen ließ und ein Kribbeln im Magen verursachte.

Ein Teil von Argus zog sich wieder langsam zurück. Er spürte plötzlich eine starke Unruhe in einer der Wandergruppen. Etwas stimmte hier nicht! Sie suchten jemanden, der plötzlich verschwunden war!
Argus informierte seine Freunde. Beide ließen sich nicht erst bitten, sondern waren bereits in der Luft, um unbemerkt bei der Suche zu helfen. Ein kleiner Junge wurde vermisst. Er war vier oder fünf Jahre alt. Argus gab auch zusätzlich noch Steffi Bescheid. Vielleicht wurde sie schneller fündig.
Die Eltern des Jungen waren inzwischen ganz verzweifelt und ziemlich hysterisch vor Angst um ihn, denn der Junge fehlte schon fast eine Stunde. Zunächst hatten sie ihn bei anderen spielenden Kindern vermutet. Wenn er vom Weg abgekommen und ins Moor gefallen war, würde man ihn vielleicht niemals mehr finden. Dies war mit ihre größte Sorge.
Argus hielt es am Boden nicht mehr aus. Mit einem Satz sprang er auf und stieß sich mit Schwung vom Boden ab. Solange er getarnt bleiben würde, würde ihm nichts passieren. Außerdem war der Junge jetzt wichtiger.
Eagle und Phönix hatten bisher keinen Erfolg gehabt. Es begann bereits zu dämmern und wurde empfindlich kalt. Argus schraubte sich immer weiter in die Höhe. Von weiter oben hatte er einen besseren Überblick. Die Freunde suchten gemeinsam aus der Luft, bis Eagle auf dem fast zugefrorenen See frische Bruchstellen bemerkte. Sofort richteten alle drei ihr Augenmerk auf die Stelle im See. Tatsächlich, da trieb etwas unter der Oberfläche mit einem sehr schwachen Lebenszeichen. Argus brauchte Steffi. Ein Glück, dass sie nicht allzu weit davon entfernt war.
In einem steilen Sturzflug suchte sich Argus ein Ziel neben der Stelle, wo er den Jungen spürte. Sein relativ leises Eintauchen durch das Eis ins Wasser blieb fast unbemerkt. Mit einer Pranke umschlang er den Jungen, als er ihn – abgetrieben von seinem Eintauchen – gefunden hatte, mit der anderen Pranke durchschlug er von unten das Eis an der Wasseroberfläche, das direkt über ihnen war. Das vorhandene Loch im Eis zu suchen hielt Argus für reine  Zeitverschwendung.  Nach unzähligen Schlägen gab das dicke Eis endlich nach. Der Drache schoss aus dem Wasser und flog mit dem Jungen zwischen den Krallen ans Ufer, wo Steffi mit ihrer Gruppe schon wartete.

Überraschte Gesichter und nervöses Getuschel erklang hinter Steffi, als sie den Drachen in voller Größe sahen, und Argus wurde jetzt erst bewusst, dass man ihn sehen konnte. Steffi ging beherzt auf den imposanten, mehrere Meter großen Drachen zu. Sie hatte Argus lange nicht mehr aus ihrer menschlichen Perspektive gesehen. In seiner Pranke sah der Junge fast wie ein winziges Spielzeug aus.
Steffi nahm ihm den kleinen Jungen aus den Klauen und trat ein paar Schritte zurück. Sie schien ihm noch etwas zu zuflüstern. Gleich darauf war der Drache wieder unsichtbar. Nur der Abdruck im Schnee blieb noch bis er mit kräftigen Flügelschlägen abhob. Jetzt wurde es allerhöchste Zeit. Argus hatte es plötzlich schrecklich eilig von hier wegzukommen. Sofort wurde Schnee aufgewirbelt, der sich barmherzig auf die verräterischen Spuren legte. Leute strömten herbei, darunter auch die völlig aufgelösten Eltern des Jungen, und von irgendwo aus der Luft hörte man Düsenjets heran donnern.
Steffi hatte sich zu dem  unterkühlten Jungen hingekniet und strich ihm gefühlvoll über den Oberkörper. Dann fühlte sie seinen Puls und die Atmung. Weiter kam sie nicht, denn die Eltern stürmten erleichtert auf ihren Sohn zu. Steffi hatte nur noch festgestellt, dass er unsagbar kalt war und sowohl Atmung als auch Puls sehr flach waren. Plötzlich drängten sich durch die hinteren Reihen zwei Sanitäter nach vorne zu dem Opfer. Irgendjemand musste sie wohl geistesgegenwärtig angerufen haben.

Da wo noch ein paar Sekunden zuvor Argus gelandet war, war nun alles von aufgeregt durcheinander laufenden und auch erleichterten Helfern platt getreten. Etwas anderes machte ihr mehr Sorgen. 'Die Düsenjets um diese Zeit verheißen nichts Gutes!' Sie hatte es mehr zu sich selbst gesagt. Anka hatte sie dennoch gehört. Seit der Drache aufgetaucht war und Steffi keine Furcht davor gezeigt hatte, war sie völlig durcheinander. „Das sind Abfangjäger... hab ich gelesen.“
Steffi erschrak. Daran hatten sie gar nicht mehr gedacht! Sie hatte noch gründlich über die Gegend recherchiert. Aber dass sie hier bereits im Zollgrenzgebiet waren, und dass hier schon die Landungen für die Schweizer Flughäfen eingeleitet wurden, das hatte sie bereits wieder vergessen. Als sie jetzt ihr recherchiertes Wissen ab rief, fiel ihr auch wieder ein, dass es ganz in der Nähe noch Alliierte Streitkräfte gab.
'Hoffentlich kam Argus gut nach Hause!' betete sie inbrünstig. Es reichte schon, wenn er einmal auf dem Radar auftauchte. Bei einem zweiten Mal würde es hier von Polizei und Militär nur so wimmeln. „Argus?“ fragte Anka neugierig. „Heißt so dieser Drache? Gibt’s noch mehr wie ihn?“ Steffi und Anka standen etwas abseits. Die Menschenmenge hatte die Sanitäter mit dem Jungen bis zum Rettungswagen eskortiert. Alle waren neugierig, wie es dem Kleinen ging.

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« Antworten #6 am: 07.April.2013, 01:48:18 »

Roland – Um Leben und Tod

Die Frage von Anka kam für Steffi zu überraschend, daher fiel es ihr auch zunächst gar nicht auf, dass Anka ihre Gedanken verstand und erwiderte. Normalerweise hatte sie Jens, der alle Fragen beantwortete.  Er hatte immer eine passende Antwort auf alles. Sie entschied sich dafür, Anka so gut sie konnte, und so gut sie es vertrug, die Wahrheit zu sagen. „Ja, es gibt noch ein paar wenige, die so sind wie Argus.“
Mit dieser Antwort schien Anka zufrieden zu sein, denn sie ging nicht näher darauf ein und zeigte keine weitere Gemütsregung nach außen. Auch für Anka schien es selbstverständlich zu sein, dass sie Steffis Gedanken verstehen konnte. Nach allem was sie die letzten Tage gesehen und wahrgenommen hatte, wunderte sie derzeit gar nichts mehr.

Dem Jungen schien es weder besser noch schlechter zu gehen. Der herbeigerufene Notarzt tat alles in seiner Macht stehende. „... aber in diesem Zustand würde er einen Transport in die Kinderklinik vermutlich nicht ohne bleibende Schäden überstehen.“  „Was fehlt ihm denn? Kann man irgendwie helfen?“ Steffi wollte unbedingt, dass es dem kleinen Jungen wieder gut ging. Einer der Sanitäter erkannte sie wieder: „Sie waren das doch, die ihn gefunden und gerettet hat, oder nicht?“ Steffi wurde verlegen, aber auch nachdenklich. „Ich habe nur geholfen. Meine Freunde haben ihn gefunden und gerettet.“
Der Notarzt sah sie einen Moment lang durchdringend an. „Das seltsame ist, dass es ihm eigentlich gut gehen müsste. Alle Vitalfunktionen zeigen normale Werte an. Er ist nicht einmal unterkühlt, obwohl er wer weiß wie lange im eiskalten Wasser war. - Aber er ist nicht ansprechbar. Es scheint fast so, als ob ein Teil von ihm sowie die nötige Energie fehlt.“
„Energie gibt es hier im Moos mehr als genug. Wenn Sie – und auch die Eltern – einverstanden sind, würde ich gerne helfen, dass er zu seiner fehlenden Energie kommt.“ Entrüstung und Unverständnis machte sich breit. „Er ist doch kein Roboter, den man einfach so an die Steckdose anschließen kann! - Was nimmt die sich da raus!? - Die tut aber wichtig! - Wer glaubt die eigentlich, wer sie ist?! ...“ 

Steffi hatte genug gehört. Sie verabschiedete sich rasch vom Notarzt und den Rettungskräften. Ein bedauernder Blick zu dem Kind und seinen Eltern, sowie ein stummer Gruß. Dann drehte sich Steffi suchend zu ihrer Gruppe um. Anka stand noch hinter Steffi, nachhaltig schockiert von den Reaktionen der Leute. Die anderen drei hatten vorher schon genug gehabt von der Meute. Sie waren noch damit beschäftigt, das zu verarbeiten, was nur sie davor gesehen hatten. Sofort überschütteten sie die junge Frau mit Fragen. „“War das wirklich ein echter Drache? - Hattest Du denn gar keine Angst? - Wie kann sich so ein riesiges Tier unbemerkt fortbewegen? -  Was frisst so ein Tier eigentlich? - Und wieso hat es überhaupt geholfen? …“

Diese letzten Fragen gingen eindeutig in eine Richtung, wo man den Drachen nicht mehr ernst nehmen und Wertschätzen wollte. 'Ich hätte mir die Leute vorher besser ansehen sollen, bevor ich etwas mit ihnen unternehmen will.' Steffi entschuldigte sich kurz, bevor sie die Fragen beantworten würde. Ihr war da ein Gedanke gekommen, den sie auch gleich umsetzen musste. Die Nummer von Jens hatte sie schnell gewählt. Steffi wollte jetzt nicht noch mehr auffallen, indem sie ihn ohne Handy kontaktiert hätte.
In zwei bis drei Sätzen war geklärt, dass Jens Steffi, Anka und eventuell Peter selber holen würde. „Über Peter weiß ich so gut wie gar nichts. Er ist ruhig und unauffällig... und es scheint mehr in ihm zu sein als er selber ahnt.“ Steffi musste noch etwas hier im Moos erledigen, und dafür würden sie zu spät zum Abendessen kommen. Jens klärte das mit der Küche und versprach sofort zu kommen.
Steffi lief zurück zu ihrer Gruppe. Alle vier diskutierten und spekulierten wild ob es nun Drachen gab oder nicht. Um die Gemüter zu beruhigen und sich selber Gehör zu verschaffen, gab sie folgenden Satz von sich: „Eure Diskussion in allen Ehren, nur leider wird sie euch zu keinem gemeinsamen Nenner führen. Ein weiser Satz lautet:

'Für jene, die an Drachen glauben, ist keine Erklärung nötig.
Und für jene, die nicht an Drachen glauben, ist keine Erklärung möglich.'“

Zunächst setzte einerseits betretenes Schweigen ein, und andererseits warteten alle noch auf Steffis Darstellung der Situation. „Ob es ein Drache war, oder vielleicht nur eine Luftspiegelung, das müsst ihr für euch selbst entscheiden. Vielleicht lag der Junge auch schon die ganze Zeit dort im Graben.“ Steffi sah von einem zum Anderen. So hatte sie sich ihren netten Nachmittag eigentlich nicht vorgestellt. Und so hätte er auch nicht enden müssen.
Einer der Skeptiker, mit seinem Auto war die Gruppe her gefahren, nahm Steffis erklärende Darstellung gerne an. „Ich hab mir da sicher irgendwas eingebildet. Und wenn ich so drüber nach denk, hab ich nicht einmal 'nen Beweis für 'nen Drachen. Drachen sind was fürs Märchen oder fürs Mittelalter,“ versuchte er einen Scherz, wobei nur er und seine Begleiterin zaghaft lachten.
Gerade wollte Steffi dazu ansetzen und ihrem Chauffeur mitteilen, dass sie noch etwas bleiben wollten und selber eine Mitfahrgelegenheit finden würden, als einer der Sanitäter ganz aufgelöst auf Steffi zu trat. „Entschuldigen Sie, haben Sie noch etwas Zeit? Seit sich Ihre Gruppe von dem Jungen entfernt hat, geht es ihm zusehend schlechter. Keiner kann sich darauf einen Reim machen. Außer Ihrer Gruppe hatte sich nichts verändert. Der Notarzt kämpft seit dem sogar um sein Leben.“
Der Fahrer und seine Begleiterin schnauften unwirsch und hörbar auf. Das reichte Steffi nun wirklich. An die beiden gewandt erklärte sie: „Ich schlage vor, sie beide fahren schon einmal zurück zur Klinik. Würden sie uns bitte auch beim Abendessen entschuldigen?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, oder seine Reaktion, wandte sich Steffi an die Rettungskraft: „Ich hätte nur eine Bitte. Schicken Sie die schaulustigen Leute alle weg. Dann helfen wir gerne, oder versuchen zumindest unser bestes.“

Die beiden hatten sich inzwischen zum Gehen umgedreht, nachdem sie sowohl Anka wie auch Peter nicht zum Mitkommen überreden konnten. Beide waren neugierig wie und ob Steffi dem Jungen helfen konnte. Peter fühlte sich andererseits auch ein wenig verpflichtet als Beschützer bei den beiden Frauen zu bleiben.
Von Anka wusste Steffi, dass sie ihr helfen konnte. Von Peter wusste Steffi bisher nicht einmal, dass er sich für Drachen interessierte. Und doch war etwas an ihm, dass Steffi seltsam bekannt vor kam.
Bevor sie noch mehr darüber nach grübeln konnte, waren sie zurück am Rettungswagen.

Von weitem hatte Steffi gesehen, dass das Kind heftig um sich schlug und nicht zu beruhigen war. Je näher sie dem Wagen kamen, desto ruhiger wurde der Knabe wieder. Das war sogar Steffi etwas unheimlich. Sie wünschte sich, Jens wäre schon hier. 'Ich bin gleich bei Dir, Liebes. Ich brauche nur noch einen Parkplatz.'
Es war schön und beruhigend die Präsenz von Jens zu spüren. Steffi musste sogar ein wenig schmunzeln. Aber gleich darauf wurde sie wieder ernst. 'Gleich hab ich einen Parkplatz. Unsere zwei Patienten fahren gerade zurück in die Klinik. Dort warten schon Mark und Kevin auf die beiden. Wir wollen doch nicht, dass sich zu viele Gerüchte verbreiten.' Steffi konnte das Lachen von Jens geradezu hören zwischen seinen Gedanken. 'Ihr könnt schon anfangen. Ich bin gleich bei euch.'
Steffi nickte Anka und Peter aufmunternd zu. Dann fasste sie Anka und Peter jeweils an der Hand. Sie standen so, dass sie den Jungen in ihrer Mitte hatten. Steffi hoffte, dass man ihr nicht anmerkte, dass sie noch nicht so oft Energie direkt und bewusst an Fremde weitergegeben hatte. Aber sie spürte, dass es richtig war, was sie taten.
Eine Bewegung in den Augenwinkeln und ein Kribbeln über den Rücken ließen sie aufsehen. Jens war da. Endlich. Dann konnte nichts mehr schief gehen.
Er grüßte wie selbstverständlich in die Runde und dann auch seine Patienten. „Hallo Frau Reimor, hallo Frau Müller und Ihnen auch ein hallo, Herr Narender.“ Steffi grüßte ihren Lebensgefährten ebenfalls und musste dabei gut schauspielern. „Hallo, Herr Mattens. Schön, dass Sie so rasch kommen konnten. Wir könnten Ihre Hilfe gut gebrauchen. Ich habe so eine Art Reiki zwar schon ein paar Mal angewendet, nur will es hier nicht wie gewohnt funktionieren.“ Herr Mattens stellte sich den Rettungskräften und den Eltern als Physiotherapeut der Klinik vor und ließ sich vom Arzt alles wesentliche berichten. Dabei schaute er Steffi in die Augen und nickte immer wieder mit dem Kopf.
Nur an Steffi gewandt meinte er: 'So wie ich das sehe, war der Junge schon mehr tot als lebendig als wir ihn aus dem Wasser gezogen haben, und Du hast ihm das Leben gerettet, indem Du instinktiv etwas von Deiner eigenen Lebensenergie auf ihn übertragen hast, Steffi. Ich wusste gar nicht, dass Du das schon kannst.' Steffi traten Tränen in die Augen als sie antwortete: 'Offensichtlich muss ich etwas falsch gemacht haben, denn er wacht trotzdem nicht mehr auf.' Jens würde am liebsten seinem Impuls folgen und seine geliebte Steffi in den Arm nehmen...
'Und warum tut ihr es dann nicht?' Eine völlig fremde weibliche Stimme hatte sich unvermutet und zögerlich in das gedankliche Zwiegespräch eingemischt. Jens und Steffi blickten Anka überrascht an, und auch Peter schaute fragend in die Runde. Jens und Steffi dachten beide das gleiche: 'Könnt ihr uns etwa hören und verstehen?' Peter nickte mit dem Kopf, von Anka kam ein deutliches 'ja. Allerdings kann ich Steffi schon seit vorhin hören, und Dich … Sie … seit wir uns an den Händen gefasst haben.' Peter nickte wieder. Man sah ihm an, dass er auch gerne laut gedacht hätte.

Jens fasste sich als erster wieder. Praktisch wie er war, dachte er für alle: 'Schön, wenn wir uns nun alle so gut „verstehen“...' Ein Grinsen wegen der Zweideutigkeit konnte er sich dennoch nicht verkneifen. '… und damit die bezahlten Retter, nebst Familie, sehen, dass es sich lohnt zu warten... Lasst uns beginnen.' Nun war Jens eifrig dabei alle umzustellen. Sogar die Rettungskräfte verbannte er vor den Wagen zur Familie, die einen Kreis um den Rettungswagen machen sollte. Für die Insider gab er bekannt: 'Dadurch, dass wir hier keinen direkten Kraftpunkt haben, müssen wir uns selber einen schaffen. Die dort draußen brauchen wir eigentlich nicht dazu. Aber es hebt die Stimmung und hilft der Moral, wenn sie hinterher sagen können, dass sie wesentlich mit geholfen haben.'
Jens dachte einfach an alles, Steffi lächelte. Auch dafür liebte sie ihren Partner. 'Steffi hat schon ohne uns angefangen,' grinste Jens und gab ihr einen zärtlichen Kuss. 'Du darfst Dich direkt zu dem Jungen stellen, Liebes.' Anka und Peter sahen den Kuss und grinsten sich gegenseitig an. Da sie sich noch immer an den Händen hielten, drückte Peter die Hand von Anka wie zur Bestätigung. Anka wurde es ganz warm dabei. Sie mochte Peter, konnte aber nicht genau sagen warum. Dann fiel ihr wieder ein, dass er sie ja hören konnte.
Verlegen und mit roten Wangen dachte sie: 'Ich mag Dich, Peter.' Er drückte ihr dafür bestätigend die Hand. Und weil ihm das nicht genug erschien, drückte er ihr noch einen Kuss auf die Wange. Jetzt war er jener, welcher auch rote Wangen hatte. 'Dann sind wir uns mal wieder einig,' meinte Jens lachend. Den Patienten in der Mitte schien es jetzt schon bedeutend besser zu gehen.
Peter flüsterte verlegen: „Was werden die da draußen von uns denken, wenn sie uns so sehen?“ Doch Jens schüttelte den Kopf. 'Die sehen uns nur im Kreis stehen und Händchen halten.' Er stellte sich nun zwischen Anka und Peter und bat sie, ihre Hände auf seine Schultern zu legen. Dann nahm er Steffis Hände, legte eine davon auf das Herzchakra des Jungen und legte seine Hand über ihre. Die andere Hand legte Steffi auf ihr eigenes Herzchakra, und Jens legte seine Hand wieder über ihre. Das übrige würde nun Mutter Erde erledigen.

Es dauerte nur einen Augenblick – ein paar Minuten für die Freunde im Wagen, und einen Lidschlag für die Umstehenden – dann öffnete der Junge die Augen und lächelte Steffi an: „... und ich heiße Roland Berger.“
Die Eltern hörten ihren Sohn reden und stürmten sofort überglücklich in den Wagen und an die Seite ihres Sohnes. Die Sanitäter konnten kaum glauben, was sie sahen. Nur der Notarzt erfasste mit einem Blick die neue Situation. Jens war sofort besorgt an die Seite seiner geliebten Partnerin gekommen.
Steffi war am Ende ihrer Kräfte. Die Heilung, das Ritual, hatte ihr alles abverlangt. Als der Notarzt Steffi helfen wollte, winkte sie sofort ab: „Sehen Sie bitte zuerst nach Roland Berger. Er ist immer noch Ihr Patient.“
Jens war stolz auf seine Gefährtin, aber auch sehr besorgt. Und wenn er ehrlich war, auch  etwas wütend auf die Rettungssanitäter und die Eltern. Hätten sie Steffi noch einen kleinen Moment mit ihrem Sohn verbunden gelassen, dann hätte sie das Ritual schnell und ohne große Mühe zu Ende vollziehen können. 'Ein sonst harmloses, fast einfaches Ritual so lange zu verzögern...' er wollte den Gedanken nicht zu Ende denken. Seine Liebe gehörte seiner Partnerin. Darüber hatte er nun Gewissheit. Sie waren eng miteinander verbunden. Würde sie nicht mehr sein, wollte er auch nicht mehr leben. Sein Leben für ihr Leben.

Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als er  neben sich Anka und auch Peter sah. 'Wie können wir helfen?' Beide sahen noch recht blass aus. An jedem von ihnen hatte das Ritual Spuren hinterlassen. Statt einer Antwort nahm Jens beide in den Arm und dankte ihnen. 'Ihr habt etwas geleistet, das ich niemals von euch fordern würde. Ihr beide seid etwas ganz besonderes.' Anka wurde rot und Peter blickte verlegen zu Boden. Jens trat noch an die Eltern heran und gab ihnen eine Kontaktinfo mit den Worten: „Sollte wieder einmal etwas sein mit Roland, dann scheuen Sie sich nicht hier anzurufen. Ich werde dann umgehend verständigt. - Es kann sein, dass er sich in nächster Zeit vermehrt mit dem Mittelalter, Rittern und Drachen beschäftigt. Normalerweise verliert sich das wieder. Wenn nicht, bitte auch sofort Bescheid geben.“ Damit drehte er sich um und ließ die verdutzten Eltern stehen, bevor sie überhaupt reagieren oder ihm antworten konnten.

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« Antworten #7 am: 07.April.2013, 01:53:00 »

Anka und Peter

Jens nahm Steffi in seine Arme und trug sie aus dem Wagen. Die beiden anderen folgten schweigend. „Nur rasch weg von hier! Soviel Ignoranz habe ich schon lange nicht mehr gesehen!“ Steffi hatte ihren Arm um seinen Hals gelegt, um nicht zu schwer in seinen Armen zu liegen. „Steffi, wir brauchen Deine Hilfe. Du bist die Beste, wenn es darum geht Energieorte zu finden.“ Steffi nickte zustimmend, hob mit ihren letzten Kräften und all ihrem Willen prüfend die Hand. Dann deutete sie weg vom Rettungswagen, „dort vorn ist ein ziemlich großer Kraftort. Es sind jedoch ca. 200 m bis dorthin.“ Peter kam zu Jens und meinte: „Wenn wir beide Steffi in die Mitte nehmen, kommen wir schneller dorthin.“ Dankbar und bereitwillig ließ sich Jens von Peter helfen.

Der Platz den Steffi meinte, wurde rasch in einem Kreis von jungen Birken gefunden. Vorsichtig setzten sie Steffi ab, die fast sofort in einen einfachen Lotussitz zusammen sank. Steffi spürte die gewaltige natürliche Kraft der Mutter Erde. Sie stellte instinktiv eine Verbindung durch ihr Wurzelchakra zu dieser Urgewalt her und ließ die Energie durch ihren Körper strömen. Dabei zeigten sich ihre Flügel filigran Perlmuttfarben und durchscheinend.
Damit die unbändige Energie sie nicht sofort überflutete, sorgte Jens mit Unterstützung von Anka und Peter dafür, dass der Strom gleichmäßig und nicht zu viel auf einmal floss. Die beiden bestaunten überrascht und mit großen Augen Steffis Flügel. Alle vier ließen die reinigende Kraft durch sich fließen und tankten dabei ihre Reserven wieder auf. Wo die Energie ins Stocken geriet, löste Jens sanft die Blockaden.
Mit neuen Lebensgeistern gestärkt, sah Steffi in die Runde und bedankte sich bei allen. 'Ich danke euch für die Hilfe. Und vor allem danke ich für euer Vertrauen, Anka und Peter.' Anka nickte zustimmend. 'Ich find's toll bei so etwas großartigem dabei zu sein. - Und … Steffi?  - Ich wusste gar nicht, dass Du auch Flügel hast. Ich finde sie großartig.'
Peter schaute Anka verdutzt an. 'Ich habe heute mehr gelernt und neues gesehen als die letzten 20 Jahre... - Anka? … Wieso 'auch'?' Jetzt sahen die anderen Peter überrascht an. Jens fasste sich als erster wieder. 'Glückwunsch, Peter. Das klappt ja schon ganz prima.'
Steffi, die vom Sitzen im kalten Schnee zu frieren begann, fragte bibbernd: „Können wir das bitte in der Klinik beim Abendessen bereden? … und natürlich auch von mir herzlichen Glückwunsch, Peter.“
Anka gab dem verdutzten Peter einen Kuss auf den Mund und meinte dazu: „Ich bin stolz auf Dich.“ Peter hätte Anka am liebsten sofort umarmt, aber er gab Steffi recht. Die hereingebrochene Dunkelheit hatte eine klirrende Kälte mitgebracht. Jens nahm seine Steffi in den Arm und Peter hielt Anka fest, als hätte er Angst sie wieder zu verlieren. Und gemeinsam liefen sie zum Parkplatz, der inzwischen fast verlassen da lag. Nur das Auto der Klinik, das sich Jens geborgt hatte, stand noch einsam da.

Schon von weitem schaltete er die Standheizung ein, damit es im Auto wenigstens etwas wärmer war als draußen. Im Auto war es dann auch bereits mollig warm, so dass alle ein wenig aufgewärmt waren bis sie in der Klinik ankamen.
Jens hatte unterwegs Kevin und Mark verständigt. Deshalb wartete Mark auch bereits auf sie. „Bitte hier entlang, meine Damen und Herren,“ empfing er sie alle bereits am Eingang. „Darf ich bitten, Frau Reimor,“ ergänzte Jens formgerecht, distanziert und höflich. Ein Augen zwinkern verriet jedoch, dass er seine Rolle als Therapeut vor den anderen Patienten, die sich noch in den Gängen aufhielten, wahren musste. Steffi folgte ihm in gebührendem Abstand. Auch sie nahm wieder ihre Rolle als Patientin ein und tat so als würde sie die Therapeuten nur flüchtig von den Anwendungen her kennen. Anka und Peter folgten verdutzt und schweigend. Erst als sie in einem entlegenen großen Saal mit hoher Decke angekommen waren und die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, ließen Jens, Mark und Steffi ihre Masken wieder fallen.
Peter war verblüfft. „Wenn mich bis heute Mittag jemand gefragt hätte, ob ihr zwei zusammen seid, hätte ich das verneint und einen Eid drauf geschworen.“ Kevin mischte sich dazwischen und meinte lachend: „So ihr Turteltäubchen. Wenn jemand Hunger hat, das Essen ist fertig... und zum Glück muss niemand einen Meineid schwören,“ ergänzte er lachend.

Wie auf Kommando knurrten alle Mägen gleichzeitig unterschiedlich laut. Lachend setzten sie sich an den gedeckten Tisch. Kevin hatte sich viel Mühe mit der Zubereitung des verspäteten Abendessens gegeben. Aber es war auch zu köstlich.

Anka und Peter erzählten ein wenig von sich. Nichts musste beschönigt oder weggelassen werden. Denn jeder konnte die Gedanken des anderen lesen.

Jens ergriff nach dem Essen die Gelegenheit, und das ohne jede Vorwarnung. Er sprach in Gedanken zu Steffi ein paar sehr erotische Dinge, wohl wissend, dass jeder im Raum ihn verstehen konnte. Steffi rückte näher an ihn heran und kuschelte sich an ihn, verhielt sich ansonsten jedoch ruhig, als ob nichts gewesen wäre. Nur in ihren Augen konnte man ein erregtes Glitzern erkennen. Jens lächelte sie daraufhin an, küsste sie zärtlich auf den Mund und strich ihr sanft durchs Haar.

Die Reaktionen der anderen waren unterschiedlich. Kevin und Mark schmunzelten nur. Sie wussten, dass dies eine Art Probe war. Jens wollte wissen, wie die beiden Neulinge auf Provokationen reagieren würden.
Anka war rot angelaufen und rutschte unruhig hin und her. Sie versuchte ihre aufkommende unkontrollierbare Hitze der Erregung unter Kontrolle zu bekommen. Was ihr nicht besonders gut gelang, zumal sich ihre Flügel plötzlich wieder zeigten.
Peter war ebenfalls ganz heiß und unruhig geworden, und eine verräterische Röte zog sich über sein Gesicht. Doch bevor noch mehr bei ihm passieren konnte, machte sich schlagartig Ernüchterung breit, als er schockiert auf den Rücken von Anka starrte und entgeistert auf ihre Flügel zeigte. „Du... Du hast ja auch Flügel?! … Wer oder was seid ihr alle?! … Bin ich von lauter Freaks umgeben?!“ Peter sprang entrüstet auf, blickte wild um sich und bombardierte sie mit Fragen und wilden Spekulationen. Anka war ganz blass geworden und in sich zusammen gesunken. Sie fühlte sich plötzlich leer und zurückgestoßen.
So wie ihre Flügel wieder verschwunden waren, so war auch die Stimmung mit einem Mal dahin; betretenes Schweigen von Mark und Kevin. Steffi war besorgt aufgestanden und zu Anka gelaufen, um sie zu trösten und notfalls zu beschützen. Jens hatte ebenfalls nicht mit solch einer heftigen Reaktion gerechnet. Der Schuss war definitiv nach hinten losgegangen. Keiner konnte nach diesem Abend im Schwenninger Moos vermuten, dass Peter überhaupt keine Ahnung hatte, was in seinem Innersten schlummerte. Und um diesen Schlummer zu durchbrechen, hätte eine heftige Reaktion – egal welcher Art -  genügt.

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« Antworten #8 am: 07.April.2013, 01:55:32 »

Die Herausforderung

Peter würdigte Anka keines Blickes mehr. Er hatte sich nun mit Jens angelegt, den er für ebenbürtig hielt.
„Und?!“ Herausfordernd stand er vor Jens und hatte seine Umgebung quasi vergessen.
Jens hatte nun die Wahl. Entweder ließ er Peter gehen, ohne ihm gesagt zu haben, wer oder was er ist. Dann würde es für alle umso schwerer werden Peter erneut zu überzeugen. Oder er stürzte sich auf Peter und machte ihn solange mürbe, bis ihm gar nichts anderes übrig blieb als sein Schicksal anzunehmen. So oder so hatte Peter im Moment mehr von einer tickenden Zeitbombe als allen lieb war.
Jens ging in die Offensive. „Nein!!“ grollte er ihm förmlich entgegen. Steffi kannte ihren Partner gut genug, dass sie sah wie beherrscht er noch da stand. Über Peter Narender wusste sie so gut wie gar nichts. Er war meistens so ruhig, dass man fast vergaß, dass er auch noch da war. Sie überlegte fieberhaft und durchforstete all ihre Gedanken. Sie wusste, dass sie etwas übersehen hatte. Sie akzeptierte zwar Jens' Entscheidung, dennoch suchte sie nach weniger dramatischen Alternativen.

Anka meldete sich zögerlich. „Peter...“ Sie hatte gespürt, dass Steffi Peter helfen wollte – so wie sie spürte, dass eigentlich alle ihnen helfen wollten – aber niemand kam mehr an ihn heran. Niemand, außer Anka vielleicht. Peter sah sich irritiert und wütend um. Anka ignorierend trat er noch einen Schritt auf Jens zu. Dieser war es, der ihm in seinen Augen alles genommen hatte, die Sicherheit und seine Freundin.
„Was heißt hier 'nein'?! - Ich will Antworten!“ schrie er fast schon. Anka war ebenfalls ein paar Schritte auf Peter zugelaufen. Sie setzte immer noch alles daran ihn nicht zu verlieren. „Peter... bitte ...“

Jens blieb beherrschend und aufrecht stehen. „Ich erkläre grundsätzlich nichts, wenn man mich anschreit!“ Dann drehte er sich um, um den Saal zu verlassen. Peter war die Antwort jedoch nicht genug. Er war mehr verwirrt als verärgert. Und obwohl er Angst vor der Wahrheit hatte, konnte er  diese Ungewissheit und dieses Versteckspiel nicht mehr ertragen. „Stopp! Ich will Antworten! Und zwar jetzt sofort!“ Langsam wich die Verwirrung einer ohnmächtigen Wut.
Jens drehte sich auf dem Absatz um, und einen Lidschlag später stand an der Stelle von Jens jener imposante Drache aus dem Moos, hoch aufgerichtet und flügelschlagend. Er fauchte Peter herausfordernd an, dass dieser vor Schreck mehrere Schritte zurück weichen musste. Dabei stieß er unbeabsichtigt gegen Anka, die ebenfalls überrascht nach hinten auswich.
Mark, Kevin und Steffi hielten sich zurück. Steffi fasste Anka an der Schulter und bedeutete, ihr zu folgen. Diese Auseinandersetzung war wichtig für Peter. Jens reizte ihn noch weiter und warf ihm verhöhnende Gedanken entgegen. Der junge Mann wich immer weiter zurück, bis er mit dem Rücken zur Wand stand. Er war im wahrsten Sinne des Wortes in die Enge getrieben worden. Wenn er jetzt klein bei gab, hätte er nicht einmal mehr genug Selbstachtung um Anka je wieder unter die Augen zu treten.
Jens lauerte mit glühendem Blick vor Peter und provozierte ihn weiter mit seinem heißen Atem und gezielten Flügelschlägen. Ein Glück, hatten sie den Raum groß genug gewählt und vorher noch präpariert, obwohl diese Aktion so ganz und gar nicht geplant gewesen war.

Peter fühlte sich wütend, frustriert, gedemütigt und ängstlich. So wollte er sich aber nicht mehr fühlen! Er wollte frei sein von alldem! Deshalb war er auch in die Klinik gekommen. Und nun war da einer, der all das verkörperte, was er gerne werden wollte. Und ausgerechnet von diesem, den er schon als Vorbild betrachtet hatte, wurde er nun vor der Frau, die er liebte, gedemütigt und verspottet.
„Nein! - Das will ich nicht! - Lass mich in Ruhe!“ Peter schrie, nein, er brüllte die Worte, oder so etwas in der Art, Jens entgegen.

Er spürte kaum, wie er sich veränderte und größer wurde. Er merkte nur, dass er plötzlich anders sehen konnte, schärfer. Und er fühlte sich mit einem Mal mächtiger. Jetzt konnte er sich diesem Jens-Argus stellen! Jetzt konnte er Paroli bieten! Schon sprang er leichtfüßig auf allen Vieren in Lauerstellung – so als hätte er nie etwas anderes gemacht. Sollten die nur kommen. Er würde ab sofort mit allem fertig werden.
Er brüllte den Drachen gegenüber herausfordernd an. Dieser antwortete ebenso kraftvoll, jedoch lange nicht mehr so herausfordernd. Aber dennoch Respekt einflößend. Die drei Freunde und Anka hatten den Kräftevergleich bisher gespannt verfolgt. Anka schrie überrascht auf, als sich ihr Peter in einen großen, mächtigen silbernen Drachen verwandelte.

Anka hatte vorher schon Angst um Peter gehabt, dass ihm etwas passieren könnte. Doch jetzt war die Angst um ihn mit seiner Größe gewachsen. Sie wollte... sie musste helfen. Doch Anka merkte, dass sie von Steffi zurück gehalten wurde. „Lass mich los, ich muss zu ihm!“ Steffi hielt sie mit eisernem Willen zurück und erklärte: „Du kannst ihm so nicht helfen! In Deiner jetzigen Gestalt und Größe würde er Dich übersehen und versehentlich verletzen!“ - „Niemals! Peter würde mich niemals verletzen! - Da bin ich mir ganz sicher.“ Anka hatte den letzten Satz mehr geflüstert und zu sich selber als Bestätigung gesagt.
Der Kampf der beiden Drachen nahm immer größere Ausmaße an. Steffi glaubte, Anka für einen Moment allein lassen zu können. Deshalb ging sie zur anderen Seite des Saals und öffnete vorsichtshalber die gewaltigen Flügeltüren ins Freie.
In dem Moment als keiner zu ihr hinsah, stürmte Anka in ihrer Verzweiflung vor und zwischen die beiden Drachen. Einen Plan hatte sie keinen, aber die Hoffnung, dass sie endlich aufhören würden zu kämpfen, wenn sie mit ihnen reden würde.
Steffi sah zu spät, was Anka vor hatte. „Anka! - Nicht!“

Die beiden kampflustigen Drachen bemerkten Anka zu spät. Sie hatten sich kleine glühend heiße Feuerbälle zugeschossen, die jedoch ihrer gepanzerten Haut nichts anhaben konnten. Steffi sprang augenblicklich als Drache Albino zwischen die Beiden und schützte Anka, die bewusstlos und getroffen am Boden lag, mit ihrem Körper. Anka hatte zum Teil üble  Verbrennungen abbekommen, als sie einer der ätzenden Feuerbälle getroffen hatte. Albinos Augen funkelten wie Rubine und in ihrem Brüllen lag Wut und Verzweiflung. Wie konnte sich Argus nur auf so etwas gefährliches und in ihren Augen unsinniges Einlassen, da sie eh schon so wenige waren.
Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, stattdessen schob und stupste sie beide Drachen nach draußen. 'Geht und kühlt euch erst mal ab. Und bekommt wieder einen klaren Kopf. Ihr habt für heute genug angerichtet!' Und an Mark gewandt: 'Kannst Du auf sie aufpassen? Das wäre nett, danke.' Mark nickte. Auch er pflichtete Albino bei, dass beide zu weit gegangen waren. 'Ich pass' auf sie auf und halt sie aus dem Radar,' meinte Eagle, bevor er den beiden aus dem Saal ins Freie folgte.

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« Antworten #9 am: 07.April.2013, 16:24:06 »

Silberflügel

Kevin war inzwischen zu Anka gelaufen, um zu sehen wie schlimm ihre Verletzungen waren. Steffi wurde wieder menschlich, kaum dass die drei weg geflogen waren. Ihre Besorgnis war größer als ihr Zorn. Sie hatte Tränen in den Augen als sie Anka wie tot am Boden liegen sah. Sie war noch nicht soweit gewesen. Und wer weiß, ob sie sich nach diesem Vorfall je in einen Drachen verwandeln wollte. Es war in ihr, das spürte Steffi nun ganz deutlich. Aber sie spürte auch die menschliche Seite, die noch um einiges stärker war.
Steffi kniete neben Kevin und wischte sich die Tränen ab. Kevin unterbrach einen Moment was er gerade tat und nahm Steffi tröstend in den Arm. „Ihm wird schon nichts passieren. Er weiß, was er tut. Auch wenn es von unserer Sicht aus nicht richtig erscheint.“ Steffi nickte und fühlte sich in der Umarmung nicht mehr so allein und hilflos. „Danke. Vermutlich hast Du recht. Ich fühle mich nur immer so hilflos, wenn ich selber nichts dabei helfen kann.“
Kevin hatte die meisten der Verbrennungen bei Anka bereits beseitigt. Überrascht fragte Steffi: „Wie...“ Doch in dem Augenblick sah sie mit was Kevin die Brandwunden behandelte. „Ach ja, Deine Phönixtränen.“ „Ich hab immer welche dabei,“ grinste Kevin viel sagend und tippte bestätigend an sein Auge.
„Es ist von Vorteil immer welche parat zu haben. Eigentlich hätte ich deshalb auch als niedergelassener Arzt praktizieren können. Nur, dann wäre ich durch meine Patienten an einen Ort gebunden gewesen. Und seit ich Mark, und dann Jens, kenne, bin ich fast ständig unterwegs.“
Steffi hörte aufmerksam zu und nickte immer wieder. Während er die äußeren Wunden versorgte, kümmerte sie sich um die inneren Wunden. „Wenn ich Dich richtig verstehe, würdest Du Dich gerne irgendwo niederlassen und nicht ständig reisen müssen?“ deutete Steffi an. Kevin nickte. „Wobei ich trotz allem gerne mit euch allen unterwegs bin. Aber ich wüsste auch ganz gerne, wo ich zu Hause sein kann.“

Anka regte sich und erwachte aus ihrer Ohnmacht. „Was ist passiert?“ Sie sah Steffi und Kevin fragend an. Dann trat ein Erkennen in ihre Augen. „Ich wollte, dass sie aufhören sich zu streiten. - Und alles nur wegen meiner Flügel... - Ich wollte, ich hätte sie nie bekommen!“
Steffi lenkte ein: „Du bist ohnmächtig geworden. Und der Streit hätte früher oder später eh statt gefunden. Hier ging es nur noch um Dominanz. Und was Deine Flügel angeht... ich finde, diese rot goldenen Flügel stehen Dir sehr gut.“

Steffi kam eine Idee.
„Wie fühlst Du Dich, Anka?“ fragte sie besorgt mit einer Spur von Neugier. „Als wäre ich von einer Feuerkugel getroffen worden,“ lachte Anka noch etwas gezwungen. „Wenigstens hast Du Deinen Humor behalten,“ meinte Kevin anerkennend. „Steffi, was hast Du im Sinn? Ich möchte nicht gleich wieder jemanden zusammen flicken müssen.“
Kevin wehrte mit den Händen ab, lachte jedoch dabei. Anka begriff: „Kevin, Du bist der Phönix, stimmt's? Dann hast Du mich mit Deinen Tränen geheilt? Man sagt, Phönixtränen haben eine heilende Wirkung.“ „Jap, hab ich gern gemacht. - Aber jetzt lass hören, Steffi, was Du vor hast.“
„Nun, solange die drei nicht zurück sind, könnten wir doch auch einen kleinen Ausflug machen,“ meinte Steffi geheimnisvoll. Anka sah sie ungläubig an. „Wie? Ausflug? Mitten in der Nacht? Das fällt doch auf, wenn wir nachts einfach wegfahren.“
Steffi grinste bei dem Gedanken. „Klingt interessant und irgendwie logisch, aber machen wir es lieber auf meine Art. Hilfst Du uns dabei, Kevin?“ Kevin verstand sofort. „Auf Dir oder auf mir?“
Anka begann zu begreifen, was Steffi mit ihr vorhatte. „Steffi, ich kann das nicht!“ Steffi sprach ihr Mut zu. „Du musst auch selber noch nicht fliegen. Du steigst einfach bei mir auf. Den Rest mache ich dann schon.“
Anka sah sehr kritisch und ängstlich aus. „Ich weiß nicht.“ Kevin half noch etwas zu überzeugen. „Wenn es für Albino nicht zu viel wird, kann ich ja mit aufsteigen und Dich festhalten. Wäre Dir das sicherer?“ Anka nickte zögernd.
Und an Steffi gewandt: „Wenn es Dir zu viel wird, können wir ja umdrehen. Wir werden auf jeden Fall vor den anderen beiden zurück sein.“ „Stimmt. Und Argus muss es ja nicht wissen. Jedenfalls nicht sofort. - Ich denke euer beider Gewicht dürfte kein Problem darstellen.“
Mit diesen Worten verwandelte sich Steffi erneut in eine beige, Perlmutt schimmernde westliche Drachin.
Kevin und Albino halfen Anka auf den Drachen zu steigen, indem sie ihr zeigten, wo sie am besten Halt fand. Kevin sprang mit zwei drei Sätzen hinterher und setzte sich hinter Anka vor Albinos Flügel.
Er zeigte ihr noch, wo sie sich am Drachen festhalten konnte. „Hier am Hals kannst Du Dich gut festhalten. Die Schuppenplatten liegen übereinander und bieten genug Halt dazwischen. Und Deine Schenkel eng anlegen, damit Du Dich halten kannst. Bis Du ein Gefühl dafür bekommst, bleib ich dicht hinter Dir sitzen.“

Anka war sich plötzlich gar nicht mehr sicher, ob sie das wirklich wollte oder überhaupt durchstehen konnte. Der Boden war mit einem Mal so weit da unten. Und die Schuppen waren zwar hart, aber unheimlich warm.
Als Albino ihren Kopf nach hinten drehte, um sich eine Bestätigung abzuholen, sah sie eine verunsicherte Anka blass an. 'Das wird ein ganz kurzer Flug, versprochen. - Wenn Du es nicht wenigstens einmal probierst, kannst Du nicht sagen, ob es Dir gefällt.' Anka nickte zögernd.
Steffi betrachtete dies als Signal und stieß sich mit Schwung von der Terrasse ab. Zunächst zog sie das zusätzliche Gewicht wieder nach unten. Doch mit ein paar zusätzlichen Flügelschlägen gewannen sie rasch an Höhe.
Kevin mahnte: 'Gib auf Deine Höhe acht. Bleib möglichst unter dem Radar.' Das hätte Albino fast vergessen. 'Danke.' Sie ließ sich rasch etwas abfallen und bekam sofort Rückmeldung von Anka durch einen überraschten Aufruf. Doch Kevin hielt Anka fest, so dass sie sicher saß und keine Chance hatte zu fallen.
Nach ein paar Minuten dahin gleiten fühlte sich Anka schon sicherer und hielt sich nicht mehr ganz so verkrampft fest. Kevin rückte ein Stück nach hinten, bis er sah, dass Anka allein zurecht kam. Sie war ein richtiges Naturtalent.
Kevin setzte sich auf seine Knie und dann in die Hocke.
Anka schien der Ritt  richtig Spaß zu machen. Sie drehte sich um, weil sie Kevin nicht mehr spürte. Sie fühlte sich inzwischen so sicher auf Albino, dass es ihr nichts ausmachte. Als sie sich wieder umdrehte, war Kevin gerade dabei sich zu verwandeln und fallen zu lassen.
Anka war deswegen so überrascht, dass sie sich beinahe auch hätte fallen lassen. Albino spürte, wie Anka auf einer Seite ins Rutschen kam. Sofort glich sie dies durch eine Kurve aus. 'Das wäre beinahe schief gegangen,' meinte sie erschrocken. 'Ach was. Das hast Du gut gemacht. - Dafür, dass Du, Anka, zum ersten Mal auf einem Drachen sitzt, machst Du das hervorragend.' Phönix war voll des Lobes und flog munter um die beiden herum. 'Danke. Aber hätte Steffi … ich meine Albino … nicht sofort reagiert, hätte ich mich nicht mehr festhalten können.'
Anka schlang mutig ihre Arme um Albinos Hals. Dazu musste sie sich weit nach vorne beugen. Sie stellte fest, dass sie so auch gut fliegen konnten. Dann richtete sie sich wieder auf und sah sich um. 'Och, schade. Jetzt sind wir gleich wieder zurück. Können wir nicht noch eine Runde fliegen? Bitte.'
Albino schüttelte den Kopf. 'Wir wollten rechtzeitig vor den anderen zurück sein.' Anka fügte sich und genoss die letzten paar Minuten im Flug. Phönix war nicht mehr zu sehen.

Kaum am Boden, ließ sich Anka vom Rücken gleiten, und wäre beinahe umgeknickt, weil ihr noch das Gefühl in den Beinen fehlte. Zum Glück hatte sie sich noch an der Pranke des Drachen abstützen können. Gleich darauf stand auch Steffi wieder neben ihr. Anka fiel ihr begeistert und mit noch weichen Knien um den Hals. „Das war einfach himmlisch. Danke, danke, danke.“ Steffi fiel fast um, so überschwänglich wurde sie gedrückt. Sie freute sich mit Anka. „Schön, wenn es Dir gefallen hat, Anka. Vielleicht möchtest Du auch selber einmal...“ „Nein, nein. Das traue ich mich niemals. Aber wenn Du dabei bist, habe ich keine Angst mehr,“ gestand Anka voll Zuversicht.
Steffi beließ es dabei und ging in den wärmeren Saal zurück. Sie wollte Anka jetzt nicht überfordern. Sie fand eh, dass der Tag für alle lang und aufregend genug gewesen war. Ein Glück, konnten sie morgen länger schlafen.

Phönix kam herein geschwebt und verwandelte sich gleich zurück in Kevin. „Sie sind gleich zurück.“ Rasch begann er aufzuräumen, und die beiden Frauen halfen fleißig mit.
Eagle kam ebenfalls herein gesegelt und stand als Mark da, kaum dass er den Boden berührt hatte. Wortlos kam er Kevin und den Frauen zu Hilfe.

Die beiden Drachen landeten draußen und standen sich anschließend, noch leise unterhaltend, als Jens und Peter gegenüber.
Anka hielt es drinnen nicht mehr aus. Sie musste Peter wiedersehen und brauchte Gewissheit. Egal was vorher war, das war vorbei. Zumindest für sie. An der Tür zur Terrasse kamen ihr leise Zweifel. 'Was, wenn er bei seiner Ablehnung bleiben würde und nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte? … Freaks hatte er sie genannt...'  
Weiter kam sie nicht in ihren Überlegungen. Peter hatte sie gesehen und war sofort besorgt auf sie zu gestürmt. „Anka... es tut mir so leid, Liebes.“ Sie atmete erleichtert auf. Er sah sie an und küsste sie zärtlich. Er strich ihr sacht über das Gesicht. „Deine Verbrennungen? Wie kommt das? Sie sind – weg! Ich mache mir große Vorwürfe. Das hätte nicht passieren dürfen...“ Er war verwirrt, froh und dankbar. 'Ich hab so jemanden wie Dich gar nicht verdient, Liebste.' Er sah sie nur liebevoll an, sandte ihr diese Gedanken und konnte sein Glück kaum fassen. Anka lächelte ihn an und erwiderte zärtlich: 'Du hast genau mich verdient. So lieb bin ich gar nicht immer. Ich kann auch ziemlich kratzbürstig sein.' - „Meine Verbrennungen? Die hat Kevin mit seinen Phönixtränen geheilt. Und anschließend sind wir drei noch geflogen. Es war einfach nur himmlisch!“
Anka merkte erst als es nach ihrem letzten Satz totenstill wurde, was ihr da raus gerutscht war. Sie sah Steffi und Kevin zerknirscht an: „Entschuldigung...“

Jens drehte sich zu Steffi um. Er hatte einen undefinierbaren traurigen Ausdruck in seinen Augen. Sein Gesicht war ausdruckslos und blass geworden. Steffi schaute entsetzt und ängstlich erst Anka, dann ihren Partner an. „Jens... es tut mir leid...“
Jens drehte sich tonlos und unsagbar traurig zu Peter: „Würdet ihr bitte zu Bett gehen? Es war ein ereignisreicher Tag, der uns allen sehr viel abverlangt hat, und es ist schon ziemlich spät.“ Peter nickte kommentarlos. Dann nahm er Anka an der Hand und schob sie vor sich zum Saal hinaus. Im hinaus gehen drehte sich Anka noch zu Steffi um. 'Ich wollte nicht, dass Steffi jetzt wegen mir Ärger bekommt. Wenn ich doch nur erklären könnte warum, oder wenn ich sagen könnte wie viel Spaß es gemacht hat so zu fliegen. Sie wollte mir doch nur zeigen, wie herrlich frei man sich im Flug fühlen kann.'
Peter machte die Tür hinter ihnen zu und die vier waren alleine. Bevor Jens seiner Besorgnis Ausdruck verleihen konnte, legte Kevin seine Hand beruhigend auf seine Schulter. „Hol erst einmal tief Luft, Jens.“ Jens, von Kevin völlig aus dem Konzept gebracht, setzte sich hin und holte tief Luft. Dann blieb er immer noch ausdruckslos und ohne Regung sitzen und machte auch keine Anstalten gleich mit was auch immer zu beginnen.
Steffi fand diese Bestrafung noch schlimmer, als wenn er seinen Unmut laut hinaus gebrüllt hätte. Steffi versuchte es leise mit einer Erklärung. „Ich hätte Dir später alles erklärt. Ich finde auch, wir hatten für heute mehr als genug Aufregung. Aber wenn Du es wünschst, erzähle ich gleich was passiert ist.“
Jens blieb weiter reglos sitzen. Nein, da war eine Regung, wenn man genau hinsah. Jens hatte Tränen in den Augen. Steffi lief besorgt zu ihrem Liebsten hin und umarmte ihn zärtlich. Tonlos sagte er: „Ich habe gehört, was Anka noch sagen wollte.“ Kevin und Mark waren ebenfalls dazu gekommen. „Ich kann Dir zeigen, was sie damit gemeint hatte,“ Steffi nahm beide Hände von Jens in ihre, dann legten Kevin und Mark ihre Hände darüber. Sie teilten nicht nur die Freuden miteinander, sondern auch das Leid.

Zuerst zeigte Kevin die Kampfszene und die Verbrennungen von Anka. Jens sog die Luft scharf ein. Das hätte schlimmer ausgehen können. Dann zeigte Kevin, wie sie gemeinsam die Wunden versorgten und Anka wieder Hoffnung hatte.
Nun ließ Steffi den Flug darstellen, ohne etwas auszulassen oder zu beschönigen. Jens und Mark lief es gleichermaßen kalt den Rücken hinunter als Anka fast von Albino gefallen wäre. „Das darf Peter aber nicht wissen... oder wenigstens nicht gleich. - Übrigens, Peter hat seinen Drachennamen gefunden: Silberflügel.“  
Jens war wieder versöhnt mit sich und der Welt. Kevin verstand Jens' Kummer nur zu gut. Er hatte in Steffi seine einmalige Partnerin gefunden. Keine andere würde besser zu ihm passen. Nun musste er sie nur noch wegen einer dauerhaften Bindung fragen und darauf warten, dass sie ihm möglichst bald eine große Schar Hatchlinge, kleine Drachenkinder, schenkte. Das konnte sie aber nur, wenn ihr nichts passierte. Er war um sie mehr besorgt als um sich selbst.
„Silberflügel.“ Steffi sagte den Namen wohlklingend. „Ich finde, der Name passt zu ihm.“
Die Freunde waren sich wieder einig und das Klima passte wieder. Nur Steffi war noch etwas nachdenklich.
Nachdem sie den Saal aufgeräumt und auch gleich für das anstehende Silvester heraus geputzt hatten, gingen sie auf ihre Zimmer. Jens verabschiedete Steffi noch mit einer innigen Umarmung und einem ausgedehnten liebevollen Kuss, bevor sie den Saal verließen.

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« Letzte Änderung: 07.April.2013, 16:35:39 von Auruliyuth » Gespeichert

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« Antworten #10 am: 07.April.2013, 16:48:19 »

Ourin

Am anderen Morgen hatte das Wetter umgeschlagen. Die Unwetterwarnungen für dieses Gebiet überschlugen sich. Zuerst Eisregen mit Blitzeiswarnung, der dann in Schnee übergehen würde. Anka war froh, dass sie nirgends mehr hin musste. Hier in der Klinik wurde bestens für sie gesorgt. Noch gut eine Woche, dann war ihre Reha ebenfalls zu Ende, ebenso wie die von Peter.

Sie verbrachten jede freie Minute miteinander. Und oft war auch Steffi mit dabei. Die Ärmste durfte ihren Jens nur heimlich treffen. Doch dieser fand genug Möglichkeiten seine Steffi zu sehen. Er ließ sich zum freiwilligen Dienst im Schwimmbad eintragen, führte Wanderungen und Spaziergänge oder organisierte kleine Wettbewerbe in der Turnhalle. Wer es nicht wusste, oder kein guter Beobachter war, hätte die beiden nie fest zusammen gehörend vermutet. Jens wurde zudem ständig auch von anderen Frauen umschwärmt, und er behandelte alle gleich höflich.
Heute spielte das Wetter wirklich verrückt. Mal schneite es, dann stürmte es orkanartig und wirbelte den ganzen Schnee wieder auf. Und dann schien für kurze Zeit die Sonne, nur um dann von neuem wieder zu schneien. So ging es den ganzen Tag und die darauf folgende Nacht.

In dieser Nacht hatte Steffi einen schrecklichen Albtraum. Sie flog durch diesen Sturm aus Kälte und Eis, wurde hin und her geworfen und fühlte sich völlig klein, allein und hilflos. Sie wusste nur, dass sie ihr Ziel um jeden Preis erreichen musste. Es kostete sie ihre ganze Kraft und Energie. Aber am Ende hatte sie es fast geschafft. Nur noch einmal ganz kurz ausruhen und schlafen...

„Steffi... Steffi... wach bitte auf, Liebes.“ Jens stand besorgt in ihrem Zimmer an ihrem Bett.
Noch halb träumend musste sich Steffi zunächst orientieren wo sie war. Ihr war kalt und sie fror. Jens schaute sie besorgt an, als er fühlte wie ausgekühlt sie war. „Steffi, Du bist ganz kalt. Was ist passiert?“ Steffi setzte sich verschlafen auf und sah ihren Lebensgefährten irritiert an. So gesehen war es noch mitten in der Nacht, und er stand in ihrem Zimmer, das sie eigentlich abgeschlossen hatte. Alles schlief noch seelenruhig. „Ich hatte einen fürchterlichen Albtraum. Ich bin durch einen fürchterlich heftigen Schneesturm geflogen und hab mich völlig entkräftet irgendwo hingelegt und bin eingeschlafen.“ Jens nahm seine Partnerin in den Arm, tröstete und wärmte sie.
„Das war kein Traum, Liebste. Du hattest eine Vision. Und Anka vermutlich auch, nur viel früher. Sie ist nämlich weg.“  „Wie 'weg'? Du meinst, sie weiß was das war und ist es suchen gegangen?“ Steffi war auf einen Schlag hellwach. „Wohin könnte sie sein? Wir sind doch quasi eingeschneit.“
Jens zuckte ratlos mit den Schultern. „Der Schnee hat bereits alle Spuren wieder verwischt. Ich habe ihr Fehlen nur bemerkt, als sie unseren energetischen Schutz durchbrochen hat. Seitdem kann ich sie nicht mehr aufspüren. Sagen Dir Deine Träume mehr?“ Steffi überlegte angestrengt. „Als ich im Traum geflogen bin, sah alles viel größer aus...“
Jens überlegte. „Schließe bitte Deine Augen, Steffi. Ich führe Dich noch einmal dorthin, wo Du gerade warst.“ Steffi reichte ihre Hände, die Jens mit seinen sanft umfasste. Dann schloss sie entspannt ihre Augen und ließ sich von Jens zurück in ihren Traum führen. 'Der Sturm hat aufgehört und es fällt auch kein Schnee mehr. Du siehst Dich um, ob Du es erkennst, um Dich zurecht zu finden.'
Steffi sah sich um und erkannte nun, dass sie gar nicht so weit weg, im Schwenninger Moos, gelandet war. Sie sah aber noch mehr. 'Anka! Ich kann Anka sehen. Sie steht da und schaut sich ebenfalls um. - Sie sucht dasselbe wie ich. Du hast recht, es war kein Traum. Ich weiß nun, wo das ist.'
Steffi wachte auf und sah nun auch besorgt aus. „Sie ist nicht warm genug angezogen für diese Temperaturen. Ich zieh mich rasch an und hol etwas für sie, damit sie nicht erfriert.“ Steffi war ganz in ihrer Helferrolle. „Wo treffen wir uns? Du kommst doch mit, oder?“ Jens schüttelte den Kopf. „Nein, Liebes. Ich komme nicht mit. Du fliegst allein und holst Anka und was auch immer sie gefunden hat. Ich werde hier alles organisieren bis ihr zurück seid. Das schaffst Du auch allein.“
Steffi stand inzwischen fertig angezogen da. Jens gab ihr zwei warme Decken und einen langen Gurt in einer Stofftasche. „Die kannst Du mit Deinen Zähnen halten, solange Du zu ihr fliegst. Wenn ihr Hilfe braucht, sagt Bescheid. Ich wecke inzwischen die anderen drei und bereite das Frühstück vor. - Willst Du von der Terrasse aus starten oder von der Dachkammer aus fliegen?“ Steffi brauchte nicht lange zum Überlegen. „Würdest Du mir einen Sprung vom Dach schon zumuten?“ fragte sie ihn neckend und grinste dabei. „Ich nehme lieber den Weg über den Saal.“

Inzwischen waren sie beim großen Saal angekommen. „Gut, dann treffen wir uns auch hier wieder alle.“ Jens umarmte seine Steffi und küsste sie innig. Dann hielt er sie noch einen Moment fest und schaute sie liebevoll an. „Meine Liebste, Steffi... habe ich Dir heute eigentlich schon gesagt, dass ich Dich liebe?“ Steffi fühlte ein Kribbeln im Bauch. Ihr fiel es plötzlich schwer einfach so zu gehen. Sie fühlte die gleiche unsagbar große Liebe auch für Jens. Mit einem verführerischen Augenaufschlag und einem zärtlichen Kuss bedankte sie sich für die Liebesbezeugung.
Als sie ihn doch los lassen musste, bekannte Steffi: „Ich liebe Dich ebenso, mein liebster Jens... Aber ich kann es nicht oft genug hören,“ lachte sie.  „Können wir genau da nachher weiter machen? Ich beeile mich auch, damit die beiden nicht erfrieren.“ Steffi war mit Jens an der Tür zur Terrasse angekommen.
Jetzt lief sie los, und verwandelte sich gleich damit die Zeit schneller vorbei ging bis sie sich wiedersehen würden. Jens lief zurück und bereitete alles nötige vor.

Albino flog knapp über den Baumwipfeln dahin. Eigentlich hätte an ihrer Stelle sinnvollerweise eher Silberflügel fliegen sollen, dachte sie. Aber die beiden hatten noch keine gemeinsame Flugerfahrung. Dass Peter seine Anka im Moos gefunden hätte, stellte Albino gar nicht erst in Frage. Sie fragte sich vielmehr, was für ein Wesen das sein mochte, dass sie davon sogar Albträume bekommen konnte.
Aber da Anka wohl nicht ohne guten Grund allein los gelaufen war, musste es ihr sehr wichtig sein. Wichtiger als Peter? 'Albino, jetzt mal halblang! Nichts ist wichtiger als der Partner, der einem Halt gibt und immer da ist, wenn man ihn braucht.'
Dieser Gedanke an ihren Partner beschäftigte sie dann doch so sehr, dass sie schneller im Moos ankam als sie gerechnet hatte.
Um nicht etwaige Frühaufsteher oder Jogger zu erschrecken, die trotz des Wetters unterwegs sein könnten, verwandelte sich Albino wieder in Steffi. Sie wusste ungefähr in welche Richtung sie musste.
Vorsichtig tastete sie sich in Gedanken durch das Moos, darauf bedacht Anka zu finden und niemanden zu wecken, der nicht geweckt werden wollte. Steffi zog sich mental gleich wieder zurück, als sie Anka ausfindig gemacht hatte. Das Wesen bei Anka war wach, jedoch ging nichts bedrohliches von ihm aus. Steffi eilte den beiden entgegen.

Anka hatte ebenfalls einen sehr beunruhigenden Traum gehabt. Jemand, der sehr verängstigt und verzweifelt war, rief ständig ihren Namen, und sie konnte nicht feststellen woher die Stimme kam. Rasch hatte sie sich daher angezogen und war durch die Nacht und den Neuschnee der Stimme entgegen gelaufen. Noch bevor sie die Stimme im Moos ausfindig machen konnte, war sie immer leiser geworden und schließlich verstummt. Entsetzt war Anka den letzten Rest des Weges fast geflogen. Sie hatte noch nicht einmal bemerkt, dass sie dazu ihre Flügel gebraucht hatte. Hinter ihr waren keine Spuren im Schnee zu erkennen.
Als sie das Wesen nach einigem Suchen endlich fand, fühlte es sich kalt und leblos an. Anka war überrascht und auch entsetzt. Das Wesen konnte nur Ourin sein. Genau so hatte er sich als Drache beschrieben. 'So groß wie eine Taube, aber schneller und wendiger als diese. Und auf gar keinen Fall eine Feuerechse. Ob wir Großen zu blöd seien uns auch kleinere Wesen vorzustellen!' so hatte Ourin geschrieben.
Anka wurde sich jetzt erst bewusst, dass dies kein Traum war. Sie war traumwandelnd aus der Klinik, durch die Gegend, bis hierher gelaufen.
Sie fror inzwischen entsetzlich und machte sich selber Vorwürfe, warum sie sich nicht wärmer angezogen hatte. Trotzdem nahm sie den kleinen Ourin zu sich in ihren halb geöffneten Mantel.
Durch die Wärme von Anka wachte der kleine Drache auf. Allerdings war er noch viel zu erschöpft um sich zu regen. Er stellte nur befriedigt fest, dass er sein Ziel erreicht hatte. 'Genau zu Dir wollte ich.'

Anka war sich nicht sicher, ob das gerade Ourin gedacht hatte oder ob sie schon fremde Stimmen hörte. Zähne klappernd zog sie den viel zu dünnen Mantel enger um sich und wollte sich gerade auf den Rückweg machen. Durch ihr Zähne klappern hörte sie sehr spät die sich schnell nähernden Schritte. 'Bei diesem Wetter? Um diese Zeit? Da musste jemand mindestens so verrückt sein wie ich,' dachte Anka.
„Stimmt!“ wurde ihr lachend von Steffi geantwortet. Anka fiel ein Stein vom Herzen. „Steffi! Dich schickt der Himmel!“
Steffi umarmte die frierende Anka und bemerkte dabei auch das kleine Bündel 'Etwas' an ihrer Brust. „Nein, nicht der Himmel, Jens hat mich aus meinen Träumen gerissen und hierher geschickt.“
Währenddessen hatte sie rasch die beiden Decken ausgepackt und Anka in eine davon gewickelt. Den kleinen Drachen hatte sie dabei unter seinem lauten Protest aus Anka's Mantel geholt und wickelte ihn stramm wie ein kleines Baby in die zweite Decke. „Und Du bist das kleine Ungeheuer, das mir letzte Nacht Albträume beschert hat?“ lachte Steffi dabei.
'Bin kein Unggggeheuer! - ...heiße Ourin.... bbbbin ein Drrrrrraaaaaache!' gab Ourin beleidigt protestierend, dabei mit den Zähnen klappernd und strampelnd von sich. Gerade noch in Steffis Armen bequem liegend, zappelte Ourin so heftig, dass er sich wieder aus der Decke befreite und zu Boden purzelte.
Da lag er nun und quietschte auf seine Art: „Iiiiiiiiiiigiiiiiiit ist ddddas kkkkkkahaaaaalt!“
Steffi reichte es allmählich. Klein hin oder jung her, diesem Drachen hatte noch niemand Manieren beigebracht, so wie es aussah.
Anka stand immer noch bibbernd da. Beide wollten sie zurück zum Frühstück und in die Wärme.
Ourin fing die Bilder von molliger Wärme und üppigem Frühstück ab und sprang plötzlich ausgelassen umher. „Frühstück, Frühstück, Frühstück, …“ rief er immer wieder, bis Steffi der Kragen platzte. „Ich hab ja schon vieles erlebt und einiges mitgemacht... Aber das hier... Junge, Junge... das hier schlägt dem Fass den Boden raus. Manieren kennst Du wohl gar nicht, oder?“ Ein promptes und heftig Kopf schüttelndes 'Nö!' kam als Antwort.

Und dann verriet sich der Kleine doch in seinen ungewollten Gedanken. Anka erschrak: „Was?! Du bist aus einem Heim ausgebüchst?! Ist dort denn niemand, den Du gerne magst? Was ist mit Deinen Eltern, die Dir angeblich immer alles erlauben?“
Ourin krähte begeistert: „Niemand mag mich dort. Niemand kennt mich dort. Und Niemand vermisst mich dort. Keiner kommt mit mir klar!“
Bevor Anka reden konnte, war Steffi schneller. „Und was erwartest Du jetzt von uns?“
„Ihr müsst mir jetzt Frühstück geben! Ich bin ein Drache! Ich verbrenn' sonst alles! Muuuuaaaaah!“
Steffi holte tief Luft und drehte sich, um sich zeigend, im Kreis. „Was willst Du verbrennen? Hier sieht schon alles wie verbrannt aus oder es ist so nass und verrottet, dass nichts mehr Feuer fangen kann!“
Anka kam Steffi zuvor, die noch mehr hatte sagen wollen. „Du kannst doch nicht einfach weglaufen, Ourin! … oder weg fliegen... Und dass Dich niemand mag, kann ich nicht verstehen. Ganz bestimmt sogar vermissen sie Dich bereits. - Und wer länger vermisst wird, wird von der Polizei gesucht!...“
Ourin wurde plötzlich ganz Kleinlaut. „Die Polizei?...“ Doch dann drehte er schon wieder auf. „Die findet mich nie! Die suchen doch einen kleinen Jungen und keinen Drachen! Muuuuaaaaaah...“
„So, Du besser wissender Drache,“ Steffi ging in die Offensive. Zu verlieren hatten sie nichts. Und sie hatte ihren Trumpf noch gar nicht ausgespielt. „Wie stellst Du Dir das jetzt vor? Wie sollen wir hier wieder weg kommen?“
Ourin zeigte auf Anka. „Na, die da bringt uns weg. Sie ist doch auch ein Drache.“

Autsch, das hatte gesessen. Anka sah jämmerlich aus als sie das hörte. Sie konnte ihre Tränen kaum zurück halten, weil er gerade ihren größten Wunsch laut ausgesprochen hatte.
Seit sie Peter kennen gelernt hatte und gesehen hatte, wie er sich in einen Drachen verwandelte, wollte Anka nichts sehnlicher als ebenfalls ein Drache sein, um mit ihm gemeinsam durch die Lüfte zu gleiten. Und doch hatte sie nach gestern Abend zu viel Angst davor.
„Ourin... ich hatte niemals erwähnt, dass ich ein richtiger Drache wäre. Du kannst Dir nicht etwas zusammen reimen, das so nicht richtig ist!“ Jetzt hatte Steffi zwei Häufchen Elend. Auch Ourin war kurz vorm Weinen.
„Ourin? Ich mache Dir einen Vorschlag. Den mache ich aber nur ein einziges Mal. Wenn Du brav mitmachst, regeln wir das mit Deinem Heim und der Polizei gemeinsam. Wenn Du dagegen arbeitest und es nach Deinem Kopf gehen soll, dann sitzt Du nach dem Frühstück bei der Polizei und wartest dort auf deine Betreuer. Aber... ich werde ihnen dann Dein kleines Geheimnis verraten.“

Steffi brauchte nicht auf seine Reaktion zu warten. Beleidigt und wütend flatterte er durch die Luft. Sie ergänzte noch: „Ach ja, wenn Du jetzt weg fliegst, hast Du auch verloren. Wie entscheidest Du Dich?“ Ohne ein Wort zu verlieren und ohne an die Konsequenzen zu denken – einfach so, wie er seine Probleme immer löste – flatterte Ourin auf und wollte sich gerade durch die Luft aus dem Staub machen.
Hämisch schnaubend drehte er sich aus sicherer Entfernung, wie er meinte, um, weil er die wütenden Reaktionen sehen wollte, die er sonst immer provozierte. Stattdessen musste er voller Schrecken sehen, wie sich ganz unerwartet die – aus seiner Sicht – falsche Person in einen Drachen verwandelte.
Anstatt zu fliehen, blieb er geschockt in der Luft stehen und dachte an keinerlei Gegenwehr. Wenn er ehrlich war, hatte er bisher noch nie einen anderen Drachen, außer sich selbst, gesehen. Und irgendwie beeindruckte ihn das sehr.

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« Antworten #11 am: 07.April.2013, 16:51:45 »

Christofer

Steffi duckte sich, wurde zu Albino und sprang mit einem gewaltigen Satz in die Luft und genau auf Ourin zu. Anstatt ihn normal mit ihren Pranken zu packen, behandelte sie ihn wie ein Beutetier und fing ihn mit ihrem Maul ein, ohne ihn jedoch ernsthaft zu verletzen. Dort baumelte er überrascht und wehrlos, bis Anka ihn aus Albinos Maul befreite und fest hielt.
Albino fragte Ourin drohend: 'Willst Du lieber als Minidrache in meinem Maul mit fliegen oder als artiger kleiner Junge mit Anka auf meinem Rücken?' Ourin hatte noch immer nicht begriffen, dass sein Spiel verloren war. „Dann bist Du Anka's Reittier, Drache?“
Albino grollte unwirsch. 'Du kannst auch als Knirps zwischen meinen Zähnen transportiert werden! Etwas mehr Respekt, bitte schön!'
Jetzt hatte Ourin endlich begriffen. 'Entschuldigung...' kam ganz Kleinlaut aus seiner Richtung.

Dann verwandelte er sich in einen kleinen hübschen, aber schmächtigen Jungen und blieb brav neben Anka stehen. Anka sah sich den unterernährt wirkenden Jungen genauer an. Er hatte ihr einmal geschrieben, wie abgrundtief er seine menschliche Gestalt hasste.
„Das stimmt ja auch!“ kam es aus seiner Richtung protestierend zurück. Für seine 14 Jahre war er viel zu klein und außerordentlich dünn, dass man fast Angst haben musste, dass der Wind ihn davon tragen würde.
Anka fiel noch etwas wesentliches ein. „Sag mal, Ourin. Wie ist eigentlich Dein richtiger Name? Und wie alt bist du wirklich?“
Fast wäre sein alter Trotz wieder zum Vorschein gekommen, doch er konnte sich gerade noch zurück halten. „Christofer... Christofer Dree... und ich bin … schon elf Jahre.“
„Christofer...“ Anka sprach seinen Namen wohlklingend, aber vorsichtig aus. Dabei kletterte sie bereits auf Albino und setzte sich so hin, dass der Junge vor ihr Platz haben würde, „... kommst Du allein rauf oder brauchst Du Hilfe?“
Flink wie ein Wiesel sprang Christofer in drei Sätzen nach oben und setzte sich bequem und wie selbstverständlich vor Anka. Albino wartete nicht länger, sondern flog gleich los, sowie sie merkte, dass beide gut saßen. Denn durch Anka hatte auch sie schnell ein Gefühl für einen guten Sitz ermitteln können.

Anka überlegte schon die ganze Zeit, was diesen Jungen dazu veranlasst hatte, einfach abzuhauen. Das musste er doch lange und gründlich geplant haben. Auch würde sie interessieren, warum sich Christofer im Internet älter machte als er war. 'Das würde mich auch brennend interessieren,' gab Albino zu verstehen. 'Elf oder vierzehn, das sind vor dem Gesetz ganz unterschiedliche Richtlinien.'
Christofer schien den Flug, an Anka gelehnt, zu genießen. Sowie er jedoch mit dieser Frage konfrontiert wurde, versteifte er sich und rückte von Anka ab.
Zunächst wollte er gar nicht antworten. Er wollte doch nur diesen Flug auskosten. Das folgende, für ihn bedrückende Schweigen quälte ihn mehr als er zugegeben hätte.
Deshalb gab er halbwegs bereitwillig Auskunft: 'Mit elf kann ich mich noch nicht überall anmelden. Und dann dachte ich, wenn schon älter, dann gleich richtig. - Und man wird auch ganz anders behandelt. Mit elf nimmt Dich doch niemand ernst!'  
'Da muss ich Dir allerdings Recht geben, junger Mann,' lenkte Albino ein. Sie setzte auch bereits zur Landung auf der Terrasse an.

Die drei wurden von den Männern schon erwartet. Christofer sprang mit einem Satz nach unten und wartete ungeduldig bis Anka endlich neben ihm stand. Beide froren noch immer entsetzlich.
Jens geduldete sich ebenfalls bis er Steffi wieder vor sich hatte.
Peter hatte schon eine neue warme Decke so um Anka gelegt, dass die Arme frei blieben.
Sie umarmte ihn dankbar und gab ihm einen Kuss. Dann reichte er ihr noch einen flauschigen Morgenmantel, den sie zusammen mit der Decke mit einem Gürtel fixierte. Sie spürte die Wärme bereits, die langsam in ihre Knochen zurück kehrte.
Mark hatte sich um den zunächst laut protestierenden Jungen gekümmert und ebenfalls in eine kuschelige Decke gewickelt.
Steffi wurde von Jens ebenso fürsorglich in eine Decke gehüllt. Bei dem Protest von Christofer reichte es bereits, wenn sie ihn streng ansah, damit er sofort aufhörte, weil er ihre Konsequenzen fürchtete.
Kevin prüfte als Arzt der Gruppe bei allen dreien vorsorglich die Temperatur. Bei Christofer wurde er sehr ernst. „Junger Mann, wie heißt Du denn? - Mich kannst Du Kevin nennen.“ Ein prüfender Blick, zuerst zu Anka, dann zu Steffi. Dann erst antwortete er: „Ich heiße Chris.... Chris-... hatschiiiii, Christofer.... 'tschuldigung.“ Fragend sah er in die Runde und zu den anderen drei Männern. Rasch nannte jeder seinen Namen.
Der Duft von Frisch gebackenem stieg bereits allen in die Nase und draußen hatte es noch immer empfindliche Minustemperaturen. Christofer wurde ganz unruhig und war kaum mehr zu bändigen.
Dennoch wollte er es allen Recht machen und wartete, eher ungeduldig, darauf, dass sich alle an den Tisch setzten. Anka nahm ihn wie selbstverständlich an die Hand und setzte ihn neben sich. Auf der anderen Seite von ihr nahm Peter Platz.
Steffi setzte sich bewusst Christofer gegenüber. Der unangenehme Teil für ihn folgte erst noch. Da wollte sie ihn im Auge behalten. Doch zunächst langte jeder am Frühstückstisch kräftig zu.

„Warum dürfen wir eigentlich hier essen und müssen nicht zusammen bei den anderen Patienten sitzen?“ fragte Anka nach einer Weile. „Nicht, dass ich das andere Frühstück oder die Leute vermisse, aber vermissen die nicht uns mit der Zeit?“
Jens holte tief Luft und Steffi grinste bereits, weil sie die Antwort schon kannte. „Liebe Anka,“ begann er salbungsvoll und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Kevin und Mark prusteten schon so leise wie möglich in ihre Hände, weil sie ebenfalls wussten, was jetzt kam.
Jens begann von neuem. „Liebe Anka, lieber Peter. Aus gegebenem Anlass, und weil uns als Therapeuten das zusteht, laden wir euch sonntags immer zum gemeinsamen Frühstücken ein, fernab von den Patienten.“ Anka war so gespannt gewesen, was jetzt kommen würde, dass sie sogar vergessen hatte zu atmen.

Ohne zu überlegen und wie aus der Pistole geschossen kam von Christofer: „Und was ist mit mir?!“ Alle im Saal sahen plötzlich auf das aufgeweckte Kind. Christofer war jetzt gar nicht mehr wohl in seiner Haut. „Ja, was ist mit Christofer?“ Jens wiederholte die Frage für alle.
Bevor jedoch irgendjemand antworten konnte, war der Junge aufgesprungen, hatte sich innerhalb eines Wimpernschlages in Ourin verwandelt und wollte davon fliegen.
„Ourin, nicht!“ rief Anka verzweifelt hinterher. Doch weit kam er nicht.
Mark hatte blitzschnell reagiert und sich als Eagle auf den kleinen Drachen gestürzt. Steffi, die etwas ähnliches geahnt hatte, war ebenfalls aufgesprungen und hinterher gerannt. Im letzten Moment war ihr wieder eingefallen, dass sie ja bereits für Silvester bestuhlt hatten. Dankbar nickte sie Eagle zu.
Genauso wie sie jetzt, musste sich das Heimpersonal fühlen, wenn Christofer ausbüchste. Ob sie seine Verwandlung auch vorher zu sehen bekamen?
'Nein, dort laufe ich immer zuerst in mein Versteck... bin ja nich' blöd. Sonst würden die den Drachen auch noch suchen.' Christofer, auf dem Boden liegend, von Eagle mit einer Klaue festgehalten, wusste, dass er schon wieder verloren hatte.
Aber dieses Mal schien es ihm schon fast nichts mehr auszumachen. Im Gegenteil, Bewunderung stand in seinen Augen als er Eagle ansah. Erst als Eagle locker ließ, konnte Ourin aufstehen und sich wieder in Christofer verwandeln. Er sah den strengen Blick von Steffi, die nun direkt vor ihm stand.
'So hatte diese Pflegerin im Heim auch immer geschaut... sie wird doch nicht gleich wieder zuschlagen? …' Christofer ging unwillkürlich in die Hocke und fühlte sich ins Heim zurück versetzt. Dabei hielt er seine Hände schützend über sich. Die Freunde waren entsetzt. Das eben war so authentisch und spontan geschehen, das konnte nicht gespielt sein.

Anka tuschelte schon seit sie zurück waren die ganze Zeit mit Peter. Nun kamen beide dazu, und Anka trat zu Christofer hin und legte schützend ihren Arm um ihn. „Sag mal, Christofer. Wenn Du immer im Heim wohnst, siehst Du Deine Eltern dann ab und zu?“ fragte Anka, sich vorsichtig an das Thema heran tastend. „Meine Eltern sind tot,“ sagte Christofer gefühllos. „Ich hab sie nie kennen gelernt. Früher war ich adoptiert. Aber denen, bei denen ich war, wurde es immer schnell zu viel. Seit ich sieben bin, leb ich nur noch im Heim.“
Betretenes Schweigen herrschte. Jeder verarbeitete das Gesagte auf seine Weise. Jens brach als Erster das Schweigen. „Und wie hattest Du Dir das jetzt weiter vorgestellt, Christofer?“
Der Elfjährige wurde verlegen und sah Anka dabei hilfesuchend an. Da sie nicht reagierte, setzte er alles auf eine Karte und begann. „Seit ich mit Anka chate, fühle ich mich immer gut, wenn sie da ist. Ich wusste nicht, was ich wollte. Erst heute ist es mir klar geworden.“ Mutig trat er noch einen Schritt auf Anka zu und sah sie mit leuchtenden Kinderaugen an. „Bitte Anka, möchtest Du bitte meine Mutter sein?“ Jetzt, nachdem seine Worte gesagt waren, war er sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob er ihre Antwort hören wollte. Zumal sich Peter direkt neben Anka gestellt hatte, während er das gefragt hatte. Deshalb hörte er schon gar nicht mehr richtig zu als Peter für Anka antwortete: „Anka hat mir heute und die letzten Tage viel von sich, und auch von Dir, Christofer, erzählt. Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, würden wir Dich gerne bei uns aufnehmen. Aber dazu müssen wir uns mit dem Heim in Verbindung setzen. Anka und ich werden zusammen ziehen, wohin – das müssen wir noch klären.“
Christofer brauchte ein paar Augenblicke, bis er realisierte, was er gehört hatte.
'Sie wollen mich. Sie wollen mich wirklich. Dann hab ich nicht nur eine Mama, sondern sogar auch einen Papa. Hippieh!'
Christofer machte Luftsprünge und rannte dann zu Anka und Peter und umarmte sie. „Danke, danke, danke. Und dass Du kein Drache bist, das macht mir gar nichts aus.“ Anka und Peter sahen sich lächelnd an und küssten sich. Die Freunde staunten nicht schlecht. Dann gratulierten alle dem Paar.  
Jens zauberte von irgendwo her eine Flasche Sekt. „Darauf stoßen wir erst einmal an.“

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« Letzte Änderung: 07.April.2013, 16:55:52 von Auruliyuth » Gespeichert

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« Antworten #12 am: 07.April.2013, 16:55:33 »

Bei der Polizei

Steffi sagte dann die ernüchternden Worte. „Wann gehen wir zur Polizei...?“
Christofer zog nichts Gutes ahnend den Kopf zwischen die Schultern. Er wollte hier nicht fort! Hier fühlte er sich verstanden!
Jens schlug vor: „Ich würde sagen, wir rufen uns ein Sammeltaxi, dann können wir alle mitfahren, und wir brauchen der Klinik noch nichts wegen Christofer sagen. Da ihr beide, Anka und Peter, noch nicht offiziell zusammen wohnt, braucht ihr vermutlich einen guten Leumund. Je mehr, je besser...“
„Was ist ein ...Läumund?“ fragte Christofer neugierig und schaute sich Anka's und Peters Mund genauer an.
„Ein Leumund ist jemand, der nur Gutes über einen spricht und sich dafür auch verbürgt, also hoch und heilig die Wahrheit spricht,“ erklärte Kevin.

Als das Taxi dann vor der Türe stand, und alle fertig angezogen waren, kam bei Christofer sofort der inzwischen bekannte Trotz wieder durch: „Ich will aber nicht zurück! Die sind dort alle so gemein zu mir!“
Anka nahm den Trotzkopf sanft in ihre Arme. „Wir lassen Dich nicht allein... ich lass Dich nicht allein! Irgend eine Lösung wird uns schon einfallen.“
Ein wenig beruhigt kuschelte sich Christofer an Anka, bevor sie ebenfalls auf die vordere Rücksitzreihe in das Taxi stiegen. Die Fahrt ging ein paar Kilometer über Land. Jens hatte nicht das nächste Polizeirevier gewählt, sondern eines in der nächstgrößeren Stadt.
Steffi wurde auf der Fahrt immer müder, und ihre Glieder wurden schwer. Einer Ohnmacht gleich sank sie an der Seite von Jens zusammen. Er hielt, von den anderen fast unbemerkt, seine Partnerin im Arm und machte sich große Sorgen um sie als er merkte, dass sie nicht einfach nur schlief, sondern nicht mehr aufwachen wollte.
Christofer unterhielt die anderen mit seinem kindlichen Humor und Charme. Er wollte nur vergessen, wohin sie fuhren, und dass er der Grund für diese Fahrt war.
In wenigen Minuten würden sie ankommen. Steffi war noch nicht wieder zu sich gekommen. Jens beugte sich so gut er konnte zu Peter vor. „Peter? - Könnt ihr dann zusammen schon mal vor gehen? Ich versuche so bald wie möglich nachzukommen. Steffi geht es nicht gut, und ich möchte sie jetzt nur ungern wecken müssen.“ Peter zeigte vollstes Verständnis dafür. Besorgt fragte er: „Was ist mit Steffi? Können wir irgendetwas tun?“ Jens lehnte dankend ab. Er wollte Christofer nicht länger warten lassen als unbedingt nötig.

Kevin, der das Gespräch mitbekommen hatte, ließ kurzerhand das Taxi halten und wechselte mit Mark den Platz, so dass er direkt neben Steffi in der hintersten Reihe Platz nehmen konnte. „Warum sagt mir denn keiner was?!“ fragte er Jens vorwurfsvoll. Dann sah er das sorgenvolle Gesicht seines Freundes und verstand. „Du kannst nicht immer alles allein tragen wollen. Steffi hat wohl auch gespürt, welche Last Du trägst. Ihr beide müsst das wirklich nicht allein machen. Wir wollen auch unseren Teil dazu beitragen.“
Während seines Moralvortrages untersuchte er Steffi bereits eingehend. Außer einer totalen Erschöpfung konnte Kevin jedoch nichts feststellen. Er reinigte ihr Energiesystem und führte Steffi alle nötige Energie mit einer Art von Drachen-Reiki wieder zu. Dabei ging er besonders behutsam vor. Er wusste, dass die Rauhnächte ihre Tücken hatten.

Als Steffi langsam wieder aufwachte, hatte das Taxi längst gehalten. Jens hatte dem Fahrer eine entsprechende Entschädigung gegeben und ihn gebeten, im gegenüberliegenden Café für die Rückfahrt zu warten. Bereitwillig war der Fahrer auf dieses großzügige Angebot eingegangen. So konnte er sich vor der kommenden Silvesternacht noch etwas erholen und hatte trotzdem keinen Verdienstausfall.
Peter war mit Anka, Christofer und Mark ins Polizeirevier gegangen, und Kevin war vorsorglich bei Jens und Steffi geblieben. Steffi sah sich hilfesuchend um. „Was ist passiert? Wo sind wir?“
„Wir stehen vor der Polizei. Die anderen sind schon drin,“ erklärte Jens. Und Kevin ergänzte die erste Frage. „Steffi, Du bist vermutlich vor Erschöpfung zusammen gebrochen... und vermutlich sind auch ein wenig die Rauhnächte schuld daran. - Wie oft hast Du Deine Gestalt heute schon gewechselt?“ Steffi überlegte einen Moment. „Nur viermal heute morgen. Beinahe noch ein weiteres Mal, doch da kam mir Mark zuvor.“
„Ein Glück, Liebes... und das alles noch vor dem Frühstück auf nüchternen Magen... Wir hätten Dich besser darauf vorbereiten sollen... nein, ich hätte das tun müssen...“ Jetzt sah Jens wirklich blass aus. Nicht auszudenken, was hätte passieren können.
Kevin griff in seine Notfalltasche und zog zwei spezielle Energieriegel daraus hervor, die er beide Steffi in die Hand drückte. „Einen isst Du jetzt sofort, den anderen heute Abend – am besten vor dem Fest. Das ist ein ärztlicher Befehl! - Und künftig immer einen morgens und einen abends nehmen, und zwei in Reserve dabei haben... und für die nächsten drei bis vier Tage gilt für Dich: Nur im absoluten Notfall die Gestalt ändern.“ Steffi nickte zustimmend und aß dabei den Riegel mit Heißhunger.
„Ich vergesse immer wieder, dass vieles noch neu für Dich ist. Obwohl wir doch schon ein paar Jahre zusammen sind. Für mich fühlt es sich jedes Mal an, als wären wir schon immer zusammen, meine Liebste.“ Jens nahm seine Steffi in den Arm und drückte sie liebevoll. Sie erwiderte seine Umarmung mit einem sanften Kuss.
Dann mahnte Kevin zum Aufbruch.
Sie gaben dem Taxifahrer im Café durch die Scheibe ein Zeichen, damit er sein Fahrzeug abschließen konnte.

Zu dritt liefen sie die Stufen im Eingangsbereich nach oben, Steffi in der Mitte mit neuem Elan, bei beiden eingehakt. Gleich hinter der Tür wurden sie gebremst von einer Art Empfangsthresen. Dahinter wurde ein junger uniformierter Beamte an seinem Schreibtisch auf sie aufmerksam und kam sogleich nach vorne.
Steffi erfasste die Situation am schnellsten. Ihre Freunde waren nicht zu sehen. Demnach mussten sie in einem der hinteren oder oberen Räume sein. Ein Bild hing keines von Christofer öffentlich an der Wand. Das war gut.
Steffi legte gleich los: „Wir sind ebenfalls wegen Christofer Dree hier, der bei Ihnen als vermisst gemeldet war. Meine Freundin, Ann-Kathrine Müller, und ich fanden ihn heute morgen halb erfroren hier im Schwenninger Moos. Können Sie uns bitte zu ihnen führen? Das wäre sehr nett. Vielen Dank.“
Von der Informationsflut und der freundlichen Art von Steffi völlig überrumpelt, wusste der junge Polizist nichts mehr hinzuzufügen. „Warten Sie bitte einen Moment hier,“ waren seine einzigen Worte. Er setzte sich an sein Telefon und rief einen Kollegen an, mit dem er sich kurz unterhielt.
Jens drückte seine Partnerin und meinte scherzhaft: „Gegen euch Verkaufstrainer ist auch noch kein Kraut gewachsen, oder?“ Steffi und Kevin grinsten beide über diesen Scherz. Das schien leichter zu gehen als gedacht.
Nur wenige Minuten später wurden sie von einem etwas älteren Beamten abgeholt. Etwas mürrisch setzte er an: „Kommen noch mehr von euch, oder seid ihr jetzt endlich alle?“ Steffi schluckte ihre erste spontane Reaktion hinunter und erklärte stattdessen: „Entschuldigen Sie bitte, wenn wir verspätet eintreffen. Daran bin ich schuld. Mir war unpässlich, und ich wollte Ihnen keine Unannehmlichkeiten im Gebäude bereiten.“ Das war zwar ziemlich weit her geholt, aber es funktionierte fast immer, wenn man an das Mitgefühl und die Menschlichkeit des anderen appellierte.
Der Beamte sah Steffi mitleidig und etwas nervös an. 'Unpässlich? Sie wird sich doch wohl nicht gleich hier übergeben müssen?!' Seine Gedanken waren fast so laut als hätte er es Steffi direkt ins Gesicht gesagt. Steffi würgte ein wenig, woraufhin der Mann noch einen Schritt schneller voraus lief. Die drei mussten sich stark beherrschen um nicht laut loszulachen. Stattdessen hoben Jens und Kevin Steffi so an, dass sie fast über dem Boden schwebte. Zuvorkommend hielt er ihnen die Türe auf.

Die Freunde im Zimmer waren zuerst erstaunt, dann mussten sie sich aber auch beherrschen um nicht loszulachen. Es sah aber auch zu komisch aus. Der Beamte in der Tür rümpfte die Nase als ob das Unglück schon geschehen wäre, und Steffi schwebte wie auf Wolken herein.
Ein zweiter Beamter, ein Hauptkommissar Zimmerer, war gerade damit fertig gewesen das Protokoll zu schreiben. Er las das Aufgeschriebene noch einmal laut vor und fragte dann: „Ist dem noch etwas hinzuzufügen?“ Steffi bestätigte das Gehörte, das sie zwar nicht von Anfang an, aber doch das meiste davon miterlebt hatte. „Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. - Haben Sie schon das Heim erreichen können? Was sagen die dazu? Darf Christofer Dree über Silvester und Neujahr bei Ann-Kathrine Müller und Peter Narender bleiben? Was sagt das Heim zu einer Adoption? Oder wenn keine Adoption möglich ist, was spricht gegen eine Pflegefamilie? Wir sind alle mitgekommen, um für diese beiden zu bürgen, wenn es nötig ist...“
Jens bremste seine bessere Hälfte Augen zwinkernd aus: „Steffi … jetzt mal langsam und eins nach dem anderen. Lass dem Herrn auch mal Zeit um Luft zu holen und antworten zu können.“
„Danke, Herr ….“ „Mattens. Jens Mattens. Hier, meine Karte von der Klinik.“ „Danke, Herr Mattens.“ Hauptkommissar Zimmerer nahm die Karte und blickte dann von einem zum Anderen. Zuletzt blieb sein Blick auf Christofer ruhen, der selber immer unruhiger und zappeliger wurde. „Und Du, junger Mann? Würdest Du es denn gerne bei diesen beiden hier versuchen wollen über Silvester und Neujahr?“
Gespannt schaute der Beamte auf das wechselnde Mienenspiel von Christofer. Dieser musste sich seine Worte passend zurecht legen. „Herr Kommissar,“ begann er ganz ernst und höflich. „Ich würde ja schon ganz gerne...“ „Aber?“ „Nur, wissen Sie, Silvester und Neujahr ist mir zu wenig...“
Alles grinste und lachte heimlich bei diesen erstaunlich erwachsenen Worten. Der Kommissar schmunzelte noch als er sagte: „Gut, Christofer. Dann machen wir zwei einen Deal: Ich komme nach Neujahr bei euch in der Klinik vorbei und höre mich um, was es über Dich zu berichten gibt. Und wenn das Kinderheim einverstanden ist, darfst Du noch ein paar Tage länger bleiben. Ist das in Ordnung?“
Christofer überlegte und sah dann Anka und auch Peter fragend an. Beide nickten lächelnd, ihm Mut zusprechend. Der Elfjährige antwortete ernst: „In Ordnung, Herr Kommissar.“ Und nach kurzem Überlegen fragte er noch zögernd und verunsichert: „Bin ich jetzt ein Dealer?“
Der Mann sah den Jungen verwundert und etwas entsetzt an. Anka grinste in sich und hatte sofort verstanden. „Sie müssen entschuldigen, manches was man umgangssprachlich oder unbedacht äußert oder schreibt, muss Christofer immer gleich hinterfragen. Er hat das Wort 'Deal' anders verstanden, oder besser gesagt, wörtlich genommen.“
Obwohl der Beamte bemüht war sich zu beherrschen, lief er doch ganz leicht rot an und musste trotzdem schmunzeln. So etwas peinliches war ihm noch nie unter gekommen. Und dann auch noch vor einem Elfjährigen. „Christofer, ein Deal ist eine Vereinbarung, ein Handel. Wenn Du so willst, sind wir quasi Handelspartner.“ „Ach so. Na dann bin ich einverstanden.“

Der Beamte nahm noch die Formalitäten auf, kam dieses Mal telefonisch sofort beim Kinderheim durch und konnte die Heimleitung ebenfalls für das getroffene Abkommen gewinnen.
Sie hatten erreicht, dass Christofer wenigstens Silvester und Neujahr bleiben durfte. Und je nach dem wie er sich benahm, meinte die Heimleitung, könnte man über eine Verlängerung noch reden. Aber vorerst nur als Pflegekind. Zu viele Ehepaare brachten Christofer bereits enttäuscht, gefrustet und genervt wieder zurück.

„Das ist doch immerhin ein Anfang,“ meinte Anka etwas enttäuscht, während sie zum Taxi zurück liefen. Christofer versprach das Blaue vom Himmel: „Ich versprech' auch, dass ich ganz brav sein werde. Und ich helf' Dir im Haushalt. Und mein Zimmer räum' ich sowieso jeden Tag dreimal auf...“ Alle lachten als sie ihn so reden hörten. Anka meinte dazu: „Im Haushalt musst Du mir nicht helfen. Vielleicht hin und wieder beim Abwasch helfen, das wäre nett.“ „Und Du musst jeden Tag mindestens eine Stunde an die frische Luft,“ verordnete Kevin. „Aber nicht in deiner Drachengestalt. Weil so lernst Du niemals mit den anderen Kindern zu spielen,“ ergänzte Peter. „Außerdem genügt es, wenn Du Dein Zimmer einmal in der Woche gründlich aufräumst. Die meisten Kinder erledigen das samstags.“
„Wir kümmern uns jetzt erst einmal um den Silvesterabend,“ wechselte Jens das Thema. Ihr drei könnt ja später dazu kommen, wenn ihr eure Zukunftspläne geschmiedet habt,“ zwinkerte er dabei. „Aber haltet uns auch wenigstens einen halben Tag in der Woche frei, für Flugstunden und was dazu gehört.“ „Ist notiert. Meinetwegen auch einen ganzen Tag,“ erklärte Anka lachend.

Mit dem Taxi fuhren alle heiter und ausgelassen zurück in die Klinik.
Anka und Peter regelten sofort mit der Verwaltung die Unterbringung von Christofer. Praktischer weise hatte Anka bereits zwei Betten in ihrem Zimmer.
Zum Einkaufen gehen war es inzwischen jedoch bereits zu spät. Die Geschäfte hatten fast alle schon geschlossen. Die Kinderbetreuung zauberte aus irgendeinem Fundus ein paar Kleider, so dass Christofer nicht ständig in denselben Sachen herumlaufen musste. Sogar eine Badehose war dabei, und so vergnügten sich die drei gleich als erstes im Klinik eigenen Schwimmbad.

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« Antworten #13 am: 07.April.2013, 16:57:15 »

Silvester

Jens hatte sich der Klinik gegenüber bereit erklärt, die Feier für die Silvesternacht zu organisieren, und natürlich halfen ihm seine beiden Freunde dabei. Steffi hatte er dringend Bettruhe verordnet. Bereitwillig legte sie sich hin, nachdem sie noch wie versprochen den zweiten Energieriegel zu sich nahm.
Steffi wollte den Tag noch einmal Revue passieren lassen, aber schon nach wenigen Minuten war sie, trotz zusätzlichem Energieschub, tief und fest eingeschlafen.

Die meisten der Patienten hatten sich über die Feiertage von der Reha befreien lassen und verbrachten den Jahreswechsel bei ihren Lieben zu Hause. Diejenigen, die noch dageblieben waren, hatten zum Teil Besuch bekommen und überlegten noch wo sie in die Nacht hinein feiern wollten. Schließlich mussten alle kurz nach Mitternacht wieder zurück in der Klinik sein, „Das ist ja fast wie bei Aschenputtel,“ wie sie sich einig waren.
Jens hatte durchblicken lassen, dass die Dekoration ähnlich einem Maskenball sein würde. 'Und um Mitternacht, beim zwölften Glockenschlag, ist alles wieder vorbei und jeder lässt seine Maske fallen.'

Der Festsaal, den die wenigsten bisher gekannt hatten, wurde erst eine Stunde nach dem Abendessen geöffnet. Solange mussten sich alle gedulden. Das offene Thema „Mittelalter“ wurde zwar bekannt gegeben, doch nur wenige konnten sich etwas darunter vorstellen oder hatten entsprechende Kostüme dabei.
Doch wie sich bei der Öffnung des Saales herausstellte, hatten die Freunde an alles gedacht. Eine ganze Garderobe voll mit Kostümen, die man zur Zeit der Salzsieder, Bauern und Ritter im Mittelalter getragen hatte, stand bereit. Und auf dem Tisch lagen die verschiedensten Masken und Helme hinter denen man sich verbergen konnte.
Die Dekoration im Saal selber war jedoch durch nichts zu toppen. Der Festsaal sah aus wie ein Burghof auf einer Ritterburg. Selbst die Terrasse war mit einbezogen, wenn auch nicht zugänglich.
Durch die Scheiben konnte man dort einen großen westlichen Drachen in Ketten bewundern. Der Drache sah fast genauso aus wie Draco aus dem Film Dragonheart. So manch einer fragte sich den Abend über, woher die Klinik die Dekoration und die Effekte hatte. Denn der Drache spukte von Zeit zu Zeit Feuer in die Luft, und er sah verflixt echt aus.

Die Freunde hatten sich einheitlich für Salzsieder entschieden, nur Christofer bevorzugte es ein Ritter zu sein. Sein Helm war aus Pappmaché hergestellt worden, das man auf einen Luftballon geklebt hatte und anschließend mit einer metallic Farbe überzogen hatte. Die filigranen Ornamente hatte man mit Pinsel aufgemalt.
Die Masken der Männer waren in grau und weiß gehalten und nur die Augen konnte man sehen. Der untere Teil des Gesichts bis zum Kinn war mit Stoff verhangen.  Die Frauen steckten sich mit Haarnadeln eine Art Netzmaske ähnlich einem Gardinenstoff oder dünnem Nylon vor das gesamte Gesicht.
Steffi hatte ein besonderes Geschick darin, den Frauen auf Wunsch in Windeseile eine Hochsteckfrisur zu zaubern und daran die Netzmaske kunstvoll zu befestigen.

Der Maskenball war wirklich etwas besonderes und deshalb sprach es sich wie ein Lauffeuer durch die ganze Klinik. Kaum jemand hatte jetzt noch das Bedürfnis irgendwo anders hinzugehen. Fast alle waren gekommen und hatten Spaß  daran sich zu verkleiden.
Die kostenlosen Getränke waren zwar einfach gehalten und bestanden durchweg aus alkoholfreien Fruchtsäften in Form von Bowle oder warmem Punsch, oder einfach nur als Tee oder Saft, doch sie schmeckten so köstlich, dass mancher Patient durchgehend an der Bar oder am Buffet verweilte.
Zum Knabbern standen Schüsseln mit Fladenbrot und die üblichen Knabbereien auf den Tischen oder Waffelteig neben einem Waffeleisen, für Waffeln, welche man sich selber aus backen konnte.
Den DJ machte Mark und hatte dafür Musik für jedermanns Geschmack, sowie auch passendes für die Mittelalterkulisse gewählt.
Zu Beginn des Abends trauten sich noch nicht sehr viele Patienten zu tanzen. Alles im Saal und drum herum musste zuerst inspiziert und begutachtet werden.

Jens gab Mark ein Zeichen und nahm Steffi mit auf die Tanzfläche um ein wenig Stimmung und Atmosphäre zu schaffen. Zu einer Polka zeigten beide ein paar leichte einprägsame Schritte und luden die Umstehenden zum Mitmachen ein.
Nach und nach füllte sich die Tanzfläche und Begeisterung machte sich breit. Nachdem die Polka gleich fünfmal hintereinander gespielt wurde, ließ Mark einen Kreis bilden und alle tanzten die leicht merkbaren, vorgemachten Schritte von Jens und Steffi nach.
Mit der Zeit vergaßen die meisten Patienten, wer sich hinter welcher Maske verbarg. Jeder tanzte und unterhielt sich mit Jedem.

Im Nu ging es auf Mitternacht und den Jahreswechsel zu. Das bemerkten viele allerdings erst, als die Organisatoren bereits den Sekt auf den Tabletts anboten. Christofer, der gar nicht müde zu werden schien, durfte helfen und hatte ein kleineres Tablett mit Saft und Kindersekt, welches er galant jenen reichte, die keinen Alkohol mochten oder ihn nicht vertrugen.

Pünktlich um Mitternacht fielen alle Masken. Man prostete sich zu und wünschte sich gegenseitig ein Gutes Neues Jahr. Und anschließend bewunderten die Patienten und ihre Angehörigen von dem leicht erhöhten Standort der Klinik das Feuerwerk, das das Neue Jahr begrüßte.
Den Drachen hatte Jens ein paar Minuten zuvor von seinen selbst gewählten Ketten gelöst und dankend nach Hause geschickt.

Die Freunde standen beisammen und ließen die letzten Tage noch einmal an sich vorbei ziehen. Sie waren fest zusammen gewachsen, als wenn sie schon immer zusammen gehören würden. „Und auch für Christofer werden wir in den nächsten Tagen eine Lösung finden, damit er bei uns bleiben kann,“ meinte Anka zuversichtlich. Und Peter ergänzte: „Dem Kommissar wird es gefallen, wie toll Du Dich entwickelt hast, Christofer.“ Der Junge war kaum wieder zu erkennen. Begeistert war er seinen Wunscheltern um den Hals gefallen.
„Und darauf lasst uns anstoßen,“ vollendete Jens die Lobeshymnen.
 „Auf eine neue gemeinsame Zukunft!“

Christofer war am Schluss doch noch zu neugierig. „War der Drache eigentlich echt?“ Jens grinste geheimnisvoll und nickte. „Ja, aber wir sagen's niemandem,“ zwinkerte er Christofer zu. „Das bleibt unser Geheimnis.“

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« Antworten #14 am: 07.April.2013, 17:20:26 »

Aufgeflogen

Bereits eine halbe Stunde nach Mitternacht war Ruhe in die Klinik eingekehrt. Selbst Steffi wurde von Jens mit einem zärtlichen Gute-Nacht-Kuss verabschiedet: „Du brauchst Deinen Schlaf, liebste Steffi. Es war ein sehr langer und anstrengender Tag für Dich.“ „Für Dich aber auch, liebster Jens. Ich freu' mich schon darauf, wenn wir hier wieder weg kommen. Ich vermisse Dich ... irgendwie.“ Jens konnte seine Partnerin nur zu gut verstehen. „Ich vermisse Dich ebenfalls, Liebes. Ein paar Tage, Christofer zu Liebe, müssen wir noch durchhalten.“
Er zog Steffi in einer dunklen Ecke in seine starken Arme und küsste sie leidenschaftlich. Steffi gab sich für den Moment ebenfalls ihren Gefühlen hin und genoss die Liebkosungen in vollen Zügen. Nach einem langen sinnlich intensiven Kuss lösten sie sich widerstrebend voneinander und wünschten sich auf dem Gang wie hinter einer Maske ganz förmlich 'Gute Nacht'.
Ein Schatten huschte am Fenster entlang und war gleich darauf wieder verschwunden. 'Was war das eben?' Beide hatten etwas gesehen, waren sich jedoch nicht sicher was es gewesen war. 'War es etwas von Bedeutung, dann werden wir das bald wissen,' gab Jens zu verstehen.

Steffi ging in ihr Zimmer. Sie wollte nur noch schlafen, obwohl sie bereits am Mittag tief und fest geschlafen hatte. Sie war gerade unter ihre kuschelige Bettdecke geschlüpft und hatte das Licht gelöscht, als es an ihrer Tür klopfte. 'Hatte Jens etwas vergessen?'
Sie fragte nach: „Wer ist da, bitte?“ Ein rascheln, dann kam Antwort: „Ich muss dringend mit Ihnen reden.“ Steffi kannte diese Stimme nicht. „Kann das nicht bis morgen warten? Es ist mitten in der Nacht!“
Steffi setzte sich auf und machte das Licht an. 'Natürlich konnte nichts bis zum Morgen warten, weswegen man mitten in der Nacht an fremde Türen klopfte... - Jens?!' 'Ja, Liebes?' Jens hatte die Dringlichkeit gehört.
'Bei mir steht jemand vor der Tür und will mit mir Reden. Ich bin mir sicher, es geht dabei um uns beide.' Steffi hatte die flüsternde Stimme vor der Tür nicht mehr gehört, wohl aber das Rascheln. „Nein, kann es nicht! Morgen könnte es bereits zu spät sein!“
Steffi schlüpfte aus dem warmen Bett und ging zum Bad. „Einen Moment, bitte. Ich komme ja schon.“ Dort hatte sie ihren flauschigen weißen Bademantel und zog ihn sich über. Dann ging sie zur Tür und öffnete sie.
Vor ihr stand eine junge Frau zwischen fünfundzwanzig und dreißig. „Darf ich?“ fragte sie mit einem unergründlichen kalten Lächeln und wartete die Antwort gar nicht erst ab. Stattdessen war sie zielstrebig an Steffi vorbei ins Zimmer gerauscht.

Steffi stand verdutzt da. Was wollte die Frau da mitten in der Nacht in ihrem Zimmer?!
Die Frau drehte sich suchend im Raum und fand offensichtlich nicht, was sie gemeint hatte zu finden. Steffi war verärgert über das Verhalten dieser Person. Sie musste ihre Wut runter schlucken, bevor sie in einem höflichen, aber eisigen Ton fragte: „Und? Haben Sie gefunden, was Sie gesucht haben?!“ Die Frau war verdutzt und verwirrt. 'Ich war mir so sicher gewesen!'
Steffi wartete noch immer auf eine Antwort. Sie konnte zwar hören, was die Patientin gedacht hatte, aber das interessierte sie jetzt nicht. In kühlem, berechnendem Ton fragte sie noch einmal: „Wer sind Sie?! Und wer gibt Ihnen das Recht hier in mein Zimmer zu stürmen... und das mitten in der Nacht?! - Nein, warten Sie noch mit der Antwort. Es fehlt noch jemand... vermutlich der, den Sie suchen!“ Bei ihren letzten Worten besah sich Steffi die Frau ganz genau. Ein wenig Mitleid hatte sie ja schon... '… reize niemals einen Drachen!...'
'...sonst erlebst Du den nächsten Tag nicht, oder aber dein blaues Wunder,' ergänzte Jens sie in Gedanken. 'Ich steh vor Deiner Tür, Liebes. Sei bitte nicht zu streng mit ihr. Denk daran, wo wir gerade sind.'  Steffi richtete ihre Stimme zur Tür. „Herr Mattens, sie können herein kommen.“
Allein diese Worte genügten bereits, dass die Frau aschfahl im Gesicht wurde und um Luft rang. 'Wie konnte Frau Reimor wissen, dass da jemand vor ihrer Tür war? Ich bin doch selber gerade noch allein davor gestanden,' überlegte sie irritiert.
Als dann gespenstisch leise die Tür geöffnet wurde und Herr Mattens höchst persönlich darin stand, gab ihr das den Rest. Sie ließ sich mit letzter Kraft auf den einzigen Stuhl im Raum sinken und begann lautlos zu schluchzen.

Steffi und Jens sahen sich überrascht und erschrocken an. Da war jemand vor ihnen zusammengebrochen, noch bevor sie ihre Vorwürfe und Beobachtungen los werden konnte. In Steffi war, trotz allem was die Frau ihnen antun wollte, der Beschützerinstinkt erwacht.
Sie holte vom Tisch ein frisch gefülltes Wasserglas und gab der Frau zu trinken. Jens, in Erster Hilfe ausgebildet, fühlte vorsorglich den Puls der Patientin. Der Puls war im normalen Bereich, und langsam bekam sie auch wieder Farbe im Gesicht.
„Es tut mir leid... es tut mir so leid...“ stammelte die Frau immer wieder. Steffi legte ihre linke Hand beruhigend auf den Rücken der Patientin. „Jetzt sagen Sie uns erst einmal wie Sie heißen,“ redete Steffi beruhigend auf sie ein. Die Frau wurde ruhiger und sammelte sich wieder. Sie blickte von einem zum anderen. „Ich heiße Maria. Maria Schneck. - Und ich schäme mich so dafür,  dass ich dachte Sie hätten ein Verhältnis miteinander. - Heute Abend war ich so fest davon überzeugt, dass ich es genauer wissen musste... Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen kann.“
Jens sah Steffi heimlich an. 'Ich liebe Dich, mein Schatz.' Steffi lächelte und nickte mit einem Augenaufschlag. Sie wurde gerade von Maria beobachtet, die das alles immer noch nicht begreifen konnte. „Maria, wie sind Sie denn nur darauf gekommen...?“
Steffi wurde von Maria unterbrochen, die sich alles möglichst schnell von der Seele reden wollte. „Als ich vorletzte Woche hier ankam, war ich ganz allein. Ich hab mich hilflos und verloren gefühlt. Dann waren da ein paar Frauen in meinem Alter, die mich quasi aufgenommen haben in ihrer Runde. Ich war so dankbar und hab das auch immer wieder gesagt. Die Frauen müssten Sie eigentlich auch kennen, Herr Mattens. Wir waren bei jeder Ihrer Veranstaltung, Spiele oder Wanderungen. Jede einzelne, mich eingeschlossen, himmelt Sie an.“
Bei diesem Geständnis wurde Maria rot und sah verlegen auf den Boden.
Steffi grinste ihren Lebensgefährten an und sendete ihm: 'Ich himmle Dich auch an, mein Frauenschwarm, mein Verhältnis und mein Geliebter.' Jens, von so vielen Komplimenten überschüttet, wusste zunächst nichts zu erwidern. Er reichte stattdessen Steffi hinter Marias Rücken die Hand und drückte sie liebevoll. „Ich kann und darf in der Klinik niemanden bevorzugt behandeln, es sei denn, derjenige gehört zu meiner Familie. Was meinen Sie, was sonst geschehen würde?“ Jens lächelte Frau Schneck aufmunternd an. „Und was ist dann passiert?“ Jetzt wollten die beiden alles wissen.
Maria überlegte, wie sie weiter erzählen sollte. „Na ja, wir haben Sie eifersüchtig beobachtet und immer wieder gesehen, dass Sie sich mit Ihr... mit Steffi Reimor, unterhalten haben. Aber sonst mit keiner anderen Frau so viel wie mit ihr... oder, warten Sie... da war noch die andere, Anka Müller hieß die, glaube ich. Aber die haben wir von der Liste gestrichen, weil die ja mit Peter... Peter Narender, oder so, geht. Und... hatte die nicht heute Abend ein Kind dabei?...“
„Aber hallo, ihr seid ja richtige... Detektive,“ gab Jens spontan von sich. '...oder Stalker,' erwiderte Steffi ironisch in Gedanken. 'Da ist man seines Lebens ja nicht mehr sicher.'
Steffi war leicht schockiert und spann den Gedanken entsetzt weiter. 'Am Ende wissen die auch noch, dass wir keine normalen Menschen sind!'
Jens war der Gedanke eben auch gekommen. 'Jetzt geben wir denen erst mal genug Zündstoff mit uns beiden. Und ich begebe mich morgen gleich zum Leiter der Klinik und werde ihm alles beichten.'

Maria wusste jetzt nicht, ob sie das wirklich als Lob verbuchen konnte. „Sie scherzen, Herr Mattens. Denn letztlich hatten wir, Entschuldigung, wenn ich es noch einmal erwähne, mit Ihnen beiden unrecht, oder nicht?“ Jens nahm Steffis Hand und kam damit hinter Marias Rücken nach vorne. „... oder nicht,“ wiederholte er Marias Worte. „Ja und nein.“
Jetzt war Maria verwirrt und staunend blieb ihr sogar der Mund offen stehen. „Sie bekommen jetzt ein Geheimnis anvertraut. Hüten sie es gut.“ Verwirrt schaute Maria von Herrn Mattens zu Steffi Reimor, und dann sah sie dazwischen die Hände der beiden. „Ihr... Sie... beide...“ stotterte sie. „Ja, wir beide. Jens und ich,“ gab Steffi zu. „Aber wir haben kein Verhältnis oder Abenteuer miteinander... und er ist auch nicht mein Kurschatten, wie ihr vermutet hattet, obwohl?...“ verschmitzt lächelnd sah sie ihn an.
„Steffi und ich,“ begann Herr Mattens von neuem um alle Missverständnisse auszuräumen. „Wir beide sind schon seit ein paar Jahren fest zusammen. Nur durfte das von den Patienten keiner wissen. Weil  eben sonst genau das hier dabei passieren würde.“
Maria nickte betroffen. „Ich glaube, ich hab's verstanden. Und ich darf's niemandem sagen?“ Jens und Steffi nickten. „Uns wäre es lieben, wenn Sie das als Geheimnis wahren würden. In einer Woche sind wir eh weg, dann wird niemand mehr danach fragen,“ erklärte Jens.
„Und jetzt sollten wir alle rasch schlafen. Es ist schon sehr spät... oder vielleicht sollte ich sagen... schon wieder sehr früh.“ Maria stand auf und verabschiedete sich. „Gute Nacht zusammen und noch mal Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.“ „Gute Nacht, Frau Schneck. Und schlafen Sie gut.“

„Und nun Frau Reimor? Wie wäre es jetzt mit Schlafen?“ neckte Jens seine Angebetete. „Aber gerne, Herr Mattens. Bei Dir oder bei mir?“ erwiderte sie spontan und wurde gleich darauf wieder ernst. „Meinst Du, Du könntest es hin bekommen, dass wir die letzten paar Tage noch zusammen verbringen können, ich meine die Nächte natürlich.“ Jens spürte, dass es Steffi sehr Ernst damit war. „Ich schau morgen was sich machen lässt, meine Liebste.“
Er verabschiedete sich noch einmal mit einem sehr innigen Kuss, der sie beide um ein Haar auf's Bett gleiten ließ. Jens beugte sich über Steffi und setzte sie sanft auf dem Bettrand ab. Dann strich er ihr noch einmal zärtlich über ihr samt weiches herrlich duftendes Haar. „Gute Nacht, Steffi. Du bist mein Leben. Ich liebe Dich.“
Dann drehte er sich rasch um und schloss leise die Tür hinter sich. Zurück blieb eine traurige, und dennoch auch glückliche Steffi, die mit Tränen in den Augen ein schlief.

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« Antworten #15 am: 07.April.2013, 17:30:53 »

Herr Riesander

Jens hatte sich gleich am frühen Morgen, noch vor dem Sonntagsbrunch, mit seinem Vorgesetzten in Verbindung gesetzt und gebeichtet. Er hatte ausführlich berichtet, wie sie sich verhalten hatten, und er hatte auch nicht den Vorfall von letzter Nacht ausgelassen. Nur die Sache mit den Drachen hatte er wohl wissend verschwiegen.
„Und eine kleine Bitte hätte ich noch, wenn das möglich wäre. Meine Lebensgefährtin und ich würden gerne noch für die restlichen paar Tage in einem Zimmer zusammen wohnen.“ Jens sah Herrn Riesander bittend an. Seine Kräfte für die Überredungskünste wollte er besser nicht einsetzen. Es waren immer noch die gefährlichen oder besser unangenehmen Rauhnächte.
Sein Chef sah ihn nachdenklich an. Herr Riesander hatte mit etwas über siebzig seine besten Jahre schon hinter sich, sah jedoch für sein Alter noch sehr rüstig und agil aus. Er konnte knallhart kalkulieren, war aber auch tolerant, wenn man ihm offen entgegen trat.
Seine ernste Erscheinung und sein strenges Aussehen straften ihn Lügen, wenn man genauer hinsah und die Lachfältchen um die Augen sah.
„Nachdem was Sie mir bereits erzählt haben, wäre es gerade zu sträflich es nicht zu tun. Nur, Sie sollten sich den Patienten, und vor allem gegenüber den Frauen, klar äußern. Mir persönlich wäre es allerdings lieber gewesen, wenn Sie verlobt oder besser verheiratet gewesen wären, um die familiäre Bindung deutlicher hervor zu heben.“

Jens Mattens musste sofort mit Steffi reden. In Gedanken formulierte er eine Bitte an sie. 'Liebste Steffi. Können wir uns bitte sofort vor der Verwaltung treffen? Es ist sehr wichtig!' Als Antwort erhielt er nur ein knappes 'Ich bin eh gleich bei Dir, Liebster!' Seinem Chef sagte er: „Wenn es Ihnen recht ist, stelle ich sie Ihnen gerne vor. Sie ist bereits auf dem Weg hierher.“
Herr Riesander schüttelte ungläubig den Kopf und lächelte. „Wie machen Sie das nur? - Und, ja. Bringen Sie sie herein, wenn sie da ist.“ Mit dem Kopf nickend widmete er sich wieder seinen Unterlagen.

Das Wetter draußen wurde auch immer trüber. Sie hatten Schnee vorher gesagt, sehr viel Schnee.

Jens machte gerade die Tür hinter sich zu, als Steffi ganz atemlos die letzten Stufen zum obersten Stockwerk in die Verwaltung hoch gelaufen kam. Er freute sich und lächelte, als er sie sah. „Schön, dass Du so rasch kommen konntest, Liebes.“ Er gab ihr einen zärtlichen Kuss, trotz ihres Protestes. „Und wenn uns jemand sieht?“
Er gab ihr daraufhin gerade noch einen Kuss, der intensiver und zärtlicher als der vorhergehende war. Bei so einem Kuss wurde Steffi wie immer wachsweich. Gegen soviel Liebreiz hatte selbst sie keine Macht.
Und sie wollte sich auch nicht mehr wehren. Sie wusste ganz genau, was ihr jetzt lieber wäre, so in seinen Armen zu liegen und zu verschmelzen oder hören zu wollen, weshalb er sie gerufen hatte.

Und dann war da noch die Meute junger Frauen, die meinten sie hätten bei Herrn Mattens mehr Chancen als Steffi. Jens hatte Steffis letzte Gedanken unweigerlich mitbekommen, so eng waren sie miteinander verbunden. „Wie... eine Meute Frauen?“ fragte Jens überrascht. „Na die, die mir gerade durchs Treppenhaus gefolgt sind. Ich hab bis zum dritten Stock den Aufzug genommen und bin den Rest hier hoch gejoggt, damit sie nicht sehen, wo ich tatsächlich hin will. Mein Bedarf an Frühsport für heute ist gedeckt,“ erklärte Steffi ironisch.
Jens schmunzelte. „Und jetzt suchen Dich wie viele Frauen im dritten Stock?“ Steffi war im Moment jedoch gar nicht zum Lachen zu mute. „Falls sie meine List noch nicht durchschaut haben... zuletzt waren es ungefähr acht Frauen. Und sie sind eigentlich hinter Dir her. Irgendjemand kam auf die schlaue Idee, dass Du nie sehr weit weg von mir sein kannst, und wenn sie mir folgen, bekommen sie Dich automatisch.“ Steffi war schon wieder ziemlich aufgebracht, und Jens war umso entsetzter, da er genau so eine Situation vermeiden wollte.
„Steffi, ich denke, da gibt es für uns nur noch eine Möglichkeit um aus diesem Chaos gemeinsam heraus zu kommen. Ursprünglich hatte ich mir dazu eine geeignetere Situation gewünscht. Ich fürchte, es ist mein Fehler, dass wir das nicht längst gemacht haben. Wir sind nun schon so lange zusammen, dass ich mir ein Leben ohne Dich gar nicht mehr vorstellen kann.“

Er nahm dabei feierlich ihre Hände in die seinen und sah sie so eindringlich an, dass Steffi sofort ihre innere Verbundenheit spürte und sie nur noch mit dem Kopf nicken konnte. Ihre Augen strahlten ihn voller Freude und Liebe an. Sie konnten sich gegenseitig bis tief in die Seele sehen. Jens sprach die Worte nicht über seine Lippen. Er brannte sie unauslöschlich in ihren gemeinsamen Mittelpunkt.
'Steffi, ich möchte mit Dir und an Deiner Seite durchs Leben gehen, egal was da kommen mag. Albino, ich möchte Dich beschützen und mit Dir zusammen unsere Nachkommen groß ziehen. Ich gebe mein Leben für Dich, um Dich zu schützen. Ich möchte mit Dir immer und ewig leben und Dich lieben. - Ein Herz und eine Seele. In ewiger Liebe vereint. Für immer und ewig.'
Steffi war so überwältigt von diesen Worten, die tief in ihnen nach hallten. Sie wusste, sie musste auch etwas dazu sagen, um diese innere Verbundenheit komplett zu machen. Doch sie war viel zu aufgeregt und unvorbereitet, als dass sie wüsste, welche Worte sie hätte erwidern müssen.
Sie versuchte es dennoch und ließ sich von ihrer Intuition leiten:
'Jens, auch ich wünsche mir nichts sehnlicher als mit Dir und an Deiner Seite durchs Leben zu gehen.'
Sie spürte mit einem Mal eine Veränderung in sich. Sie fühlte sich leicht und Körperlos. 
'Argus? … Argus, mit Dir möchte ich viele Nachkommen haben und sie aufwachsen sehen. Ich bin Dein, so wie Du zu mir gehörst. Wir sind eins - ein Herz und eine Seele. In ewiger Liebe vereint. Mit Dir will ich leben und Dich lieben. Für immer und ewig.'
Steffi wusste nicht, woher sie die passenden Worte hatte. Aber sie hatten bewirkt, dass sie nun für immer zusammen sein würden. Nichts und niemand würde sie je wieder trennen können.

Sie fühlte sich von der Magie der Worte noch etwas schwindelig und leicht trunken. Jens hielt sie deshalb fest in seinen starken Armen und küsste sie zärtlich. „Meine Liebste, mein Leben.“
Zärtlich strich er Steffi über ihr widerspenstiges gelocktes Haar. „Eine Feier holen wir auf jeden Fall nach, wenn alles vorbei ist. Darf ich Dich erst einmal als meine Verlobte vorstellen? Unsere tatsächliche Verbundenheit besagt zwar viel mehr, jedoch würde das kein Außen stehender verstehen können. Steffi Mattens in spe?“ Steffi lachte glücklich und nickte. „An den Namen muss ich mich erst noch gewöhnen, aber er klingt gut.“ „Dann lassen wir meinen Chef nicht länger warten, zumal ich jetzt auch hören kann, welche Qualen Du für mich ertragen musstest.“ 
Im Treppenhaus kam der Lärm der aufgebrachten Frauen allmählich näher. Rasch klopfte Jens an die Tür und wartete bis ein „Herein“ von drinnen zu hören war. Er öffnete die Tür zum Büro und schob Steffi vor sich in das Zimmer.
„Das ging aber schnell,“ meinte die Person hinter dem Schreibtisch, stand auf und kam auf Steffi zu. Jens stellte die beiden einander vor. „Herr Riesander, darf ich Ihnen meine Verlobte vorstellen, Frau Stefanie Reimor. - Steffi, ich darf Dich bekannt machen mit meinem Chef, Herrn Riesander.“ Herr Riesander hob bei dem Wort 'Verlobte' eine Augenbraue und lächelte jedoch wohlwollend. „Geschmack haben Sie ja, Herr Mattens. Wenn ich das so sagen darf.“
Steffi errötete leicht und lächelte zaghaft bei dieser eingehenden Musterung. „Danke, Herr Riesander. Aber ich fürchte, er muss mich erst noch gleich verteidigen, wenn Sie auf die aufgeregten Frauenstimmen da draußen hören.“
Dem Leiter der Klinik war der Tumult vor der Tür ebenfalls schon aufgefallen. „Na dann, Herr Mattens, auf in den Kampf,“ zitierte er. „Ihre frisch gebackene Verlobte ist bei mir solange in guten Händen.“
Ganz so hatte es sich Jens zwar nicht vorgestellt, doch leider ließ ihm sein Chef keine andere Wahl, und Steffi zuckte hilflos mit den Schultern. 'Wenn Du mich brauchst, werde ich wie ein Racheengel über sie kommen,' unkte Steffi.

Jens ging zum Beschwichtigen vor die Tür, und Steffi war in Gedanken bei ihm. Deshalb hörte sie zunächst gar nicht, was Herr Riesander sie fragte. „Entschuldigung, ich war ganz in Gedanken bei Jens … Herrn Mattens, meine ich.“ „Schon gut,“ erwiderte er. „Junges Glück sollte man eigentlich auch nicht trennen. - Sagen Sie, kennen Sie Herrn Mattens schon länger?“ Steffi überlegte, ob das eine Fangfrage sein könnte. Sie beschloss dann jedoch so ehrlich wie möglich zu bleiben, da sie so spontan nicht wissen konnte, was Jens selbst schon preisgegeben hatte.
„Ich kenne Jens nun schon seit ein paar Jahren. - Wir sind uns vor fast sechs Jahren an der Nordsee begegnet.“ Herr Riesander schwelgte in Erinnerungen. „An der Nordsee begegnet... Ich war früher auch viel an der Nordsee. Ich habe dort sogar noch einen Bekannten, der bei der Polizei arbeitet.“
Steffi wusste nicht, ob der Chef noch immer nur in Erinnerungen schwelgte, oder ob gleich die Flut über sie hereinbrechen würde. Aber die Küste an der Nordsee war lang. Vielleicht machte sie sich nur unnötig Sorgen.
Sie nickte als aktive Zuhörerin lächelnd mit dem Kopf. Aber ihre empfindsamen Antennen waren alarmiert. Sowohl innerlich, vor die Türe nach draußen blickend, als auch Herrn Riesander aufmerksam zuhörend, stand sie fast unter Hochspannung und durfte sich jedoch nach außen hin nichts anmerken lassen.

Herr Riesander holte tief Luft. 'Gleich kommt's,' dachte Steffi nur und hörte weiter zu. „Mein Freund hatte einmal von einer Wandergruppe mit Kindern erzählt, die im Watt beinahe ertrunken wäre.“ Steffi tat überrascht und besorgt. „Die Kinder hatten hinterher die tollsten Fantasiegeschichten. Von wegen Drache oder Riesenvögel und so.
Meinen Freund ließ das niemals ganz in Ruhe. Aber er hat nie wieder etwas davon gehört. Das muss jetzt auch ungefähr fünf oder sechs Jahre her sein. Er sprach noch davon, dass kurz danach eine Person aus der Wandergruppe, einen Abschiedsbrief hinterlassend, aus einer Klinik spurlos verschwunden sei...“
Er schwieg und sah Steffi dabei aufmerksam an, diese ließ sich jedoch nichts anmerken. Dann schaute er gedankenverloren dem immer stärker werdenden Schneetreiben vor dem Fenster zu ohne dieses wirklich zu sehen. Etwas in Steffi regte sich. Sie wollte den Mann unbedingt in den Arm nehmen und trösten; warum, das wusste sie nicht.

Stattdessen erhob sie sich abrupt vom Stuhl, so dass dieser fast nach hinten kippte und wich ihren Gefühlen dadurch aus. „Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment. Ich werde mal nach draußen sehen und meinem Lebensgefährten zu Hilfe eilen.“
Mit schnellen Schritten war Steffi an der Tür und kam Jens im Rechten Moment zu Hilfe. Sie nutzte ihren Überraschungsmoment und lief direkt auf Jens zu, legte ihre Arme um seinen Hals und gab ihm einen liebevollen Kuss, der vielleicht einen Moment länger dauerte als erwartet.
Dann drehte sich Steffi um und behielt ihren Verlobten schützend hinter sich. Ihre Augen funkelten gefährlich als sie jede einzelne der Frauen anblickte.
„Ich wusste gar nicht, dass hier in der Klinik so akuter Männermangel herrscht! Herr Mattens ist bereits vergeben, und das wollte er euch Mädels möglichst schonend beibringen. Aber wenn ich mich hier um blicke, denke ich, ihr wollt gar nicht geschont werden! Dann lasst euch folgendes gesagt sein: Jens Mattens und ich sind gemeinsam hierher gekommen, und wir werden auch gemeinsam wieder gehen!“

Herr Riesander war Steffi langsam gefolgt und hatte das leidenschaftliche Plädoyer aufmerksam verfolgt. Bevor jedoch eine der Frauen etwas sagen konnte, rief der Chef der Klinik belustigt: „Meine Lieben, die Show ist vorbei, sie dürfen jetzt alle zum Frühstücken oder zum Brunch gehen! Im Übrigen sind die beiden hier verlobt!“
Ein enttäuschtes Aufstöhnen war zu hören und leises Getuschel. Einige von ihnen riefen vorwitzig und provozierend: „Die tragen ja gar keinen Ring! - Das kann jeder behaupten! - Ihr seid ja gar nicht richtig verlobt!“ Jens sah fast verzweifelt zu Steffi und dann zu seinem Chef. Der nahm, als hätte er das vorausgesehen zwei Ringe von seinen Fingern und reichte sie Jens. Jens flüsterte dankend: „Die bekommen Sie wieder, versprochen. Sie haben etwas gut bei uns.“ 'Worauf Du Dich verlassen kannst,' kam wie ein ungewohnter Echohall zurück. Beide, Steffi und Jens, hatten das gehört und schauten Herrn Riesander fragend und überrascht an. Der zuckte nur lächelnd mit den Schultern.
Die Ringe passten seltsamerweise wie angegossen. Und mit dem Anstecken der Ringe verstummte auch der letzte Tumult. Die Frauen gingen enttäuscht und sich leise unterhaltend wieder nach unten, denn bis zum Brunch war nicht mehr lange.

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Die Ringe

Jens und Steffi standen noch unschlüssig da. „Na, dann kommt schon rein. Ich erzähle euch die Geschichte um diese Ringe.“ Beide folgten neugierig.
„Habt ihr euch die Ringe einmal genauer betrachtet?“ fragte er, nachdem sie wieder Platz genommen hatten. Beide schüttelten verneinend den Kopf, schließlich hatten sie diese noch keine fünf Minuten.
Steffi bekam ihren Ring als erste wieder ab und betrachtete ihn eingehend. „So eine Verzierung rings herum habe ich noch nie gesehen.“ Jens schaute mit auf Steffis Ring. Seiner saß immer noch wie angegossen und ließ sich so gut wie gar nicht bewegen. „Sonst fällt euch nichts an dem Ring auf?“ Herr Riesander klang ein wenig enttäuscht. „Schau mal da, innen drin,“ zeigte Jens auf ein paar seltsame Linien. „Da ist etwas aufgezeichnet... nein... da … steht etwas geschrieben ...“ Steffi wurde ganz warm ums Herz als sie die seltsamen Schriftzeichen las.
Herr Riesander rutschte vor Aufregung auf seinem Stuhl hin und her. „Hier steht: 'Ein Herz und eine Seele' Und dann steht hier weiter 'In ewiger Liebe vereint'  und ein dritter Satz 'Für immer und ewig'. Das sind exakt unsere Worte von vorhin. Wie kann das sein?“
Steffi und Jens sahen sich verbunden an und dachten an den innigen Moment ihrer engen Verbindung. 'Unsere Worte. Unser Schwur.'

Herr Riesander räusperte sich und bekam dadurch wieder die Aufmerksamkeit der beiden. „Ich wusste nie was diese Linien bedeuten sollten. Ich wusste nicht einmal, dass es Buchstaben einer fremden Sprache sind. Es hieß nur, dass meine Familie diese Ringe bewahren sollte bis der richtige Zeitpunkt gekommen wäre.
Mein Großvater gab sie mir bevor er starb, und so hatte es auch sein Großvater gemacht. Er erzählte mir so unglaubliche Geschichten, dass ich mir nicht sicher war, ob er nicht schon fantasierte.
Er erzählte, sein Großvater habe ihm auf dem Sterbebett gesagt, die Ringe seien im Drachenfeuer geschmiedet worden und er müsse sie mit seinem Leben beschützen.
Und so wurde es Generation um Generation erzählt. Wenn ihr jetzt darüber lacht, kann ich das verstehen. Mir fällt es selber heute noch schwer daran zu glauben.“
Jens verstand ihn nur zu gut. Wie lange hatte er selbst an sich und seinem Verstand gezweifelt als er eher durch Zufall erfahren musste, dass er ein Drache war. Aber eins war ihm noch nicht klar... „Wie kommt es eigentlich, dass Sie soviel über Drachen wissen? Oder woher wussten Sie, dass wir diejenigen sein sollten, welche die Ringe bekommen sollten?“
„Ganz ehrlich? Ich wusste es nicht. Es war mehr eine Ahnung als ich Ihrer Verlobten gegenüber gesessen bin, und es erschien mir dann logisch, bevor die Lage eskaliert wäre. Und ich vertraute auf eure Ehrlichkeit, dass ich die Ringe zurück bekommen würde, wenn sie euch nicht passen würden.
Aber da sie beide offensichtlich diese Schrift lesen können und die Ringe wie angegossen passen, hat sich das Warten für mich gelohnt, und mein Großvater war wohl doch nicht so verrückt wie alle, außer mir, glauben wollten. - Ob ihr nun etwas mit Drachen zu tun habt oder es nur Zufall war, dass die Ringe euch passen... ich weiß es nicht. Aber eines ist jetzt sicher: Es sind definitiv Ringe, die für euch hergestellt wurden. Selbst an meinen Fingern haben sie nie richtig gepasst.“

Steffi erinnerte sich daran, dass Herr Riesander vorher nicht zu Ende geredet hatte, als er von der Nordsee sprach. In Gedanken klärte sie Jens darüber auf, was sie seinem Chef erzählen wollte. Er nickte ihr zu und rückte noch näher an sie heran, und nahm sie in den Arm, als wollte er sie beschützen. „Herr Riesander?“ begann Steffi zaghaft und holte sich damit die gesamte Aufmerksamkeit von ihm.
„Sie erzählten mir von der Nordsee und von Ihrem Freund, und davon, dass die Kinder von Drachen und Riesenvögeln erzählten. Da Sie diese Ringe hatten, hatten Sie sich da nicht gefragt, warum an der Nordsee und nicht hier im Schwarzwald?“
Der Klinikchef sah Steffi verwundert an. „Nein. Damals machte ich mir keine Gedanken darum. Ich hatte die Ringe fast vergessen. Diese lagen wohl behütet zwischen anderen Erbstücken meines Großvaters. Erst als ich Ihren Namen, Frau Reimor, hier bei der Anmeldung las, fielen mir die ganzen Erzählungen von der Nordsee und von meinem Großvater wieder ein.
Seit diesem Tag habe ich die Ringe ständig bei mir getragen, in der Hoffnung, dass Sie die Richtige wären. Auf meinen Therapeuten wäre ich jedoch nie gekommen,“ zwinkerte er Jens Mattens zu.

„Vielleicht erzählen Sie mir armem alten Mann irgendwann mal mehr über sich. Bei mir sind Ihre Geheimnisse genauso sicher, wie ich weiß, dass Sie ein Geheimnis bewahren können. Als Sie nicht reagiert hatten bei meiner „Nordseegeschichte“, kamen mir sogar leichte Zweifel, ob Sie vielleicht doch nicht die Richtige wären.“
Steffi lächelte entschuldigend, auch weil in dem Moment ihr Magen heftig knurrte. „Ich war mir nicht sicher, ob und wie viel ich davon preisgeben durfte, ohne mich vorher abgesprochen zu haben,“ meinte sie abschließend.
„Keine Ursache. Und danke für euer Vertrauen. Jetzt gehen Sie beide rasch zum Brunch. Und anschließend lassen Sie sich von jemandem beim Umziehen helfen, dann geht es schneller. Ich geb's gleich in die Verwaltung weiter. ...falls da heute außer mir noch jemand arbeitet,“ ergänzte er lachend.
Steffi war so überglücklich, dass sie dem Chef impulsiv um den Hals fiel. „Vielen, vielen Dank, Herr Riesander. Sie sind der Beste.“ Dieser wurde fast verlegen von soviel Freude. „Schon gut. Sie müssen Ihren Verlobten umarmen, nicht mich. Er hat sich für Sie in die Höhle des Löwen gewagt,“ zwinkerte er schelmisch.
Steffi kam der Aufforderung sofort nach und fiel Jens liebevoll um den Hals. „Vielen Dank auch dir, Liebster.“ Jens küsste sie dezent und zärtlich auf den Mund und strich ihr mit den Händen sanft durchs Haar.

Dann verabschiedeten sie sich und gingen zu ihren Freunden in den Saal, wo schon ein Tisch mit köstlichem Brunch auf sie wartete. Mark hatte mal wieder die Küche mit seinem Charme bestochen und vom großen Buffet etwas abzweigen können.

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« Antworten #17 am: 07.April.2013, 17:50:04 »

Eingeschneit

Es hatte wieder zu schneien begonnen.
Christofer stand vor dem Fenster zur Terrasse und fand den Schnee ganz toll, der da in großen Flocken vom Himmel fiel. „So viel Schnee auf einmal habe ich noch nie gesehen, höchstens im Fernsehen!“ „Ja, diesen Winter scheint es besonders viel Schnee geben zu wollen,“ gab Anka zu, die den Schneeflocken mit einer gewissen Besorgnis zusah.
„Wenn es so weiter schneit, sind wir bald eingeschneit. Wir sind doch hier schon im Schwarzwald, oder?“ Peter nickte, „ja Schatz, wir sind hier im Schwarzwald, beziehungsweise am Rand davon. Aber hoch genug, dass wir theoretisch auch eingeschneit werden könnten. Wäre das so schlimm für Dich?“
Anka überlegte einen Moment. „Nein, eigentlich ist es mir egal. Ich hab meine Lieben um mich versammelt, was will ich mehr,“ lachte sie. „Wir sind zum Glück nicht unbedingt auf Wege angewiesen... na ja, ich schon noch. Aber das wird sich auch noch ändern, hoffe ich.“

Gerade kamen Jens und Steffi zur Tür herein. „Hallo zusammen. Habt ihr uns schon vermisst?“ fragte Jens fröhlich und Steffi strahlte übers ganze Gesicht. Kevin sah seinen Freund an. „Und? Hast Du es gemacht?“ Jens konnte und wollte seine Freude nicht verbergen. „Ja... und ja,“ strahlte er dabei. Die anderen kamen neugierig näher, nur Christofer fand das Schneetreiben und seine neue, noch recht kleine, Autosammlung interessanter.
„Dann darf man euch zu was eigentlich gratulieren?“ fragte Anka ahnungslos. Steffi  konnte vor Freude nicht mehr an sich halten. „Wir dürfen endlich zusammen ziehen! Und ich muss mich künftig nicht mehr verstellen,“ platzte es aus ihr heraus. Jens machte plötzlich ein nachdenkliches, fast trauriges Gesicht und lockte so die ganze Aufmerksamkeit auf sich. „Aber eines finde ich schade dabei...“ „Wie? - Was? - Was soll schade sein, Du Glückspilz?“ Fragten sie durcheinander und Steffi glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Entgeistert sah sie Jens an. 'Was sollte das nun werden?!'
„Schade eigentlich, dass ich Steffi nicht viel früher gefragt habe, ob sie nicht nur meine Gefährtin, sondern auch meine Frau werden will!“ verkündete Jens und hob dabei sein und Steffis Hand, damit alle die Ringe sehen konnten. Dann gab er ihr einen zärtlichen Kuss als Entschuldigung.

Jeder wollte sofort zur Verlobung gratulieren, bis es hinter ihnen einen lauten Plopp gab und sich alle überrascht danach umdrehten.
Mark hielt eine offene Sektflasche in der Hand und hob entschuldigend die Schultern. „Ich hoffe, wir werden wegen dieser einen Flasche nicht sofort raus geschmissen,“ meinte er grinsend. Auf dem Tisch waren bereits Gläser hingerichtet. „Wir dachten schon so etwas in der Art,“ meinten Mark und Kevin. „Deshalb hatten wir schon vorgesorgt. - Und dann lasst uns endlich brunchen. Mein Magen verlangt sein Frühstück.“

Während des Frühstücks erzählten Jens und Steffi abwechselnd was seit letzter Nacht alles passiert war. Als Steffi das von der Nordsee erwähnte, was Herr Riesander ihr erzählt hatte, wurden die drei sehr nachdenklich.
An die Folgen hatte damals niemand gedacht.

Die Sache mit den Ringen wurde anschließend noch eingehend diskutiert. „Ich kann mich noch dunkel an Bücher erinnern,“ begann Kevin, „worin schon einmal von uralten Drachenringen die Rede war. Aber dort hieß es, sie wären seit Tausenden von Jahren verschollen, und niemand wusste, wo man mit der Suche beginnen könnte.“
Steffi drehte gedankenverloren ihren Ring. Dafür, dass er mehrere tausend Jahre alt sein sollte, sah er fast wie neu aus. Dann fiel ihr noch etwas ein. „Wurde in den Büchern auch eine Inschrift erwähnt? Eine Art Schrift der Drachen oder so was?“
Gespannt lauschte auch Jens. Als Historiker war Kevin nicht zu übertreffen. „Tatsächlich wurde dort auch eine Inschrift erwähnt. Doch wer diese Zeichen heute ansehen würde, würde nichts als ein paar hübsche Linien sehen... es sei denn,“ und hier machte er eine erwartungsvolle Kunstpause. „Es sei denn, er wäre ein Drache.“
Jens war neugierig und wollte alles wissen. „Stand in dem Buch nicht der Wortlaut drin? Oder wofür die Ringe bestimmt waren?“ Kevin überlegte kurz. „Nein, soviel ich weiß, stand nichts über den Wortlaut und auch nichts über die Bedeutung der Ringe. Wie gesagt, man hält sie für unauffindbar. Und wen interessiert schon eine Schrift, die niemand mehr lesen kann, oder die noch kein Historiker aufgrund der fehlenden Ringe je gesehen hat? So war die Denkweise der Autoren des Buches.“
„Wie wollen wir uns künftig Herrn Riesander gegenüber verhalten? Wäre es gut oder von Vorteil, ihn komplett einzuweihen? Dass Steffi und ich die Inschrift lesen konnten, hat er notgedrungen mitbekommen. Daran kann er sich ausrechnen, dass wir Drachen sind. Aber wirklich und in vollem Maße realisiert scheint er es noch nicht zu haben. Ich denke, wenn er so ein Geheimnis wie diese Ringe hüten kann, dann müsste er verschwiegen genug sein. Was meint ihr?“ Jens sah fragend in die Runde.
Steffi meldete sich als erste. „Ich meine, dass wir es leichter hätten unerkannt zu bleiben, wenn wir ihn ganz auf unserer Seite hätten. Mein plötzliches Verschwinden an der Nordsee hat sicherlich unangenehme Fragen für die Klinik aufgeworfen. Ich vertraue ihm. Er hätte beim ersten Verdacht schon seinen Freund bei der Polizei dort oben anrufen können.“

Jeder der Freunde konnte sein für und wider anbringen und gemeinsam wurden dann die Fakten ausgelotet. Sie kamen überein, dass man erst etwas sagen würde, wenn es nicht mehr anders ginge. Wozu jemanden unnötig in Gefahr bringen, wenn es sich auch vermeiden ließe.

Während alle noch miteinander diskutierten, war Christofer wieder ans Fenster zu seinen in Reih' und Glied stehenden Autos gesessen.
Nach einer Weile stupste er Anka. „Anka... Anka? Ich glaube da draußen stimmt was nicht.“ Anka war sofort für Christofer da und schaute ihn fragend an. „Was meinst Du damit?“ „Seit heute morgen sind regelmäßig die Räumfahrzeuge gefahren. Aber seit einiger Zeit kommt gar nichts mehr vorbei, kein Auto und kein Schneeräumer.“ „Das verstehe ich nicht. Wie willst Du in dem Schneegestöber überhaupt noch etwas sehen können, Christofer? Meinst Du nicht viel mehr Deine Autos und die Straße hier?“ Christofer war fest überzeugt. „Nein, ich habe die gelben Warnblinker gesehen und gespürt, wenn sie vorbei gekommen sind...“
Peter war dazugekommen und verstand Christofer aber genauso wenig was er damit sagen wollte, und die Bilder, die er übermittelte waren so wirr, dass sie nicht zu deuten waren. Innerhalb weniger Stunden war soviel Schnee gefallen, dass die Räumfahrzeuge nicht mehr schnell genug frei räumen konnten, und die Flocken fielen so dicht, dass man keine dreißig Meter weit sehen konnte. Es schien gar nicht mehr aufhören zu wollen.
Stattdessen sah Peter draußen den inzwischen fast ein Meter hohen Schnee und das dichte Gestöber.
Ein breites Grinsen ging über sein Gesicht. „Ich hab eine grandiose Idee, Leute. Wer hat außer mir noch Lust auf eine Schneeballschlacht?“ Die Gruppe sah ihn an als wäre er jetzt völlig verrückt geworden.
Nur Christofer war sofort Feuer und Flamme für seinen Vorschlag. „Au ja, Peter. Darf ich mit? Biiiiitteeee!“ bettelte er sogleich. Jens dämmerte was Peter vorgeschlagen hatte. „Hm...key, ich bin dabei!“ sagte er ebenfalls mit einem breiten Grinsen.
Anka fragte vorsichtig: „Nehmt ihr mich auch so wie ich bin? Oder gibt’s dann nur die großen Drachenschneebälle?“ meinte sie lachend.

„Christofer, möchtest Du uns einen Weg über die Terrasse bahnen? - Oder kannst Du womöglich gar kein Feuer speien?“ Der Junge brauchte einen Moment bis er verstand, dass sie gar keine Schneeschaufel dazu brauchten. „Klar kann ich Feuer speien, und wie!“ versicherte der kleine Mann begeistert. „Aber aufpassen, dass Du außer dem Schnee nichts anderes erwischst,“ ermahnte Jens.
Steffi stand etwas traurig da. Zu gerne hätte sie den Spaß als Drache mitgemacht. Aber sie hatte versprochen sich nicht zu verwandeln... nur im absoluten Notfall!
„Steffi, nicht traurig sein,“ legte Anka ihren Arm tröstend um ihre Freundin. „Wir helfen unseren Männern. Entweder mit ihnen oder gegen sie. Das kommt darauf an, ob sie sich zu benehmen wissen.“ „Und wir sind dann die dritte Gruppe,“ meldeten sich Kevin und Mark. „Genau. Oder aber jeder gegen jeden.“

Während sich die Gruppen allmählich fanden, war Christofer als Ourin schon fleißig hin und her geflogen und hatte den Schnee auf der Terrasse mit seinem Feueratem geschmolzen. „Warum hat mir noch nie jemand gesagt, dass Schnee räumen so viel Spaß machen kann?“ Ourin war ganz ausgelassen. „Weil Deine Talente im verborgenen liegen,“ zwinkerte Peter ihm belustigt zu. Dafür kassierte er den ersten Schnee von Ourin, und sogleich war eine bunte Schneeballschlacht im Gange.
Argus und Silberflügel bemühten sich, nicht zu große Schneebälle zu machen. Eagle und Phönix nahmen ihre Schwingen und warfen den Schnee mal in die eine und mal in die andere Richtung. Und die beiden Frauen mussten hinter einer rasch gefertigten Schneemauer immer öfter in Deckung gehen.
Christofer flog mal zu den einen und mal zu den anderen. Gerade da, wo er mit seinem Feuer die meisten Bälle schmelzen konnte.
Schon nach ein paar Minuten waren die beiden Frauen völlig nass von den Wassersalven, die Ourin durch seinen Feueratem fabriziert hatte, und ordentlich durch gefroren dazu. Deshalb verabschiedete sich Steffi recht bald. Sie wollte sich möglichst rasch frische Sachen anziehen und ihre Koffer gepackt haben für den anstehenden Umzug zu Jens. Die Herren hatten ihr versprochen zu helfen, wenn sie fertig gepackt hatte.

Nachdem Steffi nach geraumer Zeit immer noch nichts von sich hören ließ, machte sich Jens besorgt auf den Weg zu ihrem Zimmer. Er klopfte, aber niemand machte auf. Vorsorglich hatte er noch immer den Zweitschlüssel in seiner Tasche und schloss etwas beunruhigt die Türe auf. Steffi saß in frischen Kleidern leichenblass, stocksteif gefroren und mit blau angelaufenen Lippen, mitten im Zimmer auf dem Stuhl, eingehüllt in eine Decke und fror am ganzen Körper. Sofort war Jens bei ihr und hielt sie fest in seinen Armen. Dabei rieb er ihr über den Rücken und die Arme bis ihr wieder etwas wärmer war und das blau von den Lippen langsam verschwand. Er gab sofort Kevin Bescheid und bat ihn zu kommen, damit er sich Steffi genauer ansehen konnte. 'Und wie geht es Anka?' fragte Steffi zögerlich. Das Denken fiel ihr schwer, reden konnte sie gar nicht. Sofort setzte sich Jens auch mit Peter in Verbindung.

Auch Anka befand sich in diesem Kälteschockzustand. 'Wir haben sie gerade unter die heiße Dusche gestellt, aber ihr wird einfach nicht warm,' meinte Peter ganz verzweifelt.
'Drachenwärme,' brachte Steffi gequält hervor. Nie hätte sie gedacht, dass man so sehr frieren konnte. Jens erklärte Peter, wie er Steffi wieder zu etwas Wärme und Farbe verholfen hatte. Und zu zweit rieben Peter und Christofer Anka solange warm bis sie wieder etwas trinken konnte.

Kevin untersuchte Steffi eingehend und stellte dann etwas beruhigt fest „wenigstens ist es nicht ansteckend. Wir nehmen hier am Besten alles gleich mit zu Dir, Jens. Viel Wärme, heißes zu Trinken und dann Ruhen wird das Beste sein.“
Mark kam ihnen entgegen als sie gerade das Zimmer von Steffi verlassen hatten.

Gemeinsam liefen sie über die Korridore und Treppen, und stützten dabei Steffi, die bei jeder Erschütterung einen Schwindel bekam. Einmal mussten sie sogar stehen bleiben, weil ihnen eine Familie ganz aufgelöst entgegen kam. „... ist unmöglich ... hier wegzukommen ... zu viel Schnee ... auf den Autobahnen … und die Arbeit und die Schule morgen … wo übernachten ...“
Die vier sahen sich viel sagend an. Steffi bedauerte: „Und ausgerechnet heute muss ich ausfallen.“ Jens war bei dem Gedanken entsetzt. „Steffi! Du musst jetzt zuerst an Dich denken, damit Du wieder gesund wirst.“
Das letzte Stück bis zum Zimmer gingen sie ohne Kevin, der unterwegs abgebogen war um sich sofort auch Anka anzusehen.

Bei Jens im Zimmer blinkte der Anrufbeantworter. „Drei Anrufe in Abwesenheit,“ meinte er, nachdem sie Steffi in warme Decken gehüllt und in einen Sessel gesetzt hatten. Dann hörte Jens ihn ab: dreimal Herr Riesander, ihr Chef.
Jens nahm das Telefon und versuchte sein Glück. Eigentlich hätte sein Chef um diese Zeit gar nicht mehr im Haus sein dürfen.
Sonntags und auch Feiertags schaute er sonst immer nur ganz kurz in der Klinik vorbei und ging dann wieder zu seiner Familie.
Wider erwarten war Herr Riesander doch noch da. „Wir brauchen jede helfende Hand. Hier bricht das Chaos aus, weil die Gäste ebenso eingeschneit wurden wie wir. Unser Hausmeister wollte Schnee räumen und fehlt seit Stunden. Keiner weiß wo er ist. Und heute morgen sind vereinzelte Autos losgefahren, aber vermutlich irgendwo im Schnee stecken geblieben. Wir bräuchten fast ein Wunder, damit niemand zu Schaden kommt,“ gab er durchs Telefon zu.

Steffi und Mark sahen Jens an, dass er am liebsten sofort überall gleichzeitig helfen wollte. 'Aber konnte er es verantworten ihr aller Geheimnis zu verraten?' Mark umarmte sie mit den Worten: „Kopf hoch, Kleines. Und werde ganz schnell wieder gesund.“ Und Jens kam zu Steffi und gab ihr noch einen zärtlichen Kuss. „Ihr werdet die richtige Entscheidung treffen,“ pflichtete Steffi Jens bei und zu Mark, „ich hoffe es.“
„Und Du versprichst mir, dass Du Dich ausruhen wirst, ja?“ wollte Jens noch besorgt bestätigt wissen. Steffi wusste, dass sie ruhen musste, da halfen keine Ausreden. „Ich leg' mich etwas hin, ich versprech's Dir. Und ihr gebt Bescheid, wenn ihr Hilfe braucht. - Und gib auf Dich acht, Liebster.“
Jens bestätigte ihre Bitte mit einem weiteren zärtlichen intensiveren Kuss. Dann verabschiedeten sie sich und Steffi legte sich eine Weile hin und schlief fast sofort ein.

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« Letzte Änderung: 10.April.2013, 01:09:20 von Auruliyuth » Gespeichert

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« Antworten #18 am: 07.April.2013, 17:51:47 »

Auf der Suche

Es begann bereits zu dämmern als Steffi wieder wach wurde. Ein Blick auf die Uhr, es war gerade mal kurz vor 16 Uhr. Sie hatte mehr als vier Stunden geschlafen und fühlte sich gut wie schon lange nicht mehr.
Einen Moment überlegte sie, was sie tun könnte. Ein zweiter Schlüssel für das Zimmer lag auf dem Tisch und eine Notiz daneben.
'Da ich Dich doch nicht davon abhalten könnte zu helfen, frage bitte Herrn Riesander was noch zu tun ist. Alles Liebe, Jens.'

Steffi suchte das Verzeichnis und fand auch gleich die richtige Nummer. Herr Riesander war sichtlich erleichtert sie zu hören und bat sie sofort zu sich in den Konferenzraum. Steffi versprach sofort zu kommen. Die Stimme hatte irgendwie nervös und müde geklungen.

Sie beeilte sich und war auch schon nach wenigen Minuten vor dem Konferenzraum, wo der Chef auf sie wartete. „Danke, dass Sie so rasch gekommen sind, Frau Reimor. Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll...“ begann er etwas unbehaglich. „... ich weiß nicht, wie ich sagen soll...“ ein tiefer Atemzug, dann „... Herr Mattens, Ihr Verlobter, meldet sich seit geraumer Zeit nicht mehr. Es tut mir sehr leid, Frau Reimor, dass ich Ihnen nichts besseres sagen kann. - Wir wissen nicht, ob nur die Funkverbindungen zusammen gebrochen sind, oder ob etwas passiert ist...“

Steffi fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Nur langsam kam mit dem Schock auch die Angst um Jens.
Obwohl ihr Gefühl sagte, dass alles in Ordnung sei, machte sie sich doch schreckliche Sorgen. „Wo wollte er hin, oder wo war er zuletzt? Wie hat er sich gemeldet?“
Herr Riesander nahm Steffi mit in den Konferenzraum, der kaum wieder zu erkennen war.

Der Raum war innerhalb weniger Stunden in eine Art Notrufmeldezentrale umgewandelt worden.
Mehrere Fernseher standen in einer Reihe, alle mit unterschiedlichen regionalen und überregionalen Nachrichtensendern.
In einer anderen Reihe saßen helfende Patienten an Notebooks und iPads, prüften Wetterdaten und tauschten sich im Chat untereinander und überregional aus.
Wieder eine weitere Reihe war mit Telefonen ausgestattet, die fast permanent klingelten und abgefragt wurden.

Diejenigen, die sich zu Beginn noch in den Schnee gewagt hatten um anderen zu helfen, mussten sich regelmäßig melden. „Und, es tut mir leid, aber Herr Mattens mit seiner Gruppe ist nun schon seit fast einer Stunde überfällig!
Seine Gruppe konnte allerdings bislang die meisten aus ihrer misslichen Lage befreien und hierher lotsen. Ich würde Ihnen ja gerne sagen, in welche Richtung er aufgebrochen ist, aber ich kann es den Kassen gegenüber nicht verantworten, dass sich Patienten zusätzlich in Gefahr begeben und die Klinik verlassen. Da darf ich auch leider keine Ausnahmen machen.“
Steffi war verzweifelt. Aber sie musste zugeben, dass blindlings los laufen die Situation keinesfalls besser machen würde.

Eine Option hatte sie noch, die sie ausschöpfen konnte. Sie ließ sich von Herrn Riesander einen ruhigen Platz zuweisen, der mit Internet ausgerüstet war. Dann recherchierte sie die Wetterdaten und versuchte anhand von Verkehrsmeldungen zu ergründen, wo die drei sein könnten. Ein Ende des Schneesturms war noch immer nicht abzusehen.
Nun sammelte sie sich und schickte ihre Gedanken aus um Jens, Mark und Kevin zu suchen. Normalerweise empfing sie immer nur deren Gedanken. Aber so schwer konnte das ja nicht sein, selber jemandem auf telepathischem Weg eine Nachricht zukommen zu lassen.

Zuerst empfand sie nur eine absolute gespenstische Leere da, wo sie sonst Jens und die beiden anderen vermutete.
Dann spürte Steffi innerhalb der Klinik die Präsenz von Peter, Christofer und... Anka? Ohne diese zu beunruhigen wanderten ihre Sinne weiter, entlang des Schutzwalls, den Jens als Vorsorge für die Rauhnächte errichtet hatte, nachdem außer Anka auch noch Peter und später Christofer mit besonderen Fähigkeiten dazu gekommen waren.
An einer Stelle spürte sie, dass der Wall schon mehrmals durchbrochen worden war. Steffi verstärkte intuitiv ihre energetischen Drachenschilde, bevor sie sich vorsichtig nach draußen tastete, auf der Suche nach Jens und den anderen.
Steffi brauchte Gewissheit und Jens vielleicht Hilfe.

Zunächst tastete sie sich auf dieser energetischen Ebene orientierungslos in verschiedene Richtungen vor, bis sie erleichtert spürte, dass sie Jens bzw. Argus näher kam. Argus? Jens? Für einen Moment fragte sich Steffi, warum sie Jens und Argus als zwei Wesen fühlte. Aber gleichzeitig spürte sie auch in sich sowohl Steffi wie Albino gleich deutlich.
Jedoch verschwendete sie keinen weiteren Gedanken daran. Sie freute sich, ihre Freunde gefunden zu haben, und wollte sich nur so schnell wie möglich davon überzeugen, dass es ihnen, und vor allem Jens, gut ging.

In Windeseile war sie dort, wo sie Jens/Argus zuletzt gespürt hatte.
Plötzlich prallte Steffi unvermutet und hart an einem unsichtbaren Schild ab, den auch sie in ihrer derzeitigen Form nicht durchdringen konnte. Sie versuchte an der Seite daran vorbei zu kommen. Jedoch wurde sie unbewusst und auf weniger sanfte Art von Mark abgewehrt, bevor sie überhaupt, unvorsichtig wie sie war, zu Jens/Argus vordringen konnte.

'Autsch! Stopp! … Nicht! … Ich bin Steffi! Ich meine … Ich bin … Albino!' Steffi spürte sich plötzlich deutlicher als Albino und hatte schützend ihre Flügel vor sich gehalten, jedoch trotzdem schmerzhaft zu spüren bekommen, dass man sich besser nicht ohne Ankündigung den dreien nähern sollte.

„Entschuldige, mit Dir haben wir jetzt gar nicht gerechnet,...Steffi... Albino...?“ gab Mark zerknirscht von sich. „Wieso bist Du in diesen Tagen auch Astral, und dazu noch nicht einmal komplett als Drache, unterwegs?! Weißt Du nicht, wie gefährlich das gerade jetzt ist?!“ Aus seiner Stimme klang echte Besorgnis.

Jens hatte Kevin assistiert und war so vertieft in die Arbeit, dass er erst jetzt mitbekam, wer sie da überrascht hatte. Anstatt sich richtig darüber zu freuen war er jedoch ebenfalls zu Tode erschrocken und leichenblass geworden.
„Albino... Steffi …  Liebste... Du dürftest so eigentlich gar nicht hier sein! … und am allerwenigsten als Drache!“

Auch Kevin hatte seine heilende Tätigkeit an den bewusstlosen, in den Autos eingeklemmten Menschen unterbrochen und war dazu gekommen. „Was Du gemacht hast, Steffi, das war sehr leichtsinnig! Unsere Abwesenheit rechtfertigt keine Astralreise, weder als Mensch und schon gar nicht als unfertiger Drache! Wie bist Du nur auf diese Idee gekommen? Wie viele Astralreisen hast Du je unternommen?“

Kevins Standpauke empfand Steffi sehr ernüchternd, aber auch ziemlich ungerecht. Sie bemerkte inzwischen selber, dass sie vom Aussehen her Albino sein müsste, aber die stärkere Präsenz fühlte sie inzwischen selber von der menschlichen Seite.

Jens wirkte einen Moment etwas abwesend.
Steffi war enttäuscht und traurig. Sie verstand die Reaktionen nicht. Warum freuten sie sich nicht? Warum schimpften alle nur?
Sie hätte sich wirklich gewünscht, dass sie sich etwas mehr freuen würden sie zu sehen; dass wenigstens Jens Verständnis dafür gehabt hätte.
Schließlich hatte sie all ihren Mut zusammen genommen um hier zu sein.

Steffi wagte den Versuch einer Erklärung. „Ich hatte mir große Sorgen gemacht als Herr Riesander sagte, dass kein Kontakt mehr zu euch bestehen würde. Ich wollte doch nur helfen. Und da wir uns schon öfter telepathisch ausgetauscht haben, dachte ich, dass ich das auch über eine größere Entfernung selber hin bekommen würde.
Und jetzt bin ich hier und ihr sagt mir plötzlich wie gefährlich das ist. Das versteh ich nicht... ich wollte doch gar nicht Astral reisen... eigentlich wollte ich euch nur mit meinen Gedanken suchen... ich versteh mich im Moment ja selber nicht...“

Jens war auf die astrale Projektion von Albino zugegangen und erklärte ihr: „Auch das ist etwas, was wir versäumt haben zu üben, Liebes. Das ist meine Schuld!
Es hätte gereicht, wenn Du Deine Gedanken voraus geschickt hättest.
Aber durch Deine Dringlichkeit in Deinen Gedanken – und vermutlich verstärkt durch die Rauhnächte – hast Du das auch auf Deinen Körper projiziert, und Du hast Dich damit komplett von deinem Körper gelöst.
Und vermutlich auch eine Auswirkung der Rauhnächte wird sein, dass Du Dich gleichzeitig als Mensch und als Drache spürst. Wie gesagt, nur eine Vermutung.
Ich kenne niemanden, der es bisher versucht hat...“ - '… oder der das überlebt hat' fügte er für sich in Gedanken hinzu.

Steffi, in der Gestalt von Albino, begann plötzlich zu verstehen, warum alle so entsetzt reagiert hatten.
Kevin meinte versöhnlich: „Ich hatte keine Ahnung, dass dies Deine erste Astralreise ist, Steffi. Der Zeitpunkt war nicht besonders gut gewählt,“ versuchte er einen Scherz zu machen, wurde jedoch gleich wieder ernst. „Hoffen wir, dass es nicht Deine letzte Reise war. - Jens? … Wir werden Dich überwachen, wenn Du Steffi zurück bringst. Hast Du jemanden in der Klinik verständigen können?“
Jens nickte. „Ich habe zum Glück Peter sofort erreichen können. Er versucht ein paar Kräuter aufzutreiben, die ich ihm genannt habe. - Aber er weiß noch nicht, wo sich Dein Körper befindet, Steffi.
Er wird Deinen Körper bewachen so gut er kann, bis Du zurück bist.“

Steffi sagte, wo sie sich in der Klinik aufhielt und machte sich ihre eigenen Gedanken. Sie dachte, sie hätte vorhin schon alles verstanden, was das Gefährliche an ihrer momentanen Situation sei – Ihr Flügel tat ihr jetzt noch etwas weh, aber sie ertrug dies tapfer.

Doch jetzt begriff sie erst, „heißt das, solange ich von meinem Körper gelöst bin, könnte jeder in ihn hinein schlüpfen?“
Jens nickte besorgt und ergänzte: „Und wenn Dein Körper schon 'besetzt' wäre, kommst Du nicht mehr zurück.
Du wärst noch eine Weile in dieser Ebene gefangen, bis Du zu schwach wärst um noch irgendetwas zu tun!
Und in den Rauhnächten hat es besonders viele dieser Wesen, die sich nur zu gerne eines starken unbewachten Körpers bemächtigen wollen.
Kannst Du jetzt verstehen, warum ich so entsetzt war, als wir Dich gesehen haben?“

Steffi nickte mit ihrem großen Drachenkopf als Albino. „Können wir bitte gleich zurück? Wenn ich so tollpatschig bin und nicht den Unterschied zwischen Astralreisen und Telepathie erkenne, wer weiß, was ich noch alles los getreten habe...“

Zerknirscht und fast wie ein Häufchen Elend saß Albino ganz klein und mit hängenden Flügeln da.
Kevin sah jetzt erst die verbrannte Stelle auf dem Flügel, wo sie von Mark getroffen wurde, und heilte sie sogleich.
Dann flüsterte Kevin Jens noch etwas leise zu. Er wollte Steffi nicht noch mehr beunruhigen, fand es aber wichtig genug, dass sich Jens unterwegs darüber Gedanken machte.
„In ein paar Stunden sehen wir uns bestimmt wieder,“ verabschiedete er sich von Steffi.

Jens machte es sich so bequem wie möglich und bereitete sich auf das Astrale Reisen mit Steffi vor.
Er fühlte sich bei seinen Freunden in sicheren Händen.
Jetzt wollte er sicher gehen, dass auch seine Lebensgefährtin wohlbehalten in ihren Körper zurück finden würde.
Dann gab Jens ihr ein Zeichen und sie machten sich gemeinsam auf den Rückweg von Albino.

Beide flogen in Windeseile dahin, Steffi in ihrer gewählten Drachengestalt und Jens in seiner menschlichen Gestalt.
Er konnte sich noch immer nicht erklären, wie Steffi es geschafft hatte, sich für ein Astrales Reisen zu verwandeln.
Aber dadurch, dass sie nicht sie selbst war, war sie auch nicht wirklich Albino. Im Moment war sie irgendetwas von beiden.

Steffi führte sie beide denselben Weg zurück, den sie gekommen war. So konnte sie Jens auch die Stelle im Schutzschild zeigen, die schon mehrfach gelitten hatte. Jens verwob die losen Enden des Energienetzes wieder miteinander und das Loch war nicht mehr erkennbar.
Dann zeigte er Steffi, wie man seine eigenen Schutzbarrieren überwindet ohne sie zu beschädigen.

Im Inneren der Schutzglocke fühlte sich Steffi gleich viel wohler, und Jens bekam ungefragt mit, wie es Steffi mühelos gelungen war die Gestalt von Albino anzunehmen.
Steffi bemerkte es selbst nicht einmal, dass sie sich erneut verwandelte und sie wieder menschlich war.
Jens fragte überrascht: „Wie hast Du das gemacht?“
Steffi sah an sich hinunter und zuckte ratlos mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Ich glaube, ich fand es einfach praktischer.“
„Jetzt lass uns aber schnell Deinen Körper finden. Ich könnte es nicht ertragen, Dich auf diese Weise zu verlieren, Liebste.“
Steffi gab ihrem Liebsten einen zärtlichen Kuss. Nicht nur, weil ihr gerade danach war; sie wollte auch wissen, wie sich das auf der astralen Ebene anfühlte. Jens umarmte sie und küsste sie ebenso liebevoll.
„Aber jetzt sollten wir Peter und die anderen nicht länger warten lassen. Wenn Du Dich noch fit genug fühlst, kannst Du hinterher die Verbindung zu mir noch aufrecht erhalten, schon allein zu Übungszwecken.“

Sie waren bei Peter und bei Steffis Körper angekommen. 'Es fühlt sich seltsam an, wenn man sich selber da sitzen sieht. Ich fühle mich jetzt irgendwie zerrissen.'
Steffi hatte auch ein mulmiges Gefühl.
Es war ihr erstes Mal und eigentlich eher aus versehen. Wie sollte sie wieder zurück kommen? Daran hatte sie noch gar nicht gedacht.

Ein Glück, dass Jens ihr dabei helfen konnte. 'Du setzt Dich jetzt einfach mit auf den Stuhl. Du wirst spüren, wenn es sich wieder richtig anfühlt. Ich gebe Peter Bescheid, falls er uns noch nicht bemerkt hat. Der Weihrauch, den er gefunden hat, riecht stärker als ich in Erinnerung habe.'
Jens war ganz zuversichtlich und das brauchte Steffi. Auf Jens vertrauend setzte sie sich hin und verschmolz fast sofort wieder mit ihrem richtigen Körper.
Ein tiefer, hungriger Atemzug, und sie war wieder sie selbst.

Aber die Verbindung zu Jens hatte sie bedauerlicherweise dabei verloren. Dort wo er gerade noch bei ihr war, fand sie nur eine tiefe Leere.
Steffi öffnete die Augen und sah Peter dankbar lächelnd an. „Danke, Peter,“ bekam sie etwas heißer heraus. „Ist Jens noch hier? Ich habe ihn leider verloren als ich wieder aufgewacht bin.“
„Ja, Jens wartet noch einen Moment bis Du wieder bei Dir bist und ihn spüren kannst, soll ich Dir sagen... Du warst wirklich Astral unterwegs?! Wow! Das möchte ich auch irgendwann lernen.“

Steffi nickte nur. Der Weihrauch machte ihren Hals ganz trocken. Jemand hatte an einen Wasserspender gedacht und im Gang aufgestellt. Mit noch weichen Knien holte sich Steffi einen Becher zu trinken.
Jetzt fiel ihr auch die Verbindung zu Jens wieder leichter.

Jens flog rasch zurück, damit die drei ihre angefangene Arbeit beenden konnten.
Es würde später genug Fragen aufwerfen, wieso es an der Autobahn und Bundesstraße entlang so viele Iglus bzw. Eisbehausungen gab, und wie die Leute darin an brennbares Holz, sowie an warme Decken, gekommen waren.

Die Decken, in die sich viele gewickelt hatten, würden sicher auch irgendwann irgendwo vermisst werden. Aber das war unseren Helden jedoch einerlei. Wichtiger war ihnen, dass sie hatten Leben retten können in dem noch immer andauernden Schneegestöber.

Steffi war gleich, nachdem Jens weg war, zu Herrn Riesander gegangen und hatte berichtet, dass es den dreien gut gehe, und sie hofften, dass sie bald zurück wären.
Der Funkmast war unter der Schneelast zusammen gebrochen. 

„Woher wissen Sie das? - Nein, ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Das ist im Moment besser so. Wichtig ist mir jetzt nur, dass sie gesund wieder kommen.“

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« Letzte Änderung: 10.April.2013, 01:07:48 von Auruliyuth » Gespeichert

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« Antworten #19 am: 07.April.2013, 17:53:58 »

Unerwartete Hilfe

Der Klinikchef hatte die richtige Entscheidung getroffen. Allerdings war mit der freiwilligen Aufnahme so vieler gestrandeter Personen seine Klinik mehr als ausgelastet... Er wusste gar nicht, wo er alle unterbringen sollte, von der Verpflegung ganz zu schweigen... aber er hätte es nicht übers Herz gebracht auch nur einem Einzigen sagen zu müssen, dass er nicht hier sein durfte...
Und sein Personal war auch noch größtenteils zu Hause bei Lebenspartner und Kindern. 'Ein Glück, dass Jens Mattens wenigstens den halb erfrorenen Hausmeister gefunden und ebenfalls hergebracht hatte,' dachte Herr Riesander. Gemeinsam hatten sie einen halbwegs vernünftigen Notfallplan erstellen können. Nur dass die Lebensmittel so knapp waren, war ihm irgendwie unangenehm.

Anka und Christofer hatten sich in der Küche nützlich gemacht. Für jeden der helfen wollte, konnte eine Aufgabe gefunden werden. Aber man war denen auch nicht böse, die lieber für sich sein wollten.
Zur Abendessenszeit wurden Tabletts mit belegten Brötchen fertig gemacht, die die Helfer herum reichten.
Herr Riesander ließ auch dafür sorgen, dass seine Patienten genügend Ruhepausen machten, und dass ihm niemand vor Erschöpfung zusammen brach. Er selber zog sich nach der Abendessenszeit zurück und überließ seinem Personal das Feld.

Steffi und Peter wechselten sich ab in der Kommunikation zu Jens und bekamen dadurch immer mehr Übung darin. Steffi musste nun nicht mehr umständlich erst nach Jens suchen, sie fand ihn, wenn sie nur daran dachte, ihm etwas mitteilen zu wollen.
Als sich Jens dann meldete und darauf bestand, dass sie beide zuhören sollten, waren zufällig auch Anka und Christofer bei ihnen. Anka bekam durch Peter mit, was Jens mitteilen wollte, und Christofer klinkte sich kurzerhand bei Anka ein.

'Wir wollen und können die Menschen hier nicht über Nacht alleine und ihrem Schicksal überlassen,' begann Jens vorsichtig und Steffi holte überrascht Luft. 'Steffi, es tut mir so leid, als ich Dir zu früh Hoffnungen gemacht habe, dass wir bald zurück wären. - Wir organisieren jetzt noch etwas warmes zu Essen und improvisieren dabei, hoffentlich unbemerkt. Dann werden wir uns wie der Rest hier ausruhen und ausharren.
Es sind inzwischen zu viele, die uns drei gesehen haben. Wenn wir jetzt unerklärlich verschwinden, kommen später unangenehme Fragen auf uns zu. Deshalb ist es besser, wenn wir hier bleiben und ebenfalls warten bis wir gerettet werden.
Wir geben an, was ursprünglich von uns gedacht wurde: dass wir vermisst werden, unser Funk ausgefallen ist, und wir dann ebenfalls eingeschneit wurden. - Ich hoffe, ihr kommt soweit klar in der Klinik.'

Steffi schluckte schwer, aber sie wollte zeigen, dass sie tapfer war. Stattdessen bekam sie nur ein 'Du fehlst mir!' heraus. Jeder wünschte den dreien viel Glück, und gab damit Steffi Zeit sich wieder zu fassen.
Steffi überspielte professionell ihre Trauer und berichtete: 'Hier in der Klinik gehen uns langsam die Vorräte aus, einige Gänge stehen voll mit Notbetten und Matratzen, und in unserem Festsaal sind ebenfalls Matratzenlager eingerichtet worden.
Das Personal gibt sein bestes, und Herr Riesander hat sich zurück gezogen. Hast Du noch eine Idee was wir tun können?'
Jens überlegte und sagte dann: 'Geht gemeinsam zum Chef. Redet mit ihm, und sprecht ihm Mut zu. Vielleicht hat er noch Kontakt zu anderen Kliniken...'
In Jens' Gedanken formte sich ein Bild, während er überlegte. Christofer fragte ganz begeistert: 'Darf ich das machen?' Jens hatte noch nicht einmal zu Ende gedacht, da strömten von dem kleinen Drachen bereits wild spekulierende Bilder in die Köpfe der anderen.
Peter bremste den kleinen „großen“ Schneebaumeister aus und erklärte: „Zuerst muss Herr Riesander einverstanden sein. Wenn Du ihn aber so wie uns mit Bildern und Deiner Begeisterung überfällst, wird er nur erschrecken und Angst haben vor Dir. Willst Du das, Christofer?“
Die Begeisterung ließ schlagartig nach und der Junge schüttelte den Kopf. 'Nein, Angst machen wollte er keinem mehr.'

Peter und Anka nahmen den Jungen zwischen sich und signalisierten Steffi, dass sie langsam voraus laufen würden. Das gab Steffi noch etwas Zeit mit Jens allein zu sein.
Zunächst sagte keiner von beiden etwas. Sie verstanden sich auch ohne Worte.
Dann platzte es doch aus Steffi heraus: 'Das ist nicht fair!' 'Es ist niemals fair, Liebste,' erwiderte Jens entschuldigend, 'wenn durch ein eingehaltenes Versprechen Leben gefährdet werden.' Steffi war einsichtig genug, 'ich weiß.  Aber ich finde es dennoch unfair. Dies wäre unsere erste gemeinsame Nacht seit langem wieder gewesen. Ich hatte mir den Klinikaufenthalt viel kürzer vorgestellt. - Ich vermisse Dich, mein Liebster.'
Jens konnte spüren wie sehr Steffi darunter litt, dass er nicht bei ihr war. 'Meine Liebe. Mein Leben. Wenn ich gewusst hätte, wie sehr Du mich brauchst, wäre ich bei Dir geblieben, Steffi.'
Steffi zeigte ihren Edelmut und wie vernünftig sie doch auch sein konnte. 'Wenn Du bei mir geblieben wärst, wären all die vielen Menschen nicht gerettet worden. Ich sollte mich glücklich schätzen, dass wir noch so viele gemeinsame Stunden miteinander verbringen werden. - Ich bin jetzt fast wieder bei Peter und Anka vor dem Zimmer von Herrn Riesander angekommen. Ich freue mich schon darauf, Dich wieder in den Arm nehmen zu können. Ich liebe Dich.'
Jens verabschiedete sich ebenso von Steffi. 'Ich liebe Dich ebenso und kann es kaum mehr erwarten Dich ebenfalls in meine Arme schließen zu dürfen.'
Den Nachhall der Beteuerung ihrer gemeinsamen Liebe bewahrten beide in ihrem Herzen.
 
Steffi klopfte an die Türe des Chefs, der sogleich ein vernehmliches „Herein!“ verlauten ließ. 'Erst heute morgen noch waren Jens und ich gemeinsam zum ersten Mal hier gestanden,' dachte sie flüchtig. „Dürfen wir sie kurz stören, Herr Riesander?“ fragte Steffi zaghaft.
Der Klinikchef schien seit heute morgen um Jahre gealtert zu sein. Die Sorgen waren ihm in tiefen Furchen ins Gesicht geschrieben. Ein Teil davon fiel jedoch wie von Zauberhand von ihm ab als er Steffi erkannte und sie lächelnd begrüßte. „Sie, Frau Reimor, dürfen mich immer stören,“ übertrieb er lächelnd und meinte es jedoch ehrlich.
„Ist Herr Mattens denn mit den beiden Sportstudenten schon zurück? Es ist bereits dunkel. Ich habe ihn noch gar nicht gesehen,“ fragte er interessiert.
Steffi bekam unwillkürlich einen Kloß im Hals und konnte nicht antworten, stattdessen gab Peter bereitwillig Auskunft, die Worte sorgfältig wählend. „Nein, unsere Freunde sind noch nicht wieder zurück, Herr Riesander. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich für Steffi geantwortet habe. Mein Name ist Peter Narender. Und diese beiden sind meine Freundin Anka Müller, sowie Christofer Dree. Der, so hoffen wir, bald unser Sohn sein wird.“
Herr Riesander musterte unauffällig und doch interessiert die drei Personen, die mit Steffi den Raum betreten hatten. Dass Frau Reimor bei so einer Nachricht niedergedrückt war und fast nicht sprechen konnte, konnte der Chef gut nachvollziehen.
Das bestimmte und offene Auftreten von Herrn Narender gefiel ihm, ebenso wie er den quirligen Jungen sofort in sein Herz geschlossen hatte.
Auch die Verbundenheit zwischen ihm und Frau Müller konnte er spüren, stellte jedoch fest, dass sein Therapeut, Herr Mattens, und Steffi Reimor eine sehr viel engere Verbindung miteinander hatten.
Er konnte stolz sein auf seinen Kennerblick, denn er wusste sofort, dass er hier ganz besondere Menschen vor sich hatte.
Auf das Thema zurückkommend fragte er weiter: „Bis wann wollten die drei wieder hier sein? Wir könnten gut noch einen weiteren Arzt hier gebrauchen. Außerdem müssten sie doch bereits ziemlich erschöpft sein?“ Peter erklärte weiter: „Wir hatten sie eigentlich zurück erwartet, jedoch haben sie sich dazu entschlossen, die Nacht bei den „Gestrandeten“ zu verbringen. Sie meinen, dass sie dort mehr ausrichten und helfen können. Außerdem hat es durchgehend geschneit, und ein begehbarer Weg ist keiner mehr erkennbar.“
Herr Riesander verstand. Und er verstand jetzt auch, warum Frau Müller einen Arm um Frau Reimor gelegt hatte. „Wenn ich etwas für Sie tun kann, Frau Reimor, dann sagen Sie es bitte,“ wendete er sich direkt an Steffi.
Steffi sah auf und blinzelte ihre fast unterdrückten Tränen weg. Dann atmete sie tief durch und versuchte zaghaft zu lächeln. „Danke, Herr Riesander. Das weiß ich zu schätzen. Doch eigentlich sind wir hier, weil wir denken, dass wir Ihnen helfen können.“

Jetzt war der Chef etwas überrascht. Er hatte sich noch kurz zuvor mit den aktuellen Lebensmittelbeständen auseinander gesetzt und überschlagen, wie lange diese in seiner inzwischen völlig überfüllten Klinik ausreichen würden.
Das Ergebnis war sehr ernüchternd gewesen. Und jetzt kamen diese jungen Menschen und behaupteten helfen zu können.
„Sie verblüffen mich schon wieder, Frau Reimor. Welche Hilfe können Sie mir und der Klinik anbieten?“ Steffi überlegte kurz wie sie Jens' Plan am einfachsten vorstellen konnte. „Eigentlich ist es Herr Mattens, der die Idee dazu hatte. Doch zuvor sollten wir in etwa wissen, wie gut hier die Nachbarschaftshilfe ist,“ musste Steffi wissen. „Funktionieren die Telefone nach außen noch?“
Auch das bejahte Herr Riesander schon ganz gespannt. Und dann erzählten sie abwechselnd von dem Plan, den Jens angedeutet hatte.

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Niveau ... ist keine Handcreme Wink

Für Jene, die an Drachen glauben, ist keine Erklärung nötig
Für Jene, die nicht an Drachen glauben, ist keine Erklärung möglich


 
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